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LN, Clifton oder LV?
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 13:14
von TorstenKüpper
Hallo Hand-Hobler,
ich könnte für mein nächstes größeres Projekt, ein Fernsehunterschrank mit Regal, einen Jack-Plane No. 5 oder 5 1/2 ganz gut gebrauchen. Zudem ist bald Weihnachten, und das wäre ein tolles Geschenk für mich ;-)
Nun gibt es am Markt drei feine Hersteller, zwischen denen man wählen kann: LN, Clico (Clifton) und LV.
Ich nutze bereits u.a. eine Veritas Raubank und einen Veritas Putzhobel. Mich würde jetzt interessieren, ob es da einen gravierenden Unterschied im Hobelergebnis zwischen den klassischen No. 5 / 5 1/2 und dem Flachwinkel Jack von Veritas gibt. Für irgend etwas muss doch der Spanbrecher gut sein, oder?
Für den Veritas spricht natürlich die Eisenkompatibilität mit der Raubank.
Hat jemand schon mal diesbezüglich einen Vergleichstest durchgeführt?
Grüße
Torsten
Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 13:30
von Marc Waldbillig
Hallo Torsten,
In punkto Qualität bist du mit allen dreien gut beraten. Auf ein paar Dinge solltest du aber achten:
1. Der Griff bei LV ist anders, steiler und gerader, aber das scheint dir nichts auszumachen...
2. Die Tiefeneinstellung ist meiner Meinung nach fummelig an einem Flachwinkel verglichen mit der eines Bankhobels.
3. Die Kohlenstoffstahl-Eisen sollte man mögen, d.h. man muss eher schärfen.
4. Das Hobelergebnis ist meiner Meinung nach gleich. Du solltest also aufgrund von Ergonomie entscheiden.
5. Last but not least, der Dollar steht, äh, liegt ganz unten. Das relativiert die Preisunterschiede doch ungemein.
Gruß und viel Spaß beim Auswählen,
Marc
p.s. ich würde die 5 1/2 wählen
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 13:59
von TorstenKüpper
Vielen Dank Marc,
Deine Antwort hat mich schon weiter gebracht!
Bei den LVs stört mich in der Tat die Griffposition, die ist etwas zu steil. Ich habe mal mit einem alten Stanley gehobelt, das war viel angenehmer.
Also 1:0 für die klassische Form ;-)
Grüße
Torsten
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 14:33
von Ulrich Bergmann
Hallo Torsten, ich hab' zwar keine wissenschaftlichen Vergleiche gemacht, aber mir das so ausgedacht: bei schwierigem Holz muss der Schnittwinkel grösser werden und das Maul enger. Ich bekomm' die besten Ergebnisse mit Flachwinkelhoblen und 50 grad Eisen (62 grad Schnittwinkel). Gerade gestern an fuerchterlich gemaserter Birke bestätigt. Der Nachteil ist, dass man mehr Kraft braucht als mit 45 oder noch flacherem Eisen. Ich glaub, die Klappe gibt's, um mit normalem Schnittwinkel schnell und halbwegs aussrissfrei zu hobeln, vielleicht ein Kompromiss in Zeiten als Hobeln noch völlige Handarbeit war.
Gruss Uli
Re: LN, Clifton oder LV?
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 15:12
von Dirk
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In Antwort auf #117497]
Hallo Torsten,
da man Hobel unterschiedlicher Hersteller selten selber vergleichen kann interessiert mich diese Frage auch sehr. Ich habe unterschiedliche Hobel aller drei Hersteller. Mein nächster Hobel soll der Flachwinkel Putzhobel von Veritas sein.
Meiner Meinung nach hat Veritas mit dem A2 Eisen ein wirklich sehr gutes Hobeleisen bezüglich Standzeit und vor allem Schärfbarkeit. Da sind mir die Eisen von LN viel zu hart.
Die Verarbeitung ist bei allen dreien gut bis sehr gut.
Zum Thema Spanbrecher; Man kann auch mit einem verstellbaren Hobelmaul (wie beim Veritas)durch feines Einstellen das Brechen des Spanes erreichen. Dann lassen sich aber meist nur dünnere Späne abnehmen.
Mein Favorit wäre der Clifton.
Gruß Dirk
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 15:48
von Marc Waldbillig
Hallo Ulrich,
Vergiss nicht, an die Bankhobel von LN kannst du auch einen 50° oder 55° Frosch schrauben und dazu noch eine Rückenfase anbringen. Damit liegt dieses Argument :-) Und das zusätzliche Gewicht hast du gratis dazu. Eventuell muss man hier aber relativieren, der LA Jack von Veritas ist schon schön schwer. Das was mich am meisten an den Flachwinklern stört, ist nicht der Griff bei LV, sondern die etwas fummelige Tiefeneinstellung. Das tut's übrigens auch beim LN Jack. Der #164 ist eine erwähnenswerte Ausnahme. Das Argument beim Flachwinkler, viele verschiedene Fasen anzuschleifen, stört mich immer mehr. In der Praxis wird man wohl selten eine 50° Mikrofase wieder wegschleifen. Auch das Argument, die Eisen zu horten und immer das gerade benötigte einzulegen, ist nicht gültig in meiner Welt. Es ist eher umständlich :-)
Gruß ;-)
Marc
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 15:52
von Philipp
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In Antwort auf #117498]
Marc W.:
2. Die Tiefeneinstellung ist meiner Meinung nach fummelig an einem Flachwinkel verglichen mit der eines Bankhobels.
Ist es möglich, daß Marc hier etwas andeutet, was sich, angesichts des Umstandes, daß nur beim Fallen des Namens Veritas, Lieh Wälli oder anderer Edelmarken schon das Weihrauchfaß geschwenkt wird, irgendwie keiner so recht zu sagen traut, nämlich, daß die kombinierte Tiefen- und Seiteneinstellung des Flachbetthobels in der Tat eigentlich recht unglücklich ist?
Für den Fall, daß ich das so richtig deute, kann ich das nur bestätigen. Dieser Mechanismus ("Norris-type adjuster") ist in meinen Augen dem getrennten Verstellen von Spandicke und Kippung des Eisens unterlegen. Verstellt man den einen Parameter, bleibt - bei mir zumindest - trotz der Madenschrauben der andere davon nicht unbetroffen. Für den Flachbetthobel würde ich mir daher auch eher einen anderen Verstellmechanismus wünschen.
Was evtl. einen Punkt für klassische Bankhobel darstellen würde.
Viel Glück bei der Wahl. Mach Dir aber keine größeren Sorgen: einjeder dieser Nobelhobel wird Dir Freude bereiten!
Gruß
Philipp
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Do 13. Sep 2007, 21:12
von Pedder
Hallo Marc,
bekanntermaßen ist Hobeln für mich bislang eher eine theoretische Frage. Aber bevor ich mir einen Flachwinkler als ersten und auf Sicht auch einzigen Bankhobel anschaffe: Man muss dass Messer doch sowieso gelegentlich zum Schleifen ausbauen. Wäre es dann wirklich so schlimm, eins mit anderem Fasenwinkel einzusetzen?
Achso: in meiner Welt ist es schon ein Unterschied, sich einen weiteren Hobel für 200 EUR + x anzuschaffen oder ein weiteres Messer für 50 EUR. Das sind immerhin 3 Rückensägen. :o)
Liebe Grüße
Pedder
Natürlich...
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 07:14
von Marc Waldbillig
Pedder, natürlich ist es Luxus für jeden Schnittwinkel einen anderen Hobel zu besitzen. Auf jeden Fall am Anfang einer jeden Sammlung scheint es so. Eine Werkstattausstattung baut sich nicht in einem Jahr auf. Ich wich am Anfang auf billigere Hobel zurück, die ich im Moment verkaufe. Die liegen in der Preislage einer guten alten Rückensäge :-) Es behindert den Arbeitsfluss ungemein, wenn man jedesmal stoppen muss, um ein anderes Eisen einzulegen. Du kannst auch anders arbeiten. Jedes Werkstück kann weiter getrieben werden, mehr Arbeitsschritte kannst du aneinanderreihen.
Gruß ;-)
Marc
Re: Die ewige Frage!
Verfasst: Fr 14. Sep 2007, 11:07
von Ulrich Bergmann
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In Antwort auf #117504]
Hallo Marc, 50 oder 55 grad war oft nicht steil genug; und Frosch auswechseln klingt eher noch umständlicher als Eisen wechseln. Rueckenfase ist eine Möglichkeit, allerdings verliert die Klappe damit ihre Wirksamkeit. Ansonsten bin ich völlig Deiner Meinung. Auf die kombinierte Tiefeneinstellung könnte ich gut verzichten (womöglich ist die doch billiger herzustellen als die normale), und Eisen horten und austauschen nach Bedarf klingt mehr nach Verkaufsprospekt denn Werkstatt. Doch meistens bleibt es ja dann doch nicht bei einem Hobel, einige von uns schaffen sich einen zweiten, dritten oder gar dreiundfuenfzigten an, und bei mir bleibt der kurze breite Flachwinkelhobel mit 50 grad Eisen zur Endbehandlung, der Jack plane mit 30 grad als Hirnholzhobel in der Lade, die drei oder vier Einhandhobel sind ähnlich aufgeteilteilt, und am meisten laufen ohnehin die Holzhobel.
Zur Tiefeneinstellung bei Falchwinkelhobeln. Eigentlich muessten die zumindest einen theoretischen Vorteil haben, da durch den flachen Winkel das Eisen bei gleicher Schraubensteigung weniger nach unten geht als bei normalen. Ich bild mir ein, das zu spueren wenn ich besonders differenziert regulieren möchte.
Gruss Uli