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In Antwort auf #138834]
hallo Martin,
willkommen auf der leisen Seite !
Wo wohnst Du denn?
Ich habe hier zwei Standorte, Herrenberg und Ehingen, falls Du in der Nähe sein solltest, können wir uns ja mal vor Ort austauschen. Bin übrigens auch gerade mit dem Ausbau eines alten Hauses beschäftigt.
Deine erste Frage galt den Sägen.
Wie einer der Kollegen schon geschrieben hat, gehen da die Meinungen durchaus auseinander.
Meine Meinung: man kann mit jeder guten Säge gute Ergebnisse erzielen. Voraussetzung: sie ist scharf, man beherrscht die Säge und man wendet sie richtig an.
Japansägen (ich habe auch welche) sind gut, aber bringen ihre Leistung nur bei weichen Hölzern mit gleichmässiger Maserung, wie sie in Japan bevorzugt verwendet werden. Sie lassen sich nicht nachschärfen, wenigstens nicht mit vertretbarem Aufwand. Wenn Du ein Fichte-Brett ablängst und durch einen Ast musst, ist die Japansäge vermutlich anschliessend im Eimer, weil ein paar Zähne verbogen oder ausgebrochen sind.
Die sündhaft teuren Rückensägen sind sehr gut, aber nicht universell verwendbar (meine Meinung). Du brauchst mehrere davon, wenn Du das Spektrum der anfallenden Arbeiten abdecken willst. In der Summe sind das schnell ein halber Tausender, den Du am Anfang sinnvoller einsetzen kannst. Schliesslich brauchst Du noch sehr viel mehr Werkzeuge.
Meine Empfehlung für den Anfang:
Universell verwendbar und leicht finanzierbar sind Gestellsägen. Du brauchst eine mit Längsschnittbezahnung und ca 60 bis 70 cm lang, eine mit Querschnittbezahnung von 60 cm Länge und und eine feinere Längsschnitt mit 40 bis 50 cm für Zinken. Für diese drei Sägen zusammen reicht ein Hunderter.
Du brauchst ausserdem eine Feinschnittsäge, für den Anfang reicht eine Tenon Saw oder eine Feinschnitt von Veritas. Hände weg von Sägen mit rund gedrechseltem Holzgriff.
Von Zeit zu Zeit wirst Du Dir einen grösseren Fuchsschwanz wünschen. Wenn Du eine gut erhaltene Disston-Längsschnitt aus der Zeit vor dem 2.Weltkrieg bekommen kannst, bist Du fein raus. Lass Dir Zeit bei der Suche im Internet, einen Fuchsschwanz braucht man streng genommen nur bei sehr breiten Brettern (gibts die noch?) und bei Plattenmaterial.
Ganz wichtig bei allen Handsägen ist das Schärfen: Du brauchst für jede Säge eine passende Dreikantfeile und eine flache Feile zum begradigen. Gibts alles bei Dieter. Er berät auch gut. Den Feilkloben kannst Du aus Holzresten selbst bauen - mehrere gute Anleitungen sind im Internet.
Die obige Grundausstattung, mit der Du alles herstellen kannst, was im Möbelmasstab üblich ist, entspricht im Wesentlichen der Sägenausstattung eines deutschen Schreiners im 19. Jahrhundert. Die Gesamtkosten liegen unter 200 Euro (da ist die Disston nicht dabei)
Bei den Gestellsägen empfehle ich ausdrücklich nicht die wunderschönen Modelle eines niederbayerischen Versenders. Sie sind schön anzuschauen, wirklich, haben aber einen Konstruktionsfehler, der sie ziemlich nutzlos macht, bzw. andauernden Ärger beim Arbeiten verursacht.
Und dann heisst es ÜBEN ! Am Anfang wird es holperig sein, aber mit jedem Schnitt wird es besser.
viele Grüsse
reinhold