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Ziehklingen - und ich versteh nicht ganz...

Verfasst: Di 20. Nov 2007, 17:05
von Daniel Maier

... wie sie ordnungsgemäß gehandhabt werden sollen.

Hallo in die weite Runde!

Ich habe seit ca meinem halben Leben eine Ziehklinge, während der Zivizeit hat mir ein Werklehrer gezeigt, was man damit bewegen kann - lärmfrei und glatt. Mein Kleiderschrank lebt heute noch davon.

Also die Klinge wird - so der Rat - mit der Feile abgerichtet; anschließend mit einem harten Gegenstand, in meinem Lehrfall mit der Feile dort wo das Heft beginnt, einen Grat in einem leichten Winkel anziehen. OK, das kann ich mittlerweile auch anders, nachdem ich auf des Hausherrn Seite zu den Ziehklingen las...
Dann hab ich bisher einfach die Klinge etwas winkelig gehalten und das Werkstück damit bearbeitet. Wie mir heute schein traktiert... weil ich irgendwie glaub alles falsch gemacht zu haben, bzw. nicht sachgemäß.

Und jetzt die Fragen: Wieso soll sie gebogen werden und wird sie dann tatsächlich geschoben, wie ich es in einem Buch las (Handbuch der Holzbearbeitung, Jackson, Day) und wird sie nicht winkelig gehalten und...???

Also ich bin tatsächlich etwas ratlos und wünsche mir grade so einen Online-Kurs in Ziehklingen-Anwendung.

Wer ist so nett und sagt mir was dazu?!

Liebe Grüße, Daniel Maier




Arbeit mit der Ziehklinge

Verfasst: Di 20. Nov 2007, 17:45
von Bernhard Loos

Hallo Daniel,

ich denke, dass Du das eigentlich alles richtig machst. Den Grat hab' ich noch nie mit der Feile angezogen - dafür gibt es Gratzieher in Dreikantform oder auch gehärtete Rundstähle. Ich besitze den Ulmia Gratzieher und bin zufrieden damit.

Man nimmt die Ziehklinge in beide Hände und zieht sie, mehr oder weniger stark gekippt, auf sich zu. Zusätzlich kann man sie noch schrägstellen, um einen ziehenden Schnitt zu machen.
Wie bei meinen Hobeleisen auch, runde ich die scharfkantigen Ecken. Bei der Ziehklinge vor allem auch wegen der Verletzungsgefahr. Ob Du die Klinge etwas durchbiegst oder nicht, hängt von Deiner Arbeit ab: Eher punktuelle Bearbeitung mit höherem Druck (gebogene Klinge) oder flächig mit weniger Druck (Klinge ohne Biegung; durch die gerundeten Ecken ziehe ich mir auch so keine Riefen in's Holz).

Gruß, Bernhard




Re: Arbeit mit der Ziehklinge

Verfasst: Di 20. Nov 2007, 18:40
von Ottmar

Hallo Daniel & Forumsfreunde,

Die Arbeit der Ziehklinge, beurteile ich nach der Laenge der abgezogenen Spaene. Entstehen Kruemel ist die Klinge Stumpf oder der Angriffswinkel (Haltung der Klinge) stimmt nicht. Dies ist auch von der Holzart abhaengig.

Ich spanne meine Klingen in einen selbst gemachten Halter ein, da bei laengerem intensivem Arbeiten durch die Hitze und den Druck, mir die Daumen verbrennen.

Nach dem Glattfeilen, glaette ich die Kante 1000 - 4000 Wasserstein und Arkansas Oelstein 6000(?)sonst wie Bernhard beschrieben.

mfg

Ottmar




Schau mal hier:

Verfasst: Di 20. Nov 2007, 21:36
von Jürgen zur Horst

Re: Schau mal hier:

Verfasst: Mi 21. Nov 2007, 08:37
von Franz Kessler

Hallo Daniel

Mir ging es ähnlich wie Dir, als ich zum ersten Male mich mit dem Thema Ziehklingen beschäftigte.

Im folgenden Link sind meine Erfahrungen zu sehen.

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/25274

Eine Erkenntnis glaube ich inzwischen noch gemacht zu haben, wurde eine Klinge, wie beschrieben abgerichtet, so liegt es nahe, das durch diese Prozedur sich das Gefüge verdichtet hat, ich spreche jetzt nur von dem umgelegten Grat, also würde ich es für richtig finden, bei einem neuen Herrichten, den Grat bis zu Wurzel zu entfernen, sonst ist anzunehmen, dass das schon mal verdichtete Gefüge sich einer erneuten Gratbildung wesentlich mehr widersetzt.

Ich hab da noch Erinnerungen aus der Zeit als Metallwerker, wo wir in mancher Notsituation mit verdichten von gefährdeten Materialstellen erstaunliche Erfolge erzielten.

Gruß Franz




Re: Ziehklingen - und ich versteh nicht ganz...

Verfasst: Mi 21. Nov 2007, 20:18
von Pedder
[In Antwort auf #118604]
Hallo Daniel,

eine Ziehklinge kann man sowohl schieben als auch ziehen. Bei der Lackentfernung zB hat schieben den Vorteil, dass man nicht im Krümmelregen steht. Außerdem hat man eine bessere Sicht auf das Ergebnis.

Probier halt beides aus.

Gruß Pedder



Re: Ziehklingen - und ich versteh nicht ganz...

Verfasst: Fr 23. Nov 2007, 16:08
von Michael Kaethner
[In Antwort auf #118604]
Daniel,

online kurs zum Schaerfen gibt's sogar....
http://thewoodwhisperer.com/episode-14-barely-scraping-by/

Ist zwar auf Englisch, aber die Bilder sagen eigentlich alles. Ausserdem gab es auf finewoodworking, ich glaube sogar im freien Bereich ein Video, wie man die Ziehklinge benutzt (....bloss ob man das wirklich braucht..?)

Viel Erfolg,

Michael




Re: Ziehklingen - und ich versteh nicht ganz...

Verfasst: Di 27. Nov 2007, 15:42
von Daniel Maier
[In Antwort auf #118604]
Hallo an alle hilfreichen Geister,

eine kurze Rückmeldung: Eure Antworten haben gestern beim Plätzchenbacken geholfen :-))

Ich holte das Nudelbrett aus der Versenkung und erschauerte, wie rauh es daher kam.

Und im Keller konnte ich dann mit einer - noch nicht sehr gründlich - frisch geschärften Ziehklinge das Brett abziehen. Und es sind keine Plätzchen mehr festgepappt.

eine zweite kurze Sage:
Ich hatte den Fehler gemacht, zu denken, daß die Ziehklinge immer mit der ganzen "Schneide" aufliegen müsse. Daher kam ich bei der gebogenen Klinge nicht mit, schon gar nicht schiebend, weil ja der Grat in diesem Fall vom Holz abgehoben wäre und munter drüber rutschten würde.
Also dachte ich erstmal- Huupps!
Und dann dachte ich - irgendwas machst Du falsch, also fang ganz neu an zu lernen.
Da bin ich jetzt dank Eurer Hilfe dran.

- und hab gleich mal festgestellt, daß meine Feile schon gar ein Klump ist,
ich also nicht mal sauber schleifen kann. Bis die neue Feile da ist, hab ich meine Lehrzeit an der Ziehklinge eingestellt,
aber wie Bernhard so freundlich sagte, hab ich wohl einiges richtig gemacht,
nur jetzt versteh ich es besser und werd es hoffentlich besser machen.

Tausend Dank an Euch.
Daniel