Tragwerk für Carport *MIT BILD*
Verfasst: Fr 26. Okt 2012, 16:22
Liebes Forum,
Mein Hauptprojekt für die 2. Jahreshälfte war ein Carport. Ich habe die vorgesehene Fläche pflastern und auch die Pfostenträger setzen lassen. Selbst mache ich das Fachwerk (Tragwerk) und Wände, Tür usw, das Dach macht dann der Dachdecker.
Abmessungen des Carports (ohne Dachüberstände): 3500 breit, 8340 lang. Vorgeschrieben lt. Baugenehmigung war ein Satteldach. Eigentlich hätte ich ein Pultdach vorgezogen (einfacher) aber Vorschrift ist Vorschrift. Die Eindeckung soll dann passend zum Haus gemacht werden.
Ich habe die Konstruktion auf dem Zeichenbrett gemacht, maßstäblich, und dann bei Bedarf Einzelteile, Binder usw. herausgezeichet.
Das Fachwerk ist aus Konstruktions- Vollholz, n.s., also durchaus mit optischen Fehlern. Es soll nach Fertigstellung deckend (hellgrau) gestrichen werden. Leimholz erschien mir unangemessen für einen Carport. Querschnitte: z.B. Stiele und Rähme 140 x 140, Firstpfette 120 x 160, Sparren und Kehlbalken 80 x 160, kurze Kopfbänder 100 x 100.
Bei der Konstruktion habe ich mich sehr stark von Opderbeckes "Holzbaubuch" (1907) leiten lassen. Häufigste Verbindung ist die Überblattung, meist mit schwalbenschwanzförmigem Blatt, zusammengehalten von durchgesteckten Schrauben (bei mir durchweg M16). Holznägel gibt es nicht. Die 5 Binder für das Dach habe ich zusätzlich geleimt (PU).
Die Einzelteile und Binder habe ich allein hergestelt, zum Aufstellen fand sich wie man noch sehen wird ein qualifizierter und netter Helfer. Gesamtdauer: 6 Wochen (ca. 3 Wochen netto)
Ich wollte weitgehend ohne Maschinen arbeiten. Die eingesetzten Werkzeuge habe ich nach Fertigstellung des letzten Sparrens nochmal auf ihm aufgereiht, sozusagen für den Schlussapplaus:.
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Bild 1: Werkzeuge. Von vorn:
- Disston D8, Längsschnitt: Für alle Sägearbeiten längs oder in spitzem Winkel zur Faser. 6x nachgeschärft während des Projektes (die muss wirklich gut geschärft sein, sonst läuft sie bei langen Schnitten oder Schnitten im flachen Winkel zur Faser nicht geradeaus)
- Disston D8, Querschnitt: Für alle sonstigen Sägearbeiten. 2x nachgeschärft.
- Zimmermannsbeitel, japanisch, 30mm: Für besonders harte Beanspruchung.
- Zimmermannsbeitel, 40mm: Standardeisen, für Zapfenlöcher, Herausarbeiten von Überblattungen usw. usw.
- Stichaxt, 50mm: Zum Bearbeiten größerer Flächen an den Überblattungen, exaktes Nachstechen von Verbindungen, allgemein zum Einschüchtern des Holzes. Ein etwas beängstigendes Werkzeug, lässt man besser nicht auf den Fuß fallen (ist auch nicht passiert)
- Einhandhobel Stanley 102: Zum Anfasen
- Stanley 4 1/2: Mein kurzer Hobel fürs Grobe (wird nicht als Putzhobel genutzt). Ein sehr schweres Exemplar. Zum Abhobeln der Überstände an geleimten Überblattungen (Binder)
- Bohrwinde mit Torx- Bit: Zum Eindrehen der Sparrenschrauben ganz ohne Akkuschrauber
- Handbohrmaschine Metabo: Bohren tu ich denn doch mit Maschine.
Nicht auf dem Bild: Der Holzhammer und die Meßmittel
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Bild 2: Die Balken habe ich mir abgelängt liefern lassen (links). Sieht alles noch harmlos aus. Wurden sortiert und mit Stapellatten luftig aufgebaut (rechts), damit auch bei Regen nichts passiert. Leider stellte sich heraus, dass ich einen Satz Balken versehentlich mit 120 x 160 (statt 80 x 160) hatte kommen lassen. Zur Richtigstellung habe ich mir eine dicke Handkreissäge geliehen, das ist sozusagen Maschineneinsatz ausser Konkurrenz ;-))
Als erstes habe ich die Teile für die Wände gebaut: Stiele, Kopfbänder, Rähme. Stiele und Rähme mit gesägten Zapfen / gestemmten Zapfenlöchern. Die Kopfbänder mit Überblattungen mit schwalbenschwanzförmigem Blatt.
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Bild 3: Beidseitige Kopfbänder werden in einen Stiel eingepasst (in die Fuge zwischen den Kopfbändern kommt dann eine Bohrung für eine M16- Schraube mit großer Scheibe) Der kleine Starrett- Winkel liegt da nicht zur Dekoration. Ohne den könnt ich überhaupt nicht arbeiten, mit seiner Längenverstellbarkeit kann man jederzeit und überall die Rechtwinkligkeit von Blättern und Ausnehmungen (heißt das so?) prüfen.
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Bild 4: Einpassen von Kopfbändern in Stiel und Rähm .
Die Binder (2 Sparren und 1 Kehlbalken) sind ebenfalls mit Überblattungen verbunden, die unteren (zugbelastet) schwalbenschwanzförmig und verleimt, zusätzlich verschraubt. Wegen der flachen Dachneigung (21°) sind diese Überblattungen sehr lang, entsprechend auch die erforderlichen Sägenschnitte
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Bild 5: Längsschnitt für eine Überblattung mit der Disston D8. Geht gut, solange die Säge wirklich scharf ist.
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Bild 6: und das Gegenstück: gesägt (Disston quer), Material mit dem Stecheisen herausgestemmt (dabei hilft es, wenn man die Spaltbarkeit des Holzes ausnutzt), mit der Stichaxt egalisiert und geglättet.
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Bild 7: Die Binder sind mit PU-Leim verleimt. Es ist nicht ganz einfach, weil die Schwalbenschwänze ein Eigenleben entwickeln und sich, weil sie auch sehr lang sind, Justierungen widersetzen. Aber ab dem 2. Binder ging es gut. Der Binder wurde erst ohne Leim genau ausgerichtet und angepasst, dann eine Ecke verleimt und dabei genau ausgerichtet (Bild) und dann der 2. Sparren angeleimt.
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Bild 8: In die verleimten Binder wurden dann Ausnehmungen für die die Überblattungen mit den langen Kopfbändern (in Richtung der Binder) eingearbeitet. Sägen, stemmen, egalisieren mit der Stichaxt
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Bild 9: Und dann kommt es schon mal vor, dass dort, wo die Überblattung hinsoll, ein sehr dicker Ast im Stiel ist. Da hilft dann nur Gewalt und mein japanisches Zimmermannseisen. Ungaublich strapazierbar, die angebliche Empfindlichkeit beim Hebeln habe ich nicht feststellen können.
Schließlich waren alle Teile fertig, es konnte aufgestellt werden. Es kam Hilfe: Ein Freund und Forist aus dem Nachbardorf, Rolf Lüder, Architekt und gelernter Zimmermann.
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Bild 10: Aufstellen der ersten Wand: Der Zimmermann weiss wie es geht
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Bild 11: beide Wände stehen, jetzt der erste Binder und die langen Kopfbänder
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Bild 12: gemeinsam fertig. Wände, Binder, Firstpfette. Es war ein ziemlich anstrengendes Tagewerk. Allein arbeitet man gern langsam und schont sich so, zu zweit lässt man sich nicht gern so gehen . Jetzzt fehlten noch die einzelnen (aufgelegten) Sparren, das geht auch allein an den folgenden Tagen.
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Bild 13: Ein Beispiel für das Sägen mit der Länsschnitt- Disston. Wo der Sparren auf dem Rähm aufliegt, muss ein Dreieck (ich weiss nicht, wie das fachlich korrekt heisst) herausgesägt werden, 21° zur Faser, Das kriegt man von einer Seite und ohne Nachstechen einwandfrei winklig nur hin, wenn die Säge richtig scharf ist (ich wqeiss, ich wiederhole mich). Und manchmal kriegt man es auch nicht so ganz genau hin aber wie heißt es: Der Zimmermann arbeitet auf cm. Das wurde immer eingehalten.
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Bild 14: Alles fertig. Ein Detail zu den Verbindungen. M16 passt zu den Holzdimensionen, finde ich.
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Bild 15: Und die Gesamtansicht. Alles dran, alle Schrauben festgezogen. Der Dachdecker kann kommen. Die Wände, Tür usw. mache ich später, erstmal muss jetzt ein Dach drauf bevor der Winter kommt.