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Kistenschaber,Schabhobel *MIT BILD*
Verfasst: Mo 4. Jun 2007, 22:01
von martin
Hallo,
am Wochenende war mal wieder Flohmarkt. Aus einer Sammlungsauflösung war ein ganze Reihe merkwürdiger Holzbearbeitungsgeräte angeboten. Bei zweien fand ich, das man sie vielleicht mal brauchen könnte. Einen, wie ich auf Eckhard Pohlmanns homepage lernen konnte, Kistenschaber sowie einen Schabhobel.
Der Kistenschaber hat im Gegensatz(?) zu Eckhards Schaber eine konvexe Sohle, das Messer trägt die Aufschrift "W.Marples Sheffield". Den Hersteller findet man auf Wolfgangs Seite, wozu man allerdings einen Kistenschaber braucht, ist mir weiterhin schleierhaft.
Dazu gab es einen Schabhobel, allerdings mit zwei Eisen. Die Nutzung ist auch in etwa bekannt, aber was passiert mit dem Holz zwischen den Klingen?
Es gab noch weitere Merkwürdigkeiten, so etwa einen Hobel, eingeritzt die Jahreszahl 17xx, mit einem hölzernen Zirkelanschlag, um im Kreis zu hobeln? Das schien mir aber nicht so wichtig, deshalb habe ich es bei den beiden Teilen belassen.
Vielleicht kennt ja jemand den Verwendungszweck der abgebildeten Werkzeuge
Gruß
martin

Re: Kistenschaber,Schabhobel
Verfasst: Mo 4. Jun 2007, 22:52
von Marc Waldbillig
Hallo Martin,
Der Schabhobel oben ist ein Nummer 60, findest du auch noch bei Kunz (s. Link) Es ist ein Kombiwerkzeug, will sagen, du benutzt entweder die konkave Seite oder die gerade Seite. Es ist kein Profilschabhobel, der ganzflächig benutzt würde. Preston hat mancherlei damals gebaut, z.B. den Lambs Tongue; aber nichts dergleichen!
Der Kistenschaber wurde meines Wissens nach gebraucht, um Etiketten o.ä. von Holzkisten zu entfernen. Ein anderer Zweck leuchtet mir auch nicht ein, aber vielleicht findest du ja was...
Gruß, Marc
Radiushobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 09:56
von Christof Hartge
Den Hobel mit dem Zirkelanschlag hätte ich genommen. Ich nehme an, es handelt es sich um ein ähnliches Modell wie es sich bei Friedrich W. Mercker "Der Tischler", Tafel X, Figur 131 A+B handelt.
So ein Hobel braucht man z. B. , wenn eine gewölbte Verschlussklappe eines Sekretärs mit Hirnleisten gesperrt wird.
Da das wohl für immer jenseits meiner Möglichkeiten liegen wird, hätt ich mir den Hobel nur mal so, zum Hingucken hingestellt.
Viele Grüße, Christof.
Re: Radiushobel *MIT BILD*
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 12:09
von martin
Hallo Christof,
hier ein Bild des "Radiushobels". Ob es sich um ein Original aus dem 18.Jh. handelt, mag ich nicht beurteilen. Die Verzierungen lassen den Verdacht auf eine Kellerbardekoration aufkommen, andererseits schien mir das Hobeleisen durchaus ältesten Datums.
Gruß
martin
ps. Die Kontaktadresse habe ich mir notiert

Re: Radiushobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 12:25
von Christof Hartge
Hallo Martin, nachdem ich schon einige verzierte alte Hobel gesehen habe, glaube ich nicht, dass es sich um eine Kellerbardekoration handelt. Eher um einen Hobel, der vor der industriellen Fertigung von Hobeln entstand. Die Jahreszahl muß also nicht falsch sein.
Das Modell, das ich aus dem Mercker kenne, ist ein Radiussimshobel. Dieser Hobel hat ja nun Wangen. Wozu der gebraucht wurde, kann ich nicht sagen.
Viele Grüße, Christof.
Re: Radiushobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 13:52
von Wolfgang Jordan
Hallo Martin,
das ist definitiv ein Küferhobel, aber mir will der Name nicht einfallen. Damit wird der Rand der Faßböden bearbeitet. Der Anschlag hat eine Reihe Löcher und wird dazu in der Mitte des Faßbodens angenagelt. Wenn ich dran denke, schau ich zu Hause mal nach, wie der Hobel heißt. Mir scheint, du hast ein paar schöne Teile liegengelassen;-) Hast du noch mehr Photos?
Gruß, Wolfgang
Re: Kistenschaber,Schabhobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 16:52
von Christoph Schmitz
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In Antwort auf #116175]
Ist der Kistenschaber vielleicht verwandt mit so etwas wie dem Veritas Pullshave (siehe Link unten), zum Aushöhlen von Stuhlsitzen o. ä.?
Grüße,
Christoph
Re: Kistenschaber,Schabhobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 17:31
von Marc Waldbillig
Hallo Christoph,
Ich hab den Kistenschaber nicht, im Gegensatz zum Veritas Pullshave. Ottmar hat mir mal gesagt, der Kistenschaber diene zum agressiven Entfernen von Material, wobei keine Ebenheit gefragt sei. Er meinte damit das Auskratzen des Inneren von Holzfässern und das Abkratzen von Teeranstrichen bei Booten. Patrick Leach sagt, damit seien Markierungen von Holzkisten abgekratzt wurden; damals als es noch kein Karton gab und alles in Holz gepackt wurde, um es zu verschicken.
Der Pullshave ist eine Weiterentwicklung des Schabhobels #50 (s. Kunz) mit der runden Schneide. Veritas hat die beiden seitlichen Griffe entfernt und stattdessen hinten einen Knopf aufgesetzt zum Runterdrücken und vorne einen langen Griff zum Ziehen. Vorteil, breite Flächen wie Sitzflächen von Stühlen können ohne sich die Knöchel zu schrammen ausgehöhlt werden. Der Schabhobel ist eher gedacht für schmale Werkstücke wie Geländerhandläufe oder Leisten eben.
Vom Pullshave kann ich sagen, dass er Späne abnimmt, nach einiger Übung auch feine. Ich bin aber der Meinung, dass ein entsprechender Schabhobel besser zu handhaben ist...Dem Kistenschaber fehlt meiner Meinung nach der Knopf mit dem man ordentlich Druck übers Eisen bringen kann, um Späne aus dem Holz zu hobeln. (Übrigens Kunz führt ihn auch noch.) Vielleicht hat ja hier jemand einen Schaber und kann berichten...
Gruß, Marc
Re: Radiushobel
Verfasst: Di 5. Jun 2007, 17:48
von Andreas Winkler
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In Antwort auf #116180]
Hallo allerseits,
Wolfgang hat recht, es handelt sich um einen Küferhobel, vermutlich um einen sog. Brahmschnitt- oder Bodenbrahmschnitthobel. Er wird dazu verwendet, den Boden am Rand schwächer zu hobeln, so daß er in die Nut (=Gargel oder Kimme) im Faß hineinpaßt. Man muß sich daß im Prinzip wie einen Abplatthobel vorstellen (Boden=abgeplattete Füllung). Die Funktionsweise hat Wolfgang schon erklärt, es gab sie auch mit Holzstange.
Gruß, Andreas
einen hab` ich noch *MIT BILD*
Verfasst: Mi 6. Jun 2007, 11:16
von martin
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In Antwort auf #116180]
Hallo,
leider hatte ich nicht die richtige Kamera dabei, daher nur noch ein brauchbares Foto.
Im Gespräch erwähnte der Verkäufer einen Kunden aus Langenfeld, google ließ mich dann diese Seite finden.
http://www.hobelmuseum.de/langen.htmVielleicht komme ich ja mal dazu, dieses Museum zu besuchen, immerhin hat der Betreiber einen link auf unseren Hausherrn gesetzt.
Gruß
martin
