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Bestoßlade oder Vorderzange oder japanischer Hobel
Verfasst: Mi 13. Jan 2010, 22:47
von Bastian
Liebe Holzwerker,
ich habe mir im viel zu kleinen Keller endlich einen Arbeitsplatz eingerichtet und versuche seit letztem Wochenende ein kleines Übungs-Stück zu bauen. Ich habe dazu ein Nussbaumbrettchen (ca. 450x170x19) mit von meinem Opa geerbten Handhobeln (Stanley Nr. 5 und Rauhbank) abgerichtet und auf Dicke gehobelt. Mit dem Ergebnis bin ich nach kurzen Rückschlägen recht zufrieden, mehr erwarte ich momentan zumindest nicht. Anschließend habe ich auch eine Längsseite gerade gehobelt und die zweite fast, aber leider nicht ganz, parallel gesägt und ebenfalls glatt gehobelt.
Heute habe ich dann das Brettchen in vier Stücke zersägt (2x70 und 2x140), um daraus ein kleines Kistchen mit Schwalbenschwanzverbindung zu basteln, um z.B. Stifte hineinzustecken. Wie gesagt, der Hauptgrund für das Projekt ist, die Techniken zu lernen. Jetzt fehlt mir aber die Idee, mit welchen meiner bescheidenen Hilfsmitteln (Werkzeuge, Zwingen, Arbeitsplatte), ich die Stirnseiten bestoßen kann.
Ich habe eine kleine Hilfe gebaut, mit der ich die Längsseiten bearbeiten konnte, aber beim Bearbeiten der Stirnseite verrutscht mir das Brettchen hoffnungslos. Die gebaute Hilfe besteht nämlich (leider) aus kunststofflaminierter Spanplatte, das war das einzige Material, das bei mir bereits eine ebene Oberfläche hatte. Daran habe ich winklig eine weitere, schmale Spanplatte geschraubt, um frontal vor meiner Arbeitsfläche eine vertikale Fläche zu haben, an die ich mein Brett klemmen konnte.
Ich stelle mir jetzt die Frage, welche der im Betreff genannten Möglichkeiten die Sinnvollste ist. Von einem japanischen Hobel verspreche ich mir, dass ich das Brett leichter fixieren kann, während ich die Stirnseite bearbeite. Allerdings habe ich Bedenken, ob man dann nicht komplett die Arbeitsweise auf japanische Hobel umstellen müsste, und ich möchte mir keine vollständige Sammlung japanischer Hobel anschaffen.
Vorderzange: Meine Arbeitsfläche ist ein Reststück einer Küchenarbeitsplatte aus Buchenleimholz, mit etwa einem Meter Länge und der üblichen 60cm Tiefe. Die Arbeitsplatte habe ich mit einklappbaren Füßen und Scharnieren an der Wand klappbar gemacht. Der Keller ist nämlich mit ca. 5,7m^2 sehr klein und teilt sich diese Fläche mit diversen Regalen und drei Fahrrädern. Trotzdem wäre ich wild entschlossen, mir eine Spannzange daran zu montieren, wenn ich ausreichend Vorteile dafür erkennen würde.
Am ehesten tendiere ich momentan dazu, mir eine Bestoßlade zu bauen. Dazu hätte ich weiteres kunststoffbeschichtetes Spanplattenmaterial. Im Internet habe ich jedoch gefunden, dass üblicherweise ein Hartholz verwendet werden soll, auf dem das zu bestoßende Brett liegt. Die Unterlage für den Hobel selbst könnte offensichtlich durchaus meine Spanplatte sein. Würde eine Bestoßlade komplett aus kunststoffbeschichtetem Spanholz funktionieren oder sollte ich das besser bleiben lassen?
Über Eure Meinung und Tipps würde ich mich sehr freuen.
Mit besten Grüßen,
Bastian
Re: Bestoßlade oder Vorderzange oder japanischer H
Verfasst: Do 14. Jan 2010, 07:50
von Marcus Nohr
Hallo Bastian,
bau dir die Bestoßlade! Das einzige was keine Spanplatte sein sollte ist der Anschlag. alles andere ist unkritisch. Meine Bestoßlade besteht aus zwei dünnen Resten Siebdruckplatte aus der Grabbelkiste im Baumarkt und einem Anschlag aus einem Rest Buche.
Die beiden Siebdruckplatten versetzt mit kurzen schrauben von unten verschraubt, oben den Anschlag draufgeschraubt und unten ein Stück Dachlatte damit die Bestoßlade an der vorderkannte der Werkbank hängen bleibt.
Zeit: max. 2h wenn Du Dir den Anschlag noch winklig hobeln mußt.
Kosten: 5 wenn Du alles kaufen mußt
Mit deinem Nr. 5 solltest Du darauf wunderbar bestoßen könne.
Wenn die Winkligkeit des Anschlages nicht soo großartig ist kommst Du mit einem Stück Abklebeband (Flach, kein Krepp) in ein oder mehreren schichten schon gut weiter.
Viele Grüße
Marcus
Griffigkeit
Verfasst: Do 14. Jan 2010, 08:35
von Pedder
Hei Bastian,
beschichtete Spanplatte ist sicher nicht das richtige Material für eine Bestoßlade. Das Holz rutscht darauf rum. Und bei den ungünstigen Längenverhältnissen Deines Brettes kannst Du das mit der Hand nicht mehr halten. Lass Dir doch im Baumarkt ein Stück MPX zurechtschneiden, das ist nicht so teuer. Oder du klebst ein Blatt Schleifpapier (K240) auf die Lade, dann reicht der Gripp auch.
Bei Deinem Brett musst Du evtl. zusätzlich mit Zwingen spannen.
Liebe Grüße
Pedder
Re: Bestoßlade oder Vorderzange oder japanischer H
Verfasst: Do 14. Jan 2010, 09:06
von reinhold
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In Antwort auf #126212]
hallo,
die Unterlage, die die Bestosslade zusammenhält, könnte durchaus aus beschichteter Spanplatte oder Siebdruckplatte sein. Darauf wird eine dünne Platte aus Hartholz befestigt, auf der dann das zu bearbeitende Holz liegt.
Diese Hartholzplatte dient dem Hobel als Führung, wird aber auch vom Hobeleisen etwas angegriffen. Sie sollte daher lösbar (verschraubt) auf der Unterlage befestigt werden, damit man sie gelegentlich mal abrichten kann. Der Anschlag ist wieder eine Hartholzleiste (Buche oder Ahorn).
Zum Festhalten des Werkstücks verwende ich einen Kniehebelspanner. Hat sich bewährt.
Gruss
reinhold
Vielen Dank!
Verfasst: Fr 15. Jan 2010, 00:16
von Bastian
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In Antwort auf #126212]
Danke für Eure sagenhaft schnellen und hilfreichen Antworten. Jetzt weiß ich auch schon, was ich am Wochenende machen werde bevor es ans Zinken gehen kann. :-)
PS: Ich habe mal ein Foto meiner "Werkstatt" in mein Benutzerprofil eingefügt.
Re: Griffigkeit
Verfasst: Fr 15. Jan 2010, 07:21
von Marcus Nohr
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In Antwort auf #126214]
Hallo Pedder,
bei sehr breiten, kurzen Werkstücken könnte ich mir den Einwand mit der Rutschigkeit noch vorstellen aber im praktischen Einsatz finde ich die rutschigkeit eher von Vorteil und habe noch keine Probleme festgestellt.
Ich setze den Hobel vor das Werkstück, an die Führungskante, schiebe das Werkstück an die Hobelsohle (natürlich vor dem Eisen) und ziehe durch. Dann das Ganze von vorne. Dadurch das das Werkstück nur 1-2 zehntel über den Anschlag steht, gibt es fast kein Drehmoment auf das Werkstück.
Schleifpapier finde ich eher hinderlich, dann kann ich nur noch schlecht das Werkstück nachschieben. Oder legt Ihr das Werkstück auf Riss an die Kante und Hobelt dann bis das Eisen nicht mehr greift? Wie siehts bei der Technik mit Ausrissen an der Hinterkante aus?
Viele Grüße
Marcus
Re: Griffigkeit
Verfasst: Fr 15. Jan 2010, 07:36
von Pedder
Hi Marcus,
bei dem Tipp mit dem Schleifpapier ging es mir in erster Linie um dieses ungünstige Brett, das jetzt ansteht. In dem Moment, in dem Du mit einem vielleicht nicht ganz scharfen Hobel das Brett angreifst, gibt es schon ein Drehmoment.
Mein shooting bord / bench hook ist aus Multiplex und das hat für mich genau die richtige Textur zum Nachschieben und festhalten.
Wir arbeiten auch so, das wir nachschieben. :o)
Liebe Grüße
Pedder
Bestoßlade gebaut *MIT BILD*
Verfasst: Sa 16. Jan 2010, 13:48
von Bastian
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In Antwort auf #126213]
Hallo zusammen,
heute habe ich mir die Bestoßlade gebaut. Gut, dass ich letztens einfach mal ein 700x700x10 Sperrholzteil aus der Restekiste mitgenommen habe. Das konnte ich jetzt super verwenden. Die Bestoßlade ist jetzt 500x275 groß, hat also eine Auflagefläche von 500x200.
Marcus, vielen Dank für den Motivationsschub, die Lade zu bauen. Allerdings merke ich, dass ich noch sehr langsam bin. Wahrscheinlich muss ich mangels Routine zuviel nachdenken, was ich wie tun will. Ich habe über 2h gebraucht, obwohl ich den Anschlag aus den Abfällen meines Übungsprojekts genommen habe und nicht weiter winklig gehobelt habe. Aber egal, jetzt ist's fertig.
Besten Gruß,
Bastian
