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Heiße Säge

Verfasst: Mo 2. Okt 2006, 18:29
von martin

Hallo,
auf einer Ausstellung ist mir der Stand einer Zimmerei aufgefallen, die sich neben Ihrer hauptberuflichen Betätigung mit dem wettbewerbsmäßigen
Anfertigen von Schifterschnitten u.ä. beschäftigten.
(Kennt jemand diesen internationalen Wettbewerb?)

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An dem abgebildeten Werkzeugkoffer konnte ich natürlich nicht vorbei. Es fiel mir auf, daß ein ganzer Teil der Sägen doppelt bis dreifach vorhanden war.
Auf meine entsprechende Frage erfuhr ich, daß es notwendig sei, bei entsprechender Erwärmung die Säge wechseln zu können, weil ansonsten
der Sägeschnitt verlaufen würde.

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Könnt Ihr Euch einen entsprechenden Zusammenhang vorstellen und habt vielleicht sogar eine Erklärung für dieses Phänomen?
Wer baut mir folgendes Modell? ;-)

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Gruß
Martin




Die spinnen, die Zimmerleute!

Verfasst: Mo 2. Okt 2006, 22:19
von Friedrich Kollenrott

Sowas glaub ich nicht. Und wenn man in eine Werkzeugkiste schaut, wo auf den Stecheisen noch die fabrikfrischen Etiketten kleben- ist wohl mehr auf Schau, das Ganze.

Das Bild ist wohl der Ausdruck eines Abbundprogrammes.

Friedrich



Re: Heiße Säge

Verfasst: Di 3. Okt 2006, 10:23
von Marc S.
[In Antwort auf #113049]
moin,

Ja es gibt solche Leistungswettbewerbe auf verschiedenen Ebenen.
Angefangen auf Landesebene, ueber die Bundesebene, der europaeischen Ebene bis hin zu den Weltmeisterschaften.
Um weiter zu kommen muessen sich die Teilnehmer durch entsprechende Leistungen qualifizieren und werden vorher in mehrwoechigen Kursen geschult. Ab der Bundesebene ist das Niveau der geforderten Arbeiten und des dazu noetigen Koennens imho sehr hoch.
Diese Meisterschaften finden uebrigens nicht nur fuer Zimmerer statt, sondern noch fuer viele andere Handwerke. (Bauschreiner, Moebelschreiner, Fliesenleger, Maurer usw)
Die naechste Moeglichkeit so etwas mal live zu erleben ist die Europameisterschaft vom 18. - 21. Oktober 2006 in Luxemburg im Rahmen der Verbrauchermesse "Herbst in Luxemburg". Siehe Link unten.

Anfang des Jahres hat der Landesinnungsverband des bayerischen Zimmererhandwerk uebrigens eine Mappe zum Thema zusammen gestellt die auf deren Ausbildungsseite (zimmerer-ausbildung.de unter der Rubrik professionals/Leistungswettbewerb) ganz oder in Teilen kostenlos als pdf heruntergeladen werden kann. Darin befindet sich eine Aufgabensammlung frueherer Jahre der verschiedenen Ebenen, eine empfohlene Werkzeugliste und die Regeln und Rahmenbedingungen bei so einem Wettbewerb.
Btw sind auf europaeischer Ebene die Schweizer und die Franzosen die aergsten Konkurrenten der Deutschen. Bei den World Skills kommts dann noch dicker. Da nehmen dann auch die Japaner teil ;)

Noch ein Wort zum Topic:
Das die Teilnehmer ihre Saegen wegen Erwaermung wechseln hab ich persoenlich noch nicht gehoert, koennt ich mir aber gut vorstellen bei dem Leistungsniveau.
Die Spitze liegt so eng beieinander das Kleinigkeiten ueber Platz 1, 2 oder 3 entscheiden. Das sie von so wichtigem Werkzeug allerdings mindestens einen Ersatz im Koffer haben davon bin ich ueberzeugt. (Nicht zuletzt, weil die Teilnehmer ja auch von bekannten Firmen gesponsort werden)
Und das sie ihre Saegen mit Siliconspray behandeln hab ich auch schon gehoert. ;)

mfg Marc

p.s Die photographierte Zeichnung ist uebrigens die Aufgabe der 34.Internationalen Berufsolympiade 1997 in St. Gallen. Und die hats in sich :)




Re: Die spinnen, die Zimmerleute!

Verfasst: Di 3. Okt 2006, 19:38
von Jörg Ed. Hartge

Ob eine heißgelaufe Säge zum verlaufen neigt weiß ich nicht. Eine plausible Erklärung habe ich aber ebensowenig zu zu bieten wie den Beweis des Gegenteils (ich vermute dass ich dazu nicht die notwendige Körperenergie aufbringe).

Den Werkzeugkasten würde ich aber nicht vornherein als Schau vorverurteilen wollen. Dass noch Etiketten auf Werkzeugen sind, heißt nur, dass sie noch wenig benutzt wurden, nicht dass sie wenig benutzt werden.

Irgenwann wird jedes Werkzeug mal neu gekauft und sieht jungfräulich aus - auch beim aktivsten Holzwerker. Warum soll der Eigentümer dieses Kastens sich nicht neu eingedeckt haben? (Habe ich vor zwanzig Jahren mit dem Inhalt meiner Hobelbank-Kipplade auch gemacht - ein schöner Anblick!)

Friedrich hat sicher recht, die Zeichnung stammt offensichtlich aus einem CAD- (Abbund-) Programm. Aber auch das ist für mich noch kein Indiz für Schau-Gehabe. Für den Wettbewerbshintergrund spricht aus meiner Sicht die Dreisprachigkeit (wer beschriftet schon normale Zeichnung für Zimmerleute in englisch, französisch und deutsch?) und dass unten rechts im Schriftfeld noch bruchstückhaft "Internation..." zu lesen ist (könnte sowas wie "International Carpenters Contest" heißen).

Vieleicht weiß Martin noch mehr aus dem Umfeld zu berichten?

Grüße
Jörg



Du hast wohl recht, Jörg-

Verfasst: Di 3. Okt 2006, 22:37
von Friedrich Kollenrott

-nur, bei mir sieht ein Stecheisen so schon nicht mehr aus, wenn ich es nur zum ersten Mal geschärft habe. Vielleicht schonen die Jungs das Etikett so wie manche Hausfrauen den Villeroy- und Boch- Aufkleber auf dem Waschbecken (10 Jahre und länger).

Friedrich




Re: Heiße Säge

Verfasst: Mi 4. Okt 2006, 09:19
von martin

Hallo Marc,
danke für die Aufklärung, jetzt wo Du es sagst, ist es mir auch wieder eingefallen, Wettbewerbsaufgabe St.Gallen. Solche Einzelheiten waren mir entfallen, nichtsdestotrotz fand ich seinerzeit die Aufgabe für meine Verhältnisse unlösbar. (habe durchaus Erfahrung in darstellender Geometrie).
Dem leisen Vorwurf der "show" hätte ich an dieser Stelle auch noch widersprochen. Alleine die zweidimensionale Zeichnung auf dem Reißboden (Bild 1) in eine dreidimensionale Konstruktion zu übersetzen und sie dann handwerklich so perfekt umzusetzen, hat mir Respekt abgenötigt.
Ich werde mir die Wettbewerbsaufgaben mal in Ruhe anschauen, einen Nachbau habe ich mir aber bereits bei den Teufelsknoten verkniffen ;-)
Gruß
Martin