Holznachlass

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
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Holznachlass

Beitrag von Rolf Richard »


Ein Freund von mir hat Holz aus dem Nachlass eines (Hobby-)Drechslers erwerben können. Angeblich soll es Linde sein, was ich persönlich mangels Kenntnisse nicht verifizieren kann. Es ist sicher älter als 10 Jahre, war seitdem eingelagert. Die äussere Farbe kann man als helles Grau mit einem leichten Gelbstich beschreiben. Frisch angehobelt erscheint es hellbraun-gelblich. Eine Differenzierung nach Splint bzw. Kernholz ist optisch nicht gegeben.

Es sind Bohlen zwischen 25 und gut 50 cm Breite, ca. 100-20 cm Länge sowie 8-9 cm Stärke.

Dabei gibt es drei Stücke, bei denen jeweils zwei Bohlen flach aufeinander geleimt sind. Dabei wurden jeweils die dem Kern abgewandten Seiten miteinander verleimt.

Warum macht man das? Um die Bohlen möglichst eben zu halten? Etwas anderes fiele mir mangels Sachkenntnis nicht ein.

Gruss

Rolf



Andreas Winkler
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Re: Holznachlass

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Rolf,

bekanntlich reagiert Holz auf Veränderung seiner enthaltenen Feuchtigkeit mit Formvänderungen.
Das passiert entweder beim Trocknen von fällfrischem zu für uns sinnvoll verarbeitbarem Holz, aber auch als Folge von veränderter oder wechselnder Umgebungsfeuchte bei bereits verarbeitetem Holz.

"Normalerweise" geht man auch heutzutage noch davon aus, daß Holz, das in zentralbeheizten Räumen seinen Bestimmungsort finden wird, nach der Verarbeitung immer noch etwas weiter trocknen wird (auch bei kammergetrocknetem Holz).

Die Formveränderungen als Reaktion auf Feuchteänderung lassen sich auch bei einhundert Jahre gelagertem Holz niemals verhindern, deswegen sollten bestimmte Verarbeitungsregeln eingehalten werden (was natürlich nicht immer klappt).

Übertreiben gesagt, schüsselt sich beim Trocknen die dem Kern zugewandte Seite des Holzes konvex, die dem Kern abgewandte Seite konkav.
Um bei aufeinandergeleimten Hölzern und zu erwartender Trocknung nun möglichst keine offenen Leimfugen zu riskieren, sollte jeweils die dem Kern abgewandte Seite miteinander verleimt werden (überspitzt gesagt "drückt" dann die Formänderung des Holzes die Leimfugen noch stärker zusammen).

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, deswegen nachfolgender Link:

http://www.ratgeber-holz.de/holzeigenschaften.htm

Besonders nachfolgendes Skizze:

http://www.ratgeber-holz.de/images/ratgeber_holz004007.jpg

Gruß, Andreas



Rolf Richard
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Re: Holznachlass

Beitrag von Rolf Richard »


Hall Andreas,

die technischen Hintergründe des Arbeitens von Holz sind schon klar!

Nur frage ich mich, wozu es im vorliegenden Fall gemacht wurde. Die entstandenen Doppelstücke sind verdammt schwer und unhandlich und die Leimfuge sieht man auch noch.

Ich weiss noch nicht, was ich mit dem Material anfangen kann?

Gruss

Rolf


justus

Re: Holznachlass

Beitrag von justus »

[In Antwort auf #130442]
guude,

ich denke dass auf vorrat, oder für ein nie begonnenes vohaben, material in typischer drechslerstärke vorbereitet wurde.

gut holz! justus.


Rolf Richard
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Re: Holznachlass

Beitrag von Rolf Richard »


Justus, das kann natürlich sein, wenn 16 bis 20 cm typisch zum Drechseln ist?

Warum allerdings die Teile nicht zuvor kleiner geschnitten wurden, entzieht sich meiner Kenntnis? Schliesslich hat so ein "Trumm" von 120 x 50 x 18 cm ein anständiges Gewicht! Fast 60 kg. Und der frühere Besitzer hatte auch nur eine kleine Bandsäge zur Verfügung.

Ist halt so! Ich will die Trümmer in ca. 20 cm breite Teile schneiden (und evtl. auf der Bandsäge nahe der Verleimung auftrennen). Oder sollte ich das besser lassen?

Ich weiss auch noch nicht, was aus der Linde werden könnte?

Gruss

Rolf



Andreas Winkler
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Re: Holznachlass

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Rolf,

ist natürlich schwer im nachhinein zu sagen, für was Dein Holz mal gedacht und vorbereitet war.

Umsonst wird man sich die Arbeit sicher nicht gemacht haben.
Eine Möglichkeit wäre z.B., daß sie nach Auftrennen als die Anfangs- und Endstücke einer imposanten Balustrade vorgesehen waren?
Lindenholz läßt sich gut bearbeiten (wenn es tatsächlich dieses Holz sein sollte), hat realtiv wenig Struktur und läßt sich auch gut marmorieren oder deckend lackieren.

Ich denke, Dir wird schon was einfallen. Und bevor es von allzuviel kleinen Löchern heimgesucht wird, läßt sich Holz ja immer noch hervorragend für Heizzwecke einsetzen.

Gruß, Andreas



Pedder
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Re: Holznachlass

Beitrag von Pedder »


Hallo Rolf,

Linde? Dick? Klingt mir nach einem Bildhauer.

Liebe Grüße
Pedder


Lukas Simet
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Re: Holznachlass

Beitrag von Lukas Simet »


Hallo Rolf,

wenn es von einem Drechsler stammt liegt es natürlich nahe dass er die Bohlen verleimt hat um größerer Stärken zu erhalten, denn es ist natürlich einfacher 2 , 10 cm dicke Bohlen zu trocknen und später zu verleimen als eine 20 cm dicke Bohle zu trocknen , dass sieht dann so aus wie die meisten Balken,

so üblich ist die Stärke fürs Drechseln auch nicht, normal macht man aus 20 cm dicken Stücken Vasen oder Schüsseln, aber wenn das Holz verleimt wurde stört dass natürlich die Optik...

Für einen Schnitzer sind die Stärken dann schon interessanter, denn etwas größere Figuren haben schon so einen Durchmesser von 20 cm , und ein Schnitzer verleimt bei größeren Figuren immer was, da ja wie schon vorher gesagt dass Lindenholz keine so besonders auffällige Maserung hat und es da dann nicht so auffällt, denn an einer geschnitzten Oberfläche sieht man die Maserung nicht so gut wie auf einer gedrechselten

Zum Auftrennen wären sie mir zu Schade, vll kann ja ein Schnitzer in deiner Nähe was anfangen, und vll mit dir tauschen ??

Und wenn der Mann von den die Stücke stammen nur eine kleine Bandsäge hatte dann braucht man sich auch nicht wundern warum er die Bohlen nicht verarbeitet hatte, und die meisten Drechsler machens mit der Motorsäge und dann auch der Bandsäge noch exaxt rund um eine Umwucht zu vermeiden

Herzliche Grüße

Lukas



Lukas Simet
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Pedder hats gesagt ;) *NM - Ohne Text*

Beitrag von Lukas Simet »




Rolf Richard
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Re: Holznachlass

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #130454]
Pedder,

definitiv keim Bildhauer, sondern ein Hobbydrechsler.

Im Moment lasse ich das Material - es dürften gute 300 kg sein - erst mal ruhen. Es muss sich sowieso akklimatisieren. Danach wird sich ergeben, was damit geschieht. Tauschen wäre schon eine Idee.

Gruss

Rolf



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