Probleme beim Zapfenstemmen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Waldemar Leibel
Beiträge: 53
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Waldemar Leibel »


Hallo an alle Forumsteilnehmer,
eigentlich bin ich ein anonymer Mitleser im Forum, möchte mich nun doch mit einem Problem an Euch wenden.

Vielleicht kurz vorab zu meinem Vorhaben:
Ich bin derzeit am Ausbau unseres Kellers. Dieser soll in 2 Teile - einmal für die eingentliche Funktion des Kellers, aber auch für meine eigene Bastellecke - aufgeteilt werden.

Für die Trennwand verwende ich sägerauhe Dachlatten (59*30mm) die als umlaufender Rahmen an Boden/Seitenwände/Decke geschraubt sind. In diesem Rahmen stehen wiederum kleinere Rahmen (ca. 2 Meter Höhe, 60cm Breite) die mittels 10mm starken Holzdübeln in den umlaufen Rahmen greifen. Verkleidet wird die Trennwand zum Schluss mit Nut- und Federbrettern. Das ganze soll soweit als möglich mit Handwerkzeugen realisiert werden.

Um dem kleinen Rahmen mehr Stabilität zu geben, kommt eine Querstrebe in mittiger Lage in den Rahmen. Die Verbindung habe ich mit einer Zapfenvebindung versucht zu lösen. Beim Ausarbeiten des Zapfens komme ich jedoch immer wieder an das gleiche Problem.

Ich reisse das Zapfenloch beidseitig der Dachlatte an. Der Beitel wird dann senkrecht am Riss positioniert und mit verhaltenen Hieben mit dem Holzklüpfel eingeschlagen. Wenn der so ausgeführte "Schnitt" quer zur Faser geht, erreiche ich eine für meine Laienverhältnisse ausreichend gute Schnittfläche. Wenn ich jedoch parallel zur Faser ansetze, frannst das Holz übelst aus.

Was mache ich da falsch? Dank der Schärfanleitung von Friedrich Kollenrott bzw. der Schleifführung von Vertias hat der Beitel auch eine in meinen Augen recht ordentliche Schärfe.
Ok. Sämtliche Eck- und Querverbindungen werden verleimt nochmals von 10er Dübeln gesichert und nach dem Verkleiden der Wand sieht man von der ganzen Sache sowieso nichts mehr. Jedoch wollte ich dieses Projekt nutzem umd mich einmal mit Holz wie auch Handwerkzeugen vertraut(er) zu machen.

Danke schon mal für Eure Hilfe

Waldemar

P.S. Ein wirklich klasse Forum. Lese hier schon seit einiger Zeit mit, der Virus ist voll übergesprungen und beim Hausherrn wid so nach und nach der entsprechende Fuhrpark an Handwerkszeug erstanden.



Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Waldemar!

Herzlich willkommen im Forum!

Da aus Deiner Schilderung nicht eindeutig hervorgeht, ob Du die Stemmarbeiten noch auf der Werkbank durchführst, oder die aufrechten "Ständer" im bereits montierten Zustand weiterbearbeitet werden, fallen mir zwei mögliche Fehlerquellen ein.

Sollten Sie bereits montiert sein, fehlt möglicherweise der nötige Gegendruck auf der Rückseite. Dieser könnte erzeugt werden, indem Du einen Kantholzrest vorrübergehend mit Zwingen befestigst, um ein Federn zu unterbinden und den Ausriss durch Gegendruck zu minimieren.

Wenn die Stemmarbeiten auf Deiner Werkbank ausgeführt werden, solltest Du von beiden Seiten beginnend zur Kantholzmitte hin ausstechen. (Wie auch beim zinken)
Bei dieser Vorgehensweise müssen eigentlich beide Seiten zwangsweise ausrissfrei bleiben.

Gruß, Thomas


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Waldemar,

Ich nehme an, du stemmst in Fichte oder einem anderen Nadelholz. Weichholz gibt seinem Namen alle Ehre und ist trotz seiner großen Verbreitung schwierig zu bearbeiten. Soweit ist alles ganz normal. Um das "Ausfransen" zu vermeiden, sollte der Stechbeitel die Breite deines Lochs haben, dann musst du "parallel zu der Faser" nur die Wangen putzen und das machst du ohne Hammer mit ziehendem Schnitt, sprich Stechbeitel ein wenig schräg ansetzen.

Gruß und gutes Gelingen, Marc



Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Thomas Jacobi »


Willkommen, Waldemar,

Deine Dachlatten sind halt nicht das ideale Holz zum Zapfenstemmenueben. Oftmals grobporiges, weiches, 'schwammiges' Holz mit minimaler Dichte da aus geringen Querschnitten herausgesaegt (Aussenbereich).
Besserung koennte neben dem was Thomas schon anfuehrte auch bringen vorsichtig erstmal ein bis zwei mm vom Riss weg vom Zapfenende (Stirnholz) zum Zapfengrund hin zu stemmen und das am Riss Stehengebliebene von Hand, also ohne Kluepfel zu versaeubern. Achte auf den Faserverlauf, geht der auf die Seite des Risses die stehenbleiben muss, greife von der anderen Seite mit dem Stecheisen an sonst spaltest Du die Fasern anstatt sie zu trennen und die ganze Sache geraet aus dem Ruder. Am besten waere sogar saegen und nur noch leicht versaeubern.
Bloed zum erklaeren, zeigen waere viel einfacher.
Viel Erfolg,
Thomas



Christian Meseberg
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Christian Meseberg »

[In Antwort auf #113132]
Hallo Waldemar,

ich schließe mich Marc an. Längs bzw. parallel der Faser sollte der Beitel nur schneidend verwendet werden. Eine Hilfe ist das Ausbohren mit Forstnerbohrer. Da musst Du die Seitenholzflächen (da ich Anfänger bin, habe ich hier nicht den richtigen Schreinerbegriff zur Hand) nur noch ausputzen.

Beste Grüße

Christian



Waldemar Leibel
Beiträge: 53
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Waldemar Leibel »

[In Antwort auf #113134]
Hallo zusammen,
danke für die Tipps. Versuche das ganze am Woende mal umzusetzen. Kann schon etwas frustrierend sein, wenns anfangs nicht so klappt.

Die Rahmen bereite ich auf meinem provisorischen Arbeitstisch (sehr wackelig, dafür beim guten Wetter im Garten aufstellbar) vor.
Glaube aber so langsam, dass ich beim Ausstemmen wohl falsch vorgehe. Ich setze den Beitel direkt auf den Riss und schlage ihn per Klüpfel ins Holz. Dann wird von der Mitte her in Richtung zum Riss geschnitten und das Holz so entfernt.

Stimmt Thomas, dass ist wirklich schwer zu erklären...Gibt es dazu irgendwo Bilder, Videos etc. als "Starthilfe"?

Danke und Grüße
Waldemar

Grüsse
Waldemar



Wolfgang Jordan
Beiträge: 1355
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Waldemar,

auf Deutsch gibt es hier Anleitungen zu verschiedenen Verbindungen:
http://www.schreiner-seiten.de/verbindungen/index.htm
(in deinem Fall unter 'Gestemmter Zapfen' nachsehen)
Auf Englisch die wohl ausführlichste Behandlung von Schlitz- und Zapfenverbindungen bei Jeff Gorman:
http://www.amgron.clara.net/mortise/mortisingindex.htm
Der Rest der Seite ist ebenfalls sehr lesenswert.
Eine weitere Anleitung gibt's bei Charlie Belden (auch auf Englisch):
http://home.comcast.net/~charliebcz/MTPrimer0.html

Viel Erfolg, Wolfgang



Waldemar Leibel
Beiträge: 53
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Waldemar Leibel »


Hallo Wolfgang,
super! Bester Lesestoff...und das good old english wird auch noch aufpoliert. Danke nochmal an alle.

Grüßle
Waldemar



justus hollmann

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von justus hollmann »


guude,

zuerst eimal zu den begriffen: zapfen werden nicht gestemmt, sondern vom holzende her mit der gestellsäge eingeschnitten und dann von der fläche her mit der absetzsägesäge "abgesetzt", d.h. das abfallstück abgeschnitten. die schlitze dazu werden ebenfalls vom ende her eingeschnitten und dann das abfallstück ausgestemmt.
in dam angsprochenen fall handelt es sich offensichtlich um "Zapfenlöcher". proffesionell wird nur von einer seite her gearbeitet, man muß halt auf rechtwinkliges ausarbeiten achten.
wie schon beschrieben, ist es einfacher ein gutes ergebnis zu erzielen, wenn in kurzfaserigem hartholz gearbeitet wird (buche, ahorn)als in weichholz. die harten jahresringteile quetschen sich in die weichen bevor sie durchtrennt werden. desshalb muß das werkzeug noch optimaler geschärft sein als bei der bearbeitung von hartholz, eigendlich auch mit einem kleineren keilwinkel.

zum stemmen: es benötigt ein stabile, ebene unterlage, ein "tapeziertisch" tut's nun eimal nicht, die arbeitsfläche muß letztlich die schläge des klüpfels oder harten gummihammers aufnehmen. das werkstück gut festspannen, am besten mittels zwinge und zulagen, um 1. das wekstück nicht zu beschädigen und 2. beim durchstemmen die arbeitsfläche nicht auch noch zu beschädigen. optimal lässt sich in der hinterzange einer hobelbank zwischen bankhaken spannen, so daß auf der bankplatte gearbeitet wird (zulage nicht vergessen). bei langen und instabilen teilen mit zwingen spannen.
es ist verpönt, auf dem beweglichen teil der hinterzange zu stemmen, ebenso in der vorderzange, die führungen sind definitiv nicht dazu ausgelegt.

es wird an den endrissen quer zur maserung mit einem -stemmeisen in der breite des zapfenlochs- leicht eingestemmt, ca. 1 mm tief. spiegel zum "gutstück", fase zum loch. nicht tiefer, die fase quetscht das eisen sonst in das "gutstück". dann wird ca. 8 mm vom endriss entfernt schräg in richtung endriss, mit spiegel nach oben, schräg eingestemmt, ungefähr 5mm tief. am endriss wird senkrecht die so gelöste faser mittels stemmeisen abgetrennt.
dann wird weitere 8mm vom vorherigen schrägen ansatz erneut schräg in die tiefe auf die endrisse zu gestemmt und das spiel beginnt von neuem.
auf diese weise wird von hand grundsätzlich klassisch gestemmt, egal ob schlitz, nut, zinken, löcher, beschlagseinlassungen.

ich hoffe verständlich geschildert zu haben, vormachen wäre einfacher. aber jeder tischler müsste Euch zeigen können, wie's geht. ansonsten, fragt, ich versuche es dann nocheimal anders zu beschreiben.

gut holz, justus.



Waldemar Leibel
Beiträge: 53
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme beim Zapfenstemmen

Beitrag von Waldemar Leibel »


Hallo Justus,
danke nochmal für die ausführliche Erklärung. Eine Frage hätte ich noch. Was hat es für einen Grund, bei den schrägen Schnitten mit dem Spiegel nach oben zu arbeiten?

Die Ergebnisse werden auch so langsam besser. Denke aber auch dass das Ausfranzen auch auf das relativ minderwertige Holz zurückzuführen ist. In Buche-Reststücken klappt das Ausarbeiten eigentlich recht gut.
Gruss
Waldemar



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