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Bankplatte restaurieren: leimen oder schrauben?
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 00:22
von Martin Meyenburg
Hallo,
zunächst mal vielen Dank für die ausgiebigen Antworten auf meine letzte Frage zum Pockholz, sie haben mir sehr geholfen!
Nun etwas, was mich schon eine Weile beschäftigt: Ich habe mir vor einigen Wochen eine alte Hobelbank ersteigert, mit der ich vom Grundgerüst her sehr zufrieden bin (sehr ähnlich einer alten Ulmia) 2,15 lang und kaum zu bewegen. Allerdings hat sich die (mutmaßliche) Verleimung der Platte wahrscheinlich durch Nässe gelöst was schon durch kleine Spalten zu sehen war, mit sanfter Gewalt ließ sie sich in drei Teile zerlegen, die auf fünf Besenstieldicken durchgehenden Holzdübeln stecken: zwei breitere Bohlen und eine schmalere, in der die Banklöcher sind.
An beiden Seiten sind dann noch mit einer Art Nut und Feder und je einer dicken Schraube kurze Bohlen angebracht. Ich denke der Aufbau ist recht standardmässig.
Ich möchte die drei grossen Bohlen nun wieder zu einer festen Einheit verbinden und habe zwei Ideen: entweder leimen oder mehrere Gewindestangen durchziehen.
Die Platte liegt zerlegt seit etwa vier Wochen in dem Raum, in dem die Bank später stehen wird ich würde sie vor beiden Aktionen an den Stosskanten säubern und planen und eventuell noch ein paar Lamellos setzen.
Gibt es Argumente oder besser noch Erfahrungen, die für das eine oder andere sprechen oder auch noch eine ganz andere Lösung?
zum leimen:
- Ich habe fünf Schraubzwingen, die lang genug sind, (könnte mir eventuell von Nachbarn noch welche leihen) und 4 Spanngurte: wäre der Druck da überhaupt ausreichend?
- welchen Leim nehmen? wasserfest?
- machen Lamellos Sinn?
- einzeln oder geichzeitig verleimen?
zum schrauben:
- reichen m10 Gewindestangen? wie viele ?
- bringen die Löcher (wahrscheinlich 25mm) an der Vorderkante grosse Nachteile?
- bekommt man das Freihand mit einem 45 cm Schlangenbohrer überhaupt halbwegs gerade hin (hatte mir gedacht eine gerade Leiste parallel zum Bohrer festzuzwingen)
werde mal versuchen Bilder zu machen wenn ichs in Angriff nehme.
Danke schonmal fürs Lesen
schöner Gruß,
Martin
Re: Bankplatte restaurieren: leimen oder schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 10:08
von Wolf. Melloh
Hallo Martin,
Glückwunsch zu der bevorstehenden Arbeit. Solltest Du nicht allein angehen, geh zum Tischler um ein gutes Ergebnis zu erhalten.
Die Anzahl Deiner Zwingen reicht bei weitem nicht aus. Für das Verleimen einer neuen Platte sollten ca. 25Zwingen angesetzt werden, um die Fugen dicht zu bekommen. Die Teilstücke Deiner Platte sind aber nicht neu und nicht gerade, sondern verzogen und durch Leimanhaftungen nicht optimal.
Deshalb zuerst die zu verleimenden Kanten säubern, abschleifen oder abschaben.
Einen Tischler in deiner Nähe aufsuchen, im Januar hat er weniger zu tun, da die altn Aufträge bis zum 31.12. abgeschlossen sein sollten und schon jetzt mal nachfragen, ob Du in seiner Rahmenpresse die Bankplatte verleimen darfst und er sie Dir danach abschleift, was es kostet - rechne mit ca. 20Euro.
1 Flasche PU- Leim besorgen, damit die Lücken in den Leimflächen überbrückt werden und das auch ordendlich halten kann.
Eine Rahmenpresse zum Fensterverleimen bringt den
gewünschten Druck leicht auf.
Termin absprechen, Helfer mitbringen, alle Teile entstauben,
den PU Leim auftragen, schnell verstreichen die Teile in die Presse und zusammenfahren (dieser Part darf nicht länger als 10 min dauern),
über Nacht drinn lassen und deine Platte grob vom ausgetretenen Leim säubern zur Langbandschleifmaschine und die Platte von dem Tischler mir 80er und danach mit 100er Papier abschleifen lassen.
Die Weiterbehandlung, wie Gewindestange einbohren, Hölzer einflicken, Feinschliff und Ölen machst Du dann in Deiner Werkstatt.
Mit freundlichen Grüßen
Wolf.
besser nicht schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 10:54
von Pedder
Halklo Martin,
ich würde in keinem Fall schrauben. Es steckt viel Kraft in solchen Bohlen und die wollen weiter arbeiten. Wenn Du sie mit Schrauben daran hinderst, werden sie sich rächen. Ich habe so ein Platte, die mit Stahl "gesichert" wurde. Die Stangen verhindern jetzt wirksam, dass ich die entstandenen Spalte wieder schließen kann.
Leider kann ich Dir keinen kontruktive Rat geben, weil ich solche Bohlen noch nicht gefügt und verleimt habe. Aber es gab da neulich im allgemeinen Forum einen Schönen Beitrag zu preiswerten Verleimzwingen. Damit, so kann ich mir vorstellen, kannst Du auch zuhause leimen.
Liebe Grüße
Pedder
Re: besser nicht schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 12:06
von Martin Meyenburg
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In Antwort auf #122958]
Hallo,
danke für die schnellen Antworten, werde beides mal ausloten, Tischler wäre vielleicht möglich, evtl. könnte der mir ja auch Zwingen leihen? Eigentlich würde ich es lieber selbst probieren. Günstige Leimzwingen (die mit 3/4 Zoll Wasserrohr) gibts beim Hausherren, der ja recht nah bei mir liegt, den Beitrag hab ich allerdings nicht gefunden. 20 Stück sind dann ja leider nicht mehr so günstig (eigentlich deutlich mehr als ich für die Bank bezahlt habe) und brauche ich auch sicher nicht häufig in der Masse. Warum PU Leim ? Welche Nachteile hätte zum Beispiel wasserfester Parkett oder Propellerleim.
Abrichten der Platte würde ich wahrscheinlich mit der Oberfräsen-Schlittentechnik probieren und dann hobeln oder Excenterschleifer.
Gruß, Martin
Re: Bankplatte restaurieren: leimen oder schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 13:08
von Bernhard Heitkämper
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In Antwort auf #122956]
Hallo Martin,
in der Ausgabe Juli/August 2007 der Zeitschrift holzwerken (Vincentz Network
Postfach 6247, 30062 Hannover, Tel: 0511 9910-025,Fax: 0511 9910-029)hat Guido Henn einen Beitrag verfasst: 'Hobelbank in neuem Kleid'. Da ging es unter anderem auch um die Egalisierung der Bankplatte.
Vermutlich bedarf es aber, nach den Schilderungen zu urteilen, bei Deiner Hobelbank um umfangreichere Eingriffe/Restaurierungsarbeiten, als die, die in Guido Henns Beitrag beschrieben sind.
Aber vielleicht hilft es trotzdem noch irgendwie weiter.
Viele Grüße aus Mainz
Bernhard
Re: Bankplatte restaurieren: leimen oder schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 14:08
von Bernhard Heitkämper
Hallo Martin,
in der Ausgabe Juli/August 2007 der Zeitschrift holzwerken (Vincentz Network
Postfach 6247, 30062 Hannover, Tel: 0511 9910-025,Fax: 0511 9910-029)hat Guido Henn einen Beitrag verfasst: 'Hobelbank in neuem Kleid'. Da ging es unter anderem auch um die Egalisierung der Bankplatte.
Vermutlich bedarf es aber, nach den Schilderungen zu urteilen, bei Deiner Hobelbank um umfangreichere Eingriffe/Restaurierungsarbeiten, als die, die in Guido Henns Beitrag beschrieben sind.
Aber vielleicht hilft es trotzdem noch irgendwie weiter.
Viele Grüße aus Mainz
Bernhard
Re: besser nicht schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 14:48
von reinhold
hallo Martin,
vorausgesetzt, die Leimflächen sind sauber und passgenau abgerichtet, dann würde ich Propellerleim nehmen. Zum Pressen habe ich (mangels genügender Anzahl von grossen Zwingen)gute Erfahrungen damit gemacht, dass ich ähnlich grosse Werkstücke im Flur mit Keilen zwischen den Wänden verspannt habe. Man kann damit erstaunlichen Druck erzeugen. Zur Vermeidung von Druckstellen an beiden Wänden Balken unterlegen.
Bei meiner Behelfswerkbank für den Bau habe ich die verwendeten Balken mit M12-Gewindestangen (alle 25 cm eine Stange)in 14 mm-Bohrungen zusammengespannt. Die Bank hat sich bisher nicht merklich verzogen, obwohl sie schon 2 Winter im Freien verbracht hat, nur abgedeckt mit einer Plane.
gruss
reinhold
Re: besser nicht schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 15:20
von Hans Bos
[
In Antwort auf #122958]
Hallo Martin,
Zum Leim: PU Leim hat das Voorteil dass es sich ausdehnt während das Ausharten (spaltfüllend). Solche Bankplatten sind sehr gross, das verleimen erfördert etwas Geschwindigkeit und mit ein Par kleine Spalte muss man doch wohl rechnen. Aber Latex Handschuhe verwenden! Ob Propellerleim gleich gut spaltfüllend ist weiss ich leider nicht.
Zu den Zwingen: Wenn ich sowas in Anzahl brauche, verwende ich gerne einfache Gewindestangen M10 oder M12 aus dem Baumarkt, nur ein Par Euro pro Meter. Unter und ober eine Stange, an den Enden ein gelochter Holtzklotz, noch 4 Mutter und man kann schon sehr grosse Kräfte erheben. Nachteil: die Methode ist langsamer. Darum zuerst die originale Zwingen verwenden (locker), die Klemmung quer zur Platte anbringen (auch noch locker) und danach die improvisierte Zwingen montieren und alles von innen nach aussen festschrauben.
Schöne Grüsse aus Holland,
Hans Bos
Gewindestangen als Zwingenersatz
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 16:54
von Daniel Maier
Hallo,
zu den zwei Gewindestangen mit zwei gebohrten Holzklötzen
kam mir die Idee, ob nicht die Arbeitsgeschwindigkeit erhöht werden kann,
wenn die Holzklötze nicht nur gebort, sondern mit offenem Langloch versehen sind,
dann kann die Gewindestange mit der Mutter schon vorgeschraubt und muß nur noch eingesetzt und angezogen werden...
Ist so eine allgemeine Idee,
die Dir, Martin, speziell nicht unbedingt weiterhilft...
... zumal ja ca 20 solcher Stangensätze zu fertigen wären.
Liebe Grüße und viel Erfolg,
Daniel
Re: Bankplatte restaurieren: leimen oder schrauben
Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 17:40
von Klaus Kretschmar
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In Antwort auf #122954]
Hallo Martin,
ich habe sehr gute Erfahrungen beim Verleimen grosser und dicker Platten mit den 3/4-Zoll-Rohr-Spannknechten gemacht, die der Hausherr im Programm hat (Pipe-Clamps).
Auch eine grosse Platte mit der Länge von 3,0 m und der Breite von 1,12 m bei der Stärke von 6 cm habe ich damit problemlos verleimt. 3 Spannknechte unter der Platte, 2 auf der Platte und die Zwischenräume mit allen vorhandenen grossen Zwingen (ca. 10 Stück) reichten vollkommen aus.
Mit diesen Spannelementen kann man enormen Pressdruck erzeugen, viel mehr, als mit Zwingen möglich. Die Anschaffung dieser preiswerten Spannelemente (5 Sätze ca 65,-- EUR) habe ich noch keine Sekunde bereut. Diese werden laufend gebraucht, da ich sie zum Verleimen aller, auch kleinerer Platten immer einsetze. Nach und nach habe ich mir weiteres 3/4 Zoll-Rohr vom Flaschner in unterschiedlichen Längen zuschneiden und mit Gewinde versehen lassen, damit zum Verleimen schmalerer Bretter nicht immer die langen Rohre verwendet werden müssen.
Grüsse Klaus