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Ein Bankknecht entsteht *MIT BILD*
Verfasst: Fr 18. Sep 2015, 17:29
von Micha P
Hallo Holzwerker aus dem Neandertal,
heute möchte ich euch mein neues kleines Helferlein vorstellen. Wie es oft ist, bemerkt man, wenn man bei einem Projekt am Arbeiten ist, daß noch irgendetwas feht. So war es auch diesmal.
Gegenwärtig baue ich ein Doppelbett. Das Material ist Fichte und wird mich die nächsten Wochen beschäftigen. Nachdem ich die Beine für das Gestell abgerichtet hatte, habe ich eine Bohle für die Seitenteile abrichtet, und als ich einen rechten Winkel auf die Schmalseite hobeln wollte, dachte ich mir, Moment mal, warum machst du es dir so schwer. Wie schön wäre jetzt ein Bankknecht. Leider behilft man sich in vielen Fällen mit Provisorien und macht sich damit die Arbeit unnötig schwer. Also habe ich mich durchgerungen einen zu bauen, steht der doch ohnehin schon auf meiner Projektliste. Ein Bankknecht ist keine wirkliche handwerkliche Herausforderung mehr und wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Auf jeden Fall wird er für den Bettbau vorteilhaft sein.
Ausgangsmaterial war ein 5 x 8 cm Kiefernkantholz und ein paar Reste. Das Kiefernholz war verhältnismäßig gerade, sodaß das Zurichten der Einzelteile sehr unproblematisch war.





Das Fußkreuz besteht aus 2 Leisten 40 x 3,5 x 7,5 cm. Als Füße habe ich einen Streifen Kiefernholz von den Fußkreuzelementen abgesägt. Dieser Streifen wurde mit Hilfe des Hobelstopps begradigt, auf 4 x 7 cm gekürzt und an die Enden des Fußkreuzes geleimt.




Bei der Herstellung der Löcher für die Halterungsschlitze habe ich gesündigt. Die habe ich mit der Ständerbohrmaschine hergestellt. Dann folgte aber wieder Handarbeit.
Den Ständer habe ich mit einer Schlitz-und-Zapfenverbindung auf dem Kreuz befestigt, die zusätzlich verkeilt wurden um die Standfestigkeit zu erhöhen.








Der Ablageblock besteht aus einem Stück Buche und wird über 2 Schloßschrauben und 2 Aluprofile, die ich in meiner Restekiste fand, Ständer aufgehängt.

So sieht der fertige Knecht nach dem ersten Ölanstrich aus. Das Ganze hat ca. 7 Stunden gadauert. Ich bin mir ziemlich sicher, daß diese Zeit gut investiert war.
LG
Micha
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Fr 18. Sep 2015, 20:04
von Mario Zimmermann
Hallo MIcha,
sehr schön geworden, vielen Dank für die Bilder und den Bericht.
Ein Bankknecht steht schon ewig auf meiner ToDo-Liste, ich verschiebe das immer wieder. Erst kürzlich bei meinem letzten Projekt habe ich mangels Bankknecht einen Systainer unter das zu bearbeitende Werkstück gestellt...
Muss ich jetzt auch endlich mal angehen.
Viele Grüße,
Mario
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Fr 18. Sep 2015, 20:58
von Volker Hennemann
Hallo Micha,
das mit der ewigen Projektliste kenne ich zu gut.
Aber es ist schön, wenn es einem gelingt ab und zu mal was zu streichen.
Ist schön geworden, dein Bankknecht!
Viele Grüße
Volker
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Fr 18. Sep 2015, 22:39
von Paul Reichert
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In Antwort auf #142236]
Hallo Micha,
das sind sehr anregende Bilder. Der Bankknecht sieht sehr gut aus. Mir gefällt es, dass du auch mit Holzhobeln arbeitest. Das ist sicherlich Geschmacksache und bleibt jedem selbst überlassen welche Hobel er verwendet, aber für mich ist ein "richtiger" Hobel eben einer aus Holz.
LG Paul
Re: Höhenverstellung problematisch
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 11:11
von Georg Pfab
Hallo,
ich sehe bei der Höhenverstellung die Gefahr abscherens.
Hier wäre ein größere Abstand , weniger tiefe Einschnitte und eine andere Holzauswahl angebracht gewesen.
Gruß Georg Pfab.
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 11:23
von Juergen H.
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In Antwort auf #142236]
Hallo Micha,
sieht gut aus. Ich glaube nicht, dass die Raster bei Belastung abscheren. Eher wird mal einer abbrechen, wenn Dir der Knecht umfällt. Ich bin immer hin und hergerissen, ob ich einen Bankknecht brauche. Wenn ich ihn nicht benutze würde er rumstehen und Platz wegnehmen. Lieber noch hätte ich eine Konstruktion, die fest an der Hobelbank sitzt. Das läßt sich bei mir aber schwer nachrüsten. Solange werde ich mit Kisten und Klötzen Stapel bauen.
Jürgen
Re: Höhenverstellung problematisch
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 13:59
von Gerd Fritsche
Hallo Georg,
wenn du dir verinnerlichst in welche Richtung die Kraft eines eingespannten Brettes auf den Bankknecht wirkt, ist ein Abbrechen, auch bei grösseren Lasten unwahrscheinlich.
Gruss
Gerd.
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 20:58
von Micha P
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In Antwort auf #142236]
Hallo,
zunächst einmal möchte ich allen für die anerkennenden Worte danken.
@ Holzwahl - Buche bewirkt mehr Stabilität beim Ständer und die Gefahr des Umfallen könnte bei meinem Holz tatsächlich zum Brechen der Zapfen führen. Die Bohrungen hätten schon etwas weiter außermittig platziert werden können. Vielleicht hoble ich die Zapfen noch kürzer.
@ Lastannahme - Hier habe ich bewußt die kurzen Abstände gewählt, weil man viel mehr Höhenvariabilität hat, wenn die Abstände gering sind. Letzteres ist gerade bei etwas höheren Bänken sehr angenehm. 2. genau wie Gerd sagt, wirken die Kraftvektoren bei 45 ° stärker zum Ständer hin als nach unten, denn die Last liegt auf der anderen Ständerseite. Damit wirkt 3. nur ein Bruchteil der Masse des Werkstücks auf der Zapfenseite nach unten. 4. Ein Werkstückende ist eh kräftig in der Vorderzange fixiert. Damit wirkt dann oft weniger als die Hälfte der Werkstückmasse auf den Bankknecht. Die Kraft, die durch den Hobel ausgeübt wird, wird 5. zumindest durch die Reibung, die der Werkstückträger auf den Ständer ausübt, kompensiert. Und wenn dann noch der Punkt, an dem ein Zapfen abscheren müßte gesucht wird, wird das Abscheren noch unwahrscheinlicher.
@ Bankknecht an der Bank - Eine Lösung, die ich beim Bau meiner Bank verworfen habe und die ich für meine Bank auch nicht brauche. Ein entscheidender Vorteil des separaten Bankknechtes sind die variable Stützweiten, die du damit nutzen kannst. Bei meiner Bank hätte ich hier nur ca. 1,3 m verfügbar (konstruktionsbedingt durch die klassische deutsche Hinterzange, die 70 cm lang ist). Bei einer modernen Bank, bei der die Abstände der Beine mit der Plattenlänge in etwa identisch sind, wie bei Rolf rate ich zu einen Bankknecht an der Bank, bei einer klassischen Bank nicht.
@ bauen oder nicht bauen. Ich kann nur jedem empfehlen, die Zeit zu investieren. Ich habe den Bankknecht jetzt ausprobiert und bin von der Funktion sehr angetan. Gut, so oft muß man ihn nicht einsetzen, aber jetzt kann ich schon viel entspannter hobeln, ohne vorher nach Provisorien suchen zu müssen.
Last but not least - ich denke gerade für uns Neandertaler ist ein Bankknecht schon fast ein Muß - für alle anderen auch, wenn man zumindest oft Bretter zu Platten fügen will.
Also Daumen hoch zum Bankknecht.
LG
Micha
Re: Ein Bankknecht entsteht
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 21:57
von Horst Entenmann
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In Antwort auf #142248]
Hallo Jürgen,
Ich habe auch lange über einen Bankknecht nachgedacht, wollte den aber an der Bank befestigen damit der nicht irgendwie immer im Weg herumsteht.
Derzeit habe ich eine Aluminiumschiene (von Dieter) waagerecht rechts von meiner Vorderzange in die Vorderkante der Arbeitsplatte eingelassen. Passend zu der Schiene habe ich mir eine kleine Schraubzwinge gekauft, so daß ich recht bequem mit einer Hand die Zwinge anziehen kann.
Damit kann ich das Ende eines längeren Brettchens festmachen. Alles was noch länger ist kann ich mit einer Schraubzwinge am rechten Bein der Hobelbank festmachen.
Das hat sich bisher sehr gut bewährt. Im Augenblick überlege ich, in das Bein der Hobelbank noch so eine Schiene senkrecht einzulassen. Für größere Bretter und weil man mit der Zwinge in der Schiene doch einfacher umgeht als mit einer losen Schraubzwinge.
Holzhobel
Verfasst: Sa 19. Sep 2015, 22:10
von Micha P
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In Antwort auf #142243]
Hallo Paul,
ja ich liebe Holzhobel und komme mit ihnen sehr gut klar. Sie haben eben etwas Archaisches. Auch das Einstellen der Holzhobel mit dem Hammer bekommt man durch Übung gut hin und ich brauche keine Schräubchen zum Einstellen des Hobeleisens (außer für den Spanbrecher).
Ich besitze auch ein paar Metallhobel von Anant, mit denen ich aber nicht gut Freund bin. Dünne schlechte Hobeleisen und die Gußteile insbesondere die Schraubgewinde im Guß haben mich nicht überzeugt. Bestimmt sind die Le Nielson und die Veritas super und mit den Anantteilen nicht vergleichbar. Was mich an den Metallhobeln stört ist, daß sie nicht gut auf dem Werkstück gleiten ohne daß man die Hobelsohle mit Gleitmitteln behandelt. Ehrlich gesagt habe ich meine Metallhobel (Bankhobel) nur noch zur Deko in meinem Hobelschrank hängen. Habe schon daran gedacht sie wieder zu verkaufen. Ich will nichts gegen Metallhobel an sich sagen, aber ich glaube auch das Dieter die Ananthobel nicht umsonst aus seinem Sortiment genommen hat. Andererseits sprechen natürlich die Qualitäten, die vor hundert Jahren von Stanley oder Bailey hergestellt wurden und heute noch laufen eine andere Sprache.
The show must go on.
LG
Micha