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Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 12:14
von Bernd Zimmermann

Hallo Holzwerker,

ich stehe demnächst vor der Aufgabe, Zapfenlöcher für ein Tischgestell (Shaker Trestle Table) auszustemmen. Meine Frage daher in die Runde: Lochbeitel- oder Stemmeisenbreite genauso breit wie das Zapfenloch werden soll, oder schmäler und dann bis zur gewünschten Breite nacharbeiten?

Vielen Dank schon mal.

Gruß
Bernd


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 12:28
von Friedrich Kollenrott

Hallo Bernd,

ganz eindeutig: Stemmeisenbreite = Zapfenlochbreite. Auch nicht vorbohren, man stemmt am besten geradeaus wenns ins Volle geht. Und möglichst eine Technik anwenden, bei der Du schnell in die Tiefe kommst (also nicht Lage für Lage, immer ein bißchen tiefer). Um wirklich senkrecht in die Fläche zu kommen, hilft ein aufgelegter kleiner Spiegel: Zwischen dem Eisen und seinem Spiegelbild soll kein Knick sein.

An eine Probestück üben hilft.

Friedrich


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 14:41
von Thomas Matuschak

Bei allem, was man so an für und wieder zu Paul Sellers sagen kann... aber seine Zapfen-Loch-Technik funktioniert prima. Weiß nicht, ob ER das erfunden hat oder ob es so neu ist - aber es erklärt es sehr schön.
Ich hab mir einst dieses Video angeschaut und das funktioniert echt gut:

https://www.youtube.com/watch?v=q_NXq7_TILA

Gruß,
Thomas


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 15:16
von WHerzog

Ja, so mache ich das jetzt auch. Bei meinem ersten Projekt hat das auf anhieb senkrechte und gut passende Zapfenlöcher gebracht. Ich habe ganz normale Kirschen-Beitel benutzt..


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 15:50
von reinhold
[In Antwort auf #136101]
hallo Bernd,

Grundsätzlich : Zapfenlochbreite = Stemmeisenbreite.

Das heisst, egal, was Deine Zeichnung vorgibt und unbeschadet der lieblichen 1/3-Regel, Du wählst die Breite des Zapfenloches nach der Breite des zur Verfügung stehenden Beitels.

mit freundlichem Gruss
reinhold


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 16:01
von Bernd Zimmermann
[In Antwort auf #136103]
Hallo Holzwerker,

wie immer hier in diesem Forum, schnelle und kompetente Hilfe!

@ Friedrich: Hab ich mir schon fast so gedacht, wollte nur nochmal die Meinung von jemanden hören, der diese Arbeiten schon durchgeführt hat. Werde auch den Tip mit dem schnellen in die Tiefe gehen beherzigen (bei meinen bisherigen Versuchen habe ich immer Schicht für Schicht abgetragen) und in der Tat nochmal üben bevor es ans "Eingemachte" geht.

@ Thomas: Habe mir das Video mal angesehen und war erstaunt, wie leicht das Zapfenlochstemmen bei Paul Sellers geht. Bin mal gespannt, wie es bei mir läuft, wenn ich demnächst meine "Versuchsreihe" beginne.

@ reinhold: auch Dir danke für Deine Antwort. Und wie es der Zufall will, geht in meinem Fall die 1/3-Regel sogar auf, da beim Trestle Table die Tischbeine/Tischfüße 30 mm stark werden.

Viele Grüße
Bernd


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Sa 2. Nov 2013, 19:52
von Bernd Zimmermann
[In Antwort auf #136103]
Hallo Holzwerker,

nach Euren gestrigen Empfehlungen habe heute Zapfenlöcher stemmen geübt. Ging erstaunlicherweise recht zügig und sehr "maßhaltig".

Friedrich, Dein Tip, möglichst schnell in die Tiefe zu kommen, war Gold wert. Hat zwar ein bischen durchs Haus "gewummert", aber ich hatte recht zügig ein Zapfenloch von 50x20x8 mm ausgestemmt. Und es hat so Spaß gemacht, daß ich eins neben das andere gesetzt habe (zum Üben)!

Gruß
Bernd


Paul Sellers Versuch - ist das so relevant?

Verfasst: Mi 13. Nov 2013, 16:28
von Wolfgang_P
[In Antwort auf #136104]
Hallo Holzwerkerforum

Vorab - die gezeigte Stemmtechnik finde ich auch gut und das Video hat mir geholfen. Aber die eigentliche Botschaft ist ja: Mit dem Stechbeitel kann man besser Zapfenlöcher ausstemmen als mit dem Lochbeitel. Der Beweis: Paul Sellers hat mit dem Stemmeisen für das selbe Loch etwas weniger lang gebraucht als mit dem Lochbeitel.

Hoffen wir, er verwendet die gesparte Minute für etwas Sinnvolles.

Einen ähnlichen Versuch mache ich gerade selbst und komme zu ganz anderen Ergebnissen:

1) Ich schaue beim Stemmen nicht auf die Uhr, ob ich eine Minute länger oder kürzer brauche, ist überhaupt nicht relevant.
2) ein wirklich gut geschliffener Lochbeitel (30 Grad Phase, 35 Mikrophase) geht hervorragend ins Holz und ist am Ende der Stemmung noch scharf genug, um die Hirnholzseiten des Lochs ohne Hammer abzustechen ("Paring).
3) Die Späne lassen sich mit einem Lochbeitel viel besser herauswerfen, weil er sich niemals verdreht oder verkantet. Man hat nie so ein vollgekrümeltes Werkstück wie in dem Video.
4) Das Stemmeisen verdreht sich beim Einschlagen fast immer im Zapfenloch, der Lochbeitel nie. Daher erhält man beim Lochbeitel viel glattere Lochseiten.

Für mich wieder einmal ein Beleg dafür, dass man besser seinen eigenen Augen traut.

Verwendet habe ich einen MHG Lochbeitel. Ich habe noch mehrere gleichartige Löcher zu stemmen und werde noch andere Eisen ausprobieren und möchte demnächst hier darüber berichten.

Zwar habe ich keinen Youtube-Kanal, keinen Webshop und noch nicht mal einen Blog, dafür aber eine Bank mit scharfen Eisen und hoffe auf Euer Interesse.

Viele Grüße

Wolfgang


Re: Paul Sellers Versuch - ist das so relevant?

Verfasst: Mi 13. Nov 2013, 17:49
von Wherzog

Da muss ich kurz wiedersprechen. Paul vertritt die Grundthese dass man nur ganz wenige Werkzeuge braucht, um erfolgreicher Holzwerker zu sein. In diesen Kontext will er auch dieses und viele andere seiner Videos stellen. Er rät erst mal mit wenig Werkzeug und ohne grossen Invest zu beginnen, was aber in den USA gegen den Mainstream geht, wo dauernd irgendwelche teueren Werkzeuge als unverzichtbar angepriesen werden.


Re: Zapfenlöcher

Verfasst: Mi 13. Nov 2013, 18:23
von Thomas Matuschak
[In Antwort auf #136107]
Ich habe zuhause auch einen Lochbeitel - und es ist auf jeden Fall so, daß der etwas besser geführt ist.

Was aber an Paul Sellers Methode interessant ist: Das Holz wird durch die Phase und das damit in Schlitzrichung geschobene Eisen des "normalen" Stemmeisens seitlich abgeschert.
Somit ist kein Aushebeln des Holzes (um die Späne vom Rest des Holzes zu trennen) erforderlich. Somit kann bei dieser Technik auf die massivere Bauweise eines Lochbeitels verzichtet werden
(bei dem ja tatsächlich gehebelt wird).

Gruß,
Thomas