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Stichwort: Applattbank

Verfasst: Mi 11. Feb 2009, 14:17
von Philipp

Liebe Leute,

hach, seit dem Alexander T. geht’s hier endlich einmal wieder um Holzhobel. Wir haben ja sonst keine anderen Sorgen…;-)

Rauhbänke, Kurzrauhbänke, Grathobel und Widerlager sind durch, da mach ich mal mit der guten alten Applattbank (APB) weiter.

Also, diese Tage habe ich eine meiner beiden alten Applattbänke hergenommen und mit der Restaurierung begonnen. Die Sohle wurde geplant, und der fummelige und v.a. krumme Metallseitenanschlag ging in die Tonne und wurde durch einen hölzernen ersetzt. Als nächstes kommt hinten noch ein Griff dran, um die bescheuerte Ergonomie (und da sind wir wieder bei den Rauhbänken…) besser in den, eben, Griff zu bekommen.

Jetzt plagt mich aber die Frage, inwieweit es sich eigentlich lohnt, hier weiterzumachen, denn irgendwie kommt mir das Konstruktionsprinzip der APB spanisch vor. Sie dient ja dazu, Füllungen abzuplatten, also ein aus Sims und Abflachung zusammengesetztes Profil zu erzeugen. Die Füllung liegt dann später in einer Nut oder in einem Falz. Es ist offensichtlich, und auch der Spannagel gibt dazu seinen Segen, dass die Füllung in ihrer Nut nicht angeschrägt sein soll, da sie sonst bei Schwindung klappert. Die abgeplattete Füllung benötigt also am Rand noch einen Falz. Diesen kann aber die APB nicht herstellen, da sie ja nur über ein schräg stelltes und leicht geneigtes Eisen verfügt.

Meine Frage daher: wurde früher (als alles noch gut war):

- die Füllung nur abgeplattet in ihren Rahmen eingebaut (ggf. später klappernd)?
- nach dem Abplatten noch separat ein Falz angehobelt, wobei dann wiederum die Abplattung eine zweite Stufe bekäme)?

Oder gab es auch APB, die entweder durch ein besonders geformtes Eisen mit zwei Schneiden oder mittels zwei Eisen Abplattung und Füllungsfalz in einem Arbeitsgang erzeugten?

Viele Grüße

Philipp

P.S.: da restauriert man das gute alte Teil und macht sich noch einen Haufen unnötiger Gedanken um so ein Werkzeug, um dann festzstellen, dass die Füllungen des werdenden Bauvorhabens wahrscheinlich schlichtweg einfach gefälzt am besten aussehen werden und die APB obsolet machen...irgendwie doof...




Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Mi 11. Feb 2009, 14:24
von Thomas Schuermann

Hallo Philipp,

so doof finde ich das nicht, weil Du Dich durch die Beschäftigung mit dem Werkzeug in eine ganz andere Geisteshaltung zu seiner Verwendung und mögliche Anwendungsgebiete begibst.Ich finde Werkzeugrestaurierung wunderbar, weil ich das Werkzeug hiernach wirklich verstehe und nicht "nur" erwerbe und benutze.

Deine Frage kann ich mangels Erfahrung leider nicht beantworten.

Beste Grüße aus Cronenberg

Thomas



Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Mi 11. Feb 2009, 23:52
von Josef Scheitl

Hallo Philipp,

in einem alten Buch hab ich Konstruktionszeichnungen für das Einpassen von Füllungen gefunden: Th. Kraut und F.S. Meyer "Das Schreinerbuch, Teil 1 - Die Bauschreinerei, Verlag E.A. Seemann, Leipzig, 1899.

Dort werden die abgeplatteten Füllungen NICHT mit einem besonderen Falz versehen! Sie werden so konisch, wie sie sind, in die Nut eingepasst. Allerdings wird der Übergang zwischen Füllung und Rahmen (bzw. Fries) meist mit einem profilierten Kehlstoß überdeckt.

Ich weiß nicht, ob das Deine Frage beantwortet. Übrigens: "Bauschreinerei" bedeutete damals nicht ganz dasselbe, was man heute darunter versteht.

Beste Grüße!
Josef




Re: klappernde Fuellungen?

Verfasst: Do 12. Feb 2009, 07:47
von Ottmar
[In Antwort auf #123623]
Hallo Philipp,

ich beschaeftige mich seit 50+ Jahren mit alten Moebeln, Wandverkleidungen oder Decken.
Bis heute habe ich noch keine klappernde Vollholzfuellung gefunden, oder Fuellungen, welche an den Enden der Abschraegung eine gerade Flaeche aufwiesen.

Schaeden welche an Fuellungen entstanden/stehen, sind Reissen, oft entlang der Nut, vermutlich konnte sich die Fuellungsschraege nicht aus der Nut loesen, die Fuellungen schwinden so stark, dass diese in der Breite nicht mehr den Rahmen ausfuellen koennen. Ich habe schon Oeffnungen von mehr als 1 – 2 cm erlebt. Bei handwerklich gefertigten Moebeln (grob gesagt) vor 1870 war das Wissen und Koennen vorhanden, die richtigen Dimensionen, von Fuellung, Nut und Rahmen bei der Herstellung zu verwenden. Schwierigkeiten bei auf Rahmen gefertigten Moebeln entstanden mit der industriellen Fertigung von Moebeln. Hier in den USA wurden in den 20ziger/30siger Jahren Moebel gefertigt, bei welchen die Rahmenhoelzer so schwach gewaehlt waren, so dass die Fuellungen die Nutwangen absprengten. Um die Jahrhundertwende 1800/1900, wurden hier qualitativ sehr gute Moebel hergestellt. z. B. Schreibtische (Rolltopdesks) wurden nach D exportiert.

Auf das ganze gesehen, bewegen sich die Fuellungen als auch die Rahmen, so dass sich die Schwundbewegungen aufheben. Wichtig bei Fuellungen ist, dass die Schwundbewegung/Schrumpfen in der Breite, als auch die Nutentiefe bei der Konstruktion beruecksichtigt werden. Sind die Nuten zu tief, kann sich die Fuellung nach einer Seite bewegen/verschieben, so dass sich auf der Gegenseite ein Spalt ergibt.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Was mir als antiken Moebeln im Laufe der Zeit durch meine Haende ging, war in erster Linie die Pflege/Beachtung welche diesen gewidmet wurden fuer die Erhaltung ausschlaggebend als die handwerkliche Fertigung. Ohne irgendwen zu kritisieren, ich habe teuere Antiquitaeten restauriert, welche handwerklich/fachlich betrachtet zusammengepfuscht waren.

PPS: Die einzigen klappernden Fuellungen, befanden sich in Moebeln der 30siger/40ziger Jahre, welche aus Sperrholz bestanden ohne eine Applattung!




Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Do 12. Feb 2009, 08:30
von Alexander Tausch
[In Antwort auf #123623]
Hallo Philipp,

ich finde Deine Frage sehr sinnvoll, da passen Theorie und APB nicht so recht zusammen :-) Die meisten Abplattbänke, die ich bisher gesehen habe (so viele sind das nicht) sind so wie von Dir beschrieben konstruiert. Es gibt aber offenbar auch Ausnahmen. Schau Dir mal diesen (schön bebilderten) Link an, den ich bei den australischen Kollegen ausgegraben habe:

http://www.woodworkforums.ubeaut.com.au/showthread.php?t=44857&highlight=panel+raiser

Das sieht doch richtig gut aus! Vielleicht kannst Du Deine APB so modifizieren? Stell doch mal ein paar Bilder ein.

Gruß -Alex




Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Do 12. Feb 2009, 09:01
von Philipp

Hallo in die Runde,

danke für die Rückmeldungen. Ich sehe aber auch, daß das Thema nicht so der Reißer zu sein scheint...

Ottmar: interessant, was Du über klappernde Füllungen schreibst (die, wenn ich Dich richtig verstanden habe, eher ein Phantom zu sein scheinen). Mich wundert das allerdings ein wenig, schließlich muß sich doch eine schwindende Füllung mit konischen Kanten in einer rechteckigen Nut aus geometrischen Gründen lockern, was in Klappern resultieren müßte. Klar, auch der Rahmen schwindet, hier ist aber nur das Schwinden in der Dicke von Relevanz und bei schwächeren Dimensionen sicherlich zu vernachlässigen. Die Füllung schwindet aber auf ihre gesamte Breite, wobei schon ein paar mm zusammen kommen und ihren Halt lockern können sollten. Hmmm, schwörich, schwörich das ganze... :-(

Alex: danke für den Link, den ich auch einmal angesehen aber mittlerweile wieder vergessen hatte. Genauso schwebt mir die "ideale" Abplattbank vor. Werde ggf. die eine, die ich habe oder den "Badgerplane" einmal entsprechend umbauen. Ohne Schleifmaschine mache ich mich aber nur äußerst ungern an eine solche Arbeit.

Ja, also, falls dann keine weiteren Fragen mehr im Publikum sind, würde ich gerne das Wort an den Kollegen weiterreichen, der über Profilhobel referieren wird. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (zäher Applaus, ab).

Viele Grüße
Philipp




Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Do 12. Feb 2009, 10:54
von Thomas Schuermann

Hallo Philipp,

ist es nicht so, dass wenn die Füllung klappern könnte, dann doch nur seitlich. Oben und unten schrumpft Sie ja im selben Ausmass wie der Rahmen.

Alle Hobelartikel - und auch die über Holzhobel finde ich sehr interessant. Deswegen gibt es immer Applaus dafür. ;-)

Wann gibt es denn den Profilhobelauftritt?

Gruß auch Cronenberg
Thomas



klappernde Füllung

Verfasst: Do 12. Feb 2009, 21:24
von Jürgen zur Horst

Hallo Philipp,

vielleicht klappert die Füllung deshalb nicht, weil sich die Füllung etwas wirft und deshalb auch bei schwindendem Holz im Rahmen hält. Das ist reine Spekulation meinerseits.

Tschüß Jürgen



Re: klappernde Füllung

Verfasst: Fr 13. Feb 2009, 00:23
von Hans Bos

Philipp, Jürgen und andere,

M.E. kommt dazu, und das ist oben schon mal angedeutet, dass die Füllung bei stehende Faserrichtung vertikal genau soviel schrumpt oder ausdehnt wie der Rahmen. Sie bleibt also fest verklemmt in den beiden horizontalen Nuten und kann daher nicht klappern. Selbstverständlich wird zwar die Breite der Füllung sich ändern relativ zum Rahmen, und werden die vertikale Fugen sich ändern, aber das alleine kann nicht zum klappern führen.

Bitte erklär es mir näher wenn ich das falsch sehe.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos




Re: Stichwort: Applattbank

Verfasst: Sa 14. Feb 2009, 18:47
von Christof Hartge
[In Antwort auf #123623]
Hallo Philipp,

ehrlich gesagt, habe ich mich über diese Merkung Spannagels schon immer gewundert.

Ich habe hier eine ganze Kirche aus dem 18. Jahrhundert in der sämtliche Emporen und Bänke in Eiche auf Rahmen und Füllung gearbeitet sind. Insgesamt dürften das einige hundert Rahmen und Füllungskonstruktionen sein. Auch wenn es nur eine leichte Schräge ist, geklappert hat da noch nie was. Ich vermute auch, dass schon ein leichtes Werfen des Brettes genügt, um das zu verhindern.

Viele Grüße, Christof.