Seite 1 von 2

Was meinen die Amerikaner

Verfasst: Fr 16. Jan 2009, 22:35
von Pedder

mit "several coats of shellack and wax".

Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, dass ich mich für Sägengriffe interessiere. In amerikanischen Foren lese ich als empfohlenes Finish für Griffe immer wieder diese Anweisung. Zwar nehmen auchh Luxushersteller wie Konrad Sauer dieses Finsih, aber auch der Normalo für seinen grob geschnitzten Griff. Es kann also nicht so schwer sein.

Klar, several coats sind mehrere Schichten. Aber dann:

Mich interessiert:
Was ist mit shellack gemeint (Welche Flocken, welches Mischungsverhältnis Alkohol / Flocken)
Wie trage ich es bei dieser Anwendung auf?
Wann kommt welches Wax ins Spiel.

Liebe Grüße
Pedder




Re: Was meinen die Amerikaner

Verfasst: Fr 16. Jan 2009, 23:47
von Ulrich Leimer

hallo pedder,

diese form der beschichtung ist nicht nur amerikanisch. eine schellackgrundierung ist (war) bei vielen oberflächen üblich, da schellack in gewisser verdünnung eine gut schleifbare und durchlässige schicht ergibt. da er nicht so gut mit feuchte, also auch schweiß in der hand etc. kann, wird die rest mit wax veranstaltet. also plättchen komplett in spiritus auflösen, ein klären (mein filzhut) kannst du sicher sparen, da kein hochglanz nötig. die lösung soll so verdünnt sein, daß nach dem schütteln z.b. einer glasflasche nach 15 sekunden alle blasen weg sind, eher noch früher (sonst ist der lack zu dick). oftmals wird schellack zu dick verarbeitet, soll aber eher mehrere dünnere schichten haben. danach mit pinsel oder kleinerem lappenknäuel auf das holz wischen - fertig. dann nach dem gründlichen durchtrocknen (1-2tage) mit feiner stahlwolle nochmal kräftig drüberreiben und eventuell nochmal drüberwischen mit lack. aber nicht zu dicke schicht aufbauen, da es sonst klebrig bleibt, nasen hat oder einfach zu lange trocknet. dann wax aufreiben und polieren. aber mit wachs hab ich nicht solche erfahrungen, ich polier dann mit schellack weiter - aber sicher jemand anders in der runde.
ganz tolle glatte oberflächen kriegt man auch hin, wenn man gut verdünnten knochenleim warm aufpinselt, den kann man nach dem durchtrocknen auch nochmal super schleifen bis 320er papier oder mehr. läßt sich dann sogar noch beizen, wenn man will.

gruß uli



evtl. Shellawax ?

Verfasst: Sa 17. Jan 2009, 08:33
von Jockel

Hi Pedder um ehrlich zu sein ich weiss es auch nicht !
Die Amis haben manchmal sehr unkonvetionelle Wege bei Oberflächenbehandlungen.
Sam Maloof verwendete auch so ein Teufelszeug Leinöl/Bienenwachs/PU-Lack

Hier Infos zu shellawax
http://www.rons.biz/shellawax/rons-shellawax-duits.htm

Gruß Jockel




Re: Was meinen die Amerikaner

Verfasst: Sa 17. Jan 2009, 11:59
von Gerhard

Hallo,

ich habe bei der "Restaurierung" meiner Weichholzkommode eine Schellackgrundierung mit Bimsmehl (fertig, von Rustins, übrig von meinen Drechselversuchen) verwendet. Nur für die obere Platte und einige Stellen, die sehr "faserig" waren. Anschließend OSMO Hartwachsöl.

Damit bekommt meine eine gut schleifbare Oberfläche und der Öl- oder Wachsauftrag funktioniert anschließend noch problemlos. Falls der Farbton mit/ohne Grundierung anders wird sehe ich zumindest keinen Unterschied zu den
Stellen ohne Öl.

Wenn ich nochmal sowas mache werde ich mir wohl mal selber eine Mischung anrühren.

Viele Grüße,
Gerhard




Re: Was meinen die Amerikaner

Verfasst: Sa 17. Jan 2009, 20:30
von Pedder

Hallo Uli,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Gibt es so ein Mischungsverhältniss, mit dem ich anfangen kann zu probieren? Da ich nur kleinste Mengen brauche, etwa sowas wie 1 El Flocken auf 3 EL Alkohol?

Liebe Grüße
Pedder




Re: Was meinen die Amerikaner

Verfasst: So 18. Jan 2009, 07:43
von Marcus

Hallo Pedder!

Ich kenn mich in dem betreffenden Metier betreffend der Sägegriffe nicht so ganz aus...

Fest steht jedoch, daß es da viele, viele Möglichkeiten gibt! (Solltste vielleicht auch mal beim Hersteller nachaken...) Das Mit der Knochenleimgrundierung ist z.B. so: Wurde gemacht, lässt sich auch superfein schleifen, sperrt den Holzfarbton eher ab, hat mit der Sache hier aber weniger zu tun weil Sägegriffe ja schön und nicht matt erscheinen sollen...

Schellack : hochprozentiger Alkohol (Spiritus) = 125g : 1L; mehrere Tage stehen lassen, anfangs immer wieder schütteln. In diesem Falle ist auf jedem Fall wachshaltiger Schellack und kein entwachster zu empfehlen wegen dem folgenden Wachs. Was für ein Wachs? Bienen > Weich, Carnauba > Hart. Historisch gerne Mischungen in Terpentin (echtem!) gelöst. Bedingt ist auch Lösung von Bienenwachs im Ethanol Shellack Gemisch möglich. Problem hierbei: Du bekommst die Poren ohne den bei der Schellachpolitur üblichen Vorgang des "Bimsens" nicht zu und so kein glattes Finish... Egal was für ein Holz..

Was "die Amerikaner" nun meinen mit "several coats of shellack and wax" meinen ist sozusagen "several coats" = vielschichtig zu deuten. Ich glaube die machen sich heutzutage nicht mehr die Mühe jeden einzelnen Sägegriff in Schellack zu polieren, zwischenzuschleifen und anschließend mit einem Wachsfinish zu versehen. Wenn doch, dann schreib mir bitte die Marke der Firma!!
Ich nehme an, die pinseln einige Schichten (several coats)von im Handel erhältlichen Schellack mit Sending Sealer (der das Porenfüllen beim Schellack übernimmt) drauf, (evtl. vorher Einlassen mit dünnem Schellack oder Öl) immer mit Zwischenschliff, und dann das Finisch in handelsüblichem Hartwachs da der Schellack auf den Schweiß der Hände Arbeit reagiert...

"several coats of shellack and wax" ist sozusagen eine verdünnt, dick aufgetragene, typisch amrikanische Werbungsformulierung einer Handwerksart die es in der Form heute vermutlich leider nicht mehr gibt... mit dünnem Schellack einlassen, Wachsoberfläche aufgebaut (was Sinn ergibt! weil Schellack eingelassen eine schöne Honigbetonung des Holzes ergibt)...

Ich persönlich würde ja bei Werkzeuggriffen die Finger von allen handelsüblichen Sachen lassen da mir dafür meine Werkzeuggriffe zu schade wären, lieber ein par historische Bücher wälzen, in Ölfirnis einlassen und nur bei schwer gebrauchten Werkzeugen (Hobel, Säge, ...) mit Hartwachs (Carnauba/Bienen) drüber gehen. Echter Schellack (ohne Sending Sealer) ist was für Möbel und nicht für Werkzeuge!!

Ich hoffe ich konnnt Dir mit meinem erstem(!!!) Beitrag hier im schon oft besuchten Forum etwas weiterhelfen...

Gruß, Marcus.




Re: Was meinen die Amerikaner (nicht)

Verfasst: So 18. Jan 2009, 12:04
von Ottmar
[In Antwort auf #123377]
Hallo Pedder und Forumsfreunde,

deine Frage sollte besser lauten was machen die Amerikaner nicht!

Welchem Zweck soll das Finisch erfuellen? Gutes Aussehen oder Dauerhaft ? Wird mit den Griffen gearbeitet? Es soll schon mal vorgekommen sein, dass jemand beim Arbeiten mit einer Saege ins Schwitzen kam. Bei Schellack unbedingt vorher aufhoeren!

Die Amerikaner sind im Grossen und Ganzen recht nette Leute, welche unbedingt ihre Freiheiten lieben und jeglichen gesetzlichen Zwang als Einschraenkung ihrer Freiheit betrachten. Gegen von Menschen erlassenen Gesetzen kann man Klagen oder diese Uebertreten, solange man nicht erwischt wird ist es gut. Die Freiheit hoert jedoch auf wenn es um Naturgesetze geht, hier kommt in sehr vielen Faellen der Glaube ins Spiel, aus Glaubensdingen halte ich mich grundsaetzlich heraus.

@Marcus, ich moechte dir auf keinen fall die Freude nehmen in alten Buechern zu stoebern. Bei den Rezepten, versuchen seit Jahrzehnten das Gettyinstitut (www.getty.edu), die Uni Koeln, Hannover und andere diese auszutesten, ohne naeher ins Einzelne zu gehen, mit wenig Erfolg. z. B. in D herrschte vor 1900 in den Zuenften der Zwang, keinerlei Zunftgeheimnisse jemanden ausserhalb dieser Zunft mitzuteilen, dazu zaehlten auch jegliche Veroeffentlichungen. z. B. Vor 1850 reichte die Bildung eines Durchschnitsgesellen kaum aus um sich literatisch zu betaetigen. Mir faellt im Moment der Name nicht ein, ein italienischer Geigenbauer, teilte die Zusammensetzung seines Lackes aus welchen Gruenden auch immer , nicht seinem Sohn mit. Aus den Lackanlaysen, lassen sich die Geigen zeitlich genau ein- und zuordnen oder als Faelschungen erkennen.

Aus meiner beschraenkten Sicht schaetze ich die handwerklichen Veroeffentlichungen vor 1900 mehr enzyklopaedisch/lexikalisch ein, es wurde die Technik und der mit diesen erzielbaren Leistungen der damaligen Zeit beschrieben Es laesst sich kaum nachvollziehbares herauslesen. . Bei dem Leserkreis handelte es sich um gebildetet Staende, kaum Handwerker.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: In Ausgaben 203 von Fine Woodworking benutzte der Author Richard L. Humphreville Schellack als Schutz fuer seine Hobelbank

Woertlich Seite 47 "Seal with shellac: A couple of coats of thinned scellack seal the benchtop better than oil.".

Auf deutsch: "Mit Schellack versiegeln: einige Auftraege von verduenntem Schellack versiegeln die Hobelbankoberflaeche besser als Oel"

Schellack ist Wasseranziehend und quillt wenn der Feuchtigkeit ausgesetzt. die physikalischen Eigenschaften sprechen gegen. einenn Wasserschutz.

Leinoel oder Tungoel bilden einen unloeslichen Film, welcher das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert.

Ein Beispiel was die Amerikaner meinen!!!

Es steht jedem frei zu tun oder lassen was er will. Ich moechte den Eindruck vermeiden hier als Besserwisser oder etwas aehnliches aufzutreten. Ich enthalte mich in diesem Forum jeglicher Kritik, ich bezeichnete mal einen Beitrag, welcher aus physikalischer Sicht keinen Sinn machte als 'Unsinn" da wurde mein Beitrag geloescht.




Meinungen

Verfasst: So 18. Jan 2009, 20:15
von Pedder

Hallo Ottmar,

vielen Dank für Deine Antwort! Ich möchte möglichst viel über Sägen und ihre Griffe lernen. Ein Ölfinisch wende ich seit langem an, einige Sägen habe ich aber auch nur mit Wachs behandelt oder sogar auf jegliches Finish verzichtet. Bei öligen Hölzern sollte das kaum ein Problem sein.

Der Schellack hat meine Aufmerksamkeit aufgrund seiner vielfachen Erwähnung in verschiedenen Foren gefunden, unter anderem auch in Form des vom Betreiber des Forums Ubeaut aus Australien vertriebenen Shellawax'.

Mein Interesse besteht auch, weil ich auf alten Griffen ein blätteriges Finish vorfinde. Das es blätterig ist, ist ja schon kein gutes Zeichen.

Ob man mit Wax den Schellack dauerhaft gegen Schweiß absperren kann? Ich bezweifle es.

Ottmar, ich denke nicht, dass man hier mit sachlich begründeter Kritik hinter dem Berg halten muss. Das gilt für Produkte wie Meinungen. Nur Wörter wie Schrott oder eben auch Unsinn, die in den Bereich der Ehre hereinragen, kann und sollte man sich dann auch schenken. Aber das ist wieder nur meine Meinung.

Liebe Grüße
Pedder




Herzlich willkommen im Forum!

Verfasst: So 18. Jan 2009, 20:23
von Pedder
[In Antwort auf #123386]
Hallo Martin,

vielen Dank für Deine Tipps! Ich denke wir sind uns einige, dass ein Ölfinish ggf. mit Wax Schellack überlegen ist. Trotzdem werde ich es bei passender Gelegenheit (Anfeuern nicht so erwünscht, Poren) vielleicht mal probieren.

Liebe Grüße
Pedder




Re: Meinungen

Verfasst: Mo 19. Jan 2009, 09:39
von Philipp

Ottmar: Ich enthalte mich in diesem Forum jeglicher Kritik, ich bezeichnete mal einen Beitrag, welcher aus physikalischer Sicht keinen Sinn machte als 'Unsinn" da wurde mein Beitrag geloescht.


Pedder: Nur Wörter wie Schrott oder eben auch Unsinn, die in den Bereich der Ehre hereinragen, kann und sollte man sich dann auch schenken


Das was Ottmar da am Rande erwähnte, halte ich für bedenklich. "Unsinn" ist eben kein ehrenrühriger Begriff und seine (korrekte) Verwendung sollte in meine Augen keiner Zensur anheimfallen.

Woher, Pedder, kommt denn die Deiner Anfrage innewohnende Unsicherheit? Eben genau von der Tatsache, daß tausend Aussagen zu einem Thema im Raum stehen, aber nur wenige davon wahrscheinlich sachlich begründet sind. Wenn sich aus Zensurgründen keiner mehr traut, unbegründete oder mit den Naturgesetzen im Widerspruch stehende Behauptungen, auch einmal als "Unsinn" zu bezeichnen, dann werden wir immer wieder die gleichen Fragen zu immer gleichen Themen stellen und dabei immer wieder schwammige Aussagen und Antworten erhalten. Der Erkenntnisgewinn bleibt dabei auf der Strecke und niemandem ist geholfen.

Ottmars Erfahrungen und Beiträge sind Gold wert und jeder gelöschte Beitrag von ihm ist ein großer Verlust für dieses Forum.

Viele Grüße

Philipp