Herstellung Sägegriff *VIELE BILDER* Teil 1
Verfasst: Do 14. Mai 2009, 23:36
Hallo Werkzeugfreunde,
aus unserem Rückensägen-Projekt möchte ich euch heute eine Fotodokumentation zeigen, wie die Griffe hergestellt werden. Nachdem einige gemacht waren, wollte ich wissen, ob es gelingt, einen zur Hand passenden Griff herzustellen. Ich wusste von Friedrich, dass er einige Rückensägen mit den Originalgriffen hat und fragte ihn, ob er eine seiner Sägen und seine "Hand" als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt. Friedrich schickte mir eine seiner Sägen und eine Risszeichnung seiner rechten Hand (seine Hand ist Gott sei Dank noch dran):

Er suchte sich auf Ray Gardiners Seite backsaw.net, die eine Fülle von historischen Griffen zeigt, einen geschlossenen aus, den ich in der zu Friedrichs Hand passenden Grösse ausdruckte und ausschnitt:

Der Griff sollte aus Mahagoni werden, so übertrug ich die Schablone auf ein Stück Mahagoni:


Hiernach wurden zuerst die Innenrundungen mit Forstnerbohrern ausgebohrt und der Rohling dann mit der Stichsäge ausgesägt (zwischenzeitlich nehme ich hierfür die kleine Flott Bandsäge, die sich sehr gut eignet):




Danach stelle ich mit der Feile zuerst eine saubere Kontur her (vermutlich geht es auch ohne aber ich fühle mich damit für das spätere Formen besser gerüstet):

Jetzt sind die Bohrungen für die Schrauben zu machen. Man kann sie allerdings auch erst nach dem heiklen Sägen des Blattschlitzes machen, weil der manchmal misslingt und man dann die Bohrungen nicht umsonst gemacht hat - ich komm drauf zurück). Zuerst werden die Bohrungen des Sägeblattes auf den Rohling übertragen:

Dann werden Pilotbohrungen mit 2 mm gemacht. Diese erfüllen 2 Zwecke. Zum einen werden damit die Bohrungspositionen auf die andere Griffseite übertragen, zum anderen dienen die kleinen Bohrungen für alle weiteren als Führung der Zentrierspitzen der Bohrer.

Dann die weiteren Bohrungen entsprechend der Masse der verwendeten Säge-Schrauben:




Probe: sie passen ...


Auch mit dem Blatt wird eine Probe gemacht, passt auch:

Nunmehr ist die Rückenaussparung dran (auch die kann man nach dem Blattschlitz machen). Die Seiten säge ich von Hand soweit wie möglich, der Rest wird mit dem Beitel erledigt:

So, jetzt kommt der spannende Teil, der Blattschlitz. Zuerst zeichne ich mithilfe des aufgelegten Blattes den Riss für die Tiefe an:

Dann kommt das Sägen. Freihändig klappt das bei mir nicht, ich habs verschiedentlich probiert, es geht einfach nicht. Wenn der Blattschlitz nicht präzise ist, kann man den Rohling wegwerfen.
Bei Alf sah ich dann eine Methode, die mir sofort zusagte:


Ein Sägeblatt wird parallel und im richtigen Abstand zu einer planen Fläche (bei mir eine Granitplatte) eingespannt und so der Schnitt angefertigt. Zuerst säge ich mit geringem Überstanmd des Blattes, weil das Blatt flexibler ist je weiter es heraussteht. Wenn erst mal ein exakter Schnitt von 1 cm da ist, dient der als Führung für grössere Tiefen:

Der Schnitt gelingt nicht immer. Abhängig vom Holz, der Faserrichtung, der Tagesform und was weiss ich noch gelingen mir ca. 70% der Schnitte.
Hmmm .... der bis jetzt gezeigte Griffrohling gehörte zu den anderen 30%! Er verzog das Blatt leicht "$§$=?)! Jetzt wisst ihr auch, warum ich zwischenzeitlich Schraubenbohrungen und Rückenaussparung nach dem Blattschlitz anfertige. Was solls, ich machte einen neuen, der zu den 70% gehört. Den seht ihr im weiteren.

Dafür beginnt jetzt der schöne Teil der Griffherstellung, das Formen. Die grobe Form des Handstücks wird mit der Raspel hergestellt und in diesem Fall, weil es ein geschlossener Griff ist, der Anschluss der "Lämmerzunge" an die Wangen mit dem Schnitzwerkzeug.
Beim Fotographieren habe ich leider keine Unterstützung. Da ich auch keine 3 Hände habe, kann ich von den nächsten Schritten nur Ergebnisse zeigen.

Die meisten Sägenmacher, die im Netz veröffentlichen, machen vor dem Formen Hilfslinien auf den Rohling, um zu wissen, wie weit zu raspeln/feilen ist. Ich verzichte hierauf bewussst, weil mich das eher behindert. Das Raspeln erledige ich mit Augenmass und und dem Bemühen, den Winkel mit der Raspel/Feile beizubehalten. Eine grosse Hilfe ist bei dieser Arbeit ein kleiner Schraubstock mit Kugelgelenk (Entschuldigung für das unterirdische Foto!)Damit muss man viel weniger umspannen:

Nach dem Feilen:


Uuups, die Wangenfase hatte ich noch vergessen. Mit einer Rundfeile wird bündig zum Ende der Rückenaussparung im 45°-Winkel ein Halbrundprofil hergestellt. Danach mit dem Stechbeitel die Fasen bis zum Halbrundprofil:

Nach dem Schleifen:

Jetzt wird er noch geölt (ich nehme Mohnöl), poliert und montiert:





Ausser Friedrichs Mahagoni habe ich noch etliche weitere Griffe gemacht, von denen ich zum Abschluss ein paar zeigen möchte.
Zunächst ein Bild mit Friedrichs Säge und einem geschlossenen Birnbaum-Griff, den ich gleichzeitig machte:

Von dem noch 2 Fotos vor dem Finish:


Ein weiterer geschlossener Mahagoni für einen Forumsfreund:

Ein offener Nussbaum:

Wengé offen (mit von Pedder gefertigten Griffschrauben):

Bubinga:

Zebrano:


Friedrich schrieb mir, dass der Griff passe und schickte mir auch ein Foto, das seine Hand im Griff zeigt. Ich hätte es gerne zum Abschluss gezeigt. Leider bekomme ich es nicht hochgeladen oder geöffnet ... keine Ahnung, warum. Aber vielleicht hat Friedrich ein Einsehen und zeigt es uns :-)
So, ich hoffe, dass ich eure Zeit nicht zu lange in Anspruch nahm und ihr Freude an der Foto-Session hattet.
Viele Grüsse
Klaus