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Welche Gestellsäge

Verfasst: Do 24. Aug 2006, 16:33
von Heiko Rech

Hallo,

da ich in naher Zukunft doch hier und da etwas größer dimensionierte Holzverbindungen herstellen muss, und die dazu benötigten E- Maschinen preislich nicht in Frage kommen, möchte ich mir dazu eine Gestellsäge zulegen. Es werden vermutlich meist 12x12er Balken mit Schlitz und Zapfen verbunden werden,aber auch mal Leimbinder 8x16, die abgelängt werden müssen.

Ich überlege derzeit, ob es wohl besser ist, zwei verschiedene Sägen, mit entsprechenden "normalen" Zahnungen für längs- und Querschnitt zu nehmen, eine mit Japanblatt, oder Zahnung für Längsschnitt in Kombination mit Japanblatt.

Ich bin mir im Bezug auf das Japanblatt nicht so ganz sicher, ob es für Längsschnitte wirklich geeignet ist.

Bei der Größe dachte ich an ein 700er Säge. Beim Hersteller dachte ich vielleicht an Wilpu, die scheinen ein gutes Preis/ Leistungsverhältnis zu haben. Von den ECE habe ich gelesen, dass die Schnittiefe nicht so groß ist.

Was meint Ihr?

Gruß

Heiko




Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: Do 24. Aug 2006, 21:16
von Christof Hartge

Hallo Heiko,
vor anderthalb Jahren habe ich unter anderem mit der 60 er Gestellsäge von ECE ein Gartenhaus mit 12x12er Balken gebaut. Dafür hat sie eigentlich in jeder Situation ausgereicht.

Wenn du europäische Sägeblätter nimmst, mußt du dich allerdings mit dem Schärfen der Säge vertraut machen. ECE Blätter sind beim Kauf nicht optimal geschränkt und geschärft. Um es vorsichtig zu sagen. Wenn du das durch hast sind es allerdings gute Zimmermannsägen. Eine Alternative dazu sind gute Fuchsschwänze. Gibt es neu beim Hausherrn oder halt gebraucht aus dem angloamerikanischen Raum. Die Schnitthaltigkeit der alten Sägeblätter ist hervorragend.

Ich bin auf Dauer mit den japanischen Blättern nicht zu recht gekommen. Zu gleichmäßige Verzahnung führt zum unruhigen Lauf. Und letzteres ist das letzte, was man bei einem langen Zapfenschnitt möchte.

Viele Grüße, Christof.



Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: Do 24. Aug 2006, 23:40
von Marc Waldbillig

Hallo Heiko,

Ich will mich Christof anschließen. Zuerst hatte ich eine Gestellsäge mit Quer- und Längsschnittblatt. Ich möchte hinzufügen, dass die Zähne zu fein sind. Wenn dann westliche Zahngeometrie! Die sind auch nachschärfbar, allerdings musst du Zeit zum Erlernen mitbringen.

Auch ich rate dir zum Fuchsschwanz. Achte dabei darauf gute Qualität zu kaufen. Kauf 2 verschiedene, nicht eine, die nicht alles gleich gut kann. Ich habe gelernt auf entsprechende Blattdicke zu achten, denn ein geknicktes Blatt kann man nie wieder so wie vorher herrichten. Außer die die Dieter anbietet, gibt's noch Roberts & Lee, preiswert aber dünnes Blatt. Dann bietet Bahco welche an, auch sehr dünn, aber schärfbar und noch preiswerter! Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis findest du auf dem Flohmarkt, virtuell oder besser echt. Allerdings nicht ohne einige Einarbeitungsmühe.

Für Längsschnitte in Balken bevorzuge ich immer noch meine japanische Temagori (Dieter hat die auch). Der Fuchsschwanz fühlt sich eher in Bohlen- und Brettstärken wohl.

Ich wünsch dir viel Spaß bei den Sägen, es hat mich erstaunt, wie schnell und präzise man damit arbeiten kann,

Marc




Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: Fr 25. Aug 2006, 17:23
von Heiko Rech

Hallo Marc und Christof,

ich möchte eigentlich nicht selbst schärfen und auch nicht jenseits des Kanals einkaufen, dafür bin ich zu wenig den Handwerkzeugen erlegen. Ich arbeite auch sehr oft und gerne mit einem Rali Hobel. Ich bin da eher praktisch orientiert.

Mit einem Fuchsschwanz kann ich mir irgendwie nicht so ganz anfreunden, da ich als Schreiner eher die Gestellsäge kennenlernte, aber immer nur für Kleinteile in der Lehrwerkstatt (Japansägen waren damals kaum bekannt und auch nicht erlaubt) oder zum schnellen Ablängen auf der Baustelle.

Ich habe mit mal die Fuchsschwänze von Bahco angesehen, die machen einen ganz guten Eindruck, aber ich kann mir nicht so recht vorstellen, damit Holzverbindungen zu machen.

@Christof
Was ich nicht verstehe, ist dass die Gestellsäge mit Japanblatt verläuft, das kenne ich von meinen beiden anderen Japansägen eigentlich nicht. Wie ist denn die Zahnung als solches, kann man damit Längsschnitte machen oder ist sie dazu zu fein?

Gruß

Heiko



Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: Sa 26. Aug 2006, 08:19
von Christof Hartge

Hallo Heiko,

du kannst dir ja erstmal die Turbo-Cut Blätter zulegen. Du wirst zunächst das Gefühl haben, dass sie viel besser schneiden als traditionelle Gestellsägeblätter. Das kommt daher, dass die Zahngeometrie der westlichen Blätter farikseits nicht eben optimal eingerichtet ist. Es ist so eine Art Querverzahnung, die nichts richtig kann.

Die Turbo-Cut Blätter verlaufen an sich nicht, aber sie laufen unruhig, weil die Zähne gleichmäßig gefertigt sind. Die kleinen Ungenauigkeiten einer handgeschärften Säge lassen die Säge ohne Rattern das Holz schrappen, die Schnitte werden letzlich präziser.
Es ist tatsächlich so, wie du vermutest: Die Zahnweite der Turbo-Cut Blätter ist zu klein für große Querschnitte: 4-5 mm längs und 3 mm quer wären wünschenswert.

Und nochmal zu den Fuchsschwänzen: Es ist eine deutsche Handwerkstradition, Gestellsägen für Verbindungen zu benutzen und den Fuchsschwänzen das grobe Ablängen zu überlassen. Man muß das aber nicht so machen. Ein Fuchsschwanz taugt ebenso für große Holzverbindungen. In den ausgereiften Ausführungen der Amerikaner sind Fuchsschwänze universal einsetzbar, haben einen besseren Stahl und liegen viel besser in der Hand.

Viele Grüße, Christof.




Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: Sa 26. Aug 2006, 08:40
von Stephan Weingessl
[In Antwort auf #112666]
Hallo Marc,

ich habe mir vor ein paar Monaten eine ULMIA-Gestellsäge mit japanischen Turbocut-Sägeblatt gekauft. Die Traverse mußte ich etwas kürzen, damit das Blatt paßte - Kleinigkeit.

Jetzt aber zur Hauptsache. Meine Ersten Versuche waren erstmal ernüchternd. Ich habe zur Übung parallele Längsschnitte in 50mm Buche gemacht. Die ersten Schnitte verliefen. Ich fand dann heraus, dass es wichtig ist, die den richtigen Winkel für das Sägeblatt zu finden, da die Schnitte meist in die gleiche Richtung verlaufen. Und siehe da - die Säge funktioniert.

Jetzt aber noch eine wichtige Einschränkung: wenn das Holz relativ feucht ist, hast Du mit dem Japanblatt keine Freude.

Viele Grüße aus Alsbach,
Stephan



Re: Welche Gestellsäge *MIT BILD*

Verfasst: Sa 26. Aug 2006, 23:04
von Marc Waldbillig

Hallo Stephan,

Soll ich das jetzt so interpretieren, dass du das Blatt nicht in die Richtung des Risses hältst, in etwa so wie eine Bandsäge auch nicht parallel zum Blatt Anschlag sägt, weil sie driftet, oder eher dass der Winkel von der Zahnreihe zum Riss anders, sprich steiler oder flacher, stumpf oder spitz ist? Über weitere Aufklärung würd ich mich freuen :-)

Ich hab eine Menge mit der Säge abgelängt, etwa 60 m² Eichendielen für einen Balkon. Ich hatte immer den Eindruck, das Blatt sei zu fein für die Länge (60 cm) und die Zähne könnten das Sägemehl nicht schnell genug ausräumen. So hab ich mir das Verlaufen erklärt. Beim Grünholz kann ich dir nur beipflichten, ich hab die Säge ganz schnell weggelegt. Heute würd ich meinen Fuchsschwanz für solche Arbeiten nehmen, das würde schneller und exakter werden. Eine entsprechend große und lange Rückensäge würde natürlich auch nicht schaden ;-)

Für die Gestellsäge werd ich irgendwann mal ein westliches Blatt kaufen und umfeilen. Das kann aber noch dauern, da ich eigentlich finde, dass Gestellsägen einen zu hohen Schwerpunkt haben und kippelig sind. Meine Investitionen werden daher wohl eher in Richtung Adria Sägen von Dieter oder Sägen von Mike Wenzloff fließen ;-)Eine richtig gute Säge sägt wie auf Schienen mit sehr stabiler Lage und einem starken Blatt. "Stark" jetzt verglichen mit den Baumarktsägen und den Japansägen, die diese Stärke ja nicht benötigen.

Gruß, Marc




Re: Welche Gestellsäge

Verfasst: So 27. Aug 2006, 07:55
von Robert

Hallo Stephan, und die anderen
Welche japanischen Blätter habt ihr ausprobiert? es gibt doch hier auch jeweils eigene für Längs- und Querschnitt. Das Universalblatt ist ja vom Namen her schon ein "Alleskönner" der wahrscheinlich weder längs noch quer richtig gut kann. Ich wollte demnächst auch mal so ein japanisches Blatt zum Zapfensägen probieren, weil ich mich mit Sägen Schärfen noch nicht beschäftigt hab. Da wart ich noch auf die Anleitung von Friedrich...
Gruß
Robert




Verlaufen des Sägeschnitts

Verfasst: So 27. Aug 2006, 15:43
von Stephan Weingessl

Hallo Marc,

das Problem des Verlaufens liegt vermutlich in der Tendenz der Säge zu kippen, weil der Schwerpunkt über dem Blatt liegt. Mein Rat ist deshalb mit dem Winkel des Blattes zum Gestell zu experimentieren. Ich komme mit eiem relativ spitzen Winkel gut zurecht.

@Robert: das Fabrikat müsste ich bei Gelegenheit feststellen. Ich habe in einem kleinen Fachmarkt gekauft, und kann deshalb keinen Internet-Link schicken.

Viele Grüße aus Alsbach
Stephan



Re: Verlaufen des Sägeschnitts

Verfasst: So 27. Aug 2006, 18:38
von Marc Waldbillig

Hallo Stefan,

Ehrlich gesagt, jetzt steh ich komplett auf der Leitung. Das Blatt liegt normalerweise in einer Ebene mit dem Gestell. Sägt man tiefer, so dreht man das Blatt in eine andere Richtung, etwa senkrecht zum Gestell damit letzteres nicht im Weg steht. Dreht man das Blatt nur etwas schräg, so dass ein spitzer Winkel entsteht, so kippt die Säge doch permanent!?!?

Gruß, Marc