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Hobeleisen Einstellen und Prüfen

Verfasst: Sa 11. Nov 2006, 21:03
von Christian Meseberg

Hallo zusammen,

das Wetter hat mich heute von der Baustelle vertrieben. Deshalb habe ich versucht, mich mental auf mein schon angekündigtes Möbelprojekt einzustellen. Dazu habe ich den Schärfplatz eingerichtet und Stemm- und Hobeleisen frisch geschärft. Zur Probe habe ich bei den Hobeleisen versucht einen möglichst dünnen Span (Sekundenspan) zu erzeugen.

Derzeit steht mir nur Kiefer und Esche in Form von Reststücken zur Verfügung. Bei dem 2,5 cm breiten und 27 cm langen Eschenholz wird der Span so dünn, dass man die Zellen durchschneidet, sieht aus wie ein Sieb mit länglichen Löchern. Ich habe keine Stoppuhr. Mit Abzählen 2 Sekunden. Der Span wird in der gesamten Breite und Länge des Werkstücks abgehoben. Obs dünner geht, habe ich dann nicht probiert.

Bei Kiefer wird es etwas schwieriger. Das Stück ist ca. 4,5 cm breit und 25 cm lang. Einen Span in der gesamten Länge und Breite des Werkstücks herzustellen, ist mir nicht gelungen. Der Span ist zwar fast durchsichtig, aber eben nicht vollflächig. Es kann natürlich an fehlender Fertigkeit bei der Bedienung liegen, was ich mal vermute.

Ach ja, Hobel habe ich je einen Steiner- und einen Castelsteel- Doppelhobel, also mit Spanbrecher, 45° Schnittwinkel. Steiner mit 48, Castelsteel mit 54 mm Breite. Diese Hobel sind meine bisher feinsten, wobei der Castelsteel deutlich besser geht als der Steiner. Vielleicht weil er breiter und die Sohle etwas besser Plan ist. (Ich werde in Kürze stolzer Besitzer eines Ulmia Reform-Putzhobels sein ;-) - Die Jagd hat ein Ende)

Bei einem Doppelhobel kommt es sicherlich nicht darauf an, einen möglichst dünnen Span zu erzeugen. Bisher habe ich auch noch keine Möbel gebaut, abgesehen von zwei Gartentischen und natürlich meiner Hobelbank.

Die Spanprobe, ich meine den Sekundenspan. ist wohl allenfalls für einen Putzhobel als Maßstab zu gebrauchen.

Nun also meine Frage. Wie prüfe ich, ob der Hobel für den jeweiligen Zweck optimal funtioniert? Reicht es wenn der Hobel gut geht und nicht verstopft?

Beste Grüße

Christian




Re: Hobeleisen Einstellen und Prüfen

Verfasst: Sa 11. Nov 2006, 22:37
von Marc Waldbillig

Hallo Christian,

Schön ist, wenn der Hobel übers Holz pfeift, wenn die Späne hauchdünn sind, allerdings ist das nur zweitrangig. Vor allem soll ein Putzhobel eine glänzende Oberfläche ohne Ausrisse hinterlassen.

Ein Schlichthobel (Fore plane) sollte vor allem schnell viel Material wegnehmen mit möglichst geringem Widerstand. Das gelingt am besten mit einem stark gerundeten Eisen (die Ecken um 1,5 bis 2 mm hochgehoben).

Eine Raubank sollte eine raue Oberfläche abrichten können. Dazu braucht sie eine ebene Sohle.

Ich könnte so weiterfahren, wichtig ist nur, dass nebst scharfem Eisen, gut aufliegendem Spanbrecher und planer Sohle, der Hobel zweckgemäß eingesetzt wird und die Eigenarten des Hobels erkannt und gepflegt werden und seine Eigenschaften harmonieren. Man kann sich lange abmühen und einen Hobel zweckentfremden, was dann auf den Arbeitsrhytmus geht. Es verleidet die Arbeit, wenn man eine Arbeit ohne Fortgang verrichtet. Nimmt man einen Putzhobel zu früh zur Hand, dann kann's schon langwierig werden.

Gruß, Marc

P.S.: Die Fertigkeit kommt schnell mit der Übung.




Hobeln (Mit Bild)

Verfasst: Sa 11. Nov 2006, 23:49
von Christian Meseberg

Hallo Marc,

meintest Du es so ....

Buch

.... mit dem pfeifendem Hobel? ;-)

Meine erste Arbeit mit der - damals - neuen Hobelnbank war ein Kaninchenstall. Hier beim Zurichten der Sparren - mit dem Steiner.

ok, ich bin Deiner Meinung. Dünne Späne braucht man nur im Finish. Ich wollt mich halt mal vergewissern, was eine gute Hobeleinstellung ausmacht. Mit Hilfe der vielen Beiträge aus dem Forum konnte ich das Schärfen der Eisen sicherlich verbessern, entgegen dem ersten Aufarbeiten der "alten Teile" vor 3 Jahren. Wie man auf dem Bild sehen kann, gabs schon damals lange Späne, allerdings mit einfachem Kiefernholz.

Mein Problem ist aber noch richtig zu entscheiden, wann ich welchen Hobel am besten einsetze. Rauhbank und Schlichthobel sind bei mir eigentlich nie zum Einsatz gekommen. Anstelle dessen hab ich mich vielleicht viel zu lange mit dem Doppelhobel bemüht. Ich werde künftig Deinen Rat beherzigen und versuchen, den richtigen Hobel zum entsprechenden Zweck einzusetzen. Mir ist heute aufgefallen, dass ich einen Schrupphobel besitze, den ich bisher noch gar nicht zur Hand genommen hatte. Bin gespannt, was der noch kann.

"Der Gebildete treibt die Genauigkeit nur so weit, wie es der Natur der Sache entspricht" (Aristoteles)

Da ist sicherlich was dran.

Beste Grüße

Christian




Re: Hobeln (Mit Bild)

Verfasst: So 12. Nov 2006, 07:45
von Marc Waldbillig

Hallo Christian,

Schönes Foto! Deine Kaninchen haben sich bestimmt nicht nur über den Stall, sondern auch über die Späne gefreut.

Du kennst bestimmt Christofs permanenten Beitrag hier: http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/brett1.html
Dann gibt es noch ein DVD von Chris Schwarz "Coarse, Medium & Fine" über die Verwendungszwecke der einzelnen Hobel. ( http://www.lie-nielsen.com/catalog.php?grp=1320 ) Ansonsten gibt's meines Wissens nach kein Buch oder keinen Text, der erläutert, wann man welchen Hobel einsetzt. Vielleicht kann ja jemand sonst noch was beisteuern. Dann werden wir es bald wissen.

Übrigens der Schrupphobel wird meiner Meinung nach überschätzt. Eine vernünftiger Schlichthobel, in meinem Fall ein Fore Plane (#6) hat eine längere Sohle und ein höheres Gewicht und wird ein Brett eher einebnen, ohne viel Kontrollarbeit. Schrupphobel sind prima, um eine einzelne Leiste etwas schmaler zu machen, oder um extrem hohe Stellen oder Ecken in einem Brett zu entfernen. Danach die Raubank, bis durchgehende Späne kommen und schließlich der Putzhobel, mit dem du nur einmal drüberfährst - sozusagen :-)

Gruß, Marc




Re: Hobeln (Mit Bild)

Verfasst: So 12. Nov 2006, 09:56
von Christian Meseberg

Hallo Marc,

da ich mit Englisch auf Kriegsfuß stehe, würde ich mich auf deutsche Literatur beschränken. Außer im Internet, wo ich mir schon mal mit einem Translaror einzelne Textstellen übersetze. Aber für Mailinglisten oder Foren reichts nicht. Da trete ich ständig in Fettnäpfchen und habe es dann irgendwann gelassen.

Im Spannagel habe ich hinten vom Verlag Th. Schäfer das Buch "Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers" von Güther Heine gefunden.Es ist beim Hausherrn zu haben.

Nach der kurzbeschreibung geht es nicht nur um die Beschreibung der einzelnen Werkzeuge sondern auch um deren Anwendung. Dieses Buch steht auf meiner Wunschliste, ich denke das es gerade richtig ist.

Wenn jemand eine Rezension geben kann?

Vielen Dank für Deine Beiträge, die ich inzwischen schätzen gelernt habe ;-)

Beste Grüße und schönen Sonntag noch

Christian




Re: Hobeln

Verfasst: So 12. Nov 2006, 19:34
von Wolfgang Jordan

Hallo Christian,

"Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers" von Günther Heine ist ein tolles Buch, mit sehr vielen schönen Abbildungen von alten Werkzeugen und ausführlichen Texten zur Geschichte und zur Anwendung der Werkzeuge. Um zu lernen, wie man mit den Flächenhobeln umgeht und was man tun muß, damit sie gut funktionieren, dafür finde ich es nicht so gut geeignet. Ich wüßte allerdings auch kein anderes deutschsprachiges Buch, wo das ausführlich behandelt wird.

In einem alten Lehrbuch von 1952 (Kurt Bastian, Fachkunde für Tischler) habe ich eine recht gute Anleitung zum Aushobeln eines Brettes gefunden, wo auch die benutzten Hobel besprochen und das Herrichten der Hobel aufgezeigt werden. Ich habe die entsprechenden Seiten eingescannt und hier zum Herunterladen bereitgestellt (jeweils ca. 1,5 MB):
http://www.holzwerken.de/pics/hobeln_1.jpg
http://www.holzwerken.de/pics/hobeln_2.jpg
http://www.holzwerken.de/pics/hobeln_3.jpg
http://www.holzwerken.de/pics/hobeln_4.jpg
http://www.holzwerken.de/pics/hobeln_5.jpg
(mit der rechten Maustaste anklicken und mit 'Verknüpfungsziel speichern unter' [oder so ähnlich] abspeichern)
Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Gruß, Wolfgang




der Weg ist das Ziel

Verfasst: So 12. Nov 2006, 20:29
von Christian Meseberg

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die Mühe, die Seiten hier bereit zu stellen. Den Heine werde ich mir besorgen. Ist m.E. ein muss für einen Autodidakten, sich mit den Grundlagen zu beschäftigen.

Beste Grüße

Christian




Diskussion Spanbrecher

Verfasst: So 12. Nov 2006, 21:14
von Christian Meseberg

Hallo Wolfgang,

also der Beitrag ist wirklich interessant. So wusste ich nicht, das der Spanbrecher an der Stirnseite eine rechtwinkelige Flächen haben soll. An meinen Doppelhobeln, einschl. der Raubank befindet sich so eine Fläche nicht. Die sind allesamt spitz auslaufend. Gerade gestern habe ich mehr als eine Stunde damit verebracht, bei dem Caststeel einige Rostnarben zu entfernen. Bei einer rechtwinkeligen Stirnfläche besitzt die dahinter liegende Oberfläche ja eigentlich keine Bedeutung mehr.

Diese Eigenschaft des Spanbrechers habe ich bisher weder hier im Forum noch sonst irgendwo nachlesen können.

Was sagt ihr Fachleute?

Beste Grüße

Christian




Re: Diskussion Spanbrecher

Verfasst: Mo 13. Nov 2006, 08:28
von Wolfgang Jordan

Hallo Christian,

zur Form des Spanbrechers habe ich in einem früheren Beitrag hier im Forum schon mal was geschrieben:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/18146
und auf meiner Homepage ist diese Stufe an zwei Stellen erwähnt:
http://www.holzwerken.de/werkzeug/hobel.phtml
http://www.holzwerken.de/techniken/schaerfen.phtml

Die im obigen Beitrag angesprochene Versuchsreihe ist immer noch nicht gemacht, aber ich habe es nicht vergessen.

Gruß, Wolfgang




Rote Ampel

Verfasst: Mo 13. Nov 2006, 18:41
von Christian Meseberg

Hallo Wolfgang,

da bin ich wohl voll beit Rot über die Ampel. Den Beitrag zur Schärftechnik hatte ich nicht zum ersten mal gelesen und doch so wenig in Erinnerung behalten. Man sollte nicht meinen etwas zu wissen, sondern man muss sich halt immer wieder vergewissern.

Vielen Dank nochml für die Geduld mit mir ;-)

Beste Grüße

Christian