Seite 1 von 2
Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewinn ?
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 15:09
von Dirk Vogel
Hallo allerseits !
Seit gestern habe ich endlich etwas Holz bei mir im Keller (juhuu !). Dazu mehrere Fragen, hier gleich die erste. In einigen Bohlen befinden sich Astansätze (keine Ahnung, warum die immer "Astlöcher" genannt werden, sie sind ja auch aus Holz). Bisher hatte ich mit solchem Holz beim Werkbank- und Bettbau noch nicht zu tun. Um ehrlich zu sein, finde ich diese Äste schön, da sie die Holzstruktur bereichern. Nun geht ja die Sage, diese Äste würden irgendwann aus dem Holz fallen, da sie wohl stärker austrocknen bzw. auf das Trocknen anders reagieren als das sie umgebende Holz.
Dagegen spricht aber zweierlei. Erstens sind meine Bohlen bzw. Bretter kammergetrocknet. Wenn dabei noch keine Löcher entstanden sind, muß ich ja wohl kaum damit rechnen, daß sich später noch welche bilden ? Und zweitens wohne ich in einer Wohnung, die vielerorts mit Kiefer-Lamellenholz ausgekleidet ist. Das hat unendlich viele Äste, auch dickere, aber alles, was mir an denen auffällt, ist, daß sie mehr Risse haben als das Restholz. Rausgefallen ist noch nirgends etwas, und das Haus steht seit 20 Jahren.
Wie sind denn Eure Erfahrungen mit Ästen ?
Grüße von Dirk
Re: Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewin
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 16:07
von Jochen
Hallo Dirk,
es ist keine Sage, daß Äste ausfallen können, nicht müssen. Spätestens wenn Du mit einer Kreissäge einen lockeren Ast durchsägen willst, weißt Du, daß auch welche herausfallen oder wie Gewehrkugeln durch die Werkstatt schießen können.
Gruß
Jochen
Re: Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewin
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 17:20
von Heiko Rech
Hallo Dirk,
Ob ein Ast ausfallen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt Hölzer da ist das Risiko recht groß (z.B.Kiefer, Douglasie) und welche, bei denen das Risiko des herausfallens geringer ist (z.B.Birke, Buche, Eiche)
Es kommt auch darauf an, wie der Ast angeschnitten wurde. Auch, ob es ein lebender Ast, oder ein toter Aststumpf war, der überwuchert wurde macht einen Unterschied. Gerade Nadelhölzer haben oft recht kleine Tote Äste, die dazu neigen herauszufallen.
Je nachdem, wie der Ast beim Auftrennen geschnitten wurde ergeben sich sehr schöne Effekte, die man durchaus nutzen kann. Lebende Äste in Douglasie, schräb angeschnitten sehen z.B. sehr schön aus.
Generell mußt du darauf achten, keine Äste im Bereich von Verbindungen und Kanten zu haben. Wenn, dann sollten die Äste in der Fläche sein.
Beim Hobeln wirst du natürlich Probleme bekommen. Zum einen reißt das Holz um die Äste herum gerne ein, zum Anderen machen Äste wunderbare Scharten in die Schneiden von Hobeleisen und Stemmeisen.
Der Ast selbst hat die Neigung in seinem Kern zu reißen. Auch das solltest du berücksichtigen.
Wenn du diese Dinge ein wenig beachtest, kannst du durchaus sehr schöne, durch Äste aufgelockerte Holzflächen herstellen. Gerade die oft wilde Maserung um einen Ast herum, ergibt nach der Oberflächenbehandlung tolle Effekte.
Gruß
Heiko
Re: Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewin
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 19:22
von Hauke Schmidt
[
In Antwort auf #117549]
Moin Dirk,
nach meinen Erfahrungen kommen lose Äste überwiegend bei Tanne/Fichte vor. Kiefer gibt es ja auch als Astkiefer.
Ob Äste gewünscht werden, liegt natürlich an jedem selbst. Lose Äste nehme ich persönlich raus und leime sie fest. Immer noch schöner als diese Holzproppen.
Liebe Grüsse
Hauke
Re: Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewin
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 21:49
von Andreas Winkler
[
In Antwort auf #117549]
Hallo Dirk,
natürlich sind Äste eine Frage des Geschmacks.
Rausfallen tun nur nicht mehr fest verwachsene Äste, alle andern reißen nur irgendwann etwas auf.
Bei Nadelholz in einer Fläche sind Äste wohl auch kein Problem (wenn sie nicht zu groß sind), ggf. kann man die auch ausdübeln. Sei es nun mit Querholz- oder Astdübeln.
Anders sieht das bei Laubholz (zumindest bei größeren Ästen) und bei Rahemnteilen aus. Große Äste ändern der Faserverlauf des Holzes und sorgen so dafür, daß sich bei Änderung der Umgebungsfeuchtedas Holz in irgendeine Richtung dreht/zieht, das kann mitunter störend sein. Vorallem bei Rahmen. Ganz schlecht sind Äste bei oberflächenbehandelten Fenstern, da durch Witterungseinflüße recht oft die Oberflächenbehandlung durch die Äste beschädigt wird.
Schon erwähnt wurde, daß das Hobeln über Äste probematisch ist. Aber wenn alles ganz einfach ginge, wär´s doch langweilig ... ;-)
Gruß, Andreas
Re: Äste : Qualitätsfehler oder ästhetischer Gewin
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 23:39
von Friedrich Kollenrott
[
In Antwort auf #117549]
Hallo Dirk,
Herausfallen tun vorzugsweise tote Äste in Fichte und ähnlichen Nadelhölzern, das ist natürlich nicht gut.
Ansonsten neige ich dazu, Dir zuzustimmen: Äste können sehr belebend und interessant wirken. Ich habe neulich einen Bilderrahmen aus Birke gemacht. Ein langweiliges Holz, gut für Schubladenzargen weil es sich sauber zinken lässt. Als Bilderrahmen denkbar unattraktiv. Ich habe Stücke ausgesucht, die (um Äste herum) wild gemasert sind, ein paar kleine Äste sind auch drauf. Der Rahmen ist nur mit Halböl behandelt ein richtiger Blickfang geworden.
Also, trau Dich. Wie aber schon gesagt wurde: man sollte Äste vermeiden, wo sie bei der Herstellung wirklich Schwierigkeiten verursachen, beispielsweise dort wo Zinkenverbindungen gemacht werden.
Friedrich
Birke langweilig?
Verfasst: Sa 15. Sep 2007, 00:22
von Heiko Rech
Hallo Fiedrich,
scheinbar hast du bisher leider zu wenig schönes Birkenholz verarbeiten dürfen. Der Fehler, den viele bei Birke machen ist der, dass sie zu schlichtes Holz aussuchen. Gerade bei Birke gibt es große Unterschiede. Es gibt Stämme, da sieht man kaum einen Unterschied zwischen Kern und Splint, andere Stämme haben wunderschön dunkles Splintholz. Vermutlich liegt es an der jeweiligen Art. Es gibt immerhin 40 verschiedene Arten von Birken. Mein Holzhändler erzählte mir, dass er einige wenige Schreiner in der Kundschaft hat, die genau diese Birken mit dunkelm Kern bevorzugen. Der Rest möchte eben das langweilige schlichte Holz.
Meiner Meinung nach wird die Birke als Möbelholz zu wenig geschätzt. An dieser Stelle mußte ich eines meiner liebsten Hölzer einfach mal verteidigen :-)
Gruß
Heiko
Gibts das?
Verfasst: Sa 15. Sep 2007, 00:39
von Friedrich Kollenrott
Birke mit dunkelm Kern? Meine Birke wurde mir als "Baltische Birke " verkauft. Dass es da große Unterschiede gibt, wusste ich nicht. Na, wieder was gelernt, danke Heiko!
Fiedrich
Ja, habe sogar Bilder
Verfasst: Sa 15. Sep 2007, 01:08
von Heiko Rech
Hallo Friedrich,
leider ist meine Digitalknippse seit gestern defekt. Ich kann also keine neuen Detailbilder machen. Aber ich denke auf den beiden folgenden Bildern sieht man sehr gut, dass Birke auch anders aussehen kann:
Schöne Maserbilder an den aufrechten Rahmenfriesen:

Eine Füllung aus dunkelrem Kernholz

Eine Detailaufnahme der Füllung:

Der Innenkorpus ist allerdings langweiliges Birke Multiplex
Die Oberflächenbehandlung nur mit Leinölfirnis bringt die Maserung nochmal besser zur Geltung.
Gruß
Heiko
Schönes Holz, das! *NM - Ohne Text*
Verfasst: Sa 15. Sep 2007, 09:24
von Gerhard