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Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht)
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 07:54
von Dirk Boehmer
Hallo,
nachdem ich mit meinem Anant Nr.4 sehr zufrieden bin, habe ich mir
nach dem letzten Besuch bei Friedrich (der hat so ganz feine Flachwinkelhobel
und kommt aus dem Schwaermen nicht heraus...) einen Anant Nr.60 1/2 bei
Dieter bestellt.
Leider muss man bei diesem Geraet schon deutlich mehr nacharbeiten. Beim Nr.4
reichte schon ein richtige Schliff des Eisens und schon konnte ich feine Spaene
erzeugen. Bei Friedrich haben wir letztens die Hobelsohle noch geplant. Jetzt
ist er noch besser.
Doch hier musste ich zudem Hand ans Hobelmaul und Messersitz legen. Also die
Oeffnungskante erstmal gerade gefeilt. Danach den Sitz des Messers
nachgearbeitet. Das war zwar alles schon sauber gefraest, aber aber eben
leicht auch dem Winkel, so dass das Eisen schief lag, wenn die Spandicke
ueberall gleich eingestellt war. Ist aber eine schnelle Sache.
Durch Herausnehmen der Feineinstellung des Hobelmauls laesst sich dieses
jetzt auch bis dicht ans Messer heranfuehren. Doch dann ist diese kleine
Metallplatte schon etwa 5mm weit in den Hobel hineingeschoben, unschoen.
Naja, jetzt erzeugt das Teil auf jeden Fall durchsichtige Spaene, aber es
bleibt halt ein Billighobel. Ich kann das Geraet Einsteigern sehr empfehlen,
die die Moeglichkeit zur Nacharbeit haben. Um einen Veritas
Flachwinkel-Einhandhobel kommt man aber auf Dauer nicht herum, das sind
einfach Welten.
Meine Frage: Wenn ich z.B. ein Fichtenbrett flaechig damit hobele, dann habe
ich ab und zu das Problem, dass plotzlich dickere Spaene aus dem Holz
herausgerissen werden und unschoene Vertiefungen hinterlassen, die sich
eigentlich nicht mehr entfernen lassen. Das Hobelmaul ist jetzt schon sehr eng.
Als Ursache wuerde ich auf einen nicht vorhandenen Spanbrecher tippen. Aber
der ist ja auch beim Veritas nicht vorhanden. Hat der auch dieses Problem?
Wie muss die Hinterkante der verstellbaren Hobelmaulplatte geschliffen sein?
Steht sie senkrecht zum Holz? Oder eher etwas nach vorne kippend?
--
Dirk
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 08:38
von Bernhard
Hallo Dirk,
das mit dem Ausreissen ist mir letztens auch bei einem LN Flachwinkler passiert. Meiner Meinung nach hängt das mit dem Wechsel der Wuchsrichtung des Holzes zusammen. Auch mit superfein eingestelltem Eisen kann das mal passieren.
Die Hinterkante der verstellbaren Hobelmaulplatte bildet mit der Vase des Eisens ein V, wenn Du von oben in das Hobelmaul schaust. Natürlich sollte es rechtwinklig zur Hobelseite sein.
Eine Frage, wie verhält es sich mit dem Ananteisen? Wie stark etc.?
Beste Grüße
Bernhard
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 09:49
von Gerhard
Hallo Dirk,
wenn Du das Eisen auf 25° geschärft hast liegt der Schnittwinkel bei ca. 37°, mit Microfase bei knapp 40°. Das ist gut für Hirnholz, ist meiner Meinung nach zum Putzen aber zu wenig. Da kann sich das Eisen gerne mal "eingraben". Passiert auch bei größeren/längeren Flachwinkelhobeln mit sehr niedrigen Schnittwinkeln.
Da würde ich zwei Hobeleisen nehmen. Oder zwei Hobel.
Viele Grüße,
Gerhard
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 10:01
von Dirk Boehmer
Hallo Gerhard,
tja, an die Schaerfwinkel habe ich ja noch gar nicht gedacht. Das Eisen
habe ich jetzt einfach mit 25/30 Grad geschliffen inkl 2.ter Fase, so
wie beim Nr.4 auch.
D.h. also fuer Hirnholz nehme ich dann den flachen Winkel. Und fuer
Problemfaelle, wo der Nr.4 nicht mehr beim Putzen zurechtkommt, dann ein
Eisen mit 35/40 Grad plus 2. Fase?
--
Dirk
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 10:42
von Gerhard
Hallo Dirk,
würde ich so machen bzw. mache ich so bei meinen Flachwinkelhobeln. Für ganz extreme Fälle kannst Du sogar noch höher gehen.
Viele Grüße,
Gerhard
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 20:15
von Michael Krieger
Hallo Dirk,
Hallo liebe Forumsteilnehmer,
es stimmt schon, den Anant 60 1/2 muss man kräftig nacharbeiten, bis er vernünftige Ergebnisse produziert. Die Erfahrungen mit Sohle und Maul habe ich ganz änhlich wie Du gemacht.
Danach: Trotz äußerst scharfem Eisen kam es aber immer wieder zu unschönen Ausrissen und/oder unerklärlich ungleichmäßigen, dicken Spänen. Dies aber immer erst nach einigen Hobelstössen.
Nach einiger Zeit und "inspiriert" durch einige Beiträge aus diesem Forum fand ich dann die Ursache des Problems: Das Eisen "verrutscht" im Maul. Dadurch verkantet eine der Ecken und es kommt zu Spuren bis hin zu Ausrissen.
Gelöst habe ich es, indem ich kurz hinter dem Maul Bohrungen in die Seiten des Hobelkörpers gemacht habe. Gewinde geschnitten und mit Madenschrauben das Eisen rechts und links fixiert. Das gleiche Prinzip habe ich bei Friedrich's ? Veritas oder LN Flachwinklern gesehen. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht und das Tuning abgesehen von der notwendigen Präzision beim Bohren eine Kleinigkeit.
Herzliche Grüße aus dem Badischen,
Michael
P.S.: Nachdem ich schon einige Zeit mitlese und mitlerne hatte ich heute das Gefühl etwas beitragen zu können. An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an alle Autoren, deren Erfahrungen mich in kurzer sehr weit gebracht haben. Insbesondere gilt mein Gruß Friedrich: die Klinker waren für mich eine Offenbarung und die "Kollenrott'sche Schärfe" hat meine Werkstatt revolutioniert.
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Di 2. Jan 2007, 23:42
von Bernhard
[
In Antwort auf #114306]
Hallo Gerhard,
bei Änderung des Schärfwinkels wird aber Effekt des Flachwinklers gemindert. D. h. man macht aus einem Flachwinkler eine Art Putzhobel, den Dirk bereits hat. Gerade die Flachwinkler sollten doch für schwieriges "Gelände" geeignet sein.
Ich probiere zur Zeit noch aus und wechsle recht häufig zwischen Flachwinklern und Bedrocks. Das mit dem Eisenwechseln halte ich für sehr aufwendig und nur für eine Notlösung.
@ Dirk
Schade, das Du keinen Kommentar zum Eisen hast, oder habe ich etwas überlesen?
Gruß
Bernhard
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Mi 3. Jan 2007, 07:04
von Dirk Boehmer
Hallo Bernhard,
> Schade, das Du keinen Kommentar zum Eisen hast, oder habe ich etwas überlesen?
Sorry, ich bin noch nicht dazu gekommen, die Dicke zu messen.Ist aber relativ
duenn. Das ist natuerlich wieder ein Vorteil beim Schaerfen. Ich werde mir
auf jeden Fall erstmal kein Markenersatzeisen kaufen, weil ich eigentlich
bisher zufrieden bin. Die Spiegelseite war auch relativ plan, so dass die
Aufarbeitung schnell vonstatten ging. Selbst Friedrich war positiv
ueberrascht.
Brauchst Du noch weitere Infos?
--
Dirk
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Mi 3. Jan 2007, 07:10
von Dirk Boehmer
[
In Antwort auf #114320]
Hallo Michael,
interessanter Beitrag, obwohl das Eisen bei mir nicht verrutscht war.
Ich denke, es kommt sicherlich auch sehr viel darauf an, wie die Faser
gerade so verlaeuft. Durch den flachen Winkel ohne Spanbrecher muss es
dann ja teilweise auch zu Ausrissen kommen.
--
Dirk
Re: Anant Nr.60 1/2 Flachwinkel (Erfahrungsbericht
Verfasst: Mi 3. Jan 2007, 08:43
von Gerhard
[
In Antwort auf #114324]
Hallo Bernhard,
das ist ja das Problem bei der Werbung für Flachwinkelhobel. Veritas bewarb den Low Angle Jack als super für Hirnholz ("end grain schooting") und schwierige, zu Ausrissen neigenden Hölzern. Ich war zuerst ziemlich enttäuscht, als das Hobelmesser größere Fetzen aus meiner zukünftigen Hobelbank herausgebissen hat.
Wichtig war da die Erkenntnis, daß der Hobel schon die beschriebenen Eigenschaften hat. Aber eben nicht zur gleichen Zeit mit der gleichen Schneidengeometrie. Ein Flachwinkelhobel, der für Hirnholz optimiert ist funktioniert schlecht längs der Faser. Und Dirk hatte ja von Problemen beim Putzen kleinerer Flächen geschrieben. Also braucht er da einen Hobel, der dafür optimiert ist.
Mal noch eine Frage zu deinen Clifton/Bedrocks. Haben Putzhobel und Rauhbank den gleichen Schnittwinkel? LN bietet glaube ich einen "High Angle Frog" an und bei deutschen Holzhobeln haben die Putzhobel auch ein paar Grad mehr.
Viele Grüße,
Gerhard