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Schärfen von Eckenausstecheisen *MIT BILD*

Verfasst: Do 16. Nov 2006, 11:27
von Gerhard

Hallo zusammen, Hallo Friedrich,

ich habe ein Eckenausstecheisen, daß ich mal schärfen müßte. Es ist nicht das unten abgebildete von Crown, aber die Form der Klinge ist gleich. Material ist HSS.

Ich habe mal bei Leonard Lee nachgeschaut, der schreibt nur "never hone the inside". Dann bleibt aber nix mehr. Wenn ich die Spiegelseiten abziehe geht das vieleicht ein oder zweimal gut. Wenn ich aber wirklich schärfen muß und nicht nur abziehen müßte ich dann ja beide Spiegelseiten runterschleifen. Erstens eine miese Arbeit, zweitens ist dann nach 10 mal Schärfen der Beitel verschwunden.

Ich denke, wenn ich den Beitel an der Diamantplatte schärfe, nach rechts bzw. links gedreht, so daß die Kante der Diamantplatte in der Ecke zwischen den Fasen läuft dürfte sich die Geometrie doch nicht ändern. Oder doch?

So hätte ich es auf jeden Fall gemacht, wenn ich nicht vorher in "den Lee" geschaut hätte.

Viele Grüße,
Gerhard




Re: Schärfen von Eckenausstecheisen

Verfasst: Do 16. Nov 2006, 12:11
von Recai Riemer

In seinem Buch "Sharpening - The Complete Guide" (Lewes, 1994; S. 68) schreibt der bekannte englische Tischler und Buchautor Jim Kingshot im Kapitel "Sharpening Chisels and Gouges" unter der Überschrift "The Buzzle or Corner Chisel":

Werkzeuge mit Eisen, die im Profil konvex geformt und von der Innenseite her zu schärfen sind, sind nicht leicht zu schärfen. Das Eckenausstecheisen ist ein Werkzeug in dieser Gruppe. Es ist fast unmöglich, die Fase zu schleifen und alle Schärfarbeit wird am besten mit einem Formstein ("slip stone") erledigt. Man fixiere das Eckensausstecheisen, indem man es fest gegen die Kante der Werkbank hält, und verwende einen Formstein mit rechtwinklig geformten Ecken, der dann flach auf der Fase aufliegt. Ich habe es schon gesehen, wie man dieses Werkzeug geschärft hat, indem es entlang der Kante eines Schärfsteines gezogen wurde. Ich selbst jedoch hatte nie Erfolg mit dieser Methode. Das Problem ist, daß die Schnittkanten genau bei 90° zur Länge des Werkzeuges verbleiben müssen. Eine Kante darf nicht länger als die andere werden. Das Eckenausstecheisen erfordert Zeit und Geduld, um es zufriedenstellend zu schärfen. Und das ist der Punkt, wo die am Markt eingeführten Diamantschleifsysteme hilfreich sind."

(Übersetzt v. Recai Riemer)

Offenbar ein Erfahrung erforderndes Thema, wo selbst an sich erfahrene Holzwerker wie Jim Kingshott nur in knapper Form Allgemeines anzumerken wissen.




Re: Schärfen von Eckenausstecheisen

Verfasst: Do 16. Nov 2006, 15:39
von Gerhard

Hallo,

danke für diesen Text. Der letzte Satz ist interessant. Warum sind Diamantschleifsysteme hilfreich? Weil sie eine scharfe, feste Seitenkante haben und damit bis in die Ecke geschärft werden kann? Dann bin ich auf der sicheren Seite. Wassersteine schmieren bei HSS eh zu.

Irgendwo habe ich auch gelesen, man sollte eine Schärffeile verwenden. Damit kann ja eigentlich auch nur eine Diamantfeile gemeint sein.

"Formsteine" aus mit Schleifpapier beklebten Holzstücken könnte ich ja mal versuchen. Aber sind das überhaupt 90 Grad zwischen den Fasen ?

Viele Grüße,
Gerhard




Re: Schärfen von Eckenausstecheisen

Verfasst: Do 16. Nov 2006, 16:42
von Recai Riemer

Diamantschleifsysteme sind insofern hilfreich, alsdas die Diamantoberfläche einen höheren Materialabtrag bedingt. Mit Diamantschleifsystemen zu schärfen ist zeitsparend und durch den höheren Abtrag ist auch ein kontrollierteres Schärfen möglich, gerade wenn man, wie im Text vorgeschlagen, freihändig schleift. Bei den Formsteinen geht Jim Kingshott sicherlich von Ölsteinen wie dem Arkansas aus. Er präsentiert aber auch im gleichen Buch mit Leder bezogene Formsteine aus Holz, die er mit entsprechender Paste wie einen Streichriemen für Barbiermesser benutzt. Ein gelegentliches Abziehen der Schneide auch bei Eckenausstecheisen mag zum Nachschärfen vielleicht bedingt ausreichen.

Hinsichtlich der Diamantschleifsysteme denke ich auch, daß die Diamantfeile für die Eckenausstecheisen die angebrachtere Lösung ist.

Zwischen den Fasen ist natürlich kein rechter Winkel vorhanden, aber die Schneiden und Spiegelseiten stehen im rechten Winkel zueinander.