Schwalbenschwanzzinkung

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Uli Forreiter

Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Uli Forreiter »


Hallo Freunde,
kann mir jemand erklären, weshalb bei der Herstellung von Schwalbenschwanzverzinkungen zuerst die Zinken und dann die Schwalben gemacht werden sollen. Ich habe schon ein paar Zinkungen gemacht und habe dabei immer mit den Schwalbenschwänzen angefangen. Das ging eigentlich gut. Aber neulich traf ich einen Tischler und der sagte mir, dass Tischler lernen, immer mit den Zinken anzufangen. Er konnte mir aber nicht erklären, weshalb das so ist. Hat das irgendeinen Vorteil?



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3189
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Freund Uli,

wenn mich mein Eindruck nicht trügt, Deinen Namen hier noch nicht gehört zu haben: Willkommen im Forum!

Das ist typisch: Es wird eine Vorgehensweise gelehrt, aber niemand weiss, warum es so gemacht werden soll...

Ich weiss ganz sicher, dass die Frage, womit man besser abfangen soll, eine uralte ist und immer wieder gern diskutiert wird. Ich selbst mache es so wie Du: Erst die Schwalben. Ich glaube, dass das Anreissen der Zinken dann etwas einfacher ist. Aber ansonsten wüsste ich nicht, welche prinzipiellen Vor- oder Nachteile eine der beiden Reihenfolgen hat.

Du machst auf jeden Fall nichts falsch, lass Dir das nicht einreden.

Friedrich


Andreas Wolf
Beiträge: 15
Registriert: Di 13. Nov 2018, 12:48

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Andreas Wolf »


Hallo,
hier kann ich die Erklärung meines alten Lehrmeisters wiedergeben:
Als Zinken nur als einfache konstruktive Eckverbindung ohne Zierfunktion eingesetzt wurden (Oft wurden die Zinken durch Leisten oder Kränze verdeckt), war es üblich nur die Holzstärke anzureissen. Dann wurden die Zinken freihand gesägt und ausgestemmt. Die zinken wurden dann seitlich auf die Schalbenteile aufgesetzt und mit einem kräftigen Schlag auf die Zinken wurden die Maße übertragen. Das funktioniert bei Weichhölzern recht gut. Schaut euch einfach mal alte Bauerschränke an. Da sieht man das oft.

Gruß Andreas


Ulrich Bergmann

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Ulrich Bergmann »


Hallo Uli,
ich glaube ebenfalls nicht, dass es hier richtig und falsch gibt. In anderen Ländern wird es denn auch andersrum gelehrt, und was letzlich besser ist, hängt vom Einzelfall ab. Kann es sein, dass es sich bei der Frage auch um ein altes Symbol handelt, um zu bestätigen, wer dazu gehört und wer nicht, wer also ordnungs- und zunftgesegnet oder als Pfuscher tischlert.

Gruss Uli


HELLE
Beiträge: 261
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von HELLE »


Hallo alle zusammen,

letzlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie er es macht.

Ich möchte jedoch ein paar Sachen in den Raum stellen ---

Geschwindigkeit: War wohl zu jeder Zeit ein wichtiges Kriterium

Haltbarkeit: Gerade bei Fichte/Tanne hat man mit dem Arbeiten des Vollholzes gerechnet

Einfachkeit: Sauber auszuführen auch von angelernten Familienhilfskräften

usw...

Ich kann mich noch errinnern, das unser Dorfschreiner als Zulieferer "Hunderte" von Schubladen im Winter herstellte, das war so um 1970 rum. Ein Anderer (Wagner) drechselten mit Kopiereinheiten das ganze Jahr über auch als Zulieferer riesige Stückzahlen.

Also wie gesagt --- jedem seine eigene Sache --- nur vergesst als nicht, das ihr heute nicht unter Zeitdruck werkelt --- außer vor Geburtstagen und Weihnachten ;^>

Gruß, Helle



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #116385]
Hallo Uli,

es stammt nicht von mir, sondern von Tage Frid: das Übertragen von den Zinken auf die Schwalben ist besser durchzuführen, weil nicht auf Stirnholz angerissen werden muss. (Tage Frid: Holzverbindungen)

Gruß, Walter


Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #116385]
Hallo Uli,

vor einigen Jahren gab es da mal einen Artikel im FWW. Hier wurden Tage Fried (er macht zuerst die Zinken) und Christian Becksvoort vorgestellt (er macht zuerst die Schwalben). Die mache ich auch zuerst, weil man die pro Schublade zusammen sägen kann. Dies war für mich ein einleuchtender Vorteil, denn man spart Zeit beim Sägen und Anreißen.

Gruß
Bernhard


Erich Kronlechner (Austria)
Beiträge: 203
Registriert: Mi 1. Aug 2012, 07:58

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Erich Kronlechner (Austria) »


hallo aus österreich

ich habe von meinen vater sowie in der berufsschule gelernt
immer zuerst die zinken fertigen frei auge anreisen einschneiden stemmen
auf das brett stellen und mit einen bleistift die schwalben anreisen

lg erich



HELLE
Beiträge: 261
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von HELLE »


Danke Bernhard,

das war wohl die Erklärung, welche uns gefehlt hat.

Ich fasse nochmal zusammen: Du nimmst beide Seitenteile, reist sie auf einmal beidseitig an und hast somit gleich zwei Seiten fertig; auch bei halbverdeckten Zinken. --- zusammenstellen, markieren --- danach überträgst du auf Vorder und Rückteil, aussägen, ausstemmen, fertig.

Eine Frage noch: dieses Austemmen, gibt es da noch eine schnellere Methode --- gerade bei Weichhölzer --- das sieht bei mir manchmal so gequetscht aus --- Stechbeitel ist scharf, nur Fichte ist halt sehr weich --- Laubsäge vielleicht?

Gruß, Helle



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Schwalbenschwanzzinkung

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Helmut,

Du stemmst nicht auf dem Riss, sondern setzt den Beitel etwas davor an und schälst später den Rest mit Hand geführtem Beitel ab. Dann kannst du schneller arbeiten, weil du nicht auf den Riss achtgeben musst.

Viele verwenden auch eine Laubsäge und wie vorhin schälen mit dem Stechbeitel bis zum Riss nach.

Gruß,

Marc


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