Naniwa Schruppstein poliert
Naniwa Schruppstein poliert
Guten abend,
ich bin Holzhandwerk-Anfänger und bin kürzlich über die Oberflächenbehandlung eines alten Familienerbstücks (Eichentruhe) auf den Geschmack gekommen. Nun verbringe ich zur Verwunderung meiner Frau zahlreiche Abende damit, japanische Wassersteine zu Schlamm zu verarbeiten - sie hat sich damit abgefunden, daß die erhoffte Möbelproduktion zunächst ausbleibt. :-)
Nun zum Thema: mein 220er Naniwa hat sich zugesetzt und trägt kaum noch ab. Ich habe damit die Spiegelseiten von neuen MHG-Stemmeisen sowie von Ulmia-Hobeleisen geschliffen. Ich richte meine Steine mit 80er Nassschleifpapier auf einer polierten Fliese ab. Dies funktioniert bei meinem 1000/6000er King Kombistein sehr gut, den offenbar wesentlich härteren Naniwa Schruppstein bekomme ich damit jedoch nicht "frei". Richtig "Biss" hat er erst wieder, wenn ich ihn mit einem 120er Schruppstein bearbeite. Das ist jedoch für mich keine Lösung, da danach beide Steine nicht mit Sicherheit plan sind.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Ich würde gerne bei meiner Abrichtmethode bleiben und überlege daher, zur Not auf einen weicheren, verschleißstärkeren Schruppstein umzusteigen.
Danke vorab für Eure Ideen dazu!
Henning Liepelt
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- Beiträge: 59
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Naniwa Schruppstein poliert
Hallo Henning,
auch ich habe einen Naniwa und mehrere Kings. Das Verhalten des "Zuschmierens" kenne ich beim Naniwa auch, die Kings sind dort problemloser. Ich habe aber festgestellt das der Naniwa einfach viel mehr Wasser benötigt. Es muss zum einen vorher länger gewässert werden (5min reichen nicht!)Und während des Schleifens muss regelmäßig Wasser zugeführt werden. Ich habe da so eine hübsche Flasche aus den Modellbau, damit geht es gut immer wieder eine Wasserschicht zu erzeugen. Denn sobald der Naniwa keine sichtbare Wasserschicht mehr, hat schmiert er zu. Mit Wasserschicht ist es aber prima, dann bleibt er im Vergleich zum King merklich länger Plan.
Gruß
Ralf
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- Beiträge: 23
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Naniwa Schruppstein poliert
Hallo Henning,
herzlich willkommen!
Es gibt zwei Möglichkeiten, warum Dein Schruppstein sich zugesetzt haben könnte.
Nummer 1: Du hast ihn nicht lange genug eingeweicht oder beim Schleifen zu wenig gespült. Wenn das nicht der Fall ist, bleibt
Nummer 2: Die von Dir geschliffenen Eisen sind aus legiertem Stahl, und damit kommt der Stein nicht gut zurecht. Der 300er King ist so ein Kandidat, die Suchfunktion wird Dir dazu eine aufschlussreiche Diskussion ausbuddeln. Mein Tip, wenn es das sein sollte: Werkzeuge mit Schneiden aus reinem Kohlenstoffstahl kaufen (rosten zwar, lassen sich aber vieeeel besser schleifen) und sonst den Stein auf der Gehwegplatte vor dem Haus abrichten.
Viel Erfolg,
Florian
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- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Stumpf oder zugesetzt
[In Antwort auf #125741]
Hallo Henning,
"Polieren" ist das nicht, das gibt es nur bei Abziehsteinen. Wahrscheinlich ist Dein Naniwa-Schruppstein einfach stumpf, d.h. die Körner an der Oberfläche sind nicht mehr scharfkantig, brechen aber nicht aus (was sie tun sollten). Das tritt bei "harten" Steinen (die eine feste Bindung der Körner haben) vorzugsweise auf, wenn man mit geringer Flächenpressung schleift, also großflächige Werkstücke wie Spiegelseiten bearbeitet. Für diesen Zweck sind weichere Steine, deren Bindung die Körner nicht so fest hält, besser. Ein sehr weicher, sehr angenehm schleifender und allzeit scharfer Schruppstein ist der Sun Tiger den es bei Dieter gibt. Der nutzt sich aber entsprechend schnell ab.
Ob es wirklich an der Härte des Naniwas liegt, erkennst Du schnell wenn Du mit ihm mit höherer Flächenpressung arbeitest, z. B. beim Schleifen der Fase eines dünnen Hobeleisens oder eines relativ schmalen Stecheiseins. Wenn er da gut greift und scharf bleibt, ist es wie von mir vermutet.
Zugabe von reichlich Wasser wie von den Vorrednern beschrieben ist immer gut und hilfreich. Eine Unverträglichlkeit mit der Art des Werkzeugstahles ist m.E eher unwahrscheinlich als Grund, solche Unterschiede gibt es aber sie sind nicht krass.
Mich wundert übrigens, dass du mit einem Schruppstein an die Spiegelseiten von neuen Eisen gehst. Sind die denn so krumm?
Ich wünsche Dir Erfolg. Du solltest die Geduld Deiner Frau aber nicht überstrapazieren....
Friedrich
Hallo Henning,
"Polieren" ist das nicht, das gibt es nur bei Abziehsteinen. Wahrscheinlich ist Dein Naniwa-Schruppstein einfach stumpf, d.h. die Körner an der Oberfläche sind nicht mehr scharfkantig, brechen aber nicht aus (was sie tun sollten). Das tritt bei "harten" Steinen (die eine feste Bindung der Körner haben) vorzugsweise auf, wenn man mit geringer Flächenpressung schleift, also großflächige Werkstücke wie Spiegelseiten bearbeitet. Für diesen Zweck sind weichere Steine, deren Bindung die Körner nicht so fest hält, besser. Ein sehr weicher, sehr angenehm schleifender und allzeit scharfer Schruppstein ist der Sun Tiger den es bei Dieter gibt. Der nutzt sich aber entsprechend schnell ab.
Ob es wirklich an der Härte des Naniwas liegt, erkennst Du schnell wenn Du mit ihm mit höherer Flächenpressung arbeitest, z. B. beim Schleifen der Fase eines dünnen Hobeleisens oder eines relativ schmalen Stecheiseins. Wenn er da gut greift und scharf bleibt, ist es wie von mir vermutet.
Zugabe von reichlich Wasser wie von den Vorrednern beschrieben ist immer gut und hilfreich. Eine Unverträglichlkeit mit der Art des Werkzeugstahles ist m.E eher unwahrscheinlich als Grund, solche Unterschiede gibt es aber sie sind nicht krass.
Mich wundert übrigens, dass du mit einem Schruppstein an die Spiegelseiten von neuen Eisen gehst. Sind die denn so krumm?
Ich wünsche Dir Erfolg. Du solltest die Geduld Deiner Frau aber nicht überstrapazieren....
Friedrich
Re: Stumpf oder zugesetzt
Hallo Friedrich,
Vielen Dank für den Hinweis - ich habe das soeben ausprobiert und es verhält sich genauso, wie von Dir vermutet. Beim Schleifen mit geringer Flächenpressung (Spiegelseite) tritt das Phänomen auf, beim Schleifen einer Phase mit ausreichend Druck nicht. Den von Dir erwähnten 240er Sun Tiger hatte ich am Wochenende bei einem Freund ausprobiert und empfand das Schleifen damit als sehr angenehm - den werde ich mir jetzt auch zulegen.
Zu Deiner Frage bzgl. der neuen Eisen: sowohl die MHG-Stemmeisen als auch meine Ulmia/E.C.E.-Hobeleisen haben im Neuzustand auf der Spiegelseite relativ tiefe Riefen vom maschinellen Schliff. Diese auf einem 1000er Stein zu entfernen erschien mir zu verschleiß- und zeitintensiv. Dies liegt evtl. aber auch daran, daß ich als Ungeübter einen relativ breiten Streifen der Spiegelfläche (ca. 2cm) schleife, damit ich das Eisen nicht versehentlich kippe.
Kompliment übrigens zu Deiner tollen Schärfanleitung - ich habe bei der Lektüre viel gelernt!
Viele Grüße,
Henning
P.S. Ralf, Florian: danke auch für Eure hilfreichen Antworten - das häufigere Benetzen des Steins mit Wasser lindert das Problem spürbar.