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Leimtest!

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 10:59
von Rolf Richard

Bin gerade wieder aus den USA zurück. Dort war mir das August-Heft von Fine Woodworking mit dem Leimtest in die Hände gefallen. Was hält man von diesem Test?

Gruss

rolf




Re: was steht denn drin? *NM - Ohne Text*

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 12:43
von Christof Hartge




Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 14:07
von Urs

Hallo Christof

Du outest Dich also als Nicht-FWW-Leser? (obwohl Du eigene Meilensteine englisch betitelst!)

Es sei Dir geholfen: Getestet wurden 6 Leimtypen (PVA wasserfest, gewöhnlicher PVA, Zweikomponenten-Epoxy (das langsame), ein gebrauchsfertig zu kaufender flüssiger Hautleim (liquid hide glue), heisser Hautleim, und PU (Gorilla). Es wurden normierte Schlitz/Zapfenverbindungen gemacht und zwar sehr enge, perfekt passende und lose, je in Ahorn, Eiche und Ipé. Diese Musterstücklein wurden dann unter Testbedingungen bis zum Bruch belastet.

Am besten hat der wasserfeste PVA (Titebond III) abgeschnitten und zwar bei fast allen Verbidungsvarianten. Dicht auf folgte der Epoxy und dann der gewöhnliche Weissleim (Elmer's). Mit deutlichem Abstand folgten die Hautleime (das Fertigprodukt sogar noch mit leichtem Vorteil) und mit nur 58% der Festigkeit des Siegers, abgrschlagen der PU Leim (Werbespruch: "For the toughest jobs on planet earth"). Nicht einmal die Vermutung, dass der aufschäumende PU bei den losen Verbindungen Vorteile habe, wurde bestätigt ("...the loose joints were unacceptable.")

Für mich war das Resultat eigentlich noch befriedigend. Ich werde den Leim nicht wechseln und den PU-Leim vergessen, der mich wegen der Giftigkeit, dem Aufschäumen und der hartnäckigen Flecken auf der Haut genervt hat.

Gruss

Urs




Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 15:22
von Marcus Nohr

Hallo,

was mich an dem Leimtest etwas gestört hat ist die Tatsache, dass kein Druck auf die Leimflächen ausgeübt wurde, Nur Zusammenstecken und fixieren. Wenn ich an die üblichen Anleitungen denke (Pressdruck ca. 2kg/cm²), halte ich das für nicht allzu Fachgerecht.

Vieleicht können unsere Schreinermeister dazu mehr sagen.

Viele Grüße

Marcus



Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 15:38
von reinhold

hallo Urs
vielleicht solltest Du noch nachtragen, dass der Haut- und Knochenleim (Heissleim) bei bestimmten Hölzern und guter Passung als zweit- oder drittbester abgeschnitten hat, wenn ich mich recht erinnere.

Gruss
reinhold




Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 16:00
von Urs

Hallo Reinhold

Du hast Recht, die guten Resultate des Heissleims waren v.a. bei Eiche (der Autor vermutet generell bei offen-porigem Holz). Dazu kommen natürlich die einzigartigen Vorteile (Reversibilität, Verträglichkeit mit Beizen und Ölen etc.) In der Schlussfolgerung wurde vom Autor betont, dass eigentlich alle Verleimungen (ausser Heissleim mit Ipé und alle PU) nicht in den Fugen sondern im Holz gebrochen und für die üblichen Holzwerkerprojekte ausreichend stark seien. Aber meine kurze Zusammenfassung konnte unmöglich alle Nuancen wiedergeben. Man muss halt doch das Original lesen :-)

Gruss

Urs




Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 17:19
von Rolf Richard
[In Antwort auf #117827]
Man könnte es auch umgekehrt interpretieren - nämlich, dass der Pressdruck überbewertet wird. Wenn die üblichen Leime schon ohne so gut halten, dass eher das Holz bricht, dann spricht einiges dafür.

Das PU-Zeugs habe ich einmal eingesetzt. Nie wieder, es ist einfach eine Schweinerei.

Gruss

Rolf




Re: was steht denn drin?

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 17:43
von Gerhard

Hallo,

PU oder Konstruktionskleber ist für mich prinzipiell die erste Wahl bei Konstruktionen im Außenbereich. Weil er wasserfest ist. Und nur deswegen.

Meiner Meinung nach wurden da Äpfel mit Birnen verglichen.

Und was Epoxy angeht: Ich habe mal einen Bericht von einem Hobelbankprojekt gelesen. Da wurde mit Epoxy geleimt. Und wei´s nicht gehalten hat gleich nochmal. Bis dahin hatte ich mir nichtmal ansatzweise Gedanken über den Leim für meine Bank gemacht. Über alles mögliche. Aber nicht über den Leim. Ich habe den blauen Ponal genommen. Weil ich den immer nehme.

Ich gehe eigentlich immer davon aus, daß der Leim hält. Unterschiedliche Sorten wähle ich anhand zusätzlich notwendiger Eigenschaften wie Wasserfestigkeit, Spaltüberbrückung oder offener Zeit.

Es kann nicht fester als Holz werden.

Viele Grüße,
Gerhard



Re: Leimtest!

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 17:44
von Edi Kottmair
[In Antwort auf #117818]
Habe die Ehre,

ich halte den Test nicht besonders wichtig für uns, da es die meisten Leim-Marken sowieso bei uns nicht gibt. Falls doch, weiß man nicht so genau, wie alt sie schon sind. Bei meinem Händler gibt es z. B. Titebond. Bei deutschen Leimen weiß man das natürlich auch nicht so genau, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie frischer sind, ist gegeben.

Dass PU-Leime aufgrund der chemischen Zusammensetzung und der Reaktion mit Wasser aufschäumen und damit Fugen füllen, ist zwar richtig, aber das heißt noch lange nicht, dass der Leim in den Fugen auch hält. Es gibt bei uns sehr große Unterschiede bei PU-Leimen. Bei manchen steht drauf: "Spaltfüllend", bei anderen steht ausdrücklich drauf "Nicht spaltfüllend". Deshalb ist der FWW-Test für mich nicht relevant, was PU-Leime betrifft. Gerade für den Außenbereich sind die PU-Leime mit D4-Wasserfestigkeit gut geeignet. Wer erst einmal mit einem Weißleim (D3) und dem honigzähen Härter (auch ein Isocyanat) gearbeitet hat, weiß, dass das eine noch viel größere Sauerei ist. Außerdem hält dieses Gemisch nur max. 8 Stunden und nicht ein halbes Jahr wie die PU-Leime.

Viele Grüße von
Edi




Re: Leimtest!

Verfasst: Di 25. Sep 2007, 18:48
von Heiko Rech

Hallo,

ein Vergleich von mehreren gleichartigen Leimen macht glaube ich für den Hobbyanwender wenig Sinn. Im professionellen Bereich sieht es natürlich ein wenig anders aus.

Im Prinzip ist der übliche Weißleim für ca. 90% der im Hobbybereich auftretenden Fälle mehr als Ausreichend. PU Leim ist eher ein Problemlöser, ebenso wie alle anderen Spezialkleber. Die üblichen PU Leime sind Spaltfüllend, das stimmt schon. Der im Spalt aufgeschäumte Leim hat aber keine sehr große Stabilität. Da sollte man also keine Wunder erwarten.

Heißleime wie Haut- und Knochenleim führen eher ein Schattendasein in der heutigen Zeit. Ich habe sowas bisher noch nie verwendet. Ich denke das ist für die Restauriereung sehr interessant.

Ob nun ein Titebond Leim für teuer Geld besser ist, als ein handelsüblicher Leim von Ponal, Kleiberit oder einem anderen inländischen Hersteller halte ich für sehr fraglich. Ich glaube es ehrlich gesagt nicht.

Wenn eine Leimfuge mehr aushällt als das Holz selbst, ist das Ziel erreicht.Das geht, wie ich schon schrieb in geschätzten 90% der Fälle mit dem üblichen Weißleim (PVAC Leim)

Zum Pressen:
Je nach Passung hällt eine Leimung auch ohne Pressdruck, das stimmt schon. Dann muss aber auch sichergestellt werden, dass während der Abbindezeit keinerlei Bewegung in die Fuge kommt, sonst reißt die Leimfuge, die vielleicht nur zum Teil ausgehärtet ist wieder auf. Das Pressen verringert auch die Sichtbarkeit der Leimfuge, die im Optimalzustand nur wenige hunterstel Millimeter dick ist, aber ohne Pressdruck schon mal einige zehntel Millimeter dick sein kann. Mit Pressdruck ist einfach die Sichere Methode.

Gruß

Heiko