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Fügen langer Hölzer

Verfasst: Di 18. Nov 2008, 15:20
von Fabian Greschok

Hallo Ihr Holzerfahrenen,

ich habe vor ein Bücherregal aus Ahorn zu bauen. Die Seitenteile sollen aus selbst gemachtem Leimholz bestehen (bis auf die Längsschnitte möchte ich mich mit Handarbeit versuchen). Und an diesem Punkt komme ich ins grübeln. Das Regal soll Deckenhoch (2,55 m) werden. Wie füge ich so lange Teile? Ist es sinnvoll sich eine lange Fügelade zu bauen? Frei Hand traue ich mir nicht zu. Was seht Ihr noch für Alternativen?

Gruß aus dem Norden
Fabian




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Di 18. Nov 2008, 17:50
von Rolf Richard

Hallo Fabian!

2,55 Meter hab ich auch noch nicht gefügt, aber so um die 2,25 Meter. Mit einer 7er Rauhbank war das gar nicht so schwierig. Ein langes Alu-Richtscheit (billige Variante ohne Wasserwaage!) hilft sehr!

Allerdings würde ich bei Ahorn und der Länge nur mit wirklich ganz feiner Spanabnahme arbeiten, um den Hobel auf der vollen Länge durchstossen zu können. Eventuell die grösseren Abweichungen mit einem gröber eingestellten kurzen Hobel vorab angleichen, bevor die Rauhbank endgültig einebnet. Kannst Du so lange Teile gut einspannen?

Mein persönlichen Hauptproblem dabei ist, dass die Kante rechtwinklig zu den Seiten wird. Um dabei weniger Mist zu bauen prüfe ich ständig mit einem Kombinationswinkel, gleiche Fehler sofort aus.

Gruss

Rolf




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Di 18. Nov 2008, 19:26
von Marc Waldbillig

Hallo Fabian,

Das sollte mit einer langen Raubank sprich #7 oder Ulmia oder ECE Raubank kein Problem sein. Du hast bestimmt nicht die Toleranzen wie bei kurzen Stücken. Auf der Länge ist das Holz flexibel.

Wenn du mit der Handsäge großzügig auftrennst, dann einen Riss markierst und zu dem hobelst, dürftest du schon gut liegen. Die großen Überstände sind weg, die Kante schon ziemlich gerade. Dann fängst du mit der Raubank in der Mitte an, nimmst dir nur einen kleinen Abschnitt von einem halben Meter vor. Der Hobel wird nach ein paar Zügen aufhören, Späne abzunehmen. Du erweiterst den Abschnitt schrittweise, bis du beide Enden erreicht hast.

Erst im Anschluss kümmerst du dich um die Rechtwinkligkeit der Kante.

Gruß und viel Spaß ;-)

Marc




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 07:31
von Dirk Boehmer

Hallo,

ich lese hier immer etwas von Rechtwinkligkeit. Wenn man doch die beiden
zu fügenden Teile direkt nebeneinander spannt und gleichzeitig hobelt,
macht doch eine Abweichung nach rechts oder links nichts aus. Oder spricht
etwas dagegen?

--
Dirk



Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 07:52
von reinhold

hallo,
Marc hat recht.

Wenn man die Teile abklappt, kann man sogar recht schief hobeln, beim Verleimen entsteht trotzdem eine ebene Oberfläche. Wichtig ist nur, dass die Kante sehr gerade gefügt wird, damit keine Hohlstellen entstehen.

gruss
reinhold




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 08:51
von Recai Riemer

Das ist natürlich nur möglich wenn beide Paneele zusammen eingespannt und gleichzeitig gefügt werden. Sollte dann der rechte Winkel nicht erzielt werden, hat man natürlich auch eine schiefe sprich geneigte Fuge in der Draufsicht auf das Stirnholz. Das ist aber bei manchen Anwendungen, selbst bei geringer Abweichung,(z.B. Decken- oder Bodenholz im Musikinstrumentenbau) in keiner Weise hinnehmbar.
Herzliche Grüße
Recâi Riemer




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 10:04
von Robert
[In Antwort auf #122518]
Hallo Fabian,
ich schließ mich mal meinen Vorrednern an, mit einer fein eingestellten Rauhbank wird das schon gehen. Ich selber hab mal eine Fügelade gebaut mit der ich bis ca. 1,5m Länge sehr bequem und schnell fügen kann. Auf Dauer ist es aber ziemlich umständlich und nicht gerade handlich, den auf der Seite liegenden Hobel zu schieben. Für die Veritas-Rauhbank gibts ja noch einen Fügeanschlag, den man an den Hobel montieren kann. Ich weiß aber nicht wie gut sowas funktioniert.
Gibt es was ähnliches eigentlich auch für einen Nr.7?
Eine Frage hätt ich noch: Wenn du Leimholz mit 2,55m Länge herstellen willst, dann musst du die einzelnen Bretter ja nicht nur fügen, sondern auch die breite Seite erst mal abrichten und dann auf Dicke hobeln. Wie hast du vor, das zu machen?

Gruß
Robert




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 11:08
von Recai Riemer

Das Fügen mit einem Anschlag, wie z.B. dem von Veritas für seine Flachwinkelrauhbank, funktioniert durchaus. Auch ist dieser Anschlag keine neue Idee, sondern Anschlagwinkel für Bankhobel wurden auch schon früher von Stanley (Stanley 386), Sterns, Sargent, Alexander und vielen anderen hergestellt. Man kann sich aber mit z.B. Erdmagneten (rare earth magnets) auch selbst Anschläge herstellen:

http://lumberjocks.com/projects/2814

Hier ein Link zu einer Gebrauchsanleitung für den Stanley 386:

http://www.tooltrip.com/tooltrip9/stanley/stanmisc/386man.pdf

In dieser hervorragenden Besprechung der Veritas Flachwinkel-Rauhbank von Derek Cohen (Perth/Australien) geht der Autor detailliert auf die Verwendung des Veritas Fügeanschlages ein und vergleicht ihn beispielhaft in konkreter Anwendung mit dem Stanley 386:

http://www.woodcentral.com/articles/handtools/articles_731.shtml

Der Veritas-Anschlag ist natürlich beim Hausherrn Dieter Schmid zu haben, den Stanley 386 und andere antike "Jointer Fences" bekommt man auf allen bekannten Verkaufsplattformen und -seiten für alte Werkzeuge (wenn auch den 386er nicht immer preiswert, da doch ein Sammelobjekt); ein älteres Modell z.B. neu in Reproduktion von St. James Bay Tools. Bei hölzernen Rauhbänken haben frühere Handwerker oft auch einen Anschlag, meist ebenfalls aus Holz, direkt an der Rauhbank befestigt. Es gab aber auch zahlreiche produzierte Anschlagwinkel aus Metall, die extra für hölzerne Rauhbänke konstruiert waren.

Zum Schluß noch ein Link zu einem "Tutor" fürs Fügen von Gary Rogowsky, auch von längeren Brettern:

http://www.northwestwoodworking.com/article_1/article1.html

Herzliche Grüße
Recâi Riemer




Fügelade

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 12:37
von Pedder

Hallo Robert,

von LeeValley/Veritas gibt es auch eine Fügelade für Standardhobel, mit Magneten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die nicht in einem Katalog aus Süddeutschland gesehen habe.

Wie spannt man denn ein 255cm langes Brett zum Fügen ein?

Liebe Grüße
Pedder




Re: Fügen langer Hölzer

Verfasst: Mi 19. Nov 2008, 13:00
von Ulrich Bergmann
[In Antwort auf #122518]
Hallo Fabian, fast alles ist schon gesagt worden; die Bretter zusammen einspannen und hobeln hat mir oft gehholfen, um die Kanten richtig zu kriegen. Dann bleibt noch die Aufgabe, die Fuge dicht zu bekommen. Ich stell die Bretter aufeinander und stoss das obere Brett leicht am Ende an, wenn's dreht, ist die Fuge rund und die Mitte muss vorsichtig ausgehobelt werden. Fällt das Brett um, d.h. fängt's and zu wackeln, ist die Fuge hohl. Ich nehm' dann eine Fuelerblattlehre, 0.05 oder 0.1 und lote die hohlen Stellen aus. Wenn die Lehre bei maessigem Druck klemmt, bin ich zufrieden, besonders wenn die Enden keine Luft haben.

Gruss Uli