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Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Do 19. Jul 2007, 23:31
von Ludwig Mörl
Hallo Hammerfreunde,
ich will das Thema Hammerstiel noch einmal aufgreifen. Bezüglich meines Schmiedehammers von Uri Hofi habe ich mich erkundigt: Die von Uri verwendeten Stiele werden nicht eingekeilt, sondern eingeklebt, und zwar mit einem einkomponentigen, dauerelastischen Kleber (wahrscheinlich auf PU-Basis), der auch im Bootsbau verwendet wird. Wenn weitere Angaben gewünscht werden, kann ich mich nach der Sommerpause erkundigen. Vorteil dieser Lösung ist, dass kein Keil gesetzt werden muss. Der dazu nötige Spalt im Stiel und vor allem das Eintreiben schwächen den Stiel.
Der Hammerkopf hat deswegen eine etwas merkwürdige Form, weil Uri ergonomisches Arbeiten sehr schätzt (und auch vermittelt).
Ich habe auch Bilder von meinem Hammer und einem Stiel im Rohzustand gemacht. Uri fertigt die am Bandschleifer. Ich habe meinen noch mit der Ziehklinge bearbeitet, damit er noch angenehmer in meiner Hand liegt. Ich weiß nicht, ob man so etwas auch drechseln könnte, der Querschnitt ist oval. Apropos, wenn jemand in Deutschland so einen Stiel herstellen kann, möge er/sie sich bei mir melden (moerl(bei)hhi.fhg.de).
Gruß
Ludwig


Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 09:02
von Heinz Kremers
Hallo Ludwig,
worin liegt denn die Ergonomie dieser Hammerform? Landläufig kennt man ja andere Formen, die im Baumarkt vor allem wegen des Stieles besser unter der Bezeichnung "Klopfeisen" gehandelt würden, aber z.B. von Picard zumindest in meiner Hand wie angewachsen liegen.
Gruß
Heinz
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 13:53
von Ludwig Mörl
Hallo Heinz,
ich sehe der Gefahr ins Auge, dass wir in andere Bereiche der Handarbeit abdriften, aber dennoch eine kurze Erklärung:
Der Hammerkopf hat eine Massenverteilung, die nahe am Stiel liegt, konventionelle Hämmer sind deutlich gestreckter bei schmälerer Hammerbahn. Uris Schmiedetechnik bevorzugt Arbeiten mit der Hammerkante, da die kleinere Auftrefffläche eine größere Verformung bringt (die alte Sache mit Druck = Kraft pro Fläche). Uris Hammer ist bei der Arbeit mit der Kante nicht so kippelig wie andere Schmiedehämmer, d.h. der Stiel muss nicht mit "eiserner Faust" gefasst werden. Eine (relativ) lockere Hand beim Schlagen ist wichtig, damit die Schlagenergie sich nicht in Arm und Schulter ausbreitet und festsetzt. Über die Zeit kann das zu einer typischen Erscheinung führen: Sprich einen alten Schmied von der Seite an und fordere ihn auf, dich anzuschauen. Oft dreht der sich dann mit dem ganzen Körper zu dir, statt nur den Kopf zu drehen, denn der Nacken ist steif geworden.
Soviel als Exkursion in andere Gefilde.
Gruß
Ludwig
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 14:03
von Andreas N.
Am Stiel sehe ich auch nichts ungewöhnliches, außer das es vor dem Kopf nochmal dicker wird was mich warscheinlich eher stören würde.
Die Kompaktere Kopfform ist wohl Gewöhnung. Ich kenne Schmiede die lieber die Traditionelle Deutsche- oder Skandinavischeform benutzen, da die vielseitiger währ(ist).
Gruß
Andreas N.
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 16:42
von Heinz Kremers
Hallo Ludwig,
danke für die einleuchtende Erklärung.
Heinz
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Do 5. Feb 2009, 13:06
von Lukas Löffel
Kannst Du mir bitte die Masse des Hammers und das Gewicht angeben?
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Fr 6. Feb 2009, 14:27
von Ludwig Mörl
Hallo Lukas,
mehr Info findest du beim deutschen Vertrieb Angele (ich gehe davon aus, das die hier außer Konkurrenz laufen).
Die web-site von Uri Hofi selbst ist nicht mehr das, was ich kenne, d.h. sie liefert keine vernünftigen Informationen.
Gruß
Ludwig
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Sa 7. Feb 2009, 11:19
von Lukas Löffel
Hallo Ludwig,
was mich interessieren würde ist die Länge, die Breite, die grösste Höhe und das Quadratmass der Schlagfläche!
Auf der Angele-Seite ist nur das Gewicht!
Als Werkzeugmacher würde ich gerne selber ein modifizierter "Uri-Hammer" selber fräsen!
Gruss Lukas
Re: Schmiedehammer und sein Stiel
Verfasst: Mo 9. Feb 2009, 14:28
von Ludwig Mörl
Hallo Lukas,
aus dem Bild, das in meinem ersten Beitrag zu sehen ist, kannst du die spezielle Form des Hammerkopfes sehen.
Hier die Maße:
Schlagfläche: ca. 38 mm x 38 mm plus jeweils ca. 2...3 mm angeschrägte Kanten. D.h. der quadratische Teil des Hammerkopfes nahe der Schlagfläche ist 43 mm x 43 mm, mit einer Höhe von 26 mm bis zum Beginn der Ausbuchtungen.
Höhe von Schlagfläche bis Finne: 104 mm. Die Schlagfläche an der Finne ist ca. 11 mm x 37 mm, ebenfalls mit ca. 2...3 mm angeschrägte Kanten.
Größte Breite (seitlich, an den Ausbuchtungen): 66 mm
Öse: ca. 22 mm x 38 mm (maximale Ausdehnung des Ovals).
Gruß
Ludwig