Seite 1 von 1

Werkstoff oder Fase?

Verfasst: So 4. Mai 2008, 18:29
von Rolf Richard

Hallo!

Endlich gibts wieder etwas Zeit fürs Holz und daher durften meine beiden neuen Hobel

- ECE Primus Rauhbank
- Veritas No. 4 Putzhobel

richtig arbeiten. Beide machen viel Spass!

Auffallend dabei war, dass das Eisen des Veritas - obwohl ein sog. A2-Eisen eher wider auf die Steine musste als das der Rauhbank. Eigentlich sollte ja das A2-Eisen mit seinen 30° Fasenwinkel und 35° Mikrofase länger halten als das andere Eisen mit 25° Fase und 27° Mikrofase.

Jedoch gibts noch einen Unterschied - am Rauhbankeisen habe ich noch eine rückwärtige Fase von 5° angezogen. Macht diese etwa das Eisen so viel standfester oder ist das A2 doch nicht so haltbar wie geglaubt? (Beim Schleifen merkt man keinen Unterschied - beide brauchen ähnlich viel Zeit))

Gruss

Rolf




Re: Werkstoff oder Fase?

Verfasst: So 4. Mai 2008, 21:45
von Bernhard Loos

Hallo Rolf,

welche Spandicken hast Du bei beiden Hobeln eingestellt?

Wenn Du den Putzhobel feiner eingestellt hast, z.B. auf 5/100, so sind die Anforderungen an die Schärfe höher als bei einem 15/100 Span an der Rauhbank!
Solch einen dicken Span kann man recht lange abnehmen, während beim fein eingestellten Putzhobel schon lange nichts mehr geht!

Na ja, wenn Du die rückwärtige Fase von 5° zu den 27° zählst, bist Du auch schon bei 32°. Durch diese 2. Fase veränderst Du den Schnittwinkel von 45° auf 50° - möglich, dass sich das auch auf die Standzeit auswirkt.

Ich bin der Meinung, dass die ECE-Eisen von der Schnitthaltigkeit her, nicht wesentlich schwächer als die Veritas-Eisen sind. Was bei Veritas begeistert, ist die Massivität und die Planheit (Eisen für Flachwinkelhobel)! Beim Hobeln von Hirnholz hatte ich mir von den Veritas-Eisen mehr erhofft; hier nicht unter 27,5° plus 3° Mikrofase (beim Flachwinkler) gehen - aber vielleicht habe ich etwas erwartet, was gar nicht möglich ist!

Gruß, Bernhard




Re: Werkstoff oder Fase?

Verfasst: So 4. Mai 2008, 21:53
von Helmut Hirsch

Hallo Rolf,

da du die Winkel so genau angibst, nehme ich an das du mit der VERITAS Schärfhilfe arbeitest.

Ich drehe erst mal den Excenter nur eine Rastung weiter und habe so 26°, kann in diesem Winkel so noch einmal nachschleifen und gehe dann einen Raster weiter auf 27° und hab dann nochmal so etwa zweimal die Möglichkeit "Anzufasen" --- erst dann mache ich mich wieder auf den "langen Weg" des 25° Schleifens.

Rückseiten schleife ich am Stein grundsätzlich plan --- sind die Anfassung von 5° auf der Rückseite nicht eigendlich eine Angelegenheit der "Flachwinkler" ?

Übrigens, ich habe zur Zeit immer noch nur Holzhobel --- obwohl mir der LAJP von VERITAS mehr als nur gefällt --- aber dazu mache ich noch zuwenig ausschließlich mit Handhobeln ...

Grüße aus der Kurpfalz, Helle




Re: Werkstoff oder Fase?

Verfasst: So 4. Mai 2008, 22:09
von Pedder

Hallo Helle,

die Rückenfase hat natürlich bei einem Fase Unten Hobel mehr Auswirkung als bei einem bevel up Hobel, da der Schnittwinkel verändert wird. Grund für die Rückenfase ist bei beiden Hobelarten die leichtere Schärfbarkeit des Eisens. Das heißt bei Charlesworth Rulertrick oder bei Friedrich Kollenrott 2. Fase. Mahct bei jedem Hobel sinn, weil Du weniger Fläche polieren musst. Die gesparte Zeit kann man nutzen, um öfter zu schärfen.

Liebe Grüße
Pedder



Werkstoff...

Verfasst: So 4. Mai 2008, 23:39
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #120768]
Hallo Rolf,

ich glaube nicht, dass A2 im praktischen Gebrauch wirklich deutlich besser ist als andere geeignete Stähle. Die Hersteller, die diesen Stahl einsetzen, schreiben dazu beispielsweise, dass die Standzeit "bis zu 5- mal so groß" sei wie bei irgendeinem anderen Stahl, welcher, wird nicht gesagt, unter welchen Bedingungen, auch nicht. Meine Erfahrung beim Hobeln gibt da auch keine Auskunft. Denn eigentlich mache ich nie genau die gleiche Arbeit (gleiches Holz, gleiche Spandicke) mit zwei verschiedenen Hobeln oder zwei verschiedenen Eisen.

Ein einziges Mal habe ich einen halbwegs systematischen Vergleich zu machen versucht: Drei verschiedene Eisen auf dem gleichen Stück gedämpfter Rotbuche, der Span immer 0,1 mm dick, Hobelweg je 120m. Gehobelt wurde die Kante eines dünnen Brettes, so dass am Eisen eine deutliche Stufe zwischen dem frischen und dem verschlissenen Bereich zu sehen war. Dabei erschien dann ein A2- Eisen am stärksten verschlissen, ein altes laminiertes Stanley- Eisen war etwas besser und noch etwas besser ein laminiertes Eisen aus chinesischer Produktion. Bewertung nach Augenschein. Und was sagt das aus? Fast garnichts. Der bleibendste Eindruck war: Mir tat hinterher einiges weh, nach 360 m Rotbuche.

Andere Testparameter ergeben andere Resultate: Bei einem dickeren Span zeigten zwei der drei Eisen winzige Ausbrüche. Was sagt das? Fast garnichts. Am Putzhobel gibt es keine dicken Spane....

Man kann es beliebig fortsetzen, aber ich mache das sicher nicht.

Ich gehe davon aus, dass alle Hersteller, die noch ein feedback vom Anwender bekamen oder bekommen (Stanley früher, die Hersteller der alten Holzhobel, heute Firmen wie Veritas oder Lie- Nielsen) ordentliche Eisen liefern, die konnten und können sich eine schlechte Qualität kaum erlauben, wobei Ausreißer möglich sind. Und ob das Eisen handgeschmiedet aus Kohlenstoffstahl oder gewalzt aus A2 oder sonstwie hergestellt wurde, macht keinen so großen Unterschied wie gern behauptet wird. Es muss ganz einfach ordentlich gefertigt sein.

Friedrich




Re: Schwer zu beurteilen

Verfasst: Mo 5. Mai 2008, 17:19
von Rolf Richard
[In Antwort auf #120768]
Hallo!

Ganz bestimmt gibt es eine ganze Anzahl von Faktoren, die Einfluss nehmen.

Beim Putzhobel sowieso, aber auch bei der Rauhbank überwog in den letzten Tagen die ganz feine Spanabnahme, so dass da nicht der Riesenunterschied zu suchen sein dürfte.

Richtig ist auch, dass letztendlich doch beide Eisen vom Keilwinkel her nicht so weit auseinander liegen (32° und 35°)

Keine Frage - beide Eisen sind sehr, sehr ordendlich! Vermutlich geisterte bei mir aber auch die Werbung(?) im Kopf herum, dass die A2-Eisen um ein Vielfaches standfester wären.

Im Übrigen beweist mir gerade der Veritas, wie schnell man mit einem richtig scharfen Eisen, gut eingestellten Hobel und nicht ratterndem Eisen auch Hirnholz hobeln kann. Da hatte ich schon fast geglaubt, es nie hinzubekommen!

Gruss

Rolf