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Kann man mit einer Zinkensäge auch quer sägen?
Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 22:48
von Alexander
Servus,
hab mir bei Dieter meine erste Standard Zinkensäge gekauft. Hab sie heute erhalten (plus Starret Kombiwinkel -.geiles Teil!) und da stellt sich mir doch die Frage, ob ich damit auch Querschnitt sägen kann? Sorry, bin nicht ganz firm mit all den Ausdrücken. Zumal ich absolut keine Erfahrung im Holzbau habe - noch!
Ich baue mir heuer meine erste Hobelbank, und um halt einmal loslegen zu können, braucht es dazu eine Säge. Also hab ich die Standard Zinkensäge genommen. Wofür kann ich die noch verwenden? Sie soll ja recht lange halten und noch tu ich mir schwer mit dem Schärfen, weil ich ja die Hobelbank noch nicht habe...
Hab mir auch einen größeren Fuchsschwanz und Stichsäge bereits zugelegt, sowie einen Stanley 4 Hobel. und noch ein paar andere Handwerkzeuge...
Seht mir meine einfachen Fragen bitte nach, aber es gibt mehrere Varianten von Sägen und bevor ich irgendeinen Blödsinn mache, frage ich lieber....Danke
Liebe Grüße aus Wien
Alexander
Re: Kann man mit einer Zinkensäge auch quer sägen?
Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 23:30
von Uwe.Adler
Hallo Alexander,
Deine Frage ist berechtigt, da wie Du schreibst, noch nicht viel Erfahrung mit den Werkzeugen vorhanden ist. Daher möchte ich Dir aus eigener Erfahrung raten, Dir die Schärfanleitung von Friedrich als Lektüre zu nehmen, da in dieser die unterschiedlichen Sägetypen gut beschrieben werden.
http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/saegenschaerfen1.html Da findest Du auch die Erklärungen der unterschiedlichen Schnittweise der Sägen. Deine Frage zu beantworten ist einfach. Schneiden wirst Du mit der Zinkensäge, aber wenn Du eine crosscut bezahnte Säge verwendet hast, erlebst Du den Unterschied. Diese schneidet die Faser in der Querrichtung durch die Schnittwirkung der Bezahnung. Eine rip bezahnte Säge arbeitet wie ein Hobel an jedem Sägezahn, und das kann bei einer Faser quer nicht sauber funktionieren. Das Ergebnis ist den Ansprüchen entsprechend.
Herzlichen Gruß
Uwe
Porbier es!
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 07:24
von Pedder
Hallo Alexander,
ja, es geht sehr gut (vor allem in Hartholz), nur das Finish, dass Du hinterlässt, ist nicht so gut, wie bei crosscut gefeilten Sägen. In Deutschland ist es noch gar nicht so lange üblich, Crosscutzähne zu feilen. Dafür sind heute fast alle Sägen, die man kaufen kann, so gefeilt.
Liebe Grüße
Pedder
Re: Porbier es!
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 07:46
von reinhold
hallo Pedder,
Du hast geschrieben :
In Deutschland ist es noch gar nicht so lange üblich, Crosscutzähne zu feilen.
Das hat mich etwas verwirrt. Was ist "noch gar nicht lange"?
Und es deckt sich nicht mit meiner Erfahrung.
Ich besitze Sägen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit noch nie nachgeschärft wurden (ausser von mir) und die sind alle für Querschnitt geschärft, ebenso wie alle Sägen, die ich vor 2000 gekauft habe, weil es nichts anderes gab.
Noch vor ca 15 bis 20 Jahren hatte ich grosse Probleme, eine Säge für Längsschnitte zu bekommen und musste sie in GB bestellen.
viele Grüsse
reinhold
Re: Kann man mit einer Zinkensäge auch quer sägen?
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 08:02
von Alexander Schifter
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In Antwort auf #134965]
Hallo Uwe,
Danke für die Info. Die Anleitung oder gesagt, das Kompendium, hab ich bereits angelesen. Toll, wie man das aufarbeiten kann. Um auch gleich an Pedder zu anworten, ich sollte mir also auch ein crosscut Säge zulegen! Dann passts auch mit dem Finish....
Liebe Grüsse Alexander
Re: Kann man mit einer Zinkensäge auch quer sägen?
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 09:14
von Alex S.
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In Antwort auf #134965]
Hallo!
Also bis die Japansägen modern wurden, wusste ich gar nicht, dass es eine optimierte Zahnform für Querschnitt gibt. Also habe ich, Ratschlägen von alten Tischlern und Zimmerleuten folgend, für Querschnitte immer ein Blatt mit kleinerer Zahnteilung verwendet. Das lief eigentlich ganz problemlos. Was mir aber aufgefallen ist: Ausrisse am Schnittende halten sich mit crosscutgefeilten Zähnen sehr in Grenzen, auch wenn man mal unkonzentriert ist bzw. das Werkstück einfach nicht ordentlich fixieren/hinlegen kann.
Und ich glaube, Pedder dürfte nicht unrecht haben - ich konnte zu Hause viele alte Sägen übernehmen und keine war eine Crosscut - egal ob Bügel- oder Gestellsäge oder Fuchsschwanz. Und auch alle, die ich mit Fragen quälte, hatten nicht den Funken einer Ahnung von einer anderen Zahnform.
Ich muss aber sagen, seitdem ich mich etwas mit der Optimierung meiner Sägen beschäftige, läuft vieles einfacher und runder. Es macht sich wirklich bezahlt. (Danke nochmal @Pedder für den Tip mit der "Mikrophase" am Zahn).
Liebe Grüße (ebenfalls aus Wien)
Alex
Re: Kann man mit einer Zinkensäge auch quer sägen?
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 13:55
von Thomas Matuschak
Also ich schließe mich Pedder's Kommentar an - das geht recht gut bei Hartholz. Allerdings nur bis zu einer bestimmten Größe (speziell Tiefe) des Schnitte, da die Zinkensäge halt doch recht klein und dünn ist.
Für größere Quer-Schnitte würde ich mir eine Cross-Cut Säge mit stärkerem Blatt besorgen, das ist dann auch die Neigung zum Verziehen des Schnittes nicht so groß. Und beim Bau einer Hobelbank wirst Du vermutlich
öfter mal was größeres Sägen müssen.
Ich säge mit der Zinkensäge nur Leisten quer. Größere Querschnitte mache ich mit der Tischkreissäge. Oder aber ich nehme meine Schulter-Säge/Tenon-Saw (das ist eine größere, dickere Säge für Längsschnitte) und hoble - wenn es ganz schön werden muß, mit dem Hirnholzhobel nach.
Gruß,
Thomas
Geschichte des Fleam
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 21:18
von Pedder
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In Antwort auf #134968]
Hallo Reinhold,
aus dem, was ich an alter Literatur gelesen habe, folgt, dass es solange unüblich war, an Tischlersägen einen Fleam anzufeilen, wie Tischlern ihre Sägen selbst schärften. Aber ich will nicht ausschließen, dass es (auch) anders war. Tage Frid - in kontinental europäischer Tradition aufgewachsen - hat das bis zu seinem Ende empfohlen.
Ulmia Sägeblatter hatten, solange sie nachschärfbar waren, im Auslieferungszustand keinen Fleam.
(Vielleicht gab es deshalb kein Wort dafür und Friedrich musste es erfinden.)
Die Absetzsägeblätter unterschieden sich voin den Schlitzsägeblätter durch die Zahnweite und den Rake.
Nach meinem Eindruck hatten erst die Sägen mit den gehärteten Zähnen Fleam.
Dafür gleich alle. Aber das waren die 1970er oder so. Handwerkzeug war da schon auf dem Rückzug.
Einzig Schrotsägeblätter habe ich in nachschärfbar mit Fleam gefunden.
Ich weiß nicht, welche Säge hier gekauft wurde, aber wenn es eine Veritas mit 0° Fleam und 14° Rake ist, wäre das nach deutschem Lehrbuch wohl eher eine Absatzsäge als eine Schlitzsäge.
Crosscut ist super und ich Säge auch gern damit. Aber die Offenbarung war, das erste Mal mit einer auf Rip gefeilten Säge längs zu sägen.
Liebe Grüße
Pedder
Re: Geschichte des Fleam
Verfasst: Do 4. Jul 2013, 21:43
von Wolfgang Jordan
Hallo,
wir hatten vor etwa zehn Jahren hier mal eine ähnliche Diskussion, und ich hatte daraufhin meine Fachbücher studiert und in einem Artikel zusammengefasst. Demnach ist der Schrägschliff, wie er von einigen Autoren genannt wurde, auch in Deutschland schon länger bekannt gewesen. Aber er hatte wohl nie die Bedeutung, die ihm heute beigemessen wird. Die gefundenen Literaturstellen sind (mit Zeitangabe) hier nachzulesen:
http://www.holzwerken.de/techniken/saege_zahnform.phtmlAuch über die Namen der Sägearten, wie sie in Deutschland üblich waren, gibt es eine Zusammenstellung. Das ist vielleicht ganz hilfreich, weil auf dem Weg über die Foren die amerikanischen Benennungen immer mehr zunehmen und die deutschen Bezeichnungen in Vergessenheit geraten:
http://www.holzwerken.de/werkzeug/saegentypen.phtmlGruß, Wolfgang
Re: Geschichte des Fleam
Verfasst: Sa 6. Jul 2013, 22:25
von Pedder
Hallo Wolfgang,
die hergebrachten deutschen Bezeichnungen für verschiedene Gestellsägen taugen einfach nicht, um anglo-amerikanische Rückensägen differenziert zu bezeichnen. Man kan die alle Fuchsschwanz mit Rücken nennen, aber damit ist auch niemandem geholfen.
Zusammen mit Thomas Schürmann habe ich mir deshalb mal Schultersäge für eine Carcass Saw ausgedacht.
Und wir werden inzwischen von einem Werkzeughändler zitiert. ;o)
Gerade bei Zinkensäge kollidiert das. Aber da eine Verwechseleung ausgeschlossen ist und es keinen Hersteller von "deutschen Zinkensägen" mehr gibt, kann man das in Kauf nehmen.
Liebe Grüße
Pedder