Bequeme Sitzbank - wie???

[Friedrich Kollenrott]

Ihr Lieben,

Ich habe ein größeres Projekt vor mir (nicht ganz aktuell, sondern schätzungsweise für die nächste Wintersaison), das mir einiges Kopfzerbrechen bereitet.

Ich möchte für eine Küche mit Essecke eine kleine Eckbank (und den dazugehörigen Tisch, aber der ist nicht das Problem) bauen.

Sowas ist ja früher mal ein ganz übliches Möbel gewesen und man findet es auch heute noch häufig. Meistens ist eine solche Eckbank häßlich, oder sie ist krachledern-rustikal, oder sie hat gedrechselte Beine oder stoffbezogene Sitze. Oder es ist eine Truhenbank. Oder die Sitzfläche ist ein planes Brett und vermutlich entsprechend unbequem. Das will ich alles nicht. Ich möchte eine Eckbank bauen, die

- ganz aus Holz ist und ansprechend (für mich) aussieht, also eher modern- nüchtern
- vor allem: wirklich bequem für die darauf sitzenden ist.

Einen ansehnlichen Entwurf trau ich mir grundsätzlich schon zu. Aber wie bekommt man es hin, dass man darauf dann auch gut sitzen kann? Gibt es da vertrauenswürdige Vorbilder? Latten auf einer entsprechend geschwungenen Unterkonstruktion? Ausgeformte Brettflächen (grrrrr)? Es soll ja auch nicht aussehen wie früher die Holzklsse in der Bahn, sondern relativ leicht und zierlich. Ich orientiere mich im Moment an guten hölzernen Gartenbänken. Da kann man ja ordentlich drauf sitzen. Aber wie eine Gartenbank soll es doch nicht aussehen... Es wäre schon ärgerlich, ein Möbel zu bauen und hinterher festzustellen dass es zwar gut aussieht aber schrecklich unbequem ist.

Ich würde mich über Hinweise und Erfahrunngsberichte freuen.

Friedrich

[Klaus Kretschmar]

Hallo Friedrich,

du sprichst ja vornehmlich die Gestaltung (das Profil) der Sitzfläche an. Ich habe eine Eckbank, die für meine Begriffe komfortabel ist (aber das ist natürlich subjektiv). Die hat eine einfach gestaltete Sitzfläche. Diese besteht aus Leimholz mit 4 Lamellen. Die 3 hinteren mit je 8 cm sind plan, die vordere mit 15 cm ist etwas nach oben geschwungen (ca. 1 cm) und vorne mit einem Halbrundprofil versehen. Ich finde es bequem, wenn bei einem Sitzmöbel der Bereich unter der Kniekehle etwas erhöht ist.

Wenn du die Sitzfläche nicht plan machen möchtest, sondern dort, wo die 4 Buchstaben sitzen, eine kleine Vertiefung sein soll, so muss die Fläche nicht zwingend nachträglich ausgeformt werden. Man kann auch eine gebogene Leimholzfläche herstellen, indem man die Leimfugen etwas konisch abrichtet und beim Verleimen eine einfache Form verwendet. Das habe ich bei leicht gebogenen Möbelfronten schon gemacht und es hat prima funktioniert. Die Lamellen sollten dann aber relativ schmal sein.

Viele Grüsse
Klaus

[Rainer Hellmich]

Lieber Friedrich,
erstmal vorab, ich hab keine Erfahrung im Eckbankbau. Vielleicht kann ich aber ein paar Denkanstoesse geben wenn es ums sitzen geht und wo Du dann weiter forschen kannst. Deine Anforderungen kann ich voll verstehen (Punkt 1 und 2), ich glaube das ich da sehr aehnlich denke. Und dann sind wir auch gleich beim Problem. Wir Menchen sind halt nicht genormt. Daher sitzen wir auch nicht gleich gut oder schlecht auf dem selben Sitzmoebel. Und das betrifft eben nicht allein die Groesse, sondern auch die anderen Maasse wie z.B. das Verhaeltnis Oberkoerper zu den Beinen. Daher sitzt der eine mit den Fuessen leicht in der Schwebe, heisst er/sie klemmt sich den Blutfluss zu den Fuessen ab, waehrend der andere die Beine vorne so hoch stehen hat das nur die 4 Buchstaben hinten das Gewicht tragen, beides wird schnell unbequem. Diese Unterschiede lassen sich nunmal mit Schaumstoff, sprich Dein unerwuenschter Stoffbezug einigermassen ausgleichen.Ich denke man kommt um einen Kompromiss was die Dimensionen betrifft nicht herum, es sei denn man sitzt nur alleine da und das willst Du ja nicht wie ich aus der Anforderung sehen kann.
Meine Schwester hat sich vor zwei Jahren ihre Kueche neu eingerichtet (in einem alten Bauernhaus). Die unumgaengliche Eckbank hat ihr ein Schreiner angefertigt, mit Polsterung allerdings. Ich kann nur sagen das es ein wunderbares Plaetzchen ist wo man den ganzen abend verbringen kann ohne ein Sofa/Wohnzimmer zu vermissen. Einfach urgemuetlich.
Gutes gelingen und bitte berichte weiter wenn Du das Problem geloest hast.
Rainer

[Philipp]

Hallo Friedrich,

ich kann auch nicht mit einer Anleitung aufwarten, nur mit zwei kleinen Hinweisen:

- meist besitzen Eckbänke ja einen kurzen und einen langen Schenkel, weil der Tisch, um den sie steht, dies vorgibt. Das legt aber ihre Position und auch spätere (Änderung der Möbel- und/oder Zimmerkonstellation) Verwendung sehr fest. Daher kann der Gedanke an eine dreigeteilte Eckbank sinnvoll sein: zwei einzelne Bänke, die mittels Eckstück miteinander verbunden werden und einen Austausch der einzelnen Bänke erlauben.

- Sitzfläche: in einem finnischen Museum ließ ich mich mal auf einer Sitzbank nieder, die meinem Allerwertesten sofort schmeichelte (und der war vom vorherigen Faltbootfahren schon ein wenig in MItleidenschaft gezogen). Die Sitzfläche war hier nicht glatt, sondern mittels Hohlkehl- oder konvexem Schweifhobel grob struktuiert. Herrlich kann ich nur sagen! Klar, nimmt unsereinem ein wenig des Spaßes beim Erzielen der allerbesten und glattesten Hobeloberfläche, tut dem Sitzfleisch aber ungemein gut. Werde ich bei einer Eckbank, die ich auch plane, wahrscheinlich so übernehmen.

Viel Erfolg und berichte vom Bau!

Gruß, Philipp

[Dirk D]

[In Antwort auf #124141]
Hallo Friedrich,
wenn die Lehne und die Sitzfläche nicht auf 45° zusammenstoßen müssen hätte ich folgenden Vorschlag.
Leisten auf Abstand in Längsrichtung (nicht quer wie bei einer Gartenbank).
Leisten mit entsprechender Ausformung für die Sitzfläche bzw. Rückenlehne.
Die Leisten der Sitzfläche ca. 20 mm breit mit 20 mm Abstand entweder auf ein Querholz direkt dübeln oder mit Metallhülsen und Gewindestangen (wenn es ein anderer Werkstoff sein darf)auf Abstand verbinden. Zur Lehne hin läuft die Lehnenleiste zwischen den Abstand der Sitzfläche. Die Lehnenleisten haben dadurch den gleichen Abstand wie die Sitzfläche nur versetzt. Das ganze muss natürlich mit Querholzern abgefangen werden.
Du hast so zwar viele schmale Einzelleisten zu fertigen, musst aber kein Brett flächig ausformen.
Die Formen der Leisten sowie Sitzneigung und Sitzhöhe würde ich von einem bequemen Stuhl abnehmen.

Gruß, Dirk

[Pedder]

[In Antwort auf #124141]
Hallo Friedrich,

mit der Holzklasse bei der Bahn sprichst Du etwas an. Früher, als die AKN noch Alster-Nord-Bahn hieß, gab es bei uns so Triebwagen mit Bänken aus Holz. Die waren aus etwa 3,5cm breiten Leisten sehr geschwungen gebaut und unglaublich bequem. Dafür hatte ich immer Angst, dass ich diesen Griffhebel nicht aufbekomme.

Am bestn gehst Du mal mit Ingrid in ein (Garten-)Möbelhaus und probiert aus, was Euch beiden gefällt und dann misst Du die beiden Stühle aus und baust zwei unterschiedliche Bänke. Eine für Damen und eine für Herren. Die haben da nämlich ganz andere Vorstellungen. Die Eckverbindung findet sich schon.

Liebe Grüße
Pedder

[Florian Witt]

Hallo Friedrich,

der Hinweis von Dirk mit den Einzelleisten ist bestimmt eine gute Idee. Ich erinnerte mich an eine Bank im Battery Park/New York und habe schnell ein Foto ergoogled. Die Bank war urbequem und könnte statt mit leichtem Bogen sicher auch "um die Ecke" kontruiert werden. Das Design hat, wie Du siehst, mit "Eckbank, Eiche rustikal" nichts mehr zu tun. Durch die über die Länge der Bank variierte Geometrie der Leisten findet sicher jeder seine Lieblingsstelle. Zu Hause habe ich noch eigene Fotos, die die Konstruktion etwas genauer zeigen - sag Bescheid wenn Bedarf besteht.

Viel Erfolg,

Florian

[Daniel Maier]

[In Antwort auf #124149]
Hallo Friedrich,

Deine Anfrage beschäftigt mich, auch wenn meine Eckbank schon fertig ist,
bzw. wohl gerade deshalb, denn die Sitzfläche ist unbequem ohne Polster,
was aber auch ohne Schaumstoff machbar ist...

Nun, mir kam gestern ein Gedanke dazu und Philipp scheint es erlebt zu haben:
vielleicht ist eine gerade Sitzfläche deshalb so unbequem, weil die Druckpunkte
auch nach dem Verrücken immer die gleichen sind?
Wenn dem so wäre, würde eine unebene, oder eine Leistenfläche sicher eine gute Lösung bieten.

Ja, wie ein Kollege so oder so ähnlich treffend sagt,
als Denkanstoß...

Daniel

[Franz Kessler]

[In Antwort auf #124144]
Hallo Rainer

Ich kann Dir nur beipflichten, unsere Eckbank ist der gemütlichste Platz in unserer Wohnung. allerdings ist es keine "Designer-Bank" sondern eine altmodische gepolsterte Bank, mit Hilfe zweier Kissen lässt sich auch schon mal ein Schläfchen darauf machen, mein Frühstück mit Morgenlektüre nehme ich auch auf der Bank ein, meistens geschied das Lesen im liegen, die kleine Leselampe in der Ecke.
Ich hab hier im Forum schon manche Folterbank gesehen, modern versteht sich, sogar mit ungerundeten Kanten, das Design lässt es halt nicht zu, unbequem beim Einsteigen und beim Benutzen.

Gruß Franz

http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/27460

[Friedrich Kollenrott]

[In Antwort auf #124141]
ich entnehme den Antworten, dass das Problem nicht trivial ist und auch Andere beschäftigt, das ist schonmal gut.

Ich will das Ding auf jeden Fall teilbar machen (zwei kleine Bänke mit einem dazwischengesetzten Verbindungsstück), wie auch Philipp schreibt.

Besonders interessant und hilfreich sind die Hinweise auf die wohltuende Wirkung einer nicht glatten Fläche (Einzelleisten oder Ähnliches, muss ja nicht gebeilt sein :-)) und die verschiedenen Möglichkeiten, sowas konstruktiv zu verwirklichen.

Die von Florian gezeigte Bauweise (battery park)- interessant ind sicher bequem, aber in einer kleinen Küche? Sehr sinnvoll finde ich die Hinweise von Franz. Wenn ich mal so sagen darf, sein Geschmack ist nicht meiner, aber ich habe jetzt erst verstanden warum diese Wirtshaustische entsprechende Aussparungen in den Seitenwangen haben und warum Beine an den Ecken dort stören. Man lernt dazu, danke, Franz!

Wahrscheinlich hat am Ende Pedder wieder recht: Ausmessen, ausprobieren.

Ihc danke für alle Beiträge, Ihr habt mir geholfen!

Friedrich