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In Antwort auf #114404]
Guten Tag alle zusammen,
Phillip, ich erinnere mich, wir hatten doch vor etwa 2 Jahren eine interessante Diskusion zum Thema Bohrwinden. Ich freue mich, dass Du scheinbar diesem tollen Werkzeug, die Treue hältst !
Nun zu Deinem aktuellen Beitrag. Du schreibst, dass Deine Brace mit Ratschenkopf "eiert". Leider schreibst Du nicht, was die Folgen dieses eierns am gebohrten Loch sind. Man ist versucht, zu vermuten, dass das Loch "wesentlich" grösser als der Bohrer-Ø wird !
Ich habe mit entsprechenden Brace's und Bohrern einige Versuche angestellt : - 1. - Mit einer Ratschenkopf-Brace und einem etwas krummen Schlangen-Bohrer, mit exakt 8 mm Ø, in Tannenholz 50 mm dick, einige Löcher durchgehend gebohrt. Anschliessend in diese Löcher herkömmliche 8er Buchedübel eingesetzt.
- 2. - Mit einer "Spofford-Brace",
(das ist die, bei welcher der Bügel und der Kopf aus einem Stück sind. Der Kopf ist mit konischem Vierkantloch, längs geschlitzt, und mit Klemmschraube versehen. Hier kann also nichts wackeln !) die selbe Übung wie bei Pkt.1. wiederholt.
- 3. - Mit der Ratschenkopf-Brace und einem Zentrier-Bohrer, Ø 18 mm, in 40 mm Buche ein Loch gebohrt.
- 4. - Mit der Spofford-Brace, die selbe Übung wie bei Pkt.3. wiederholt.
- 5. - Mit der Ratschenkopf-Brace und Schnecken- bzw. Spitzbohrern bis 14 mm, in Tannenholz 50 mm dick, einige Löcher durchgehend gebohrt.
- 6. - Mit der Spofford-Brace, die selbe Übung wie bei Pkt.5. wiederholt.
Beobachtungen bei diesen Versuchen : - Das "eiern" des wackelnden Bohrkopfes, hebt sich ab einsetzen der Drehbewegung auf, mit oder ohne Benutzung der Ratsche an sich !
- Bei beiden Brace's wurde nur darauf geachtet, dass die Brace in der Bohr-Achse, rund lief. Es wurde also nicht versucht, das "eiern" auszugleichen !
- Die Unterschiede der Löcher von Versuch 1. + 2. sind minimal ! Beim 1. Versuch, sind vielleicht die Löcher in den ersten 3 - 4 mm Tiefe, etwas weiter !
- Beim Einsetzten der Dübel in die Löcher, konnten keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden, also etwa, dass die einen Löcher grösser gewesen wären !
- Bei Versuch 3. + 4. waren alle Löcher wie gestanzt. Keine Unterschiede !
- Überraschung : Bei den Löchern von Versuch 5. + 6. gab es "markante" Unterschiede, von ca. 1/10 mm, im Ø ! :-) Hier waren die Löcher, gemacht mit der Ratschenkopf-Brace, tatsächlich minim kleiner, als die mit der Spofford-Brace gemachten ! Ich vermute, dass hier das Spiel des Ratschenkopfes, das von Natur aus etwas unrunde Laufen, der Schneckenbohrer etwas ausgegelichen haben !
Fazit der Versuche : Das wackeln, bzw. das eiern des Bohrkopfes mit Ratsche, kann vernachlässigt werden. Die Auswirkungen bei der praktischen Arbeit sind minimal ! Schlussbemerkungen : - Ich halte es nicht für machbar, das "eiern" praktisch, mit der Hand auszugleichen. Persönlich konzentriere ich mich nur immer darauf, dass die Bohrachse der Brace stimmt !
- Auch ist zu bedenken, das eine Brace, als auch die zugehörigen Bohrer, welcher Bauart auch immer, keine hochpräzisen Instrumente, heutiger Vorstellungen sind ! Mit der Brace wurde schon gearbeitet, da hatte man noch nicht einmal vernünftiges Licht in der Werkstatt, oder auf der Schiffswerft, das muss man sich auch mal vor Augen führen !
- Zu der "Normierung" von Brace & Bohrer : Es war damals wie heute : Jeder Hersteller hat versucht, seine eigene Brace zu "erfinden"! Ihr kennt das doch :
"Bitte nur Original-Teile verwenden"! - Man wollte sicherstellen, dass nur eigenes Zubehör dazu gekauft wurde ! Bei den Bohrern waren/sind die Unterschiede noch grösser, hier sicher auch noch durch die damaligen Fertigungsmethoden beeinflusst : Selbst innerhalb des gleichen Hersteller's und des gleichen Bohrer-Modell's, waren die Schäfte nicht immer gleicher Dimension !
- Man ist also gut bedient, wenn man mehrere Brace's hat. So sind bei mir sofort 3 - 5 Stück in Gebrauch, wenn ich bohren, senken und auch noch schrauben will. Das Problem von nicht passenden Brace's & Bohrern hebt sich dann auf !
- Somit ist es auch nicht nötig, Bohrer an irgend eine Brace "anzupassen". Ich bearbeite Bohrerschäfte nur dann nach, wenn sie zu starke Gebrauchsspuren, oder scharfe Kanten aufweisen, die allenfalls beim Gebrauch, z.B. in einer "Six Penny Brace" störend wirken.
- @ Reinhold : Bei manchen Brace's könnte man schon die Zungen etwas nachfeilen, bei manchen geht's durch die Bauform nicht. Tu Dir doch einen Gefallen, und kauf ein, zwei Brace's dazu, dann brauchst Du nicht die Zungen unnötig zu schwächen.
Hoffe gerne, "etwas Licht in den Keller gelassen zu haben" um das schöne Wort von Marc Waldbillig zu benützen ! Hoffentlich durfte ich das ?
Entschuldigt bitte auch, dass ich wieder so ellenlang geworden bin !
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der halt einfach Fan, der Brace's ist.