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Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel)
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 08:48
von Florian Kühnlenz
Hallo liebes Handwerkzeugforum,
ich habe zwei Fragen.
Eine bezüglich dem Selbstbau eines Grundhobel. Mir scheinen die Grundhobel allgemein übertrieben teuer zu sein, selbst die verhältnismäßig einfache Variante von ECE kostet gut 100. Wenn ich mir hingegen selber einen Grundhobel bauen möchte brauche ich nur ein Eisen für weniger als 20 kaufen und bekomme den Rest günstig im Baumarkt. Gibt es irgendwelche Gründe die gegen den Selbstbau sprechen? Mir scheint die Konstruktion hinreichend simpel um sie selber relativ präzise fertigen zu können, übersehe ich da irgendwas?
Die zweite Frage dreht sich um die Japanischen Falzhobel wie zum Beispiel beim Hausherren erhältlich. Diese scheinen mir auf den ersten Blick auch ziemlich gut als Bestoßhobel geeignet. Sie haben ein schrägstehendes Eisen und einen rechteckigen Korpus der sich gut führen lässt. Natürlich mit der nicht schneidenden Seite nach unten. Hat das schon mal jemand getestet? Spricht da etwas dagegen? Mir scheint das eine gute Alternative zu einem der teuren Bestoßhobel von Veritas/Lee Nielsen zu sein.
Grüße!
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 10:53
von PeterQ
Hallo Florian,
Zum Bestosshobel:
Da mit einem Bestosshobel meist Hirnholz gehobelt wird, ist ein kleiner Schnittwinkel besser. Des Weitern hilft ein hohes Gewicht.
Ich nutze den Veritas Bankhobel zum bestossen. Das geht ganz gut. Mit dem Bestosshobel von Veritas geht es noch besser. Einerseits ist der schwerer und liegt besser in der Hand und andererseits ist das Eisen schraeggestellt und hat somit bei gleichem Schneidenwinkel einen kleineren Schnittwinkel.
Du kannst eigentlich "jeden" Hobel mit planer Seite als Bestosshobel nehmen - scharfes Eisen vorausgesetzt. Ob es damit Spass macht und ob die Ergebnisse gut sind, ist etwas anderes.
Also:
1. Der japanische Falzhobel ist recht leicht.
2. Der Schnittwinkel wird wohl relativ gross sein und man kann den nicht einfach verkleinern.
3. Ich habe noch keine Falzhobel mit einem breiten Eisen gesehen und wenn man nicht nur duenne Bretter bestossen moechte, ist nen Eisen mit Breite > 50mm schon nicht schlecht.
Ich persoenlich wuerde mir das nicht antuen.
Zum Grundhobel: Probier es einfach aus. Wenn du es noch guenstiger haben moechtest, kannst du dir eine Fuehrung + Keil fuer ein Stechbeitel bauen. Was guenstigeres faellt mir nicht ein.
Gruss,
Peter
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 13:14
von MarkusB
Hallo Florian,
Grundhobel gibt es für kleines Geld in allen möglichen Online Auktionshäusern bzw. Märkten.
Ich habe meinen (ECE oder Ulmia, weiß ich gerade nicht genau) fast neu für weniger als 25 geschossen.
Ein Selbstbau lohnt sich da m.E. nicht.
Anders beim Bestoßhobel.
Da läuft hier ja gerade ein sehr interessanter Thread.
Ich bestoße z. Z. noch mit einer seitlich liegenden Ulmia Rauhbank.
Geht hervorragend, wenn man nicht zu viel bestoßen muss.
Mit der Zeit tut es im Handballen weh, da ich damit auf das Eisen drücke. Ein Lederhandschuh tut da aber auch Abhilfe.
Für eine fast ungebraucht Rauhbank habe ich in der Bucht (Kleinanzeigen) 20 inkl. Porto bezahlt. Das ist natürlich selten, aber mehr als 40 muss man dafür nicht bezahlen, wenn man etwas Geduld hat.
Eigentlich sind alle Holzhobel für ne'n Appel und'n Ei zu kriegen, da sie total unmodern sind.
Aber sie funktionieren nicht schlechter als ihre Verwandten aus Metall.
Ich plane aber auch gerade, einen Bestoßhobel selber zu bauen.
Vielleicht auch für dich eine Option.
Wenn du willst, dann kann ich dir ein SketchUp 3D Modell oder Bilder davon schicken, nur so als Ideengeber.
Ist alles noch nicht nicht ganz zu Ende gedacht, hilft aber sicherlich.
Zum japanischen Hobel in deiner Anfrage kann ich leider nichts zu sagen.
Preislich ist der Hobel interessant.
Nachteilig zum Bestoßen finde ich das recht schmale Eisen. Größere Querschnitt sind damit nicht zu bestoßen.
Viele Grüße
Markus
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 13:48
von Florian Kühnlenz
Ok das macht ja Hoffnung das man die Gebrauchten wenigstens ab und an günstiger bekommt. Zur Zeit gibt es da nämlich scheinbar nix günstig.
Zum Bestoßhobel habe ich vergessen zu erwähnen das ich für diese Aufgabe zur Zeit einen #5 Hobel nutze (mein einziger guter Hobel). Das Funktioniert im Grunde auch ganz gut ist aber wie schon beschrieben nicht sonderlich gut zu handhaben. Das andere Thema zum Bestoßhobel habe ich natürlich auch gesehen, aber ich glaube selbst bauen ist nicht wirklich eine Option für mich.
Ich meinte im Übrigen die Falzhobel von hier:
http://www.feinewerkzeuge.de/jfasen.html die eine maximale Falzbreite von 40mm haben, was ja nicht so viel weniger ist als ein normaler Eisenhobel.
Zum Winkel des Eisens: Der Schnittwinkel der Japanischen Hobel scheint ja im Allgemeinen bei etwa 40° zu liegen und damit schon mal 5° weniger als bei den normalen westlichen Metallhobeln, zusammen mit dem ziehenden Schnitt hätte ich mir das eigentlich ganz gut vorgestellt
bis auf das Gewicht des Hobels natürlich. Zum anderen könnte ich einen guten Falzhobel durchaus auch gebrauchen und werde das also vielleicht einfach mal testen. Im schlimmsten Fall habe ich dann eben nur einen Falzhobel. :-)
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 14:25
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #143059]
Hallo Florian,
zum Grundhobel:
Sicher kann man den selbst bauen. Der ist dann aber aus Holz. Ich selbst habe zwei eiserne Grundhobel (einen größeren alten Record) , enen kleinen Veritas). Wenn ich die hölzerne Konkurrenz sehe, fällt mir immer auf, dass da ein Riesenklotz die Sicht versperrt. Die eisernen sind viel zierlicher, man kann viel besser sehen was los ist, das ist gerade bei einem Grundhobel hilfreich. Neu oder gebraucht? Eiserne sind leider auch gebraucht ziemlich teuer, wenn die Eisen noch ordentlich Fleisch haben; darauf sollte man achten.
Grüße
Friedrich
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 16:08
von Horst Entenmann
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In Antwort auf #143059]
Hallo Florian,
An so einem hölzernen Grundhobel ist wirklich nicht viel dran was den Preis erklären könnte.
Bei den metallenen ist das etwas anders, die sind was die Verstellung des Eisens angeht deutlich aufwändiger und auch in der Handhabung viel besser.
Es gibt auch Anleitungen (Stichwort "poor man's router") wie man einen Grundhobel bauen kann, vielleicht möchtest du dich da noch einmal umschauen, du findest da sicher auch Beispiele wie der Umgang mit den Metallversionen ist.
Was die japanischen Falzhobel angeht, da habe ich leider noch nie einen in der Hand gehabt. Mir scheint aber daß das Eisen auf der einen Seite mit deutlichem Abstand vom Rand des Hobelkörpers erst beginnt, entsprechend muß die Stoßlade ausgelegt sein.
Außderdem, aber das kann täuschen, sieht es aus als ob das schräg eingebaute Eisen mit dem hinteren Ende über die Kante des Hobelkörpers übersteht, das könnte auch ein Problem sein.
Gruß Horst
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 18:45
von Rafael
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In Antwort auf #143059]
Hallo,
für die 100 (oder etwas weniger) bekommst Du aber den Hobel mit drei Eisen. Wenn man die Eisen abzieht, so zahlt man für den Holzkörper, Ösenschraube, Unterlegscheibe und Flügelmutter um die 38.
Die Flügelmutter und die Unterlegscheibe bekommt man in einem Baumarkt. Ein Stück Buche in der benötigten Dimension habe ich bis jetzt in keinem Baumarkt gesehen (17 x 7 cm , etwa 23 cm Länge).
Die Ösenschraube wird man wohl auch nicht in Eisenwarenhandel finden.
Es ist also nicht mal eben so gemacht. Sicherlich kann man die Teile in Eigenarbeit herstellen, ob es dann günstig wird muß jeder für sich entscheiden.
Der Holzkörper an sich ist keine Hexerei, da hast Du recht, einzig bei dem Bett für das Eisen muss man aufpassen.
Gruß,
Rafikus
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 19:09
von Florian Kühnlenz
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In Antwort auf #143059]
Vielen Dank für die weiteren Antworten!
Der "poor mans router plane" ist durchaus bekannt. Allerdings brauche ich das oft genug um mehr zu haben als ein Provisorium.
Der Hinweis das man bei den meisten Grundhobeln gleich drei Eisen bekommt ist natürlich richtig, aber wie viele davon braucht man denn wirklich?
Weiterhin denke ich die Klemmung lässt sich scheinbar ganz gut mit einer Ösenschraube und einer Flügelmutter lösen siehe (http://www.inthewoodshop.com/ShopMadeTools/BuildingaWoodenRouterPlane.html). Beides habe ich womöglich sogar noch rumliegen wenn ich drüber nachdenke.
Zum Holz, muss es wirklich Buche sein? Ich hätte noch einen hinreichend großes Stück Linde oder eben Nadelholz.
Die Feineinstellung an den Metallhobeln ist natürlich nett, aber ich glaube ich teste erstmal ob ich das wirklich brauche.
Re: Hobelfragen (Grundhobel, Japanischer Falzhobel
Verfasst: Do 17. Dez 2015, 19:30
von Micha P
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In Antwort auf #143059]
Hallo Florian,
zunächst einmal Herzlich willkommen im nettesten Holzwerkerforum. Ich finde es toll, wenn auch junge Leute den Weg zu uns ins Neandertal finden.
Der Selbstbau von Hobeln und Holzbearbeitungswerkzeugen jedweder Art ist gerade in unserem Forum immer gern gesehen.
Ein hölzerner Grundhobel z. B. von ECE hat standardmäßig 3 Eisen. Wenn Du Dir einen gebrauchten besorgst, sollten die 3 Eisen dabei sein. Für den Selbstbau eines hölzernen Grundhobels ist m. E. die Halterung für die Eisen das größte Problem. Darum kam für mich ein Grundhobelselbstbau nicht in Betracht. Mit meinem ECE-Modell bin ich vollauf zufrieden.
Falzhobel werde heutzutage nicht in großer Stückzahl gefertigt und angeboten, d.h. sie sind dann auch ganz schön teuer. Da finde ich, kann man schon einmal über einen Eigenbau nachdenken. Und mit einigen Grundfertigkeiten kann man das durchaus hinbekommen. Auf meine Todo-Liste steht übrigens eine Plattbank. Wann ich sie baue, weiß ich allerdings noch nicht.
Aber Vorsicht - ich kann mir vorstellen, daß solche Projekte süchtig machen können! Schau Dir bloß mal die Sägen von Pedder und Klaus an, dann weißt Du, was ich meine!
LG Micha