Seite 1 von 2

Werkzeug-Sommer 2006 *MIT BILD*

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 08:24
von Dietrich

Als langjähriger Schweden-Fan, der dieses Land seit 1978 regelmäßig im Sommer bereist, sind einem Land und Leute, deren Häuser und einige der oft an zu treffenden Werkzeuge bekannt. Schweden ist bekannt für seine Eisenerzvorkommen, aber auch für dessen Weiterverarbeitung zu Eisen und Stahl und dessen Bearbeitung.

Feine Erzeugnisse verlassen im ganzen Land beispielsweise die Messerschmieden, Frosts in Mora ist eine der Bekanntesten, hervorragende Äxte tragen den Namen Gränsfors, um den Besuch dieser Axtschmiede von Weltruf geht es hier. An einem herrlich warmen Sommertag biegen wir von der Europastraße 4, die der Küstenlinie des Bottnischen Meerbusens folgt in Richtung Westen ab, Ziel ist die Ortschaft Bergsjö nahe bei der sehr kleinen Ortschaft Gränsfors. Nach 12 km durch Wiesen und dichte Nadelwälder lesen wie ein kleines weißes Schild in geschmiedetem Rahmen "Gränsfors Yxschmedia".

Die Einfahrt ziert außerdem eine kleine Axt die in einer aufrecht angebrachten Baumscheibe steckt, im südlichen Teil von Nordschweden geht so etwas, kein Mensch hier, käme auf die Idee diese Axt zu stehlen!
Als wir das Fahrzeug verlassen, erblicke ich alsbald einen Axtwurfstand massivster Bauart, als Schutzwand dienen 4m hohe Nadelholzstämme in 2 Lagen, daran befestigt die Zielscheiben, 30cm lange Stammabschnitte mit etwa 60cm Durchmesser, zum Schutz der daneben geworfenen Äxte ist der Boden mit Holz-Hackschnitzeln bedeckt. Mehrere wurfbereite gefährlich anmutende Doppelklingenäxte laden zum Probewerfen ein.
Natürlich nehme ich gleich eine dieser mächtigen Wurfäxte in die Hand, sicher 2,5 kg schwer, muss man sie mit ganzem Körpereinsatz gegen die Baumscheiben schleudern, trotz der nur gut 6m Entfernung gehen vorsichtige Versuche immer unters Ziel. Die Zielscheiben sind auf etwa 170cm Höhe angebracht, damit die Axt diese Höhe behält will sie sehr hart geworfen werden.
Nach einigen Versuchen, die Axt landete meißt auf dem Boden, klappte es endlich, hintereinander gelangen 4 oder 5 Würfe ins Ziel, nicht die Mitte, aber die Axt steckte in der Baumscheibe.

Nach diesem Erfolg betraten wir den Verkaufs und Ausstellungsraum von der Gränsfors-Schmiede. Dort erwarteten uns Äxte aller Art, in einer Auswahl und Stückzahl die schier überwältigte. Fälläxte, Spalthämmer verschiedenster Größe, Jagdbeil, Campingbeil, und natürlich die Spezialäxte für Schreiner, Zimmerer und Blockhausbauer, alles deutlich beschriftet zeigten sich die Unterschiede. An einer anderen hölzernen Ausstellungswand fanden sich die klassischen Äxte des Ausnahmeschmiedes Lars Enander, vom Indianerbeil, bis zur Wikinger-Streitaxt und überlieferter Handwerksäxte sah man dort wahre Kunststücke des Schmiedehandwerks.
Was wir allerdings nicht fanden war das gezackte Zugeisen, um dessen Besorgung mich der Woodworking Forumsteilnehmer "Beat Hutmacher" gebeten hatte. Nach einem Gespräch mit einer jungen Dame des Verkaufspersonals wurde klar, dieses Zugeisen befindet sich nicht im Standardprogramm von Gränsfors. Einer der Schmiede bekam unser Gespräch allerdings mit und empfahl uns "Lars Enander" zu konsultieren.

Der Spezialitäten-Schmid Enander befand sich zwar in einem Lehrgang, wo er interessierten Privatpersonen die Arbeit an der Esse näher brachte, doch in einer kurzen Pause schenkte er uns seine Aufmerksamkeit. Auf die Frage nach dem gezackten Zugeisen kletterte er auf seine Werkbank und zog unter einem Stapel Blechmuster ein Muster des gezackten Zugeisens heraus. Er hätte dieses Eisen insgesamt 2 mal geschmiedet für einen Blockhausbauer. Wir erteilten ihm, nachdem er uns einige Einzelheiten zu dem Eisen erklärte, den Auftrag 2 dieser Zugeisen zu fertigen. Lars Enander sagte die Fertigung bis Spätsommer zu, er wird die Eisen dann zu uns schicken. Mit einem festen Händedruck verliessen wir Herrn Enander. Natürlich lud man uns ein die Fertigung der Äxte zu beobachten.
Es ist viel weniger laut in der Fertigung als erwartet, denn man fertigt die Äxte nicht im Gesenk, sondern man führt sie per Hand unter mechanisch angetriebenen Hämmern. Es riecht nach Eisen, Öl und großer Hitze, nicht gerade ein typischer Arbeitsplatz des 21. Jahrhunderts, doch die Gränsfors Schmiede ertragen es nicht nur, sie sind vertieft in ihre Arbeit, einige bemerkten sicher nicht mal das wir sie beobachten. Auch aus Achtung vor dem großen Können der Schmiede haben wir auf Bilder von ihnen bei der Arbeit verzichtet. In einer Arbeitspause haben wir aber einige Eindrücke von der Schmiede festgehalten.
Das angrenzende Axtmuseum haben wir auch besucht, dort finden sich Äxte aus der ganzen Welt unter anderem Äxte von Rettungskräften und Feuerwehren, kanadische und amerikanische Fälläxte, wie auch deutsche Äxte der Firma Ochsenkopf, einige Kuriositäten sind dort auch zu finden.

Mittlerweilen sind die Zugeisen von Lars Enander angekommen, erste Versuche bestätigen, die kräftigen Zugeisen taugen für stärkere Spanabnahmen, wie sie im Blockhausbau benötigt werden, die Handschoner am Griffübergang sind einseitig spitz ausgeführt, so braucht man in Arbeitspausen das Eisen nur ins Werkstück schlagen, man schont das schöne Werkzeug vor Schmutz.

Außerdem gab es einen Satz Schraubendreher mit Kugelkopf-Unbus in gewohnt guter Qualität von Walter Schröder Iserlohn...
....natürlich "made in Germany" :-)

Gruß Dietrich










Re: Werkzeug-Sommer 2006

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 08:36
von Erich Kronlechner (Austria)

tolle sache aber es sind zuwenig bilder zusehen
bei uns steht auch eine schwedenreise im jahre 2008 an

lg aus kärnten erich




Re: Werkzeug-Sommer 2006

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 08:52
von TorstenKüpper

Hallo Dietrich,

vielen Dank für den schönen und spannenden Bericht.

Könntest Du bitte noch ein Foto von der Schmiede einstellen?

Das würde mich sehr interessieren.

Viele Grüße
Torsten




Re: Werkzeug-Sommer 2006

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 13:15
von Erich Kronlechner (Austria)
[In Antwort auf #114343]
hallo was kostet das mächtige ding von Lars Enander ?



lg aus kärnten




Re: Gränsfors Bruks und seine Werkzeuge !

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 15:19
von Hutmacher Beat
[In Antwort auf #114343]
Guten Tag Dietrich und alle Andern,

Danke Dir für diesen tollen Bericht !

Dietrich, was spricht dagegen, dass Du uns, z.B. auf Deiner Homepage, eine "Spezialseite" zum Thema "Schweden, Gränsfors Bruks und seine Werkzeuge" schenkst ? Ich bin scheinbar nicht der einzige, der sich daran erfreuen würde ! - (Übrigens; hat Deine Seite eine neue Adresse ? Zugriff zur Zeit nicht möglich !)

Ich hab mein Ziehmesser gewogen. Es wiegt satte 1445 Gramm ! ein Ziehmesser in "normaler Grösse" bringt im Vergleich, durchschnittlich 1 kg weniger auf die Waage !

Für alle Kollegen, die noch kein Ziehmesser besitzen, lasst Euch das eine Warnung sein ! Wenn Dietrich, der doch eher den Maschinen zugeneigt ist, sich auch gleich ein solches Ziehmesser, gegönnt hat, dann wird er wissen wieso !

Dietrich, ich möchte Dir an dieser Stelle, noch einmal ganz herzlich für die Erfüllung meines Wunsches danken ! Wenn das Ziehmesser schon fast einmalig ist, die Beschaffung desselben ist es noch vielmehr. Es wird einen guten Platz in meiner Werkstatt bekommen !

Mit herzlichen Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der sich halt schon freut, so ein ausserordentliches Teil zu haben. :-)




Re: Werkzeug-Sommer 2006

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 16:41
von Bernhard
[In Antwort auf #114343]
Schöner Bericht Dietrich,

auf dem ersten Foto sieht man die neue Hobelbank. Ich erkenne schon einen Teil des Werkzeugschranks :-))) aber was hast Du an dem Vorderbein? Und was sehe ich auf der Bank in rot?

mit neugierigem Gruß

Bernhard



Re: Werkzeug-Sommer 2006

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 17:14
von Jürgen zur Horst

Mit dem Teil am Bein öffnet man Fantaflaschen :)

Jürgen



Kann nicht sein Jürgen, denn Dietrich

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 18:50
von Bernhard

trinkt nur Apfelschorle und Kaffee.

Gruß
Bernhard



Viele Bilder aus Gränsfors ... *MIT BILD*

Verfasst: Fr 5. Jan 2007, 19:44
von Gerhard
[In Antwort auf #114343]
Hallo,

Dietrich hat mich gebeten, noch ein paar Bilder einzustellen.
Ich habe mal schnell eine Webseite zusammengeschustert, weil das im Forum doch etwas mühsam geworden wäre. Es kommen ein paar Bilder zusammen.
Einfach unten den Link anklicken

Und was da so rot am Bildrand auf Dietrichs Hobelbank auftaucht werden wir dann demnächst im Maschinenforum klären. Kann aber noch ein bißchen dauern, bis ich die Bilder oben habe.

Viele Grüße und viel Spaß mit Dietrichs Bildern,
Gerhard



Re: Gränsfors Bruks und seine Werkzeuge !

Verfasst: Sa 6. Jan 2007, 11:56
von Dietrich
[In Antwort auf #114349]
Hallo,

es ist schön das Euch dieses Ziehmesser gefällt!
Zu Beat, ja es ist mir bekannt das die Seite z.Z. keinen Zugriff ermöglicht, Patrick der Webmaster ist informiert, zur Not müssen wir umziehen. Zunächst soll also die alte Holz-Seite möglichst bald wieder online sein, durch die Schichtarbeit des Webmasters kann es sich etwas hinziehen.
Es werden dann auch wieder neue Projekte vorgestellt, auch über einen "Schwedenteil" haben wir nachgedacht.
Zu Erich, zusätzliche Bilder sind dank Gerhard online, 1500 SKr also etwa 160€ für ein Ziehmesser.
Zu Bernhard und Jürgen, ein kleiner Spass zum letzten kleinen Werkstatt-Treff.....ich habe einen Coka-Cola Wandflaschenöffner mit Holz und kleinen Aufklebern so verändert, das er von einem bekannten Elektrowerkzeughersteller sein könnte:-)
Einige der Teilnehmer nutzten das Teil um die Flaschen mit alk-freiem Radler, Malz und echtem Gerstensaft zu öffnen:-)))

Gruß Dietrich