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Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: Sa 4. Aug 2007, 01:26
von Uwe Linke
Die 26. Staffel von 2006 der US-Fernsehsendung "The Woodwrights Shop" kann jetzt auch
im Internet angeschaut werden. Der Moderator dieser Sendung, Roy Underhill, ist in amerikanischen Holzwerkerkreisen auch als "St. Roy" bekannt.
In der 12. Folge dieser Staffel geht es zwar um Maschinen, aber alle anderen Folgen gehören in dieses Forum. Und die Maschinen, die in der 12. Folge zu sehen sind, sind aus dem 19. Jahrhundert und auch für Handwerker einen Blick wert.
Feed the 'Rat
Uwe
Re: Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: Sa 4. Aug 2007, 13:52
von Christof Hartge
Vielen Dank Uwe,
habe mir gerade das Video zur Herstellung von Zinken angesehen. Das gäbs in einem deutschen Video nicht, dass die Werkstatt ungefähr so unaufgeräumt aussieht, wie in Wirklichkeit auch. Sehr hübsch auch das ausgestopfte Huhn, dass dauernd herein und herausgenommen werden muß.
Völlig neu für mich war die Möglickeit, die Schealben zunächst nur zu sägen, sie dann auf das Gegenstück aufzulegen und die Säge kurz durch die Schlitze zu ziehen um die Zinken zu markieren. Das werde ich probieren.
Viele Grüße, Christof.
Re: Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: Sa 4. Aug 2007, 14:08
von Andy aus Vermont
Es hat mir auch viel Freude gebracht, als ich mir endlich die Sendung anschauen konnte. Dazu fände ich es erstaunlich, wenn Deutschsprachige den St. Roy verstehen können -- er spricht ziemlich schnell und verwendet ziemlich eigenartige Redewendungen. Die Folge "The Spirit of Woodcraft" wird euere Englischkenntnisse besonders herausfordern! Viel Spaß beim Schauen!
-Andy
Re: Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: So 5. Aug 2007, 08:13
von Christof Hartge
Hallo Andy,
gottseidank sind ja die Bilder dabei und das Grundgerüst des Textes ist schon zu verstehen. Der Rest ergibt sich hoffentlich, wenn man öfters guckt.
Vielleicht muß das so sein, bei Leuten, die wirklich etwas von ihrem Handwerk verstehen. Ich habe immer und immer wieder dasselbe erlebt bei deutschssprachigen Handwerkern. Ausführung genial, die sprachliche Erläuterung hingegen fordert das Sprachzentrum bis zur Kapazitätsgrenze.
Viele Grüße, Christof.
Danke fuer den Hinweis.... *NM - Ohne Text*
Verfasst: So 5. Aug 2007, 09:48
von Stephan Konrad
Re: Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: So 5. Aug 2007, 22:26
von Urs
[
In Antwort auf #116873]
Hallo Uwe und alle andern
Auf Roy Underhill bin ich in Williamsburg gestossen (dem Freilichtmuseum der Sonderklasse, wo neben der ständigen kolonialen Schreinerwerkstatt immer wieder wichtige Holzwerkertreffen und -tagungen stattfinden). Ich habe dort sein erstes Buch (The Woodwright's Shop) gekauft, das ich sehr gut finde (@Christof: Den Trick mit dem Anreissen mit der Säge hat er im Kapitel über die Schwalbenschwänze noch nicht gezeigt!). Ich habe auch einige Videos im PBS (ein Lichtblick in der für uns auf weite Strecken unbefriedigend bis abstossenden US-TV-Landschaft) gesehen. Ihr habt angemerkt, dass man nicht unbedingt alles verstehen könne. Das war damals nicht das vorrangige Problem. Mir hinterliessen Underhills Videos aus einem andern Grund einen gespaltenen Eindruck. Einerseits war ich fasziniert von seinen Themen und seiner Treffsicherheit, aber doch ziemlich genervt von seiner Zappligkeit und dem Dauerquasseln. (ich habe mir jetzt zwei Filmchen aus der von Uwe verlinkten Liste angesehen, jene mit den Zinken und den Schiffchen in der Flasche. Sie waren aber relativ ruhig verglichen mit meinen Erinnerungen.) Roy Underhill ist das pure Gegenteil von David Charlesworth und verhält sich zu ihm wie der TV-Verkaufskanal zum "Wort zum Sonntag". Aber treffsicher ist der Mann. Damals habe ich eine Folge gesehen, in der er Baumstämme mit dem Beil behaut hat. Während er mit dem Blick in die Kamera das Vorgehen ohne Unterbrechung lautstark kommentierte, drosch er auf dem Stamm stehend munter auf das Holz ein, ohne je seine Schuhe zu schlitzen. Dies fand ich zwar mutig, nicht zuletzt im Hinblick auf das US-Haftpflichtrecht, aber auch nervtötend.
Ich habe damals vorgezogen, mir Underhills viefältige Kenntnisse in Buchform zu Gemüte zu führen. In Williamsburg durfte er natürlich nur Methoden verwenden, die bis im 18. Jhdt. bekannt waren. In seinem Buch bringt er aber auch Handwerkstechniken aus dem 19. und 20. Jhdt. zu neuem Leben. Dabei bleibt er nicht ausschliesslich beim Holz, sondern schliesst z.B. das Schmieden von Werkzeugen und Hilfsmitteln mit ein. Dass er dabei eher das zügige Arbeiten und nicht unbedingt das "Fine Woodworking" pflegt, hat die von ihm als Beispiel für eine Schwalbenschwanzzinkung vorgeführte Schublade deutlich gezeigt. @Bernhard: Wenn es solch klaffenden Spalten ins Fernsehen schaffen, dann .... oder?
Trotz meiner Vorbehalte werde ich mir noch einige seiner Sendungen zu Gemüte führen. Danke für den Link.
Gruss
Urs
Anreißen mit der Säge
Verfasst: Mo 6. Aug 2007, 01:07
von Christoph Schmitz
Hallo,
vielleicht mach ich da grade einen Denkfehler, aber: wenn man so mit der Säge anreißt, dann "fehlt" doch hinterher im zusammengesetzten Stück die Breite einer Fuge, weil man ja bei beiden Teilen an der selben Stelle sägt, oder?
Grüße,
Christoph
Re: Anreißen mit der Säge
Verfasst: Mo 6. Aug 2007, 11:52
von Christof Hartge
Nicht, wenn man sich rechts oder links des entstandenen Risses hält. Würde man den Sägeriss mitten durchspalten würde eine halbe Fuge fehlen, hält man sich genau an eine Seite, sollte es entweder genau passen oder eine ganze Fugenbreite fehlt. Im Grunde ist es auch nicht anders, als ob man mit dem Messer anreißt.
@Urs: Ich stimme dir zu, der Mann ist nicht eben die Ruhe selbst. Dennoch haben mir gerade die gezeigte Zinkung gefallen. Eben deshlab weil es kein Schaustück war, sondern eine ganz normale Verbindung zu sehen war. Oder sind bei euch die die Zinkengründe immer absolut korrekt, hmm?
Viele Grüße, Christof.
Re: Fernsehsendung für Neanderthaler
Verfasst: Di 7. Aug 2007, 21:15
von Bernhard
[
In Antwort auf #116893]
Hallo Urs,
pardon, daß ich so spät antworte, aber ich war unterwegs....
Richtig, im Gegensatz zu den perfekten Paradestücken von David und Rob, sieht die Schublade "richtig menschlich" aus. Allerdings wären mir diese Lücken doch etwas zu groß. Ein ordentliches Mittelding durfte ich letztens in einem irischen Hotel begutachten. Dort war das gesamte Zimmer vom Ortsschreiner erstellt worden, keine Spanplatte etc. Selbst die Böden der Schublade waren aus Echtholz. Du kannst Dir vorstellen, daß ich dort gerne geschlafen habe.
Jedoch halte ich Roy zu Gute, daß er uns eine ganze Schublade präsentiert. Auf den DVD´s von David und Rob werden in der Regel kleine Miniaturschaustücke gezeigt.
Beste Grüße an den Zürichsee
Bernhard
Aber die Zinken auch für die aus dem Thal?
Verfasst: Di 7. Aug 2007, 22:47
von Marc Waldbillig
Hallo Leute,
Also das Video kam gerade recht. Vor einiger Zeit hatte ich mir Rob Cosmans und David C's Zinken angeschaut. Wie Bernhard sagt, Musterschaustücke, aber nichtsdestotrotz perfekt gemacht. Nun hab ich seit langer Zeit auch wieder gezinkt und prompt einen schweren Fehler begangen. Ich dachte nicht daran, die Maße der Zinken und Schwalben nach den Stechbeitelgrößen zu orientieren. Nein, ich wollte auch mal so schlanke Zinken wie die Amerikaner herstellen. Deshalb musste ich einen Beitel von 6 mm auf 2mm zusammenschleifen, um an die Zwischenräume überhaupt zu gelangen. Die japanischen Beitel waren alle zu dick, um an alle Stellen zu gelangen. Es wurde also eine lange Angelegenheit, zeitlich vollkommen überdimensioniert für so ein kleines Frühstückstablett... Da bin ich jetzt froh, wieder an diesen Beitrag erinnert worden zu sein und hab mir den St.Roy mal näher angeschaut. Was soll ich sagen?
Gruß,
Marc