Anant Hobel, erste Erfahrungen
Verfasst: Sa 15. Sep 2007, 23:16
Hallo,
da ich mich in letzter Zeit mehr für Handwerkzeuge, als für Maschinen interessiere, wollte ich auch einmal in das Thema Eisenhobel einsteigen. Bei Gerhard konnte ich ja schon den einen oder anderen Veritas kurz ausprobieren und mit der Rauhbank von Mark durfte ich ja auch mal einige Späne abheben. Derzeit sind mir aber die Kosten für diese Hobel einfach zu hoch. Ich denke da auch immer ein wenig wirtschaftlich. Also habe ich mir zwei Hobel von Anant angeschafft (einen kleinen Blockhobel hatte ich ja schon von Gerhard erstanden). Ich habe mir den Nr. 4 und den Nr 77 (Eckensimshobel) gekauft. Hier also ein kleiner Erfarungsbericht, nachdem ich in der vergangenen Woche so einiges an Buche damit gehobelt habe:
Der erste Eindruck
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Der Nr. 4 sieht für den Preis eigentlich ganz vernünftig aus. Die Sohle ist zwar nicht Plan, aber auch nicht sehr krumm. die Griffe sind für meine Hände gerade groß genug, der Lack allerdings muss runter. Das Eisen hat auf der Speigelseite einen recht groben Schliff.
Der Nr.77 (Eckensimshobel) sieht nach dem ersten auspacken erschreckend minderwertig aus. Das muss man leider so sagen, Eine diche Lackschicht ist über alles drübergezogen. Hobeln kann man damit noch nicht.
Die Bearbeitung der Hobel:
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am Nr. 4 habe ich folgendes gemacht:
- Sohle geplant, bis Körnung 400
- Griffe vom Lack befreit (Kurz in Nitro getaucht und abgewischt)
- Griffe etwas nachgeschliffen und einmal geölt
- Das Hobelmaul etwas schräg nach innen gefeilt
- Den Frosch an einer Stelle nachgearbeitet. Planen des ganzen Fosches war nicht notwendig
- Die Planflächen, auf denen der Frosch aufsitzt vom Lack befreit.
- Das Eisen geschärft und die Spegelseite geglättet und den vorderen Teil der Spiegelfläche auf dem Stein Plangeschliffen
- Den Spanbrecher angepaßt und den vorderen Teil des Spanbrechers auf dem Stein poliert.
Am Nr.77 habe ich folgendes gemacht:
- Kompett zerlegt und über Nacht in Nitro eingelegt um den Lack zu entfernen
- Letzte Lackreste mechanisch entfernt
- Den Hebel, der das Eisen klemmt komplett nachgearbeitet, die Spannfläche angepaßt, den Sitz des Hebels angepaßt
- Die Sohle abgerichtet bis Korn 240
- Die Teile mehrmals in dünnen Schichten neu lackiert (Ich hatte noch mattschwarzen Autolack)
- Die Sohle nach dem Lackieren fertig geplant mit Körnung 400. Die Seitenflächen mit Körnung 400 nachgeschliffen
- Die Flächen, auf denen das Eisen aufliegt nachgearbeitet.
- Das Eisen schmäler geschliffen, da es seitlich zuviel überstand
- Das Eisen geschärft.
Der erste Einsatz
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Ich fertige derzeit Teile aus Buche, die zu groß für meine Hobelmaschine sind. Hier kommen die beiden Anant Hobel zum Einsatz. Es handelt sich um grob gehobelte Buche, es müssen Aufdopplungen bündig gehobelt werden, flächen geputzt werden und gefräste Fälze leicht nachgearbeitet werden. Insgesamt 9 laufende Meter, 20cm breit, zwei Kanten aufgeoppelt.
Der Nr.4 im Einsatz:
Da für mich die Handhaltung ungewohnt ist, dauert es ein wenig, bis das Arbeiten mit dem Hobel flüssig von der Hand geht. Der Hobel macht allerdings genau was er soll, er hobelt ohne zu springen. Die Späne fließen schön ab und leichte Pfeifgeräusche macht er auch. Er pfeift nicht so schön wie meine Holzhobel, aber das ist ja nicht ganz so wichtig. Die Eiseneinstellung hat sehr viel Leerhub, aber damit kann ich leben. Die Einstellung ansich funktioniert recht gut. Man kann mit einem gut geschärften Eisen sehr feine Späne abheben.
Der Nr.77 im Einsatz:
Dieser Hobel ist gewöhnungsbedürftig. Durch die sehr kleine Bauform bedarf es sehr viel Kraft ihn ohne dass er springt zu führen. Wenn man den Bogen raus hat geht es aber doch ganz gut. Der Hobel ist für große Spanabnahme nicht zu gebrauchen. Für feinere Arbeiten aber schon. Es ist halt en sehr spezielles Werkzeug mit begrenztem Einsatzgebiet. Bauartbedingt neigt er zum verstopfen.
Mein Fazit:
Die Qualität liegt zumindest beim Nr.4 über den Erwartungen, die man anhand des Preises vielleicht haben könnte. Beim Nr.77 allerdings sollten sich die Inder einfach mal eine neue Gussform gönnen. Was da nach dem Entlacken zum Vorschein kam war sehr traurig. Wenn man etwas Arbeit reinsteckt kann man mit diesen Werkzeugen durchaus gut arbeiten. Ich habe insgesamt 5 Stunden für beide Hobel gebraucht.
Natürlich können die Anant Hobel es qualitativ nicht mit denen der Premium Hersteller aufnehemen. Das erwartet sicherlich auch niemand ernsthaft.
Leider ist es aber so, dass diese doch sehr preiswerten Hobel absolut nicht für Anfänger geeignet sind, da diese mit Sicherheit mit der Nacharbeit überfordert sein werden.
In naher Zukunft werde ich mir wohl noch den einen oder anderen Anant Hobel zulegen. Ob ich irgendwann so stark vom Virus befallen werde, dass ich zu Veritas, Clifton oder gar zu Lie Nielsen aufsteigen werde kann ich aber derzeit nicht mit Bestimmtheit sagen. Im Moment überwiegt da noch das wirtschaftliche Denken sowie andere Dinge die weiter oben auf der Wunschliste/Prioritätenliste stehen und natürlich meine Frau und der bald kommende Nachwuchs.
Gruß
Heiko