V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entsteht
Verfasst: Mo 8. Nov 2010, 11:30
Hallo zusammen,
nachdem ich schon einige tolle Projekte hier im Forum ansehen durfte, wollte ich auch mal ein "kleines" Projekt vorstellen.
Die Ausgangssituation ist diese:

Unsere Treppe ist mit viel Edelstahl und Ahorngeländer ausgestattet. Das kleine IKEA Kiefernregal ist eher eine Notlösung gewesen, die einige Zeit gut funktioniert hat.
Also lautet der Beschluss, dass sich etwas ändern muss...
Urspünglich wollte ich nur ein paar Edelstahlstangen in 2 Ebenen mit einem Holzgestell verbinden. Meine Frau meinte, dass eine Ablage auch ganz nett wäre. Herausgekommen ist dabei dies hier (mal schnell in Sketchup skizziert):

Später sollte sich herausstellen, dass der Griff nicht so recht ins Bild passt.
Das sieht schon etwas aufwändiger aus, als der ursprüngliche Plan.
Zeit, um in den Keller zu gehen.
Als erstes mussten die Edelstahlstangen geschliffen werden. Die waren ungeschliffen und mussten erst nach satiniert werden. Da ich kein Gerät für sowas habe, ist mir das eingefallen:

Eingespannt wurden die Rohre hiermit:
(links und rechts zwei Schrauben zur Arretierung)

Das hat schon mal wunderbar geklappt:

Nun sollten die Rohre noch in der Länge geschnitten werden. Dabei musste ich an die vielen Versuche denken, wo ich versucht hatte etwas rundes gerade abzuschneiden. Also wieder ein paar Reste rauskramen, Loch rein und schon hat man eine improvisierte Schneidlade für die Metallsäge:

Der Lohn waren 8 Rohre, die bis auf 0,5 mm Toleranz recht gerade abgeschnitten waren:

Da dies kein Metallerforum ist, nun zu der Sache mit dem Holz....
Ahorn, welches wohl am besten gepasst hätte, war leider nicht in meiner Werkstatt zu finden, wohl aber ein paar hübsche Lindebretter, die mir sehr gelegen kamen.
Das Zusägen erspare ich Euch hier. Meine TS2000 hat mir wie immer gute Dienste geleistet.
Im Design sollte nun auch eine Schublade enthalten sein. Da dachte ich mir, dass wenn ich schon mal mit einem Schnitzholz wie Linde arbeite, könnte ich auch das erst Mal ein paar Zinken an die Schublade machen. Um es nicht so einfach zu machen, sollten diese halbverdeckt sein.
Also, grobes Mass nehmen:

Ansägen (dafür habe ich eine kleine Japanerin (Handiwork) genutzt) und ausstemmen:

Nun noch die Gegenseite:

Nicht ganz perfekt, aber das passt schon recht gut, dafür, dass es meine erste Zinkenverbindung ist:

Die 2. Seite war umso besser... Übung macht halt doch den Meister...
Jetzt wurde noch eine Nut für den Boden reinfräsen, wobei mein selbstgebauter MFT gute Einspannmöglichkeiten bietet:

An richtige Holzauszüge habe ich mich noch nicht herangetraut und es bei einfachen Rollschubauszügen belassen:

Die Nut habe ich mit dem Frästisch gemacht und die Ecken so ausgestemmt.
Die Schublade wurde danach geleimt und geschliffen. Nun sollte erst mal der Korpus vorbereitet werden. Erst ein paar Löcher bohren:

Ein 18mm Holzbohrer war zum Glück noch da, einen Forstnerboher wollte ich mir nicht extra zulegen...
Noch den Korpus verleimen:

Und danach schleifen und trocken zusammenstecken:

Danach wurden die Rohre mit UHU PU Leim in die Löcher geklebt. Man(n) kann die Rohr zwar danach mit Gewalt wieder rausdrehen, aber schliesslich sollen auch nur ein Paar Schuhe darauf stehen.
Das Finish wurde anschliessend mit Clou Hartöl erledigt. Die Zinken kommen besonders gut zur Geltung (wenn die Schublade geöffnet wird):

Dort sollen dann später mal Schlüssel oder sonstiger Kleinkram hinein, den man beim Rein- und Rausgehen so loswerden will. Um es besser aufmachen zu können, habe ich noch eine Griffmulde unten eingefräst.
Hier das gute Stück am Bestimmungsort

Und das Ganze nun so, wie es eigentlich gedacht ist... mit Schuhen:

So, das war es erst einmal mit Bildern. Hier noch meine sonstigen Erfahrungen:
Es hat unglaublich viel Spass gemacht mit Handwerkzeugen (Hobel, Stecheisen usw.) zu arbeiten. Normalerweise komme ich beim Maschineneinsatz nicht ins Schwitzen, aber Handarbeit heisst auch körperliche Arbeit. Da steht man auch mal im Keller im T-shirt...
Linde ist ein sehr empfindliches Holz, aber wunderbar zu verarbeiten. Zum Glück habe ich noch ein paar Platten... :-)
Das gesamte Projekt hat netto etwa 14 Stunden benötigt - mit vielen Unterbrechungen. Alleine die Schublade hat mich 5 Stunden gekostet. Die Materialkosten waren eher gering (30 Euro für Edelstahlstangen und ca. 30 Euro fürs Holz plus 5 Euro für den Auszug).
Mir hat es Spass gemacht und ich hoffe, dass ich ein wenig davon mitteilen konnte.
Kritik, Anregungen und Lob sind jederzeit gerne willkommen....
LG
Peter