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Traurig, - aber wahr !

Verfasst: Di 10. Jul 2007, 22:51
von Hutmacher Beat

" Es gibt mehr Werkzeuge als Arbeiter, und von diesen mehr schlechte als gute ".

Jean de La Bruyére

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat




Re: Traurig, - aber nicht unbedingt wahr !

Verfasst: Mi 11. Jul 2007, 14:49
von Urs

Hallo Beat (Du verkappter Filosof!)

Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass Du auf der Internetseite von CHWO herumgestöbert hast? Bedeutet dies, dass Du drechslerisch aufrüsten willst? Halt uns doch bitte auf dem laufenden.

Mit intraschweizerischem Gruss

Urs


OT:
Bei Deinem Zitat finde ich es in der deutschen Übersetzung nicht eindeutig, ob der Autor auf den Werkzeugmachern oder den -anwendern herumhacken will. Auf der genannten Seite von Carl Heidtmann Werkzeuge GmbH würde das erstere noch passen (Seitenhieb gegen Konkurrenten), das zweite (das grammatikalisch näher liegt) ist aber etwas heikel, da damit potenzielle Kunden als blöd hingestellt werden. Die französische Originalfassung macht klar, dass der Autor effektiv die zweite Bedeutung gemeint hat.

"Il y a plus d’outils que d’ouvriers, et de ces derniers plus de mauvais que d’excellents; que pensez-vous de celui qui veut scier avec un rabot, et qui prend sa scie pour raboter?"

Les Caractères de Jean de La Bruyère, Du mérite personnel

Mit dem angeführten Beispiel lässt sich die Behauptung übrigens kaum überzeugend belegen. Ich würde eher sagen, dass es auch damals keinen einzigen Arbeiter gab, der aus Dummheit den Hobel zum Sägen einzusetzen versucht hat. Die Biographie des Autors (Reicher zufolge Erbschaft, der sich ein Amt ohne Arbeitspflicht gekauft hat) und sein ziemlich unpraktischer Beruf (Anwalt!) lassen eher vermuten, dass der Gelehrte selbst zu den Werkzeugen kaum ein inniges Verhältnis gehabt haben dürfte - abgesehen natürlich zur "spitzen Feder".





Re: Traurig, - aber nicht unbedingt wahr !

Verfasst: Mi 11. Jul 2007, 15:43
von Harald Wetzel

... und ich dachte gleich an die Bruyere Pfeife aus dem gleichnamigen Wurzelholz eines mittelmeerigen Heidekrauts....das bestimmt nicht nach diesem Herrn benannt ist;-)

Harald, der mal Bruyere Pfeife rauchte




Es sind immer die anderen gemeint

Verfasst: Mi 11. Jul 2007, 20:20
von Marc Waldbillig

Aber Urs,

Es sind immer die anderen gemeint mit den schlechten Handwerkern. Eigentlich eine ganz große Schmeichelei für den Kunden, den der Hersteller natürlich für gut empfindet...

Man könnte auch dahingehend interpretieren, der gute Handwerker müsse sich all der unglücklichen aber exzellenten Handwerkzeuge annehmen, die dahin vegetieren, um dieselben zu retten. Eine gute Ausrede für eine Sammelleidenschaft :-)

Aber die Drechselsache nehm ich auf meine Kappe, ich hab den Beat verführt. Er musste sich vor Lustkäufen in Acht nehmen, um mir eine Information zukommen zu lassen. Dabei scheint er mir über dieses Zitat gestolpert zu sein, Beat, bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

A propos dummer Handwerker, der die Werkzeuge vertauscht; gab es damals nicht schon die Kombigeräte, Hammer, Nagelzieher, Säge, Schraubenzieher und Hobel in einem handlichen Gerät. Ich hab welche gesehen in Sandors Buch, der Autor mit dem unaussprechlichen Namen... Könnten wir uns nicht alle vorstellen, dumm dazustehen vor solcher Schöpfung und nicht mehr zu wissen, warum wir das Werkzeug ergriffen hatten - nach einem Glas Weißburgunder z.B., oder?

Gruß,

Marc,

von den Sommerferien nur noch einen Hauch entfernt...




Re: Es sind immer die anderen gemeint

Verfasst: Mi 11. Jul 2007, 21:03
von Franz Kessler

Hallo

Nach einem Besuch meiner Sauna und dem Genuss von zwei Weizen, verstehe ich im Moment gar nichts mehr was oben geschrieben wird, was mach ich jetzt mit meinem Anspruch, alles um mich rum mögliches zu verstehen?
Werde morgen die Beiträge noch mal mir zuführen, mit der Hoffnung, einen größeren Durchblick zu haben.
Gruß von einem im Moment verwirrten Franz




Trotzdem- was will der Beat uns sagen?

Verfasst: Mi 11. Jul 2007, 22:44
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #116573]
ich finde es ja schön wennn wir hier unser Niveau anheben (in diesem Zusammenhang besonderen Dank an Urs für das Originalzitat und die Erläuterungen, wodurch ja wohl die Qualifikation des M. de la Bruyère im Bereich des Handwerklichen relativiert werden soll und wird....

Trotzdem: was treibt den Beat? Hängt er in einem Anfall von Depression schon am Fensterkreuz? Doch hoffentlich nicht.

Bedenklich, sogar äußerst bedenklich, finde ich es, wenn unser aller Freund Marc sogar aus diesem Zitat eine Rechtfertigung für die dunklen Seiten seines Charakters, nämlich die Neigungen zum Lustkauf und zum Rauschmittelgebrauch (am liebsten das Eine in unmittelbarer Folge des Anderen) zieht. Wollen wir hoffen, dass nicht allzuviele Jugendliche diese enthemmten Offenbarungen verfolgen...

Reißt Euch zusammen!

Friedrich




Re: So oder so - Traurig !

Verfasst: Do 12. Jul 2007, 00:42
von Hutmacher Beat
[In Antwort auf #116573]
Liebe Freunde !

Ich ? Ich wollte Euch doch gar nichts sagen ! Das geflügelte Wort von Jean de La Bruyére, sagt doch alles !

Die Doppelsinnigkeit seiner Aussage, die so viel Freiraum, zu Deutungen und Interpretationen lässt, finde ich, ist genau das, was zu denken geben dürfte. Im Gegensatz zu Urs, bin ich mir gar nicht so sicher, ob dieser gewisse Herr Bruyére, nicht ganz genau wusste, von was er sprach. Immerhin hatte der gute Mann durch sein Amt, das ihn nicht zu Arbeit verpflichtete, soviel "Freizeit", dass er sich doch mit irgend etwas beschäftigen musste. Warum nicht mit Handwerkzeugen, und zum Beispiel mit Tischlerei ? So soll auch Drechseln, in früheren Jahrhunderten, eine beliebte Freizeit-Beschäftigung bei hablichen und adligen Leuten gewesen sein. Kann mir gut vorstellen, dass Drechseln schöner war als regieren !

Nun, um die Sache auf den Punkt zu bringen : Schlechte Handwerker gibt es nicht und gab es zu keiner Zeit ! Genau so, wie es ja auch nur gute Automobilisten gibt, oder ? Also kann doch nur das schlechte Werkzeug gemeint sein !

Ich frage mich dann halt nur : Wer hat den etwas locker gewordenen Griff, an einer meiner hölzernen Rauhbänke, mit Hufnägeln festgenagelt ? Wer hat den schönen alten Tapeziererhammer als Gartenwerkzeug missbraucht ? Wer hat bei dem schön geschwungenen, alten englischen Swan Neck Chisel, der mir erst kürzlich, von einem lieben Freund geschenkt wurde, den Kopfansatz mit einem schweren Hammmer malträtiert ? Und wer ist verantwortlich dafür, dass eins meiner Hobeleisen aussah, als hätte man das Nagelbrett eines Fakir's damit gehobelt ? usw, usf !

Freunde, Ihr kennt doch das : "Das Gewehr ist die Braut des Soldaten" - Als Liebhaber von altem Werkzeug, vornehmlich Werkzeug, das zu einer Zeit gefertigt wurde, als man noch täglich damit arbeitete und sein Brot verdiente, ergeht es mir ähnlich wie dem Soldaten. In den letzten Jahren habe ich etliche alte Werkzeuge wieder aufgefrischt und "arbeitsfähig" gemacht. Dabei habe ich zu unterscheiden gelernt, zu unterscheiden zwischen verbrauchtem und verhunztem Werkzeug ! Das Halbmondmesser, das dem Sattler zu Boden fiel, zerbrach, und vom Schmied wieder fachmännisch repariert wurde, danach wieder im Einsatz war, bis nichts mehr zum schleifen dran war, um den Halbmond scharf zu halten, dieses Werkzeug ist eine der löblichen Ausnahmen ! Und diese Ausnahmen sind selten genug !

Wenn ich dann so ein geflügeltes Wort lese, dann stimmt mich das schon nachdenklich. Wenn es daneben aber noch alte Handwerker-Kollegen gibt, die mir noch zu Ihren Lebzeiten, ein gut Teil ihres Werzeuges schenken, das sie zum Teil auch schon von ihren Vätern übernommen haben, "weil es bei mir in guten Händen sei", dann stimmt mich das wieder froh !

Jetzt seid so nett, und macht Euch einen eigenen Reim darauf, was mich treibt ! :-) - Mein Reim ist der folgende :

" Ein gutes Werkzeug in schlechten Händen, kann nichts schaffen. Ein schlechtes Werkzeug in guten Händen, kann auch nichts schaffen."

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... dem es eigentlich ganz gut geht. :-)