woodworking.de

Liebe Forumsmitglieder,

ich hatte hier ja mal im vergangenen Jahr eine Kirschholztruhe mit beidseitig furnierten Füllungen vorgestellt. Alles war 2x geölt und die Außenseiten nach dem Trocknen des Öls nochmals gewachst. Zwar wußte ich um die Problematik eines Ölanstriches in Inneren von Schränken/Kommoden etc., auf der anderen Seite habe ich mich an die Regel gehalten, einem Werkstück immer von beiden Seiten die +/- selbe Oberflächenbehandlung zukommen zu lassen, um Verzug zu vermeiden.

Obwohl die Füllungen lange trocknen durften, wird die Truhe innen einen muffigen Geruch nicht los. Die übliche Antwort wäre sicherlich, klar, kein Licht, wenig Luft, da trocknet das Öl nicht restlos ab und muffelt. Aber ich lasse die Truhe schon seit Monaten fast jeden Tag, wenn ich morgens das Haus verlasse, offen stehen, und hatte sie sogar während des Sommerurlaubes vollständig geleert und geöffnet auf die Hinterseite ins Wohnzimmer zur Sonne hin gelegt, damit möglichst viel Sonnenlicht ins Innere kommt. Resultat: muffelt immer noch.

Daher die Frage: kann man diesen Geruch noch beseitigen, sprich, das Öl nachträglich abtrocknen lassen, oder ist einmal versaut immer versaut und keine Abhilfe möglich? Ich hatte schon mal überlegt, eine UV-Lampe in die Truhe zu hängen, bin aber noch nicht so weit gekommen. Hilft vielleicht Wachsen, um das muffelnde Öl zu überdecken?

Vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten!

GRuß
Philipp

Hallo Philipp,

Um welches Oel handelt es sich ? War es ein Oel oder eine Oelmischung?

Ich verwende Leinoelfirnis oder Tungoel pur, beide Oelsorten trocknen durch einen Ablauf chemischer Vorgaenge und bilden einen Film in der Holzoberflaeche, diese Fimlbildung ist bei den von mir verwendeten Oelen nach ca 30 Tagen abgeschlossen. Der Geruch ist dann auch meist soweit verschwunden, dass ich mit der Nase ans Holz gehen muss um einen Geruch festzustellen.

Falls echtes Terpentin in irgend einer Form verwendet worden ist haelt sich dieser Geruch fuer eine sehr lange Zeit. Der rectifizierte Balsamterpentin, welchen ich mal fuer eine Restaurierung an einem beschaedigten Oelbild benutzte war auch noch nach Monaten der aufdringliche Geruch bemerkbar.

Im Handel werden Oelgemische angeboten, da koennen sich unangenehme Geruchsverbindungen ergeben, zu welchen auch das verwendete Holz, Leim usw beitragen kann.

Zur Beseitigung dieser Gerueche, haben bei mir geringste Mengen Nelkenoel, Orangenoel, Zitronenoel oder Fichtennadeloel geholfen, das ist praktisch ein Parfuemieren, doch mit groesster Vorsicht auszufuehren, diese „Wohlgerueche“, zu grosszuegig angewandt koennen auch „Stinken“ In der praktischen Anwendung, verreibe ich einen Tropfen (bei einer Truhe an der Innenseite vom Deckel) dann warte ich einige Tage und trage dann falls noetig einen weiteren Tropfen auf. Auf diese Weise ist es mir gelungen unangenehme Gerueche zu beseitigen.

Kein Parfuem verwenden, das kann Flecken geben und besteht in der Regel aus Gemischen verschiedener Geruchsstoffe und hochfluechtiger Loesungsmittel, da kann dann mit dem unerwuenschten Geruch eine Verschlimmbesserung erzielt werden.

Sollte der Geruch durch irgendeine Organishe Reaktion entstanden sein hilft ein Abwaschen mit Essigesenz, Essigsaeure zerstoert die Geruchsquelle, Haushaltsessig ist durch seinen geringen Saeureanteil weniger geeignet.

Zu deiner Befuerchtung, dass sich beim einseitigen Oelen, da etwas verzieht, kann ich nach 50+ Jahren sagen, das so etwas noch nicht vorgekommen ist. Ich habe Probeanstriche mit Oel auf Furnierreste, Masivholz und Sperrholz ausgefuehrt, ausser bei Furnier konnte ich keine Veraenderung feststellen. Furnier als solches verzieht sich ohne entsprechende Lagerung mit oder ohne Finish. Die Filmstaerke liegt im x/100 mm Bereich und meiner Ansicht nach nicht in der Lage irgend eine veraendernde Kraft auf dasHolz auszuueben.

Verziehen, Risse usw entstehen durch Feuchtigkeitaenderung, durch falsche Materialauswahl, Verarbeitungsfehler, Behandlungsfehler usw bestimmt nicht durch Oelfinish.

Von wachsen zum Beseitigen von Geruechen rate ich ab, da diese Loesungsmittel enthalten koennen, welche zusaetzliche Geruchskombinationen ermoeglichen.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

Hallo Ottmar,

"Um welches Oel handelt es sich ? War es ein Oel oder eine Oelmischung?"

Es ist eine Eigenmischung aus Lein- und Tungöl, ca. 1:1, mit der ich eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht habe (recht schnelles Abtrocknen).

"Falls echtes Terpentin in irgend einer Form verwendet worden ist haelt sich dieser Geruch fuer eine sehr lange Zeit."

Manchmal verwende ich etwas Terpentin, dessen Geruch ich allerdings nicht als muffig, sondern eher aromatisch und ein wenig beißend (ich mag ihn aber sehr!) einstufen würde. Da Terpentin ja flüchtig ist, verschwindet dieser Geruch aber irgendwann grundsätzlich, unabhängig davon, auch bei Lichtabschluß und schlechterer Belüftung, wie im Kasteninneren gegeben. Der muffige Geruch kommt also vom Öl, nicht von Verdünnungsmitteln.

"Zur Beseitigung dieser Gerueche, haben bei mir geringste Mengen Nelkenoel, Orangenoel, Zitronenoel oder Fichtennadeloel geholfen, das ist praktisch ein Parfuemieren, doch mit groesster Vorsicht auszufuehren, diese „Wohlgerueche“, zu grosszuegig angewandt koennen auch „Stinken“ In der praktischen Anwendung, verreibe ich einen Tropfen (bei einer Truhe an der Innenseite vom Deckel) dann warte ich einige Tage und trage dann falls noetig einen weiteren Tropfen auf. Auf diese Weise ist es mir gelungen unangenehme Gerueche zu beseitigen."

Daran hatte ich auch schon gedacht. Ich verwende Zedern- und Nelkenöl (von letzterem gaaaanz wenig) gegen Motten in meinen Schränken und mag den Geruch sehr.
Was das vorliegende Problem angeht, habe ich aber so meine Zweifel, ob sich damit der Muffelgeruch beseitigen läßt. Schließlich sind diese duftenden "Öle" als Aromate ebenfalls flüchtig, so daß sie den Muffelgeruch bis zu ihrer Verflüchtigung allenfalls überdecken können sollten. Nach Verdampfung müßte er wieder wahrzunehmen sein. Ich werde es aber trotzdem mal ausprobieren.

"Zu deiner Befuerchtung, dass sich beim einseitigen Oelen, da etwas verzieht, kann ich nach 50+ Jahren sagen, das so etwas noch nicht vorgekommen ist. Ich habe Probeanstriche mit Oel auf Furnierreste, Masivholz und Sperrholz ausgefuehrt, ausser bei Furnier konnte ich keine Veraenderung feststellen. Furnier als solches verzieht sich ohne entsprechende Lagerung mit oder ohne Finish. Die Filmstaerke liegt im x/100 mm Bereich und meiner Ansicht nach nicht in der Lage irgend eine veraendernde Kraft auf dasHolz auszuueben."

Das klingt beruhigend. Dann werde ich die im Entstehen begriffenen Schubladen aus Elsbeere innen nicht ölen, sondern nur außen und auf keinen Verzug hoffen.

Viele Grüße

Philipp