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Anreißmesser herstellen

Verfasst: Mo 4. Mär 2013, 11:01
von Norbert Becker

Liebe Holzfreunde,

kürzlich fiel mir ein ausgedientes Sägeblatt von einem elektrischen Fuchsschwanz in die Hände. Ich möchte versuchen daraus ein Anreißmesser zu fertigen. Wie ich feststellte werden diese recht unterschiedlich gefertigt. Das Messer von Ron Hock ist speerförmig gepfeilt mit einem Winkel von ca.44 Grad. Japanische und englische Modelle haben eine Pfeilung von vielleicht 70 Grad. Ich denke die Pfeilung ist wohl nur eine optische Sache, oder wirkt sich das auch beim Schnitt aus? Welche Schneidengeometrie würdet ihr wählen? Bei welchem Schnittwinkel kann man eine gute Standzeit erwarten? (soweit das Material gut genug ist). Abschließend wäre noch die Frage, ob das ganze ohne einen Härtungsvorgang überhaupt Sinn macht? Vielen Dank für Eure Hilfe.

Norbert Becker


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: Di 5. Mär 2013, 19:58
von Bernd Zimmermann

Hallo Norbert,

ich habe mir bereits 2006 mein erstes eigenes Anreißmesser hergestellt. Vorbild war damals eines von CHESTER TOOLWORKS mit pfeilförmiger Spitze im 50-Grad-Winkel und konisch geformter Schneide (gibts in der Form heute nicht mehr). Hergestellt habe ich es damals aus ganz normalem Flacheisen aus dem Baumarkt (16 x 5 mm Querschnitt). Die Schneiden habe ich seinerzeit auf (geschätzte) 25-Grad geschliffen. Auch ohne Härtung hat mir dieses Teil jahrelang gute Dienste (mit wenig Nachschärfsitzungen) geleistet. Später habe ich mir dann nochmal ein kleineres, filigraneres Anreißmesser aus einem Stichsägeblatt (5,3 x 1,0 mm Querschnitt) gemacht. Auch dieses habe ich pfeilförmig zugerichtet, diesmal aber mit 30-Grad-Winkel und auch hier die Schneiden wieder auf ca. 25-Grad geschliffen. Dieses Messer benutze ich zum Anreißen der Zinken bei Schwalbenschwanzverbindungen (ich mache immer erst die Schwalben, dann die Zinken).
Ursprünglich habe ich die Pfeilform gewählt, weil sie (für meinen Geschmack) absolut spitze ausgesehen hat. Viel später habe ich dann mal in einem amerikanischen Holzwerkerforum gelesen, daß diese pfeilförmige Spitze sehr gut zum Anreißen geeignet sei, wegen des sog. "single point". Heißt, daß ich im ersten Moment nur mit der Pfeilspitze anreiße, mit wenig Druck und erst dann gegebenenfalls mit weiteren Zügen die Anrißlinie vertiefen kann.
Übrigens habe ich bei beiden Anreißmessern hinten eine "Angel" angefeilt um sie in einem Griff befestigen zu können. Im ersten Fall war es ein Standardfeilenheft, im zweiten ein selbstgemachter Kirschholzgriff nach einem Schweizer Vorbild.

Viele Grüße

Bernd


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: Di 5. Mär 2013, 21:40
von Norbert Becker

Hallo Bernd,
mit meiner Gradangabe lag ich ziemlich verkehrt. Das Ron Hock Anreißmesser ist sehr pfeilförmig und hat ca. 20 Grad. So habe ich meine Klinge auch geschliffen. Die Fase habe ich einfach nach Augenschein gemacht und hat super funktioniert. Wie Du schon geschrieben hast ergibt sich durch die Pfeil-Form eine absolut scharfe Spitze. Hätte nicht gedacht, daß das so einfach ist. Dein Vermerk mit der Angel ist mir aber nicht so ganz klar. Ich habe vor einen schönen Holzgriff (habe noch Zwetschgenholz)aus zwei Schalen herzustellen jeweils die halbe Metallstärke (0,6mm) auszufräsen. Die Klinge wollte ich dann mit Zwei-Komponenten-Kleber einlegen.

Viele Grüße
Norbert Becker


Re: Anreißmesser herstellen *MIT BILD*

Verfasst: Mi 6. Mär 2013, 20:28
von Bernd Zimmermann

Hallo Norbert,

mit "Angel" meinte ich ein schmales, langes, spitzwinkliges Dreieck, das ich hinter der Schneide angefeilt hatte und welches dann in das Heft gesteckt wurde (wie bei einer Feile).
Aber da ein Bild mehr sagt als tausend Worte hier eines aus meinem "Werkstattbüchle" mit meiner damaligen "Konstruktionszeichnung".
Wobei Deine Idee mit zwei Halbschalen, in welche die Klinge eingelegt wird sicherlich die elegantere Lösung ist.



Viele Grüße
Bernd


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: Do 7. Mär 2013, 08:57
von Norbert Becker

Hallo Bernd,
gut das Du nochmal ein Bild geschickt hast. Jetzt kann ich mir das vorstellen und kann meine Klinge auch noch verbessern. Auf die Idee nach dem Fasenanschliff hinter der Schneide eine Verjüngung des Eisens vorzunehmen war ich gar nicht gekommen. Aber damit beseitige ich auch gleich die Macken die durch
die weggeschliffenen Sägezähne vorhanden waren. Danke nochmal.

Beste Grüße
Norbert Becker


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: Do 7. Mär 2013, 13:54
von Pedder
[In Antwort auf #133955]
Hallo Norbert,

ein sehr spitzes Anreismesser braucht man um in Ecken zu kommen. Zum Anreißen von langen Linien finde ich
solche mit stumpferem Winkel aber angenehmer. Wenn ich selber bauen würde, würde ich gleich zwei bauen.

Haben aber zwei ganz liebe Forumsmitglieder schon für mich erledigt:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/53675/sbj/zwei-anreissmesser/

Liebe Grüße
Pedder


Re: Anreißmesser herstellen *MIT BILD*

Verfasst: Do 7. Mär 2013, 19:03
von Bernd Zimmermann

Hallo Norbert,

gerne geschehen, dazu ist dieses Forum da. Und es freut mich, wenn ich ab und zu eine Kleinigkeit von dem was ich in diesem Forum schon alles gelernt habe zurückgeben kann.

Aber anbei nochmal ein Bild. Denn natürlich hat Pedder recht, daß man für längere, gröbere Anriße ein anderes Messer braucht. Deshalb habe ich für´s "Grobe" ein Schweizer Anreißmesser (50-Grad Spitze, 30-Grad Schneiden, oben im Bild) und für´s "Feine" mein Eigenbauanreißmesser (unten im Bild)



Viele Grüße
Bernd


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: So 10. Mär 2013, 22:43
von Alexander Schifter

Hallo Pedder,
diese beiden Messer sind wunderschön, da kann einen ja der Neid fressen!

Arbeitest Du noch immer damit?

LG Alexander


Re: Anreißmesser herstellen

Verfasst: Mo 11. Mär 2013, 19:26
von Norbert Becker
[In Antwort auf #133989]
Hallo Pedder,

danke für die Info und die Bilder. Sehr schöne Anreißmesser hast Du da bekommen. Die Klingenbreite würde mich nochmal interessieren. Mein Messer erfüllt zwar seinen Zweck; dadurch dass ich Sägezähne weggeschliffen habe, fehlte mir aber etwas Breite um die Schneide nach hinten schöner fortlaufen zu lassen. Ich hätte große Lust eine bessere Klinge herzustellen. Die Frage ist nur aus welchem Ausgangsmaterial und wo hernehmen? Vor allem sollte das Material ja auch günstig sein. Sonst kann man sich ja auch gleich ein fertiges Messer kaufen. Ich werde vorerst meine Werkstatt nach Flacheisen durchforsten.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Becker