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Traditionelles Holzwerken in China
Verfasst: Di 30. Jun 2009, 19:52
von Chris Scholz
Hier sind ein paar Bilder von traditionallem Holsarbeiten in China.
Ich hatten lange danach gesucht, und jetzt endlich einen traditionellen Holzarbeitungsmeister gefunden. Liu Shifu (Liu: Nachname, Shifu: respektvolle Bezeichnung fuer [Handwerks]Meister) lebt in einen Dorf, vier bis fuenf Stunden mit dem Zug von der naechten Metropole.
Seine Werkstatt ist ungefaer die Groesse einer Garages. Als wir dort ankamen war er gerade damit beschaeftigt, Zapfenloecher in ein Brett zu schlagen, das spaeter ein traditioneller yigui (yi: Kleidung, gui: Schrank) werden sollte.

Liu Shifu oeffnete seine Werkzeugkiste und zeigte uns den Inhalt: Ungefaehr 50 verschiedene Werkzeuge, Hobel, Stemmeisen, Saegen, usw. Alle Werkzeuge sind selbstgebaut; die Hobel haben verschiedene Bettungswinkel jenachdem wofuer sie eingesetzt werden.

Chinese sind im Westen ziemlich unbekannt. Haefig wird vermuted dass sie auf Zug arbeiten, wie z.B. Japanische hoble. Das it nicht der Fall. Chinese Hobel werden immer geschoben. Aehnlich wie bei Euch in Deutschland, absolvieren Chinesisch Holzarbeiter eine Lehre und es dauert mindestens sieben Jahre bis ein Holzarbeiter sich Shifu nennen kann. Aehnlich wie bei Euch, die Stellung der Fuesse, die Haltung der Haende, das alles wird in der Ausbildung gelernt.

Aber eines sucht man vergeblich in Liu Shifu's Werkstatt: Leim.
Re: Traditionelles Holzwerken in China
Verfasst: Di 30. Jun 2009, 20:48
von TorstenKüpper
Hallo Chris,
danke für den schönen Bericht!
Wie fertigt er den eine Tischplatte ohne Leim an?
Gibt es da eine besondere Technik (Zapfen, Schrauben, Nägel)?
Viele Grüße
Torsten
Re: Traditionelles Holzwerken in China
Verfasst: Di 30. Jun 2009, 21:20
von joh. t.
hallo,
literaturtip: Kassische chinesische Möbel von Wang Shixiang, DVA 1989, ISBN 3-421-02959-8.
S.35 obiges Buch. Die Bretter werden längs mit Nut und Feder in Schwalbenschwanzform miteinander verbunden. Quer kommt eine gratleiste darüber, damit es sich nicht wirft.
Viele Grüße Johannes
Danke für den Hinweis! *NM - Ohne Text*
Verfasst: Di 30. Jun 2009, 21:24
von TorstenKüpper
Literaturhinweis von Ratzo ...
Verfasst: Mi 1. Jul 2009, 00:48
von Andreas Ranogajec
Hallo Freunde der Arts und Crafts, Shaker, Chinese und Japanese Furniture!
Lernen ohne Leim zu benutzen oder auch mit:
" Chinese Domestic Furniture" von Gustav Ecke, bei Dover Publications IsBn 0-486-25171-3! You won´t regret it!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Re: Traditionelles Holzwerken in China
Verfasst: Mi 1. Jul 2009, 01:34
von Andreas Ranogajec
[
In Antwort auf #124844]
Hallo Torsten,
eine traditionelle Technik bei der Herstellung von Koreanischen und Chinesischen Deckplatten oder Tischplatten ist die gekeilte Zapfenverbindung auf Gehrung: die eigentliche Platte ist als Füllung ausgearbeitet, die durch gezapfte Gratleisten in Form gehalten wird!
Siehe Literaturhinweis.
Grüße Andreas R.
Re: Literaturhinweis von Ratzo ...
Verfasst: Do 2. Jul 2009, 00:51
von Chris Scholz
Ja, Gustav Ecke's Buch ist ausgeziechnet.
Es git eine Vielzahl von Buchern die hauptsaechlich fuer den Sammlermarkt geschrieben sind.
Es git eine dissertation in Chinesisch die sich ausschliesslich mit Werkzeugen beschaeftigt und sich stark an Japanische Quellen anlegt.
Ich habe von einer kleinen privaten Werkzeugsammllung gehoert die sich in einer Chinesischen Kleinstadt befindet.
Mit Ausnahme von Rolf Hommel's Buch "China at Work" und seiner Werkzeugsammlung die angeblich im Mercer Museum in NJ, USA lagert, kenne ich sonst keine Literature oder Werkzeugsammlung die sich mit Chinesischen Holzwerkzeugen beschaeftigt. In der Tat schreibt Klaas Ruitenbeek in seiner Einfuehrung zur Lu Ban Jing dass die 1000+ Jahre alte Geschichte der Chinesischen Holzwerkzeuge immer noch geschrieben werden muss.
Re: Literaturhinweis von Ratzo ...
Verfasst: Do 2. Jul 2009, 12:06
von Andreas Ranogajec
Hallo Chris,
von traditionellem Chinesischem Werkzeug verstehe ich leider nicht viel, aber die traditionellen Möbel aus China finde ich herausragend bis genial.
Gustav Eckes Sammlung von (Schwarzweiß-)Bildern und großen Konstruktions-Zeichnungen ist eine Bereicherung für jede Fachbibliothek und eine potentiell hochgradige Herausforderung für den geübten Möbelbauer.
Die vielfach beschriebene Einfachheit( simplicity) ist nicht dem konstruktionellen Aufbau sondern der vielfach fehlenden Ornamentierung geschuldet.
Vergleicht man die westlichen Möbel des Rokoko mit beschnitzten Chinesischen Möbeln erkennt man die aufgeblasene Ausdrucksweise der westlichen Möbeldesigner von damals. Natürlich ist alles auch irgendwo letztendlich eine Geschmacksfrage, aber ich persönlich halte Chinesische Möbel für zeitlos.
Bei den klimatischen Verhälnissen in China würden wahrscheinlich Intarsien und der aufgeklebte Rocailleschnickschnack eh nicht lange halten!
Interior- und Designinteresierten sei hier auch "Living in China", herausgeg. von Angelika Taschen, Taschen Verlag empfohlen. Der Verlag gibt schön bebilderte Bücher heraus, die man kaum aus der Hand legen will...
Grüße aus good ol´ Germany
Andreas
Re: Literaturhinweis von Ratzo ...
Verfasst: Do 2. Jul 2009, 13:51
von Chris Scholz
Ja genau!
It das nicht eigenartig? Da produzieren die Chinesen diese phantastischen Moebel, und dokumentiern so ziemlich alles was es gibt. Wirklich, Lexika mit mehr als zehntausenden von Baenden (Nebenfrage: wie ordnet man das denn an wenn es kein Alphabet gibt?) Und es ist so gut wie nichts ueber die Werkzeuge geschrieben worden (mit Ausnahme von Hommel, einem obscuren Franzoesischen Buch aus dem 17tn Jahrundert das ungefaehr 10 Seiten mit Bildern von Chinesischen Werkzeugen. Gelegentlich gibt es einen Paragraphen einem der vielen Bildbaender fuer "Ming" Moebel und mit ein bisschen Glueck ein oder zwei Bilder).
Ich bin jetzt seit mehr als sieben Jahren mehr oder weniger regelmaessig nach China gereist. Wenn ich sage dass ich mich fuer Chinesischen Holzwerkzeugen interessiere sehen mich die Leute an als ob ich von einem anderen Stern komme.
Re: Literaturhinweis von Ratzo ...
Verfasst: Do 2. Jul 2009, 17:27
von Andreas Ranogajec
Ja Chris,...
zum Glück gibt es noch nicht erforschte Gebiete auf der Holzwerkerlandkarte!
In Gustav Eckes Buch hab ich auch einen Querverweis auf Rudolf P. Hommel, China at work, New York 1937 gefunden! Außerdem gibts es eine Danksagung für die Erlaubnis die Originalkopien von G.E. photographiert gedurft zu haben (?!?):
Dabei handelt es sich um das Department of Special Collections, Stanford University Libraries.
Vielleicht haben die auch was über Werkzeug??!!??
Wenn in der Mingzeit, also 14.Jhdt. bis 1912, soviel mit Edelhölzern gabaut wurde, Huang huali, Palisander, Chickenwood etc., dann müßten die Hobel auch aus bestem Hartholz sein. Hast Du keine photographisch festgehalten?
Mit dem Leim wurde aber wirklich sparsam umgegangen: " The use of glue was only permitted in rare instances, as when adding feet underneath a bottom frame, when strengthening housed dovetails, or fixing an ornamental frame to a sunken panel." Für uns Leimjunkies eigentlich unvorstellbar!
Grüße
Andreas R.