Frage für Holzwerker "55+"

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Liebe Mit-Holzwerker,

da ich vor einer kostenträchtigen Neuanschaffung stehe, hier mal eine Frage an die Erfahrungsträger zu einem ganz speziellen "Werkzeug", das ab einem bestimmten Alter wohl für jeden Holzwerker unverzichtbar ist: die Brille.

Als ich mein fünfzigstes Lebensjahr erreichte, musste auch ich die sogenannte Alterweitsichtigkeit mit einer Brille korrigieren. Die Brille war für mich nichts Neues, weil ich wegen Astigmatismus (entfernungsunabhängig) sowieso schon seit meiner Kindheit eine tragen muss. Für die hinzugekommene Altersweitsichtgkeit habe ich mich bisher für Gleitsichtgläser entschieden, weil ich den lästigen Brillenwechsel bei Entfernungsänderung vermeiden wollte. Bisher funktionierte das auch prima. Zweimal musste ich bisher die Gläser wegen der fortgeschrittenen Abnahme der Akkomodationsfähigkeit der Augenlinse die Gläser erneuern lassen, Jetzt mit 58 Jahren, stoße ich bei Arbeiten, wo es genau werden muss,wieder an die Grenzen der Brille an und stehe damit vor der dritten Erneuerung dieses Hilfswerkzeugs. Ich schwanke, welches nun die optimale optische Lösung dafür ist: Feststärke, Bifokal-Gläser oder wieder Gleitsichtgläser.

Das Problem der Gleitsichtlösung: das virtuelle "Fenster" im Brillenglas, durch das man bei gegebener Entfernung scharf sieht, wird mit fortschreitendem Alter immer kleiner, die richtigfe Kopfneigung immer eingeschränkter und damit anstrengender. Ich frage mich nun, ob für das Werkeln die Gleitsichttechnik bei Fortgeschrittener Alterweitsichtigkeit noch immer die optimale Lösung ist.

Bei einer Bifokal- oder Feststärkenbrille hat man ein viel größeres "scharfes Fenster", allerdings funktioniert das dann nur für eine beziehungsweise zwei fest vorbestimmte Entfernungen. Dabei stellt sich die Frage, auf welche Entfernung(en) man die Brille sinnvollerweise optimiert.

Also, welche Erfahrungen mit welcher Brillenlösung habt Ihr gemacht?

Beste Grüße
Jörg



Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Jörg

Dein Problem kann ich gut nachvollziehen, ich trage schon seid 1972 eine Brille, es fing genau mit den Tagen an, als ich erstmalig am Zeichenbrett arbeiten durfte.
Ich hab eigentlich eher eine schwache Brille, hab aber immer das Bedürfnis meine Umwelt und meine Arbeiten möglichst genau sehen zu wollen, eine Gleitsichtbrille hatte ich nach einigen Versuchen total verworfen, die Alternative ist nun, eine Fernsichtbrille, die ich eigentlich im normalen Alltag trage, dann geht es los, ich fange nah an, eine Brille die auf etwa 20-25cm eingestellt ist, die trage ich oft in meiner Werkstatt wenn ich schnitze oder bei jeder Arbeit, bei der ich jede Kleinigkeit erkennen will, dann habe ich eine Lesebrille die bis etwa einen halben Meter eingestellt ist, für den Bildschirm eine Brille bis etwa 70cm, das hört sich kompliziert an, ist es auch, aber ich komme damit am besten zurecht, ältere Lesebrillen trage ich beim Arbeiten an Maschinen, da die genannten Entfernungen sich in den Jahren immer mehr von mir weg verschieben.
Was mir große Probleme macht, ich arbeite in meiner Werkstatt immer mit Atemmaske, der Grund, meine Maschinen sind zum Teil noch gar nicht dazu ausgerüstet und ich auf Holzstaub sehr empfindlich reagiere, Atemmaske und Brille sind nun keine gute Paarung, ich trage daher immer Masken mit Auslassventil, da sonst die ausgeatmete Luft sich an der Brille niederschlägt.
Gehe ich nun in meine Werkstatt, dann trage ich die normale Brille, dort wechsele ich auf eine ältere Lesebrille, wird es genau, greife ich zur nahgestellten Brille, ein Ablauf, der schon längst zur Gewohnheit geworden ist.

Ich denke so kompliziert wird es bei Dir nicht werden.

Gruß Franz

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Demnächst dann: Betreutes Holzwerken ;-))

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


(ich darf das schreiben, bin schon 66)

Hallo Jörg,

ich habe erst mit einsetzender Fernsichtigkeit eine Brille tragen müssen, erst eine Lesebrille (mit einem verbleibenen Fokussierungsbereich von wenigen cm) und jetzt schon die zweite Gleitsichtbrille.

Ich habe lernen müssen, dass ich weiterhin eine Lesebrille (also nur für den Nahbereich, ohne Gleitsicht) brauche. Einerseits weil die Kopfneigung für die Gleitsichtbrille oft nicht passt (wers nicht glaubt, sollte sich mal mit Gleitsichtbrille rasieren), andererseits weil die Gleitsichtbrille zu merkwürdigen Effekten führt: Ich kann damit nur noch sehr schlecht Rechtwinkligkeit, Ebenheit usw. von Werkstücken beurteilen, muss alles nachmessen.

Trotzdem arbeite ich in der Werkstatt meist mit der Gleitsichtbrille, weil es eben doch bequem ist. Auch am Bildschirm benutze ich die, kein Problem. Ich habe mir aber eine neue, etwas stärkere Lesebrille machen lassen, die ich dann bei schwierigen Sachen nehme und weil es manchmal auch eine angenehme Erholung fürs Auge ist, scheint mir. Die hat auch Mineralglaslinsen, damit sie nicht so kratzempfindlich ist. Bei der Gartenarbeit (z.B. beim Hacken, w o ich nicht auf kurze Entfernung sehen muss, arbeite ich oft ganz ohne Brille, dann gelingt auch die Ebenheit der gehackten Fläche besser. Ist tatsächlich so.

Vergrößernde Hilfsmittel (brauche ich zum Sägenfeilen) sind hier wohl nicht das Thema.

Denk aber dran: Mindestens so wichtig wie die richtige Brille ist eine ausreichende Beleuchtung. Die Sehfehler (gerade Astigmatismus, aber auch die Notwendigkeit exakter Fokussierung) verringern sich bei verkleinerter Blendenöffnung (Pupille), und die ist eben kleiner wenn es heller ist. Das ist beim Auge genauso wie beim Fotoapparat.

Also: Meine Lösung: Gleitsichtbrille und eine einfache, robuste Lesebrille für den wirklich nahen Bereich zusätzlich

Friedrich



Bernhard Schöner
Beiträge: 47
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Bernhard Schöner »

[In Antwort auf #134615]
Hallo Jörg,

genau das was Du schreibst trifft auch auf mich zu, seit früher Kindheit Astigmatismus (der mir wenigstens die Bundeswehr erspart hat!) kombiniert mit normaler Kurzsichtigkeit, die mich aber nie sehr gestört hat (außer wenn ich im Winter in einen warmen Raum ging) Tja und dann irgendwann mit 45-47 fing's an... die Brille wurde schlechter... nicht meie Augen *lach* und ich bin zum fiel..... denn dort hab ich einfach die allerbeste BERATUNG erlebt, noch eingehender und ausführlicher als beim Augenarzt. Ich hab dort lang und breit erklärt, was ich arbeite (Modellbauer) im Stehen oder im Sitzen, an Maschinen usw... und wollte eigentlich die in der Werbung angepriesene Gleitsichtbrille. Letztendlich bekam ich aber eine (wesentlich billigere!!) "normale" Lesebrille und ich denke das war genau die richtige Entscheidung! Das Sichtfeld ist groß genug, ich seh alles was in der richtigen Entfernung ist :-) scharf und ich bin... war höchst zufrieden damit... bis irgendwann auch diese Brille dann mal schlechter wurde! Wieder zu fielmann und der meinte, das liege NICHT an der Brille sondern an MIR!!!? Mein Augapfel wird immer unbeweglicher und letztendlich bräuchte ich irgendwann genaugenommen für JEDE Entfernung eine Brille! Puh das war heftig...

Momentan komme ich nahezu überall mit zwei Brillen aus, die normale zum Autofahren und alles wobei ich nicht lesen oder genauer hinschauen muß, und die Lesebrille am Schreibtisch, in der Werkstatt, beim Lesen usw... aber die 3 Brille, die Leselesebrille für Arbeiten, wo ich ganz besonders genau hinschauen muß, feine Schnitzarbeiten und ähnliches... Heftig ist es, wenn ich Auto fahre und an meinem Navi tippen muß, das geht fast nicht mit der normalen Brille, aber am allerschlimmsten ist es, wenn ich vergessen würde... okok, ist schon passiert, wenn ich vergessen HABE, meine Lesebrille mit in die Arbeit zu nehmen, dann muß ich nochmal zurück sie zu holen.

Grad die Hornhautverkrümmungsbrillen sind recht teuer..., davon dann 3 Stück plus zusätzlich dann vielleicht noch eine Sonnenbrille und meine Vergesslichkeit... in Summe schon nicht einfach! Ich kenne aber viele Blinde und bin so dankbar für mein (mit der richtigen Brille) doch noch recht gutes Sehen.

Ich würde aber wohl jedem zu mehreren Brillen raten, als zu einer Gleitsichtbrille, das mag letztendlich subjektiv sein, aber viele Profis sehen das auch so... nur muß man halt öfter mal die Spekuliereisen wechseln...

Ob mein Senf dazu nun etwas geholfen hat...? Ich weiß nicht, aber ich weiß ebenso, daß es ein sehr wichtiges Thema für uns +55 ist (stimmt gar nicht bin erst +51)

Lasst Euch lange von mehreren Optikern und Augenärzten beraten, dann könnte die richtige Brille dabei rauskommen! Wichtig find ich auch, die Augen zu unterschiedlichen Tages/Abendzeiten testen zu lassen, um so den idealen Wert zu finden...

Good luck und immer eine staubfreie Brille :-)

Bernhard

Dietmar
Beiträge: 44
Registriert: Di 13. Jun 2017, 19:24

Re: Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Dietmar »


Hallo,
auch ich möchte hier meine Erfahrung mit Gleitsichtbrille kundtun. Brillenträger ab 16. Lebenjahr, heute 71, kurzsichtig -6 und ab etwa 45 Jahre dann die einsetzende Weitsichtigkeit, die die Brillenstärke im Nahbereich absenkte aber immer noch im minus liegt. Ich komme mit meiner Gleitsichtbrille sehr gut zurecht. Nehme immer Glas, damit es bei den verschiedensten Arbeiten keine Kratzer gibt. Ein häufiges Wechseln Wechseln der Brille kan ich mir gar nicht vorstellen, da sich das Auge ja auch immer wieder an die andere Brille gewöhnen muß. Achten sollte man beim Optiker darauf, daß das Gestell im untern Bereich weit genug geht und nicht zu weit von den Wangen absteht, da man sonst beim nach unten blicken auf den Brillenrand blickt und damit das Sichtfeld begrenzt. Sicher ist die Situation bei jedem anders. Liegt der Nahbereich im positiven ist eine Gleitsichtbrille unterwegs sicher nicht immer ideal z.B. beim Laufen in unebenen Gelände und Treppen. Auch mit der oft verwendeten Staubmaske komme ich gut zurecht.
Viel Grüße
Dietmar

Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Martin Höche »

[In Antwort auf #134615]
Hallo

Ich habe das gleiche Problem gehabt. Mit Ende 40 habe ich mich immer gewundert ,daß die Zeitungen immer kleinere Buchstaben schrieben und meine Arme zum Lesen immer länger wurden.Dann habe ich mir halt doch eineLesebrille zugelegt.
Seit ich ein Wohnmobil besitze musste ich mir während der Fahrt die Lesebrille aufsetzen um das Navi lesen zu können .Also bin ich zum Augenarzt und der riet mir zu einer Gleitsichtbrille .Bei der Gelegenheit wurde festgestellt ,daß auch meine Weitsicht nicht mehr das ist was es einmal war .Jetzt erkenne ich wieder Autobahnschilder von großer Entfernung.Zum Arbeiten nehme ich sie nicht, da wie schon beschrieben die Kopfhaltung gewöhnungsbedürftig ist .Das Gleiche gilt für das Treppensteigen.
Für die Werkstatt habe ich ein Sammelsurium an Wegwerfbrillen. Dazu nehme ich mir in den betreffenden Geschäften eine Zahnpastatube oder etwas ähnliches mit den ganz kleingeschriebenen Nebenwirkungen und probiere bis ich es gut lesen kann.Die kaufe ich dann .Für die ganz defizilen Sachen habe ich mir beim Optiker vor längerer Zeit einen Riesenlesebrille mit Riesenhorngestell machen lassen .Meine Frau möchte allerdings so mit mir nicht gesehen werden, obwohl diese Teile ja wohl jetzt wieder im Trend liegen.
Für Metallarbeiten habe ich noch eine Schutzbrille mit eingearbeiteter Leselinse.

Gruß
Martin Höche

Pedder
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Re: Demnächst dann: Betreutes Holzwerken ;-))

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #134622]
Ja, wenn ich irgendwann mal in ein betreutes Wohnen muss, muss es dort eine Werkstatt geben!

Liebe Grüße
Pedder (mit einer Einstärken-Zweitbrille für 17,95 € von Fielmann für die Werkstatt und für 24 tpi einer zu starken Lesebrille)

Jörg Ed. Hartge
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Re: Frage für Holzwerker "55+"

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »

[In Antwort auf #134615]
Habt vielen Dank für Eure erfahrungsgestützten und - wie immer hilfreichen - Beiträge. Ich habe mich jetzt für folgenden Lösungsweg entschieden:

Alltag und Büro: weiterhin Gleitsichtbrille,
Werkstatt: Feststärke, "zum Einstieg" optimiert auf den Nahbereich um 30 cm. Später nach Bedarf weitere Modelle.

Herzliche Grüße
Jörg

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