Furnierpresse *MIT BILDERN*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas K.
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Furnierpresse *MIT BILDERN*

Beitrag von Andreas K. »


Ich löse mein Versprechen ein und stelle Euch hier meine Furnierpresse vor.

Ausgangspunkt war der Bau von Badezimmermöbeln, für den nur furniertes Ausgangsmaterial in Frage gekommen ist, das im Handel nicht angeboten wird (10mm MDF beidseitig Ahorn gestürzt, markante Holzmerkmale an bestimmten Stellen im Rapport).

Um dieses Material herzustellen habe ich mir mangels für mich sinnvoller Alternativen eine Furnierpresse gebaut. Hier ist sie:



Die Presse hat folgende wesentliche Funtionselemente:



Wesentlich ist der Pressbügel:



Der Druck wird mit Exzentern erzeugt:



Die Arbeitsschritte sehen folgendermassen aus:




Die Furnierpresse ist vergleichsweise leicht und mobil.

Die Presse kann vollständig von einer Person und ohne Helfer bedient werden.

Nach dem Einlegen des Pressgutes wird über Pressbügel und Exzenterhebel innerhalb von 6 Minuten händisch ein Pressdruck von 1000 - zumindest 100.000 N/qm aufgebaut.

Die Bedienung ist einfach und liefert perfekte Ergebnisse.

Die Dimensionen des Prototyps erlauben das Furnieren einer Fläche von 1.900 x 420 mm mit einer Stärke zwischen 4 und 70 mm.
Ohne Einschränkung der einfachen Handhabung lässt sich das Prinzip auch auf Pressen mit einer Fläche bis zu 2.500 x 1.300 mm einsetzen.

Als Unterbau lässt sich für dieses Pressenprinzip auch eine herkömmliche Hobelbank einsetzen:



Derzeit arbeite ich an höhenverstellbaren Pressbügeln, die gezielt für den Einsatz auf der Hobelbank gedacht sind.

Ich freue mich, wenn ich mit dieser Dokumentation euer Interesse finde und schick Euch jetzt noch schöne Grüße aus Wien!

Andreas



Andreas K.
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Nachsatz Furnierpresse

Beitrag von Andreas K. »


Ich habe die Presse im Neandertal vorgestellt, weil sie vollständig aus Holz und gänzlich ohne Strom funktioniert. Zur Herstellung habe ich aber alles eingesetzt, was in meiner Werkstatt sinnvoll dafür verwendbar war, also auch meine Hammer C31 und eine Ständerbohrmaschine.
andreas


Franz Kessler
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Re: Nachsatz Furnierpresse

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Andreas

Ich kann schwer verstehen, das zwar schon 248 Leser Deinen Beitrag gelesen, aber..., ich find Deine Arbeit toll, auch wenn ich einige Anmerkungen dazu hätte.

Die Bügel werden, Du kannst mich berichtigen, oben in eine rechteckige Öffnung und unten an der Leiste in Position gebracht,. besteht nicht die Gefahr, dass sie unter dem Druck sich nach außen bewegen, hast Du keine Sicherung vorgesehen, oder hab ich sie übersehen.
Ich hab mir die Bilder noch mal angesehen, der Exenterdruck rückt die Bügel in die Rechtecköffnung, das wäre O.K, was ist dann mit den Druckleisten, bleiben die liegen, die könnten einen Tendenz nach links haben.
Ist mir entgangen, dass Du eine Platte zwischen Druckleisten und Furnier platzierst?
Wie hast Du die Kraft ermittelt? Errechnet?

Also nochmal, ich finde Deine Arbeit toll.

Gruß Franz



Marc Waldbillig
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Re: Furnierpresse

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #120326]
Hallo Andreas,

Eine gewaltige Arbeit, die du auf dich genommen hast, um - eine Arbeit zu machen. Deine Ausdauer finde ich bewundernswert.

Gruß ;-)

Marc


Andreas K.
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Re: Nachsatz Furnierpresse

Beitrag von Andreas K. »


Hoi Franz,

Zwischen den Druckleisten und der Furnier liegt eine Druckplatte, die hast Du vielleicht übersehen.
Deine Vorstellung von der Funktion ist aber richtig:
Die Bügel werden in die Öffnungen eingesetzt und an der Unterkante des Pressentisches mit der unteren Bügelnase eingehakt Die Hebel werden in die Richtung der Aufnahmeplatte gedrückt, damit entsteht auch Druck, der die Bügel in die Öffnungen drückt. Der senkrechte Schenkel des Bügels drückt damit auch die obere Pressplatte Richtung Aufnahmeplatte.
Du hast recht, am Beginn des Druckaufbaus können sich die Druckleisten ein wenig von der Aufnahmeplatte wegbewegen (max 2 mm), das macht aber nix, weil sich diese Bewegung nicht auf die obere Druckplatte überträgt - diese ist ja durch den senkrechten Schenkel fixiert. Ausserdem ist die Bewegung minimal, sobald ein wenig Druck errichtet ist, hemmt die Reibung zwischen Druckleisten und Pressplatte jede Bewegung der Druckleisten.

Die Druckleisten sind im übrigen nicht prinzipiell notwendig - mit höhenverstellbaren Bügeln kann auf sie verzichtet werden.

Derzeit experimentiere ich damit - möglicherweise wird es mit diesen Bügeln sogar möglich sein, Formteile aus Furnierlagen herzustellen (Inspiriert durch Tiefziehverfahren, die ich aus meiner maschinenbaulichen Vergangenheit in Erinnerung habe).

Irgendwann nach Nürnberg werde ich die höhenverstellbaren Bügel vorstellen.

Zur Kraft der Exzenter:
Als ich die Presse baute, hab ich mich auf meine Intuition und Erfahrung verlassen und die Dimensionierung der Exzenter nur überschlagsmäßig ausgelegt.
Eine Nachberechnung führte zu folgendem Ergebnis:



Der Druck scheint mir damit ausreichend hoch zu sein, um seine Aufgabe als Furnierpresse zu erfüllen.

Schöne Grüße aus Wien
Andreas

PS:
Dass bis jetzt nicht so viele Reaktionen zur Presse gekommen sind macht doch nichts. Erstens wurde ich für die Presse an anderer Stelle bereits ausführlich gelobt (was mich sehr gefreut hat) und zweitens wird es schon seine Zeit brauchen, bis sich die/der eine oder andere ForumsteilnehmerIn die potentiellen Möglichkeiten meiner Methode für seine eigene Werkstatt vorstellbar macht. Eine Hobelbank zu einer (Furnier-)Presse erweitern ist ja nix was ich als Standard kenne - und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind längst noch nicht ausgelotet, glaub ich. Das braucht seine Zeit.

In jedem Fall bekommt damit das Thema Intarsien, Marketerie und allgemein die Verarbeitung von Furnieren bei Woodworkern einen neuen Impuls, und das gefällt mir gut.
a.



Andreas K.
Beiträge: 204
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Re: Furnierpresse

Beitrag von Andreas K. »


Hoi Marc

Sich Arbeit zu machen um Arbeit zu machen, das ist doch im Prinzip nix anderes als der Bau eines Hobels oder einer anderen nützlichen Gerätschaft, wie das von einigen ForumsteilnehmerInnen mit Freude betrieben wird.
Und ich hab die Presse mittlerweile für mehrere Möbel verwendet. Die Rückseite des drehbaren Spiegelträgers für das Zimmer meiner Tochter (Birnfurnier) sowie einige Ladenböden (u.a. Eibe auf Sperrholz) fallen mir grad ein.
Und der Aufwand für die Presse war rückblickend glaub ich auch nicht so dramatisch wie es aussieht. Vielleicht verklärt die Erinnerung, es ist ja auch schon länger her das ich begonnen habe. An die meditative Qualität, um die 170 Exzenter von Hand zu machen erinnere ich mich aber schon richtig.

Dankbar bin ich meiner Familie, die akzeptiert hat, dass es halt ein bissl länger gebraucht hat bis die Möbel in unserem Badezimmer waren.

Mit schönen Grüßen aus Wien verzupf ich mich jetzt in die Werkstatt und wünsch allen ein schönes Wochenende.

Andreas



Daniel Maier
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Re: Furnierpresse

Beitrag von Daniel Maier »


Hallo Andreas,

nachdem ich meinen Mund mit einiger Mühe wieder zu gekriegt habe - Staunen !!!

und ich dank Deiner Vorstellung überhaupt Einblick in das Wesen einer Furnierpresse bekommen habe,

möchte ich zweierlei sagen/ fragen:

Toll, selbst wenn ich zum Furnieren gar keinen Bezug habe,
toll was Du da geschaffen hast, und wie Du es auch gezeigt hast, Danke!

Und die Frage von Franz aufgreifend, nach dem Verschieben...
die Druckplatte werden durch die senkrechten Schenkeln fixiert,
gemeint sind doch die Schenkel der Bügel, oder?
Und dann würde der Exenter die Druckplatte gegen sich selbst verschieben wollen,
habe ich das richtig verstanden?

Doch, eine herrliche Fleißarbeit hast Du da geleistet,
und das Nach-Denken, auch der Berechnung, ist ein Langzeit-Genuß,

Danke für die Vorstellung,

Daniel



Andreas K.
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Re: Furnierpresse

Beitrag von Andreas K. »


hoi daniel,
du schreibst: ...Und dann würde der Exenter die Druckplatte gegen sich selbst verschieben wollen,
habe ich das richtig verstanden?

jep, genauso ist es!
aber weil dabei die Reibungswiderstände höher sind als die Widerstände gegen den Schub des Bügels Richtung Öffnungen, schiebt sich der Bügel in die Aufnahmeplatte rein. Und sobald ein Bügel auch nur leicht angezogen ist, schiebt sich an der Platte sowieso nix mehr.
a.



Roland Heilmann
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Re: Furnierpresse *MIT BILDERN*

Beitrag von Roland Heilmann »

[In Antwort auf #120326]
Hallo Andreas,

ich komme gerade vom Urlaub und habe mal schnell überflogen was es neues im Forum gibt. Deine Presse ist der Hammer, sie wirkt wie eine Skulptur und fasziniert alleine durch ihr Aussehen.

Ich kann es kaum glauben, dass der Spannvorgang in 6 Minuten erfolgt. Welchen Leim benutzt du zum Furnieren?

Beste Grüße aus München

Roland


Andreas K.
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Re: Furnierpresse_Welcher Leim

Beitrag von Andreas K. »


Hallo Roland,

Ich verwende zum Furnieren PV/H Tischlerleim von Leifa. Der ist etwa 15 min offen und wasserfest. Du musst dabei mit einem Verbrauch von etwa 150-200 g/qm rechnen.
Für direkte Bewitterung ist der Leim zwar nicht geeignet, aber mit dem geeigneten Oberflächenschutz kann man diesen Leim auch für Badezimmermöbel einsetzen, selbst wenn Wassertropfen länger auf des Fläche stehen bleiben und abtrocknen - diese Erfahrung habe ich gemacht.

Zu Versuchszwecken habe ich mit Eiweiss experimentiert sowie mit einem PU-Kleber aber da bin ich über die Experimentphase nicht hinausgegangen.

Und die Spannzeiten sind tatsächlich so schnell, weil jeder Hebel den dahinterliegenden bereits vorspannt und der Druckaufbau dann mit den Handtellern passiert, die von vorn nach hinten über die Hebelspitzen rumpeln. Das heisst, mit einer Armbewegung bedienst Du insgesamt gleich 5 Hebel eines Bügels und die Bügel werden von der Mitte aus nach links und rechts gespannt. Dabei sieht man ein bissl so aus wie ein Vibraphon-Spieler der seine Arme bewegt. Und es geht ruck-zuck.
Sich dazu Handschuhe anzuziehen ist dabei von Vorteil ;-)

Schöne Grüße
Andreas



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