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Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Di 29. Dez 2015, 01:38
von Wolfgang_L
Hallo Leute,
ich hatte seit eh und jeh so meine Probleme Rechtwinkelig und gerade zu sägen, die Ergebnisse waren schlichtweg katastrophal.
Seit Weihnachten habe ich nun eine Dozuki und damit gelingt es schon um Welten besser. Da aber meine vorherigen Ergebnisse wohl keine Referenz sind, wollte ich mal eure Meinung hören: sind das brauchbare Ergebnisse, oder muss ich da noch weiterhin viel üben?
Als Beispiel einer meiner letzten "Erfolge", ein Kantholz, ca. 60x40mm, zweiseitig angerissen und mit der Dozuki abgesägt, Winkel angelegt und mit der Fühlerlehre geprüft: Winkelabweichung auf 40mm ca. 0,25mm.
Die Frage mag euch wahrscheinlich etwas seltsam vorkommen, aber ich habe echt keine Ahnung, ob ich nun auf einem guten Weg bin, oder ob die Ergebnisse immer noch schlecht sind und mir nur gut vorkommen, weil sie vorher noch viel schlechter waren.
Lg Wolfgang
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Di 29. Dez 2015, 08:52
von Pedder
Hallo Wolfgang,
der Schnitt muss ja am Werkstück passen und da wird man zwei Zehntel schon sehen.
Aber viele verwenden für diese letzten zehntel auch verschiedene Hobel.
Wenn jeder auf 0,05 mm genau sägen könnte, bräuchte es keine Bestoßhobel.
Liebe Grüße
Pedder
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Di 29. Dez 2015, 10:26
von Christof
Hallo Wolfgang!
Ich meine, 2 zehntel Milimeter Abweichung sind überhaupt gar nicht schlecht, wenn es freihändig ist. Und wenn exakte Genauigkeit gefragt ist, dann ist ein Stecheisen oder Hobel das abschließende richtige Instrument.
Obwohl ich da vermutlich sehr penibel bin, versuche ich nicht mehr ganz exakt am Riss zu bleiben. Ich reisse mir das Werkstück - wenn's denn sehr genau werden soll - rundherum an und säge dann vom Riss ein eher ein wenig weg, sodass ich sicher vermeide, dass ich irgendwo über die Messermarke komme. Halt mit dem Ziel möglichst nah am Riss zu bleiben, sodass die Hobel- oder Stecheisenarbeit dann möglichst gering über bleibt. Die Messermarken bieten dann die sichtbaren Grenzen fürs Hobeln.
Gruß, Christof
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Di 29. Dez 2015, 17:16
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #143186]
Hallo Wolfgang,
eine Abweichung von 0,25mm an einem Kantholz 60 x 40 ist zweifellos sehr ordentlich. Wenn ich es genauer brauch gehe ich nach dem Sägen über die Stoßlade .
Du darfst nicht den Fehler machen, Dich an den "Allgemeintoleranzen" für Metallteile zu orientieren. Holz ist viel elastischer als Metall und verträgt darum gröbere Toleranzen.
Sei zufrieden! (was Dich ja nicht daran hindern muss, weitere Verbesserung anzustreben). Ich denke, vor allem ist nicht noch höhere Genauigkeit wichtig, somdern Prozessicherheit, also, dss Du dich auf die Genauigkeit verlassen kannst und nicht Werkstücke durch Ausreisser verdirbst. Also: Anreißen (wie, womit), Ansetzen der Säge, Beleuchtung in der Werkstatt- was es da alles so gibt.
Friedrich
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Di 29. Dez 2015, 21:54
von Reinhold
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In Antwort auf #143186]
hallo Wolfgang,
eine Abweichung in dieser Grössenordnung ist meist unkritisch. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, dann muss man mit Stechbeitel oder Hobel nacharbeiten. Holz arbeitet bekanntlich und über Nacht können grössere Abweichungen entstehen.
Ein Tip für's Sägen.
Zuerst das Holz rund herum mit dem Messer anreissen, der Riss kann ruhig tief sein. Dann einen spitzen Bleistift durch den Riss ziehen, man erhält zwei Bleistiftstriche, je einen links bzw. rechts des Risses. Das hilft beim genauen Sägen.
Den Bleistiftstrich auf der wegfallenden Seite des Werkstückes wegsägen, nur so tief, wie die Sägezähne lang sind, also ca 3 mm. Dann das Werkstück drehen und auf der hinteren Seite genauso 3 mm ansägen, und so weiter ringsherum.
Auf diese Weise erhält man eine saubere Führungsnut für die Säge und der Sägeschnitt verläuft nicht.
Bei ganz kritischen Stücken kann man vor dem Sägen mit einem scharfen Messer (Skalpell) eine kleine Kerbe einschneiden, in der das Sägeblatt läuft, aber das sollte wirklich nur in Ausnahmefällen nötig sein.
Mit dieser Methode schafft man es tatsächlichl (freilich mit etwas Übung) , einen Riss zu halbieren.
viel Erfolg!
reinhold
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Mi 30. Dez 2015, 22:08
von Michael Meyer
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In Antwort auf #143186]
Hallo Wolfgang,
ich säge solche Hölzer (und auch noch viel größere, z.B. 120 x 150) mit meiner Gehrungssäge (meine von Nobex, die Ulmia ist auch super - beide ohne Motor). Mit der Führung der Gehrungssäge haben Schreiner seit mehr als hundert Jahren Winkelfehler vermieden. Die Gehrungssäge (handgeführt) ist natürlich auch eine "Maschine", die die Säge führt, genau so wie ein Hobel das Schneideisen (Stechbeitel) führt. Ich mache es so: Abschnitte freihändig, wenn es genau sein muss, mit der Gehrungssäge - nachhobeln auf Stirnholz brauche ich da nciht.
LG
Michael
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Do 31. Dez 2015, 11:29
von Wolf.Melloh
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In Antwort auf #143186]
Hallo Wolfgang,
das Ergebnis ist doch gut.
ein Kantholz, ca. 60x40mm, zweiseitig angerissen Winkelabweichung auf 40mm ca. 0,25mm
Wenn Du es noch besser machen möchtest oder diese Genauigkeit der Regelfall und nicht eine Ausnahme werden soll:
Nicht an 2 sondern
an 3 Seiten anreißen.
Anreißen mit einem spitzen Bleistift H2 nur einen feinen dünnen Strich machen - bei H2 ist es ein Riß,
gute Beleuchtung beim Sägen - genauer des Sägeschnittes,
Technik:
Beim Sägen 3x die Säge bewegen und dann kontrollieren auf Deiner Seite und durch "über das Werkstück beugen" auf der Dir abgewandten Seite ,
evtl. bei Bedarf mit leichtem Druck das Sägeblatt wieder auf den "Rechten Weg" bringen.
und auch wenn es sicher unnötig ist es zu erwähnen, immer mal wieder üben.
Übung:
Wenn Deine Arbeit fertig ist und Du Deine Werkstatt verlassen möchtest, einfach noch
einen Schnitt machen. So bekommst Du ohne viel Aufwand und Überwindung (weil Du ja etwas Schönes bauen möchtest und wenig Zeit hast) im Laufe der Wochen reichlich Training und es wird immer besser.
Aber die von Dir angegebene Abweichung ist für ein nur 2seitigen Anriß super.
Weiterhin viel Spaß beim Arbeiten wünscht Dir
Wolf. Melloh
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Fr 1. Jan 2016, 07:45
von Wolfgang_L
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In Antwort auf #143186]
Guten Morgen!
Schön zu hören, dass diese Toleranzen OK sind.
Ich hab mich da etwas verunsichern lassen von all den beeindruckenden Videos und Forenbeiträgen wo gesägte Holzverbindungen ohne Nachstechen auf Anhieb absolut perfekt passen oder wo lange Stücke in perfekt gerade Bretter aufgetrennt werden usw.
Wenn es wirklich genau sein muss verwende ich natürlich auch die Stoßlade, aber auch hier ist es sehr vorteilhaft, wenn der Sägeschnitt schon möglichst genau ist und man so nur mehr wenig Hirnholz hobeln muss um das Eisen zu schonen.
@ Friedrich:
Als Metaller falle ich instinktiv nur zu gerne auf meine gewohnten Toleranzen zurück, da muss ich mich auch erst noch etwas mehr an den Werkstoff Holz gewohnen.
Wie du gesagt hast, das weitere Üben wird sich danach richten, solche Toleranzen möglichst konstant zu erreichen.
@ Michael Meyer:
So eine Ulmia Gehrungssäge ist sicher ein feines Hilfsmittel, aber auch etwas zu teuer für mich. Ich hab da was anderes im Auge, dazu werde ich euch auch in Kürze noch löchern.
Vielen Dank auch für alle anderen Beiträge, vor allem auch für die Tipps.
Gutes Neues Jahr euch allen!
Re: Genauigkeit beim Sägen
Verfasst: Fr 1. Jan 2016, 09:30
von Christoph Schmitz
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In Antwort auf #143186]
Hallo Wolfgang,
vielleicht könnte dieses Video interessant sein:
http://www.pbs.org/video/1772025726/Es werden drei Klassen von Sägeschnitten und jeweils eine Anreißmethode dazu diskutiert: grob zuschneiden (Bleistift), auf Maß schneiden (Messer, Streichmaß), sichtbar fügen (Messer/Streichmaß plus vorgearbeitete Fuge ("knife wall")).
Grüße
Christoph