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Schnittwinkel 37° beim Bestoßen- eine Sage? *MIT BILD*
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 11:49
von Friedrich Kollenrott
Ihr Lieben,
immer wieder stoße ich auf den Hinweis, dass Flachwinkelhobel mit 12° Bettungswinkel und einem Eisen mit 25° Keilwinkel besonders gut zum Bestoßen (Hobeln von Hirnholz) seien, weil der resultierende Schnittwinkel (Neigung der Spanfläche) von 37° so vorteilhaft klein ist. Bei LV z.B. ist das ein offizieller Glaubenssatz, jetzt auch wieder bei dem neuen Bestoßhobel (shooting plane), bei Dieter zu bewundern.
Und dann denke ich jedesmal:
Das geht doch gar nicht! Hobelt doch mal damit!Ich selbst habe mit vor 11 Jahren einen superedlen Lie Nielsen #9 gekauft, speziell zum Gebrauch auf der Stoßlade. Ist auch ein tolles Teil. Nur, die Schneide (Eisen A2) klappte bei 25° Keilwinkel auf etwas strapaziöserem Holz (da genügt schon Kiefer mit etwas härteren Jahresringen) nach einigen Hobelstößen einfach um. Ich habe mich darüber bei LN beschwert und mit freundlicher Entschuldigung (es sei wohl die Wärmebehandlung nicht in Ordnung gewesen) ein neues Eisen erhalten. Das verhielt sich genauso.
Ich habe dann das Eisen auf einen größeren Winkel umgestellt: zur 25°. Fase eine 30° Mikrofase. Und eine 2. Fase von 5°. Und es hält. Mit jetzt 35° Keilwinkel, und schneidet auch gut.

Meine Frage: Gibt es irgendjemanden, der tatsächlich und erfolgreich (mit vernünftiger Gebrauchsdauer des Eisens!) Hirnholz mit 25° Keilwinkel am Eisen bestößt? Und wenn ja, was für ein Eisen ist das? (Balsaholz zählt nicht!)
Ich halte es übrigens für möglich, dass ein Hobel mit schräg eingebautem Esen es besser kann. Vielleicht gibt es ja auch Erfahrungen in der Richtung.
Friedrich
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Kiefer ja, Esche nein *MIT BILD*
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 12:59
von Christoph Meyer
Hallo Friedrich,
ich habe bei dem Bestoßen von Hirnholz auch so meine Erfahrungen gemacht, wobei es auch wohl etwas auf das Holz ankommt. Bei meinem entstehenden Werkzeugschrank habe ich Kiefer und Esche Hirnholz gehobelt. Der Bau kommt durch die Geburt unserer Tochter aktuell nur langsam voran. Bilder gibt es wieder wenn es etwas weiter geht.
Das Bestoßen von
Kiefer funktioniert bei mir mit einem Flachwinkelhobel
sehr gut. Das Eisen ist auf 25° + Mikrofase geschliffen. Macht also etwas mehr als 37° Schnittwinkel. Ich habe in dem Putzhobel ein PM-V11 Eisen, die sind für mein Gefühl standfester als die A2 Eisen. Ich habe die Seitenteile von 16 Schubladen damit passend gehobelt, ohne nachschärfen zu müssen.
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Der Korpus besteht aus
Esche, hier hatte ich versucht mit der Rauhbank und einem 25° Eisen die Hinholzseite plan zu hobeln. Das funktionierte
gar nicht, nach nur 3 Zügen war die Schneide umgeklappt und musste nachgeschärft werden. Danach kam ein Eisen mit größerem Schnittwinkel zum Einsatz was deutlich besser funktionierte.

Viele Grüße
Christoph
25° Keilwinkel und damit 37° Schnittwinkel
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 13:13
von Gerd Fritsche
Hallo Friedrich,
der A1 Stahl ist meiner Meinung nach ein relativ einfacher Kohlenstoff.
Stahl Richtwerte :
C 1.15 %
Mn 0,4 %
W 1,4 %
Cr 1,3 %
V 0,25 %
Härtetemperatur 830°
Härten auf 58 - 62 HRC
Du solltest ein Eisen von mir verwenden. Meine Eisen sind aus D2 Stahl und nach dem Stickstoffabschrecken auf -180° dreimal angelassen für insgesamt ca. 2 Stunden.
Kannst du mir eine Skizze von deinem Eisen mailen, dann schicke ich dir eines zum Probieren.
Viele Grüsse vom Bodensee an den Harz
Gerd.
Re: 25° Keilwinkel und damit 37° Schnittwinkel
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 14:21
von Josef Galler
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In Antwort auf #136467]
... warum sollte dann Dein D2 besser sein als ein A1? Weil die Härtettemperatur höher liegt? Wegen den abschrecken auf -180° (was sowieso Humbug ist) und Dein Stahl dann auch nur 62 HRC hat. Ausserdem ist der D2 spröder was diesen schneller ausbrechen läst.
Am besten den Stahl beim dreimaligen Anlassen mit Weihwasser abkühlen, hilft noch mehr.
Ich weiss ja, klappern gehört zum Handwerk, aber irgendwann ist mal eine Grenze erreicht!
D2-Eisen *BILD*
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 16:22
von Klaus Kretschmar
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In Antwort auf #136462]
Hallo Friedrich,
ich kann Gerd nur beipflichten und bestätigen. Er hat mir für meinen selbstgebauten Bestoßhobel ein D2-Eisen angefertigt. Ein absoluter Traum. Er machte es nach meinen Wünschen "auf Maß" nach einer Sperrholzschablone.

Das Eisen hat eine 30°-Fase ohne Mikrofase. Es ist allerdings ein Fase-unten-Hobel mit dem Bettwinkel von 37°. Mit dem Eisen habe ich wirklich schon alles mögliche bestoßen und habe das Eisen innerhalb eines Jahres vielleicht 3 Mal abgezogen, mehr nicht. Gefühlt hält es ewig. Das Eisen ist schräg, was zu der Standhaltigkeit der Schneide beitragen mag. Ich habe zwar ebenfalls keinen Vergleich, kann aber feststellen, dass der Schnitt relativ "weich" ist. Den typischen Anfangsruck beim Bestoßen gibt es nicht, jedenfalls nicht ausgeprägt.
Hier habe ich etwas Kirsche auf Gehrung bestoßen. Die Hirnholzspäne sprechen für sich, oder?

Außer diesem Bestoßhobel habe ich noch Gerds Infill Nr. 11. Auch mit D2-Eisen und ebenfalls ein Traum. Das ist ein Fase-oben-Hobel, den ich aber noch nicht im regelmäßigen Einsatz habe, weil er immer noch nicht vollständig fertiggestellt ist (ein zusatzgriff muß noch fertiggestellt werden) und weil die Stoßlade für den noch geändert werden muß. Ich habe das Luxusproblem, 2 dolle Bestoßhobel zu haben :-)
Grüße
Klaus
Schnittwinkel Bestoßhobel
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 17:39
von Wolfgang_P
Hallo Holzwerkerforum
In meiner Bestoßlade läuft die Veritas-Raubank mit wechselnden Eisen: mal A2 mit 25 Grad, mal A2 mit 38 Grad und mal PMV 11 mit 38 Grad. Das kommt daher, dass sich der Jack und die Raubank die 3 Eisen teilen, zwei sind im Hobel, eines liegt immer frisch geschärft in Reserve. Mir sind bisher keine gravierenden Unterschiede aufgefallen, nur das PM V11 hält etwas länger. Ich könnte aber nicht einmal sagen, welches der Eisen jetzt gerade wo verwendet wird.
Wichtiger finde ich beim Bestoßen eine lange Phase (wehe Euch!) kontrollierten Schwunges, die durch eine lange Strecke vor dem Hobelmaul möglich wird. Ebenso wichtig ist ein schräges Eisen.
Die Spielzeug-Garage meines Sohnes, die ich hier vorgestellt habe, habe ich mit dem Bestoßhobel von Klaus gebaut. Der Hobel taucht so sanft ins Holz ein wie ein Messer in frisches Brot. Bestoßen habe ich etliche Kanten 9 und 12 mm Birke Multiplex sowie Zwetschgenholz. Schärfen muss man das Eisen bislang noch nicht.
Vermutlich ist das sanfte Eintauchen für die Stabilität der Schneide erheblich schonender.
Viele Grüße
Wolfgang
Re: D2-Eisen *BILD*
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 18:07
von Friedrich Kollenrott
Hallo Klaus,
Dein hölzerner Bestoßhobel ist ein wunderbares Teil. Technisch besser als beim LN #9 ist die Schrägstellung des Eisens, aber ohne die muss ich eben leben. Frage: Hättest Du nicht manchmal lieber mehr Masse?
Ich werde ein Eisen bei Gerd bestellen.
Friedrich
Re: Schnittwinkel Bestoßhobel
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 18:11
von Friedrich Kollenrott
Ebenso wichtig ist ein schräges Eisen.
äh- aber Du hast doch keines, oder?
Friedrich
Fritsche- Eisen
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 18:13
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #136467]
Hallo Gerd,
Du sollst mir kein Eisen "zum Probieren machen", sondern ich werde eines bestellen. Alles Weitere per email.
Friedrich
Anmerkungen zu Schnittwinkeln und Masse
Verfasst: Di 26. Nov 2013, 18:34
von Pedder
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In Antwort auf #136472]
Hallo Friedrich,
Klaus hat seinen Hobel mit Blei gefüllt, mehr masse wäre wohl eher lästig. Weil das Eisen schräg einbaut ist, sind die effektiven Winkel (Schnitt-, Keil- und Freiwinkel) natürlich kleiner, was die Steherqualitäten des D2 von Gerd beweist. Zum Planen der Spiegelseiten braucht man allerdings etwas Geduld und am Besten eine scharfe Diamantplatte.
Liebe Grüße
Pedder