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Re: Gratnut- & Feder / Anfertigung
Verfasst: Sa 14. Dez 2013, 17:18
von Tom B.
Schönen guten Abend in die Runde,
herzlichen Dank für Euere Rückmeldungen!
@ Friedrich: eine interessante Abwandlung hast Du da. Ich habe noch einen alten Holz - Simshobel von meinem Schwiegervater. Nächste Woche habe ich Urlaub. Da werde ich mir das gute Stück mal vornehmen. Mittelfristig liebäugele ich dann aber - doch - mit einem Hobel von Gerd :-)
@ Reinhold: Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Sobald ich dann meinen vorhandenen Hobel umgebaut habe, mache ich mal "Meldung".
Es beruhigt mich aber, dass ich offensichtlich nicht der Einzige bin, der "so was" nicht mehr per Hand macht. Zumindest in Teilen machen das ja offenbar doch sehr viele von uns. Was mich aber tatsächlich wundert ist, weshalb es bis auf die Hobel von ECE & Ulmia in diesem Bereich kein Pendant gibt.
Das Eisen des Ulmia Grathobels war zwar nicht "rattenscharf", aber ich würde es durchaus als "scharf" bezeichnen. Es wurde von den Mitarbeitern im Geschäft noch geschärft; das war zu sehen. Persönlich hätte ich andere Ansprüche an ein scharfes Eisen. Funktionieren hätte es aber trotzdem sollen. Die Probestücke, die zu 100 % ausgerissen sind, waren längs-, nicht quer zur Faser. Den Vorschneidet hatte ich noch eingestellt. Selbst mit verschiedenen Eiseneinstellungen war es nicht möglich, einen Schnitt zu machen, ohne Ausrisse. Für mich sehr ernüchternd.
Bis ich da dann also eine befriedigende Lösung habe, werde ich wohl oder übel - doch - wieder mit der Maschine arbeiten.
Herzliche Grüße
Tom
Moderation: fast schon. Probier es bitte mal ohne Leerzeichen hinter dem Punkt
Re: Gratnut- & Feder / Anfertigung
Verfasst: Sa 14. Dez 2013, 21:25
von Pedder
Hallo Tom,
ich denke für Deine Anwedung ist der Hobel wenigstens ursprünglich nicht gemacht. Gratfedern verlaufen doch quer zu Maserung. So kann es ja sein, dass Du die ganze Zeit gegen die eigentliche Hobelrichtung gehobelt hast. Das gibt nunmal Ausrisse.
Liebe Grüße
Pedder
Seh ich anders
Verfasst: Sa 14. Dez 2013, 22:17
von Friedrich Kollenrott
Hallo Pedder,
Eine klassische Gratleiste wird ja auch gehobelt, entlang der Faser. Das ist der bei weitem einfachere Fall, und das muss der Hobel nun wirklich können ohne Ausrisse. Eine Gratfeder quer zur Faser gibt es natürlich auch. Und dafür muss der Hobel richtig scharf sein. Aber wenn er das kann, geht es in Faserrichtung ganz sicher auch. Wenn Tom also beim Händler noch nicht einmal eine Gratnut in Faserrichtung hat hobeln können, dann ist der Hobel eindeutig nicht in Ordnung gewesen und hätte quer zur Faser ganz bestimmt versagt.
Ich teile allerdings Deine Annahme, dass der ausprobierte Hobel nicht scharf war. Es wäre ein kleines Wunder, wenn bei einem Werkzeughändler Hobel ordentlich geschärft würden zum Ausprobieren. Wie auch? Die Tischler können es doch auch nicht mehr, die meisten jedenfalls.
Friedrich
Re: Seh ich anders
Verfasst: So 15. Dez 2013, 08:27
von Pedder
Hallo Friedrich,
ich bin mir nicht sicher, ob die Gratleiste nicht eine moderne Erfindung ist,
um mit Vollholz die Plattenoptik zu erreichen. An alten Möbel habe ich noch nie eine gesehen.
Leider habe ich den Spannnagel nicht mehr. Dirk hat Tische vorgestellt, die das statt einer "richtigen
Zarge" hatten. Keine Ahnung, ob das ein klassischer Entwurf ist.
Die Gratfeder quer zur Faser scheint mir der Standardfall zu sein. Darauf ist der Hobel mit
Vorschneider und seiner Schneidengeometrie eingestellt. Deshalb das schräge Eisen,
dass den effektiven Schnittwinkel niedriger macht. Und deshalb kann er auf die Klappe
und ein enges Maul verzichten. Das braucht man "croscut" nicht und es ist für saubere
Flächen "rip cut" sogar schädlich. "Rip cut" bräuchte man auch nicht unbedingt einen Vorschneider
Wenn man mit einem so eingestellten Hobel nun längs zur Faser aber gegen die Faserrichtung (bergauf) hobelt,
muss es zwangsläufig zu Ausrissen kommen. Bei der Gratleiste wird das oft auf einer Seite der Fall sein,
wenn Faserverlauf nicht perfekt gerade ist.
Liebe Grüße
Pedder
Seh ich anders
Verfasst: So 15. Dez 2013, 08:53
von reinhold
hallo Pedder,
ich bin mir nicht sicher, ob die Gratleiste nicht eine moderne Erfindung ist,
um mit Vollholz die Plattenoptik zu erreichen. An alten Möbel habe ich noch nie eine gesehen.
Eine Gratleiste (Grat parallel zur Maserrichtung) ist sicher eine der ältesten Anwendungen um eine (Tisch-)Platte eben zu halten.
Überhaupt, um gefügten, also zusammengesetzten Brettern Halt zu geben, Holzstühle hatten zum Beispiel Gratleisten unter der Sitzfläche und in diese waren die Beine eingezapft. Spannagel geht auf den Seiten 72 bis 74 ausführlich darauf ein.
Beispiele für diese Anwendungen findet man in jedem Museum oder jeder alten Burg, in der noch Möbel gezeigt werden.
Graten als Korpusverbindung mit dem Grat quer zur Faserrichtung beschreibt er ab Seite 84 bis 90.
Nach meiner Meinung (nicht verbindlich) ist diese Verbindung die jüngere, aber sicher auch schon etliche Jährchen alt.
schönen Sonntag!
reinhold
Re: Seh ich anders
Verfasst: So 15. Dez 2013, 09:12
von Tom B.
Schönen guten Morgen Pedder,
hm - scheint Dich ja ziemlich zu beschäftigen.
- im Geschäft hatte ich die Gratfeder an beiden Seiten der Holzstücke angebracht. Daher hätte es wenigstens auf einer Seite ein ordentliches Hobelbild ergeben müssen, was es aber nicht tat. Ich ärgere mich schon fast, dass ich kein Foto gemacht habe. Ich möchte mich, was diesen Spezialhobel angeht, wahrlich nicht als den Fachmann hinstellen. Der bin ich - sicher - nicht. Ich habe mich mit dem Thema "Hobel" aber durchaus einige Zeit beschäftigt. Zumindest ich war innerhalb von rd. 5 min. nicht in der Lage - diesen - Hobel so einzustellen, dass er ein vernünftiges Hobelbild ergeben hätte. Es gibt aber Leute die das können. Nikolaus kann das offensichtlich (auch noch mal auf diesem Wege vielen lieben Dank nochmal Nikolaus für das Angebot). Auf Youtube ist ebenfalls ein Video eines Restaurators eingestellt, der das sehr gut zeigt. Offenbar muß man sich mit dem Hobel ein wenig mehr beschäftigen, dann geht's. Bei mir lag's wohl auch daran, dass ich mental eigentlich schon bei dem tollen Hobel von Gerd bin... :-)
- Wegen der Gratfeder längs zur Faser. Bei einem Regal & den Regalböden, die eingegratet werden, gebe ich Dir Recht. Da ist diese Verbindung wahrscheinlich schon "uralt". Letztens habe ich erst noch ein altes Regal meiner Uroma auseinander genommen. Der damalige Schreiner hat das alles per Hand gemacht - & (beidseitig) gegratet. Das Beispiel, um das es bei mir aber geht bzw. ging, da ich zwischenzeitlich sowohl die Gratfeder , als auch die Gratnut fertig habe, kannst Du dir gerne bei mir im Blog anschauen ("Hängeschrank" -
http://holzwerkstattblog.wordpress.com/projekte/2013-2/hangeschrank-in-arbeit/).
- Im Spannagel habe ich eben auch noch mal geschaut - allerdings nicht erschöpfend. Ab S. 72 werden dort - diverse - Gratfedern gezeigt, die längs der Faser laufen (z. B. Stühle, Türen, Schränke).
Dir noch einen friedlichen 3. Advent.
Herzliche Grüße
Tom
Re: Seh ich anders
Verfasst: So 15. Dez 2013, 09:17
von Andreas Winkler
[
In Antwort auf #136771]
Hallo Pedder,
bin mir sicher, daß das Graten eine sehr alte Verbinung ist. Alt würde ich jetzt mit 500 Jahren aufwärts bezeichnen. Z.B. im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg kann man sehr alte Tische sehen, deren Platten durch einen Grat gehalten werden. Meine, daß wir vor kurzem im Forum auch einen Beitrag zu alten Wagenrädern(?) hatten, in die auch gegratet wurde.
Ob nun längs oder quer zur Faser der Standardfall war/ist, weiß ich nicht, wie Du schreibst es gibt beides. Ich denke, beides ist gleichberechtigt, es kommt halt auf den Anwendungsfall an.
Graten ist eine sehr typische Anwendung für den Brettbau, wollte man z.B. ein Möbel mit einem überstehenden Deckel bauen, hat es sich angeboten die Seiten quer zur Faser mit einer Gratfeder zu versehen und den Deckel dan mit der zugehörigen Nut. Das war dann keine Gratleiste im eigentlichen Sinn, sondern gleichzeitig eine konstruktive, sowie eine holzgerechte Verbindung.
Hat man eine Tischplatte gebaut (oder eine verleimte Brettertüre oder einen Fensterladen aus Brettern uswusw.), wurde eine seperate Gratleiste notwendig, allermeistens mit einer angehobelten Gratfeder längs zur Faser. Weniger als konstruktive Verbindung, sondern eher um eine breite Brettfläche praktikabel zumindest eingermaßen am Wölben zu hindern. Vor Jahrzehnten hat man ja von "Lamellenholz" noch nichts gewußt und oftmals die einzelne Brettbreite so breit als möglich genommen.
Zumindest bemerkenswert scheint zu sein, daß das Graten eher auf dem Kontinent "übrig" geblieben ist, jenseits der Straße von Calais oder gar des Atlantiks war es wohl eine gewisse Zeit so gut wie ausgestorben. Vielleicht hängt das mit der unterschiedlichen Art der Berufsausbildung zusammen, bei der hier mehr wert auf Althergerachtes gelegt wird (zumindest für meine Begriffe).
Gruß, Andreas
OK, Überzeugt!
Verfasst: So 15. Dez 2013, 09:23
von Pedder
Hallo Jungs,
gut, dann nehme ich das als gegeben hin und werde noch mehr auf Schrankinnen- und Stuhluntersseiten undergleichen achten.
Liebe Grüße
Pedder
Re: OK, Überzeugt!
Verfasst: So 15. Dez 2013, 09:29
von Klaus Kretschmar
Nur zur Aufklärung für mich bitte. Ich kenne Gratnuten quer zur Faser. Die meisten dürften so liegen. Aber eine Gratfeder quer zur Faser hab ich noch nicht gesehen. Die würde wohl kaum halten - oder versteh ich etwas falsch?
Grüße
Klaus
Gratfeder? Gratzapfen?
Verfasst: So 15. Dez 2013, 09:40
von Friedrich Kollenrott
Hallo Klaus,
gemeint ist hier die Gratfeder am Brettende, zu deren Anfertigung man quer zur Faser hobel. Vielleicht ist das gar keine Feder sondern ein Gratzapfen? Egal, ich such jetzt nicht danach.
Grüße, Friedrich