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Griffe vom Eschenstamm *MIT BILD*

Verfasst: Di 6. Aug 2013, 14:37
von Friedrich Kollenrott

Liebes Forum,

nachdem das Forum seit ungefähr 2 Wochen mit "Gramercy Niederhalter" beginnt (doch, ist korrekt, aber sprachlich wirklich extrem abtörnend), habe ich mich entschlossen, diesen Zustand zu ändern und ein wirklich ganz winziges Projekt einzustellen.

Ich habe eine Schiebkarre (Schiebekarre, Schubkarre, je nach Region) bei der nach einigen Jahren Gebrauch die Plastikgriffe so kaputt waren, dass meine Frau sich beschwerte. So sahen sie aus, die abgezogenen Reste:



Woraus macht man als kultivierter Nordeuropäer neue Griffe? Aus Eschenholz beispielsweise. Da traf es sich gut, das schon vor Jahren Forumsfreund Rolf mir einen grob mit der Kettensäge aufgeschnittenen Eschenstamm gebracht hatte, der inzwischen sicher ausreichend getrocknat ist. Aus einem kurzen Abschnitt wurden ganz grob zwei Kanteln gesägt:



Dann an zwei Seiten mit dem Hobel abgerichtet und nochmal über die Kreissäge geschoben, schon haben wir zwei Kanthölzer 4x4.



Ein maßgenaues Kantholz sollte man als Basis nehmen, wenn man runde Teile herstellen muss und keine Drechselbank hat. Die neuen Griffe sollten in die entspechend gekürzten Rohre des Schiebkarrengestells eingeklebt werden, brauchen also zunächst einmal einen Zapfen. Der wird (mit Zapfenstreichmass, dafür heißt das so) angerissen und gesägt, erstmal ist er vierkantig.:



Die runde Form des Griffes wird nach einem mit Kreisschablone und Kugelschreiber (der ist dafür besser als jeder Bleistift) auf die Stirnseite gezeichneten Kreis gehobelt, es muss ja nicht wirklich genau sein. Und dann mit dem Ziehmesser die Griffe seitlich abgeflacht:



Warum abgeflacht? Die menschliche Greifhand ist innen nicht rund, sondern möchte es gern dort, wo der Daumen sitzt, flach. Und bei einer Schiebkarre ist der Griff für beide Hände eindeutig, ein Wechsel durch Umdrehen oder Rechts- Linkshänder nicht möglich, da kann man den Griff für rechte und linke Hand getrennt etwas ergonomischer machen als üblich. Der Daumen bekommt eine kleine "Rampe" zum Schieben, kann man weiter unten noch besser sehen.

Der Zapfen wird nun rund gemacht; erst mit dem Stecheisen zum Achtkant und dann mit der Feile rund damit er genau passt. Das innen rostige Rohr ist dabei eine wunderbare Tuschierhilfe...



Die Griffe werden noch ein bißchen verhübschert mit Hohleisen (für die geraden Flächen) und Schnitzmesser (kein Schleifen, keine sorgfältige Glättung, das würde nur die Griffigkeit verschlechtern), mit Epoxykleber in der Rohre eingeklebt und mit Halböl behandelt. Voilà!



Friedrich


Re: Gefallen mir!

Verfasst: Di 6. Aug 2013, 15:00
von Rolf Richard

Die Griffe gefallen mir. In der Realität hätte ich allerdings gerne eine Gummipolsterung, was der Optik aber eher abträglich ist.

Gruss

Rolf


Re: Griffe vom Eschenstamm

Verfasst: Di 6. Aug 2013, 16:26
von Christoph M.

Hallo Friedrich,

mir gefallen die Griffe auch. Gut ist auch die Dokumentation der Arbeitsschritte. Es ist immer schön zu sehen was doch so alles mit Handwerkszeug möglich ist.

Die niedrige Aktivität hier im Forum schiebe ich mal auf die Urlaubszeit und die sehr heißen, schwülen Tage. Da macht es mir persönlich keinen Spass im Keller, ohne Tageslicht, an der Hobelbank zu stehen.

Viele Grüße
Christoph


Re: Griffe vom Eschenstamm

Verfasst: Mi 7. Aug 2013, 10:45
von Marc Waldbillig
[In Antwort auf #135215]
Hallo Friedrich,

ergonomisch deine neuen Griffe für die "Schubkar". Aufgrund jahrelanger Erfahrungen mit Schubkarren in Zusammenhang mit Pflastersteinen, Ziegeln, nasser Erde, Baumstämmen und ähnlich schwerer Fracht entferne ich die Griffe, bevor der Karren zum Einsatz kommt. Ohne Ausnahme verloren sämtliche Einräder in der Vergangenheit ihre Griffe beim Benutzen und das schmerzte. Aber hübsch sind deine Griffe und sie werten das Arbeitsgerät auf. Ein handgemachter Griff, ein Stiel oder ein Heft steht vielen Arbeitsgeräten und hebt deren Wert für den Benutzer.

Bei deiner Dokumentation ist mir wieder die genutete Sohle bei deiner Raubank aufgefallen. Das ist ein Anstoß, der mich dazu bewegen könnte, auch so ein Teil zu erwerben. Raubänke hat man ja nie genug und einen Lustkauf (frei nach Bernhard) habe ich schon lange nicht mehr genossen. Danke.

Gruß

Marc




Re: Griffe vom Eschenstamm

Verfasst: Mi 7. Aug 2013, 23:09
von Friedrich Kollenrott

Hallo Marc,

habe ich das richtig verstanden? Du hast die Griffe an Deinen Karren immer gleich abgerissen (weil sie Deinen rohen Kräften sowieso nicht gewachsen waren) und das rohe Metall gepackt wie eine Hantelstange? Respekt!

Viel schöner ist natürlich das ewige Thema Raubank, danke für Deine gelungene Überleitung:

Bei deiner Dokumentation ist mir wieder die genutete Sohle bei deiner Raubank aufgefallen. Das ist ein Anstoß, der mich dazu bewegen könnte, auch so ein Teil zu erwerben. Raubänke hat man ja nie genug


Also, ich habe genug Raubänke (2). Ich hatte drei, aber die Stanley #7 war wirklich schon eine zuviel. Ich benutze zum Abrichten (vom gesägten , oft sehr ungenauen und manchmal auch schmutzigen Holz) die bessere Stanley Bailey #8, die auch auf dem Bild ist. Dass sie genutet ist, gefällt mir gut, gefühlsmäßig glaube ich dass sich bei Beschädigungen die Sohle leichter nacharbeiten lässt weil weniger Fläche. Die Raubank wird auch viel benutzt und ordentlich strapaziert (ich habe keine ADH!) und das Eisen muss häufig geschärft werden. Da ist ein nur 2,5mm dickes Hock- Eisen aus C- Stahl drin, mit dem ich sehr zufrieden bin, ist schnitthaltig und sehr leicht zu schärfen.

Wo die Bailey nicht genau genug ist oder zum Rattern neigt, nehme ich die Veritas- Flachwinkel- Raubank. Für grobe Materialabnahme ist die aber nix.

Wenn mir die Bailey mal runterfiele und ich Ersatz beschaffen müsste, würde ich versuchen, wieder eine gleichartige zu bekommen. Alternative (und von Dir avisiert, oder?) wäre narürlich die LN #8 corrugated, aber ich hätte keine Lust, diese dicken Eisen zu schärfen. Ich habe einen Bestoßhobel LN #9, der hat ein 4,3mm dickes A2- Eisen, das schärfe ich auch nicht so richtig gern. Also, überleg Dir das gut.

Grüße an die Mosel

Friedrich




Re: Griffe vom Eschenstamm

Verfasst: Fr 9. Aug 2013, 15:19
von Marc Waldbillig

Hallo Friedrich,

vielen Dank für deine Einschätzung. Ich visiere eine 7-1/2 an, wenn überhaupt und die würde ich dann mit genuteter Sohle nehmen. Die 8 habe ich ja schon. Die Eisen sind bei beiden wirklich dick, aber es gibt kein Problem beim Schärfen, da ich mit einer Tormek arbeite. Das Abziehen, resp. Anziehen einer Mikrofase auf Steinen ist wie bei üblichen Eisen schnell erledigt.

Warum ist die Veritas-Raubank nichts fürs Grobe in deinen Augen?

Gruß

Marc

p.s. Die "rohen Kräfte" beim Schubkarrenfahren gingen immer von der Ladung aus, nie von mir. Die bösen Pflastersteine und der fiese Mörtel.




fürs Grobe?

Verfasst: Fr 9. Aug 2013, 20:14
von Friedrich Kollenrott

Hallo Marc,

das ist mir vor ein paar Tagen gerade aufgefallen, dass LN seine Flachwinkelraubank ausdrücklich für heftige Spanabnahme empfiehlt. Und wenn ich darüber nachdenke, ist es wohl eher so: Ich habe mir angewöhnt, bei gröberer Arbeit die #8 zu verwenden. Sie ist robust und ergonomisch eindeutig besser, da kommt die Veritas auch mit dem verbesserten Griff nicht heran. Und anschliessend fürs Genauere und feine Späne die Veritas BU- Raubank. Sie hat den ganz großen Vorteil, ausrissfrei arbeiten zu können, man kann also wirklich auf Fertigmass hobeln. Ich schone sie auch gern, sie soll noch lange schön bleiben und ich bin auch von der Robustheit ihrer Verstelleinrichtung nicht so ganz überzeugt. Außerdem habe ich ihre beiden Eisen für hohe Schnittwinkel geschliffen: 52° und 62°, das ist bei dicken Spänen sicher sehr schwergängig.

Im Prinzip aber, und da gebe ich Deiner Frage recht, müsste es bei z.B. 42° Schnittwinkel und weitem Maul problemlos möglich sein, mit der BU- Raubank auch dicke Späne zu nehmen.

Hat außer Dir niemend gemerkt.

Friedrich


Re: fürs Grobe und fürs Feine

Verfasst: Sa 10. Aug 2013, 13:31
von Marc Waldbillig

Friedrich,

ja LN empfiehlt die 7-1/2 für grobe Spanabnahme. Allerdings hat LN vor einiger Zeit ein verstellbares Maul nachträglich eingebaut. Flachwinkelraubänke aus Metall sind eine Neuentwicklung. LN und Veritas haben je eine im Programm. Wie du schon schreibst, kann der Schnittwinkel schon bei 42° beginnen und man kann ihn stufenlos steigern. Also sollte das Spektrum ihres Einsatzbereichs von grob bis fein reichen, vom Schruppen, resp. Schlichten bis zum Fügen. Deine Argumente, die 8 fürs Grobe einzusetzen und die Flachwinkelraubank fürs Feine kann ich gut nachvollziehen. Hast du die Schneide am 8er Eisen gerundet? Wie stark?

Gruß

Marc




Schneide gerundet

Verfasst: Sa 10. Aug 2013, 14:52
von Friedrich Kollenrott

Hallo Marc,

ja, die #8 hat eine gerundete Schneide (haben meine Bankhobel alle), aber nur minimal so wie ein Putzhobel. Messen kann ich das nicht, es mag ein Zehntel mm sein.

Wennn ich eine Fläche mit groben Buckeln einebne (z.B. frisch verleimtes Leimholz) dann fange ich in ganz schlimmen Fällen mit dem Schrubbhobel an, normalerweise aber mit einem Stanley 4 1/2, einem besonders schweren Exemplar mit deutlich gerundeter Schneide am Eisen. Die Rundung dort (ich hab extra für Dich nachgesehen) beträgt etwa 1mm (Vorstand der Mitte gegenüber den Ecken). Und anschliessend kommt die #8 und zuletzt die BU- Raubank.

Der Vorteil der BU- Raubank mit einstellbarem Maul ist eben die Ausrissfreiheit. Ich hatte ja vorJahren mal eine BU- Raubank von LN, die hatte kein einstelbares Maul (das haben die erst später nachgerüstet) und war dadurch nur sehr eingeschränkt brauchbar.

Grüße

Fritz


Re: Schneide gerundet *LINK*

Verfasst: Sa 10. Aug 2013, 15:24
von Christoph M.

Hallo Friedrich,
Hallo Marc,

ich habe hier mal einen Link, der meiner Meinung nach, die Rundungen am Eisen ganz gut verdeutlicht.

http://thebestthings.com/newtools/graphics/grinding_plane_irons.jpg

Die Rundungen an den Eisen wie auf dem ersten Bild finde ich noch ganz sinnvoll und gut herzustellen. Die anderen Rundungen sind sicherlich gut gemeint, aber auf Wassersteinen schwer nachzuschleifen und in Form zu halten.

Friedrich, du hast bei der Flachwinkelrauhbank ein Eisen mit 62° im Einsatz? + 12 ° Bett sind das dann 74° Schnittwinkel, ist das nicht ein bißchen viel?
Für schwierige Stellen habe ich in einem Blockhobel ein 50° Eisen, das schiebt sich schon deutlich schwieriger, ist aber mit fein eingestelltem Maul wirklich frei von Ausrissen.

Viele Grüße
Christoph