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Ölen in der kalten Jahreszeit

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 08:08
von Philipp

Liebe Forumianer,

demnächst sollte endlich mal das Ölen meiner sich im Bau befindlichen Hobelbank anstehen. Da ich in unserem Mehrparteienhaus schon mal auf die Geruchsbelästigung durch das Ölen angesprochen wurde (ich gehe davon aus, daß v.a. der Tungölanteil in meiner Mischung für die unangenehme Einschätzung meiner Hausmitbewohner sorgt), müßte ich die Prozedur nach draußen verlegen. Dort müßte die Bankplatte dann sicher mehrere Tage stehen, um zu trocknen.

Meine Frage daher: trocknen Hölzöle bei nur wenigen Grad Temperatur überhaupt ab? Oder müßte ich die Platte zum Trocknen wieder ins Haus holen und hätte somit gar nichts gewonnen? Wer hat hiermit Erfahrungen?

Danke und viele Grüße

Philipp



Re: Ölen in der kalten Jahreszeit

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 08:32
von reinhold

hallo Philipp,

dieses Problem kenne ich, ich wohne auch im Mehrfamilienhaus.

Die Platte würde ich nicht ins Freie bringen. Der Wechsel an Leuchtfeuchtigkeit und-temperatur kann zu erheblichem Verzug führen.

Ich würde statt dessen raten, ein anderes Öl zu nehmen, dessen Geruch weniger unangenehm ist. Ich habe diesbezüglich beste Erfahrungen gemacht mit Leinölfirnis 1:1 gemischt mit Balsamterpentin. Das riecht ein bisschen wie frisch gesägtes Kiefernholz oder wie altmodisches Bohnerwachs und wird bei mir im Haus als sympathisch empfunden. Die Eigenschaften als Öl für Hobelbänke sind ideal, also auch von daher gibt es keine Nachteile. Normalerweise lässt der Geruch nach 1-2 Stunden stark nach, kann aber noch 1-2 Tage danach wahrgenommen werden.

Eventuell wäre es gut mit dem Ölen zu warten, bis ein paar wärmere Tage sind und gründlich durchlüftet werden kann.

Gruss
reinhold




Geruchsbelästigung

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 13:29
von Marc Waldbillig

Du kannst ein Orangenöl zum Tungöl beimengen, das beseitigt die Geruchsbelästigung und das Tungöl dringt besser ein. Ich nehme je ein Drittel Orangen-, Tung-, und Kamelienöl. Die Oberfläche schließt sehr gut - nach vierzehn Tagen. Du darfst nur einmal auftragen und musst innerhalb von 20 Minuten die Reste abwischen. Größere Rückstände verfärben sich gräulich.

Gruß ;-)

Marc



Re: Ölen in der kalten Jahreszeit

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 13:56
von Pedder
[In Antwort auf #122945]
Hei Philipp,

Tungöl kenne ich nicht aus eigener Erfahrung. Da es zum "Trocken" Sauerstoff und Wärme braucht, würde ich es nicht lange draußen stehen lassen. Die Zeit würde wohl erheblich verlängert.

Neulich habe ich eine Kommode draußen geölt. Mit einer selbst angerührten Mischung aus 2/3 Leinölfirnis und 1/3 orangenölhaltigem Verdünner. Das Ölgemisch habe ich auf etwa 50°C vorgewärmt. Die Kommode bleib über Nacht draußen und kam dann in den Keller nach einer Woche hat es noch gerochen und zwar nach Orangeöl. Das nächste Mal werde ich auch den Verdünner noch weglassen und nach Ottmars Empfehlung das Öl nur erwärmen. Firnis riecht nur minimal.

Sehe ich das falsch, dass der Vorteil von Tungöl gegenüber Leinölfinis nur das geringere Anfeuern ist? Würde mich bei einer Hobelbank nicht stören.

Liebe Grüße
Pedder




Re: Geruchsbelästigung

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 15:47
von Philipp

[@Marc]Du kannst ein Orangenöl zum Tungöl beimengen, das beseitigt die Geruchsbelästigung und das Tungöl dringt besser ein.


[@Pedder]Tungöl kenne ich nicht aus eigener Erfahrung. Da es zum "Trocken" Sauerstoff und Wärme braucht, würde ich es nicht lange draußen stehen lassen. Die Zeit würde wohl erheblich verlängert.

Neulich habe ich eine Kommode draußen geölt. Mit einer selbst angerührten Mischung aus 2/3 Leinölfirnis und 1/3 orangenölhaltigem Verdünner. Das Ölgemisch habe ich auf etwa 50°C vorgewärmt. Die Kommode bleib über Nacht draußen und kam dann in den Keller nach einer Woche hat es noch gerochen und zwar nach Orangeöl. Das nächste Mal werde ich auch den Verdünner noch weglassen und nach Ottmars Empfehlung das Öl nur erwärmen. Firnis riecht nur minimal.

Sehe ich das falsch, dass der Vorteil von Tungöl gegenüber Leinölfinis nur das geringere Anfeuern ist? Würde mich bei einer Hobelbank nicht stören.


Da stehen sich jetzt zwei Aussagen gegenüber. Ich kann auch nicht nachvollziehen, daß die Zugabe von Orangenöl die Geruchsbelästigung durch das Tungöl beseitigt, allenfalls wird sie vom stechenden Orangenölduft überdeckt. Ich mag ihn, andere vielleicht nicht, daher will ich damit auch nicht im größeren Maße innerhalb des Hauses experimentieren.

Das Öl anzuwärmen ist immer eine gute Sache. Ölt man aber draußen bei den Temperaturen, ist nur die Frage, ob es viel nützt, wenn doch der Untergrund schnell saukalt ist.

Ich sehe den Vorteil des Tungöls in seinen guten Trocknungseigenschaften, die ich - subjektiv betrachtet - als dem Leinölfirnis überlegen ansehe.

Vielleicht werde ich mir einfach ein geruchloses Sonnenblumenöl sikkativieren und auf das Tungöl komplett und auf Leinöl größtenteils verzichten. Warten bis zum Sommer will ich jedenfalls nicht (höchsten erzwungenermaßen, wenn ich mit der Bank erst dann fertig sein sollte...).

Viele Grüße in die Runde

Philipp




Hilfe beim Nachvollziehen

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 16:42
von Marc Waldbillig

Philipp,

Es tut mir leid, ich kenne mich mit Mehrfamilienhäsuern und ihren Sitten und Gepflogenheiten nicht aus.

Das voraus. Nun gilt der Duft von Orangen wohl nirgendwo als Belästigung, eher das Gegenteil ist der Fall,oder? Tungöl an sich ist nicht stark im Geruch, er vergeht dann auch innerhalb kurzer Zeit. Der Orangenduft überdeckt den Geruch des Tungöls, weil er ungleich stärker ist. Zweck und Sinn des Orangenöls ist in der Hauptsache ein anderer.

Leinöl ist im Vergleich zu Tungöl stärker, Tungöl hat einen nussigen Geruch. Dies, damit du eine Vorstellung gewinnst.

Unsre beide Aussagen bestätigen sich. Ich nehme Orangenöl, um die Kriechfähigkeit des Tungöls zu erhöhen und Ottmar empfiehlt, das Öl zu erwärmen. Was willst du mehr? Jetzt kannst du wählen. Die Kriechfähigkeit sollte auf jeden Fall erhöht werden. Den Schritt würde ich nicht weglassen.

Ich hoffe, wir konnten dir helfen. Wenn nicht, kauf dir doch jeweils eine Probe und probier's aus. Das kostet nicht die Welt und ist eh besser als das Schreiben, frei nach dem Motto "Probieren geht über Studieren".

Gruß ;-)

Marc




Versuch macht kluch

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 16:47
von Pedder

Hei Philipp,

wenn die Bank doch noch nicht fertig, Dein Problem also noch nicht akut ist, mach' doch einfach ein Probestück. Oder besser zwei: Tungölgemisch draußen gegen Leinölfinis drinnen. Nach den Feiertagen weißt Du dann sicher mehr, als wir uns hier zurecht denken können. :o)

Liebe Grüße
Pedder



Langsam

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 17:35
von Pedder

Hallo Philipp und Marc,

ich wollte Marc nicht wiederholen, der Beitrag war schlicht noch nicht zu sehen, als ich meinen anfing.

Liebe Grüße
Pedder




Ölgeruch

Verfasst: Di 16. Dez 2008, 21:03
von Gero Meyhoefer
[In Antwort auf #122945]
Hi Philipp,

ich würde versuchen drinnen zu ölen bei der momentanen Witterung.

Klar, dass Ölgeruch nicht jedermanns Sache ist. Meine Frau mag z. B. den Geruch von Orangenöl gar nicht. Auch nicht den von Leinöl, welches ich oft verwende.

Bei den letzten Projekten habe ich oft Walnussöl genommen, das härtet auch aus und ist fast geruchslos. Vor allem feuert es kaum an, das war mir wichtig, da ich viel Ahorn verschafft habe. Das wäre evtl. auch für Dich das richtige.

Einzig der erste Anstrich mit einem Halböl (1 Teil Walnussöl, 1 Teil Balsamterpentin) ist recht geruchsintensiv.

Bereite doch einfach einmal verschiedene Öl- und Halbölmischungen vor und lass die Mitbewohner schnuppern, vielleicht ist ja eine Mischung dabei gegen die niemand etwas hat. Dann vielleicht noch was selbstgebautes anbieten, ein Schneidbrett z. B. welches natürlich auch geölt wurde und die Geruchsbelästigung wird sicher toleriert ;-)

Beste Grüße

Gero




Re: Ölgeruch

Verfasst: Mi 17. Dez 2008, 08:12
von Philipp

Liebe Leute,

danke für Eure zahlreichen Eingaben und Ermunterungen zum Probieren über Studieren.
Anscheinend bin ich hier falsch verstanden worden, denn ich suchte nach keinen Rezepturen, sondern war vielmehr an Euren Erfahrungen - sofern vorhanden - mit dem Abtrocknen von Öl in kalter Umgebung interessiert.

Probiert und gemischt habe ich schon sehr viel, teilweise zu viel, denn schnell verliert man den Überblick und objektive Vergleiche zwischen verschiedenen Öl/Wachs/Harz-Mischungen hat man ohne entsprechende Tests ohnehin nicht.

Die Geruchsbelästigung in den Nasen von den Mitbewohnern in unserem Haus durch das Ölen ist ein Fakt, den ich gar nicht diskutieren wollte (Fakten kann man eh nicht diskutieren). Ich kann den angeblich geringen Duft von Lein- und Tungöl nicht nachvollziehen. Das Zeug hat jeweils einen sehr markanten Geruch, der anscheinend nicht von jedermann goutiert wird und noch lange anhält.

Ich werde wohl mal entsprechende Probestücke machen und an der kalten Luft trocknen lassen (wenn auch sich die Ergebnisse nur sehr eingeschränkt auf das Ölen eines größeren Teiles übertragen lassen) oder auf wirklich geruchsfreie Öle ausweichen.

Danke und viele Grüße
Philipp