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Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfangen?

Verfasst: Mi 10. Dez 2014, 19:22
von Alexander Schifter

Schönen Abend an Alle,

vorygestern hab ich das erste Mal richtig Zeit gehabt, meine neu gekaufte, aber gebrauchte Hobelbank auszuprobieren und hab mir dazu ein Tannen- oder Fichtenbrett 1,8m x 20cm x 1,8cm geholt und wollte damit ein kleines Kästchen bauen, damit ich dort meine Stemmeisen reingeben kann. Ihr müßt wissen, daß ich meine Hobelbank bei uns im Haus oben am Dachboden stehen haben darf (Mehrmieterhaus), den Raum selber aber (noch) nicht absperren kann. Daher nehm ich mein Werkzeug wieder mit und deswegen kann ich dort nichts liegen lassen und mal so 1 Stunde an einem Projekt weiterarbeiten kann. Also, alles rauf und alles wieder runter. Wohn aber gleich ein Stockwerk tiefer!

An Werkzeug hab ich eine Veritas Zinkensäge (von Dieter . ich darf doch Dieter sagen?) und eine große Säge, Starretwinkel und noch ein paar Sachen. Damit sollte ich also momentan auskommen.

Nach ein paar Stunden und Frust (hat aber trotzdem Spass gemacht) bin ich zur Überzeugung gekommen, dass mit Weichholz kein schönes Arbeiten ist. Auf der Rückseite alles ausgefranst, kein schöner Schnitt (die Veritas ist ziemlich scharf), zum Teil viel zu tief/weit gesägt und zum Schluss ist ein Teil auch noch gebrochen. Das mit den Zinken sägen und so hab ich auch nicht wirklich drauf, sprich, ich muss noch viel üben (bitte Tipps, wie man das am besten üben kann!) Was mich aber am meisten verwundert hat, das ich dachte, mit Weichholz ist alles einfacher. Ein bisserl sägen und passt schon!
Das, was ich da gestern produziert habe, kommt in den Ofen, aber wo lernt man Sägen? Mit Weichholz oder doch besser etwas Härteres, damit es nicht ausfranst und einen schönen, glatten Schnitt hat?
Echt, mit der Stichsäge und der HKS hätte ich das schöner hinbekommen, die kommen mir aber nicht in meine Holzwerkstatt.

Beim Bestimmen von Holzarten steh ich überhaupt an, muss also in den Fachhandel, um dort einzukaufen!

Danke an Alle im voraus

Liebe Grüße aus Wien!
Alexander


Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Mi 10. Dez 2014, 19:48
von Rolf Richard

Zu Deiner Ausgangsfrage:

Ein klares Ja und ein klares Nein!

Ja, weil es preiswert und leicht zu erhalten ist, Nein, weil es sich oft nicht so sehr gut bearbeiten lässt.

Dein Hauptproblem dürfte allerdings sein, dass Dir noch Kenntnisse und Fertigkeiten fehlen. Wenn der Schnitt zu tief ist liegts nicht am Holz, sondern an - Pardon! - Dir. Aber das kann man lernen, dauert halt seine Zeit. Gleiches gilt fürs Werkzeug. Auch wenn es aus sicherer Quelle stammt kann es für die aktuelle Aufgabe das Falsche sein. Auch das kann man lernen.

Wenns eine Beruhigung ist: Meine Anfänge waren ähnlich - offen gesagt oft chaotisch. Nadelholz - Kiefer ausgenommen - ist oft ein übles Zeug. Mir hat geholfen auf Laubholz - Buche - umzusteigen. Das muss aber für Dich nicht die Lösung sein. Probieren kannst Du ja mal.

Lass etwas Zeit ins Land gehen und trainiere Deine Fähigkeiten. Bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen - auch wenn das manche gern behaupten. Wahrscheinlich sind sie aber hart auf dem A**** gelandet. :-)

Kopf hoch, das wird! Wenn Du konkretere Fragen hast bekommst Du hier siche jede Menge guten Rat.

Gruss

Rolf


Kästchen bauen

Verfasst: Mi 10. Dez 2014, 19:50
von Gerd Fritsche

Hallo Alexander,
Weichholz ist garnicht schlecht zum Anfangen. Wichtig ist das die Werkzeuge sehr scharf sind.
Hier ein Link zu Roy Underhill, der viele gute Anleitungen hat und sehr gut die Arbeitsschritte erklärt.
http://video.pbs.org/video/2365001342/
Viele Grüsse
Gerd.



Ist Weichholz richtig zum Anfangen?

Verfasst: Mi 10. Dez 2014, 20:09
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #139617]
Hallo Alexander,

ich gehe mal davon aus, dass Du (wie das üblich ist) mit "Weichholz" das übliche Nadelholz (Tanne, Fichte, Kiefer) meinst.

Solches Holz ist mit Handwerkzeugen nicht einfach in guter Qualität zu bearbeiten. Die dunklen Jahresringe können sehr hart sein, das (helle) Frühholz) dagegen sehr weich. Das Holz neigt zum Splittern und Ausreissen, eine gute Fläche daran zu hobeln ist nicht einfach, das Bestoßen von Hirnholz mühsam und manchmal wirklich schwierig.

Der Vorteil für einen Anfänger ist: Das Nadelholz ist an jeder Ecke erhältlich, und zwar auch in vorkonfektionierter Form: Bretter, Leisten, Leimholzplatten usw.

Viel besser zu bearbeiten (mit Handwerkzeugen) sind Laubhölzer. Die werden zwar als "Hartholz" bezeichnet, sind oft gar nicht so hart und vor allem gleichmäßiger. Relativ weich ist Erle, Birke schon etwas härter, Buche ziemlich hart, Eiche auch, Ahorn sehr hart. Erle und Birke sind Hölzer, die ausgesprochen angenehm zu bearbeiten sind (Birke nur manchmal etwas schwierig ausrissfrei zu hobeln). Die Herstellung einer Schwalbenschwanzverbindung in Birke, beispielsweise, ist ein Genuss, verglichen mit Nadelholz.

Neben den genannten gibt es natürlich weitere Möbelhölzer wie Nussbaum, Kirsche, Esche, Obstholz, aber das bietet sich nicht unbedingt an für den Anfang.

Das Problem für einen Anfänger ist: Diese Laubhölzer gibt es eigentlich nur im Holzhandel, und dort vorzugsweise als Sägeware (Schnittholz), da steht man also vor einem Brett das nicht einmal besäumt ist, schon gar nicht gehobelt oder abgerichtet.

.Vielleicht wäre es am besten, Du würdest in eine Möbeltischlerei gehen und Dir als erstes Laubholzbretter hobeln lassen, die kannst Du dann weiterverarbeiten.

Grüße

Friedrich



Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Do 11. Dez 2014, 07:57
von reinhold
[In Antwort auf #139617]
hallo Alexander,

aller Anfang ist schwer.
Ein Schreinerlehrling lernt unter Anleitung. Und Anleitung solltest Du Dir auch besorgen. Roy Underhill, wie von Gerd vorgeschlagen, ist keine schlechte Adresse, er neigt nur manchmal ein bisschen zum Schludern - es ist ja auch ein Kunststück, wenn man so viel Information in einen 25-minütigen Beitrag pressen will.

Ich würde Dir noch das Buch "The New Traditional Woodworker" von Jim Tolpin (über XXXX) empfehlen, das die wichtigsten Schritte an Hand kleiner, nützlicher Projekte erklärt. Es ist halt in englischer Sprache - aber mit den üblichen Schul-Grundkenntnissen zu schaffen.

Dass Du gleich mit Zinken anfängst, ist anspruchsvoll.
Ausrisse auf der Rückseite kann man begegnen, in dem man auch auf der Rückseite anreisst und Anreissen heisst : mit einem scharfen Messer vorzeichnen. Einen genauen Winkel hast Du ja. Am Anfang hilft es, zusätzlich im Riss einen weichen, spitzen Bleistift durchzuziehen. Man erhält dann zwei Bleistifstriche, je einen auf der linken und auf der rechten Seite des Risses. Tja und dann üben, wie man den Riss beim Sägen halbiert - das heisst den einen Bleistiftstrich wegsägt und den anderen stehen lässt. Ist nicht einfach, aber zu schaffen.

Zum Thema Holz: Fichte/Tanne ist natürlich in Mitteleuropa überall erhältlich und nicht teuer. Aber, wie Du selbst gemerkt hast, nicht ideal zum Anfang. Harthölzer in passenden Dimensionen sind schwer zu bekommen. Bei manchen Baumärkten sind Leimhölzer aus Buche, Erle oder Eukalyptus, seltener Birke erhältlich. Damit kann man kleine Projekte starten. Es gibt (hier in der Gegend) reine "Holzzentren", das sind Holzhandlungen, die sich auf den Verkauf an Endverbraucher spezialisiert haben - da findet man schöne Hölzer. Natürlich ist der Preis höher als bei Fichte/Tanne, aber der Holzpreis ist im Verhältnis zur aufgewendeten Arbeitszeit niedrig. Man kann durchaus mit teureren Hölzern einsteigen, die sich besser verarbeiten lassen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Nordischer Kiefer gemacht - sehr gleichmässige, sehr enge Jahresringe und fast keine Äste. Herrliches Holz.

Noch ein Hinweis: schau mal, ob es bei Euch in Wien Selbsthilfegruppen, Quartiersgemeinschaften oder Volkshochschulen gibt, die Werkstätten mit Maschinen unterhalten. Gegen einen Obolus kannst Du da Hölzer selbst zurichten (sägen, hobeln) oder vom Personal zurichten lassen. Ich muss zu "meiner" Quartierswerkstatt 20 km fahren, aber es lohnt sich. Schreinereibetriebe haben in der Regel keine Kapazitäten übrig, um kleine Holzmengen herzurichten. Als angehender Hobbyschreiner bist Du wenig willkommen.

Viel Erfolg!
reinhold


Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Do 11. Dez 2014, 10:22
von Christoph Meyer
[In Antwort auf #139617]
Hallo Alexander,

das richtige Sägen will gelernt sein, also je mehr du übst desto besser wirst du. Das geht recht schnell, man muss sich nur angewöhnten mit wenig Druck zu arbeiten, die Säge soll die Arbeit machen.

Kurz zur Stichsäge, damit hast du auf einer Seite auch immer Ausrisse, gerade in Weichholz.

Wenn du zum Kästchen bauen mal Hartholz ausprobieren möchtest, kannst du im Baumarkt eine günstige, keilgezinkte Buchenleimholzplatte kaufen. Die Platten sind gleichmäßig stark, rechtwinkelig formatiert und nicht so teuer. Da merkst du aber ganz schnell den Unterschied zwischen Weich- und Hartholz. Die Schnitte sind viel sauberer, die Arbeit dauert aber auch entsprechend länger als mit Weichholz. Nur Hobeln kannst du das keilgezinkte Holz nicht.

Die genannten Alternativen, sich Reststücke vom Tischler vor Ort zu erfragen solltest du nicht außer acht lassen, mit etwas Glück bekommst du noch ein paar Tipps von einem Fachmann.

Nicht verzagen, man sieht nach ein paar Übungsstückchen sehr schnell Fortschritte.

Grüße
Christoph


Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Do 11. Dez 2014, 10:44
von Alexander Schifter

Danke an Euch,

das ist sehr lehrreich. Hab hier einen Tischler um die Ecke, vielleicht bekomme ich dort geeignetes Material. Mit dem Probierholz werd ich mal nur Sägeschnitte üben, einen nach den anderen und Euch berichten.
Was mich am meisten wurmt, ist meine Ungenauigkeit, die sich dann in miserablen Werkstücken niederschlägt. Daran, so glaub ich, muß ich am meisten arbeiten. :)

LG Alexander




Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Do 11. Dez 2014, 12:33
von MartinG

Hallo Alexander.
Ich kenne das Thema, stehe ich doch selbst noch ganz am Beginn.
Ich bearbeite Nadelholz mittlerweile nur noch ungern mit Handwerkzeugen. Es macht mir keinen Spaß ;)
Testhalber habe ich mal mit meinen beiden japanischen Sägen in Hartholz gesägt. Das geht mir viel Besser von der Hand.

Ja, Fertigkeit will gelernt bzw. geübt sein ;)
Noch erreiche ich mit Maschinen bessere Ergebnisse. Noch.

Drei Tipps kann ich Dir geben:

Das Werkzeug muss scharf sein. Richtig scharf.
Grob zusägen und dann hobeln führt zu besseren Ergebnissen.
Wobei das natürlich bei Zinken anders geht.
Hier gehen viele so vor daß mit Überstand gezinkt und dann beigehobelt wird.

Es gibt einige sehr lehrreiche Videos im Netz, bei Youtube.

Handwerkzeuge:
https://www.youtube.com/user/RenaissanceWW
https://www.youtube.com/user/WoodAndShop
https://www.youtube.com/user/DrunkenWoodworker
https://www.youtube.com/user/PaulSellersWoodwork

Hand und Maschinen
https://www.youtube.com/user/TheWoodWhisperer
https://www.youtube.com/user/TeenWoodworker
https://www.youtube.com/channel/UCMIjEnXruVHtvgSVf6TgfUg

fast nur Maschinen:
https://www.youtube.com/user/urbanTrash -> sehr empfehlenswert ;)
https://www.youtube.com/user/Jayscustomcreations
https://www.youtube.com/user/stevinmarin
https://www.youtube.com/user/Matthiaswandel

Auch schön:
https://www.youtube.com/user/jonpeters1000




Re: Newbie fragt: Ist Weichholz richtig zum Anfang

Verfasst: Do 11. Dez 2014, 16:39
von aschulz

Hi,
bin ebenfalls Anfänger ( und heisse ebefalls zufällig Alexander ) und kenne das Problem.
Meine Einschätzung bis jetzt: Mit Weichholz anfangen ist genau richtig. Die Probleme auf die Du triffst
habe viel häufiger mit der Technik, als mit dem Holz zu tun. Mit einem günstigen Holz, welches auch noch
regenierbar ist zu starten scheint mir also schlau. Ich konnte solchen Ausrisseffekte mit

a) bei den ersten Schnitten vorzeichnen, langsam und "schräg" anfangen und
b) mit Opferholz, je nachdem, wo sie entstanden sind,

mittlerweile gut begegnen,

nicht aufgeben, Übung macht den Meister,

grüße aus dem Rheinland,

(auch) Alex