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japanische Schnitzeisen *MIT BILD*
Verfasst: Do 15. Jun 2006, 14:03
von Michael Formanek
Hallo alle zusammen,
da bei mir der Kauf einiger Schnitzeisen ansteht, wollte ich mal wissen, ob jemand Erfahrungen mit japanischen Schnitzeisen gemacht hat und diese dem Forum mitteilen könnte.
Mich würden vor allem der Bildhauereisensatz Ryu von Kawasei (beim Hausherrn zu sehen) interessieren. Ich arbeite sonst auch oft mit japanischen Werkzeugen (Zinkensäge, Stemmeisen) und finde, dass sie oft besser in der Hand liegen als Europäische und ich damit teilweise präziser arbeiten kann.
Bei den Schnitzeisen bin ich mir noch nicht so ganz sicher, daher wäre ich für jeden genannten Vor-/Nachteil sehr dankbar und würde diese gerne in meine Kaufentscheidung mit einbeziehen.
Danke
Gruß Michael
ps: sitzen alle vorm Fernseher und schaun die ganze Zeit WM oder warum ist so wenig zu lesen in letzter Zeit?

Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Do 15. Jun 2006, 14:55
von Marc Waldbillig
Hallo Michael,
Hm, ja da werden sie wohl alle sitzen! Deutschland ist lahm gelegt. Passt auf, dass keiner einbricht ;-)
Persönlich gefallen mir die etwas größeren mit den Holzgriffen besser. (
http://www.feinewerkzeuge.de/G310620.htm ) Ich finde das halt angenehmer in der Hand und denke auch an den Winter in der Werkstatt. Ob die auch deiner Arbeit gerecht werden, weiß ich natürlich nicht und hab auch keine Erfahrungen gesammelt, da sie nur auf meiner Wunschliste stehen. Verschiedene können auch mit dem Hammer getrieben werden. Bei den Ganzstahldingern ist das noch zu hinterfragen.
Gruß, Marc
Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Do 15. Jun 2006, 17:46
von Michael Formanek
Hallo Marc,
grundsätzlich stehen die mit Holzgriffen auch auf meiner Wunschliste. Mich hat eher die Preisdifferenz von 170€ dazu bewegt zu überlegen, ob die anderen nicht auch ihren Zweck erfüllen würden. ICh würde für den Anfang auch sicher nicht gleich ein 10-er Set brauchen. Ich würde die Stahlgriffe aber auch ganz angenehm finden [zumahl ich sowieso keine Werkstatt habe in der es im Winter kalt werden könnte ;-)]
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Ganzstahlschnitzeisen besser für feinere Arbeiten sind, ist aber natürlich nur mal eine Vermutung.
Wegen dem treiben mit dem Hammer (oder einem Klüpfl) werde ich mal den Hausherrn kontaktieren. Wäre glaube ich nicht oft erforderlich, aber wenn man so garnicht damit arbeiten kann, wäre das natürlich auch suboptimal.
Auf jeden Fall mal danke für die Anregungen,
Gruß Michael
Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Do 15. Jun 2006, 22:04
von Ingrid
Hallo,
etwas grundlegendes: Um Schnitzeisen präzise einsetzen zu können, müssen sie entweder per Knüpfel (gibt es in verschiedenen Größen) oder Handballen getrieben werden können, sonst rutscht man sehr leicht (ins Holz) ab, beziehungsweise kann die Kraft nicht kontrollieren. Das gilt auch bei feinen Arbeiten!
Zu den Heften: Diejenigen, die bereits an den Eisen bereits befestigt sind, müssen oft den Händen des jeweiligen Besitzers angepaßt werden. Das geht mit der Raspel oder man drechselt/raspelt sich die Hefte selbst.
Ich kenne mich mit japanischen Eisen nicht aus. Eventuell gibt es eine Methode, sie auch ohne Knüpfel oder Handballen kontrolliert einzusetzen.
Die Eisen die man braucht, hängen von der Form ab, die geschnitzt werden soll.
Michael, bei Deinem Entwurf hängen sie davon ab, welche Rundungen Du zum Beispiel geplant hast. Die müßten dann zum Beispiel in viertel und achtel Kreise aufgeteilt werden. Die Formen, die sich dann ergeben, müßtest Du anschaffen. Daher kann es gut sein, daß Du den Entwurf Deinen Einsen anpassen mußt. Formen sieht Du bei der Sonderpreisliste von Stubai bei Dieter Schmid. Ich bin kein großer Freund von Stubai-Eisen, da sie relativ schnell stumpf werden. Sie sind jedoch günstig. Daneben besitze ich Pfeil-Eisen (Schweiz) (sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, halten relativ lang die Schärfe) und Ashley (sehr gut und entsprechend teuer). Das non plus ultra sind die alten Sheffield-Eisen aus England (wie ich finde).
Wenn Du etwas zu japanischen Eisen herausbringst, würde mich das interessieren.
Grüße,
Ingrid
Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Do 15. Jun 2006, 22:10
von Stefan Hintzen
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In Antwort auf #112059]
Hallo Michael,
ich sitze nicht vor der Glotze, bin nicht so der Fußball-Fan :)
Aber warum kaufst Du Dir nicht der Einfachheit halber die mit den Metallenen Griffen und fertigst Dir bei Bedarf nach und nach die Griffe selber an, aus unterschiedlichen Holzarten in unterschiedlichen Farben. Das waere das Nonplusultra und ich wuerde es genauso machen.
Frohes Schnitzen
Steff, der Pfeil hat und ein paar Kirschen und etwas Stahl zum Selbstanfertigen von Schnitzmessern
Re: japanische Schnitzeisen *MIT BILD*
Verfasst: Fr 16. Jun 2006, 18:29
von Michael Formanek
Hallo Ingrid,
gut von dir zu hören, habe gehofft, dass du dich zu dem Thema zu Wort meldest.
Zu den Formen der Eisen habe ich mich heute ein wenig umgesehen, und ich muss sagen, dass die Pfeil Eisen auf mich auch einen besseren Eindruck machen und besser in der Hand liegen.
Ich habe bis jetzt nur drei neue Marples-Eisen (Made by Record in Sheffield) die auf den ersten Blick nicht so schlecht sein dürften. Ich finde vor allem die Griffform sehr angenehm. Wie auf dem Bild unten zu sehen, handelt es sich dabei um ein gerades 1/2 inch, ein schräges 1/2 inch Eisen und ein 3/8 inch Hohleisen mit -geschätzem- 5er Stich.
Ich hoffe damit die meisten anfallenden Arbeiten machen zu können, aber natürlich fehlen noch die Eisen für die von dir schon angesprochenen Rundungen. Hier stellt sich mir noch die Frage: gebogen oder gekröpft, gerade oder schräg, bzw. werde ich deiner Einschätzung nach auch einen Gaißfuß brauchen? ICh werde jetzt die Formen doch so lassen, wie auf dem Bild das ich gezeigt habe, weil es sonst zu lange dauert und ich nie fertig werde mit dem Rahmen. Also sind es eher schlichte Formen, aber alles sehr rund.
Vielleicht kannst du ja ein paar Tips per Ferndiagnose geben, auch wenn das sicher schwierig ist.
Danke und Grüße aus dem sonnigen Wien,
Michael

Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Di 20. Jun 2006, 12:11
von Ingrid
Hallo Michael,
das ist gar nicht so einfach, aber ich versuch es mal. Die Record-Eisen sind sicher sehr gut. Das gerade und schräg angeschnittene Eisen wirst Du für den Rahmen kaum brauchen. Wichtig sind die Hohleisen und ein Gaißfuß. Ersteinmal zu gebogen und gekröpft: Das sind Spezialeisen, die dafür gedacht sind, aus der Tiefe Material zu fördern, zum Beispiel bei Schalen, Dosen, usw. Es ist nett, so etwas zu besitzen und ich wäre eher dafür, das entsprechende Eisen bei Bedarf anzuschaffen. Für den Rahmen brauchst Du sie auch nicht und es ist am Anfang nicht so einfach, mit einem gebogenen oder gekröpften Eisen einen "geraden" Schnitt auszuführen. "Gerade" in Anführungsstrichen, weil es es eigentlich nicht trifft. Wenn Du die Abbildung bei Dieter unter Stubai anschaust, sieht Du, daß die Schneide bei gekröpften oder gebogenen Eisen nicht rechtwinklig verläuft, sondern schräg im Vergleich zu den geraden Eisen. Man könnte das zwar schleifen, nur läßt sich das gebogene oder gekröpfte Einsen dann nicht mehr gut für seinen eigentlichen Zweck einsetzten.
Der Gaißfuß ist eines der wichtigsten Eisen. Und zwar deshalb, weil es beidseitig, als v-förmig in das Holz eine Kerbe schneidet. Wollte man ihn ersetzten, müßte man die Umrißlinie mit zwei Eisen nachschneiden. Zum Beispiel bei den Blättern Deines Rahmens: entweder Du schneidest den Umriß mit einem Gaißfuß oder Du brauchst zwei Eisen, die genau die Blätterrundung besitzen und hebst damit das Material ab. Der Gaißfuß ist auch deshalb von Vorteil (wenn er schaft ist), daß er verhindert, daß die Holzfasern beim weiteren Bearbeiten reißen, da mit dem Gaißfuß die Umrißlinie schon begrenzt wurde. Je nachdem, wie Du ihn hältst, kann Du die eine Seite der Schneide tiefer oder flacher ins Holz schneiden lassen. Zum Beispiel müßte bei der geschwungenen Linie (jeweils aus der Mitte der vier Seitenteile des Rahmens heraus) die Seite zum Rahmeninneren flacher gehalten werden und diejenige zur Linie steiler, damit die unterschiedlichen Tiefen entstehen. Allerdings sollte die Unterschneidung an der Rundung nicht zu tief werden (nicht "hineinkloppen"). Statt des Gaißfußes ließe sich ein Eisen mit entsprechender Rundung nehmen, mit dem entlang der geschwungenen Linie abgestochen wird und dann entsprechend von der inneren Seite der Rahmens aus zur Linie in einem entsprechendem flacheren Winkel das eingestochene Holz abgetragen wird. Diese beiden Techniken lassen sich abwechselnd variieren. Zum Beispiel sind sie bei den Ecken/ Ende einer Linie erforderlich, da man mit dem Gaißfuß nicht hineinkommt, wenn man seine Schneiden nicht besonders schleift. Ich würde einen Gaißfuß von ungefährt 60 bis 70 Grad für den Rahmen empfehlen, 8 oder 10mm. Eventuell wirst Du später noch einen größeren oder kleineren anschaffen, je nachdem was Du dann machst. Was ich angegeben habe, ist ein Mittelwert.
Zu den Rundungen: Du kannst die jeweiligen Eisen verschieden tief in das Holz mit ihrer Rundung treiben. Dadurch lassen sich verschiedene Rundungen noch erschließen, zum Beispiel nur eine Hälfte der ganzen Schneide. Entscheidend sind bei Dir die Blätter, da es so viele sind. Das heißt, Du solltest ein Eisen mit einer Schneide haben, die der Längsform des Blattes von jeder Seite ungefähr entspricht und eines für die Spitze: also drei Eisen. Eines für die innere Rundung des Längsblattes (enge Rundung) und eines für die äußere Rundung des Längsblattes (weite Rundung). Du solltest aus den unterschiedlichen Formen einen Mittelwert ermitteln. Die Verzierung der innersten Profilleiste des Rahmens läßt sich wahrschienlich auch mit der engen Rundung des Eisens (für die Blätter) ausführen.
Für die geschwungene Linie würde ich einen Beitel mit einer ziehmlich flachen Rundung anschaffen (zum Beispiel von der Art her Subai Nr. 5). Er ist sehr vielseitig zu gebrauchen und Du wirst ihn sicher auch noch später verwenden. Die Größe hängt aber wieder von Deiner Vorlage der geschwungenen Linie ab. Er sollte aber nicht zu groß sein (nicht über 50mm), da man ihn später nicht mehr so vielseitig einsetzten kann. Falls Du fnanziell nicht so knausern mußt, schaffst Du dafür zwei Eisen an, einmal wie beschrieben und dann genau die Größe für die geschwungene Linie. Da im Entwurf innen und außen Linie (der geschwungenen Linie) sehr ähnlich sind, kommst Du mit einem Eisen aus, im Gegensatz zu den Blättern, siehe oben. Die Tiefe der geschwungenen Linie müßte mit den Eisen für die Blätter möglich sein, notfalls mußt Du den Entwurf ändern (Breite der Linie).
Ich denke, es müßte so gehen, aber bitte nagle mich nicht fest, da eine Ferndiagnose immer schwierig ist.
Grüße,
Ingrid
Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Di 20. Jun 2006, 20:55
von Franz Kessler
Hallo Ingrid
Mit großem Interesse hab ich Deine Beiträge gelesen, Frage: Woher hast Du Dein Wissen? Hast Du eine entsprechende Ausbildung?
Wenn Du meine letzten Beiträge gelesen hast, dann erinnerst Du Dich noch, dass ich zwar schon seit einige Jahren gelegentlich schnitze aber nie so richtig weiß ob ich die Arbeit richtig mache.
Ich könnte vieleicht einiges von Dir lernen.
Zeig uns doch mal einige Arbeiten von Dir.
Gruß Franz
Re: japanische Schnitzeisen
Verfasst: Mi 21. Jun 2006, 00:04
von Michael Formanek
Hallo Ingrid,
ich danke dir recht herzlich für deine wirklich sehr ausfürhrliche und wie ich hoffe (und annehme) sehr hilfreiche Antwort.
Ich werde mich mal umschaun, ob ich passende Eisen finde.
Nochmal vielen Dank,
Gruß Michael
Re: japanische Schnitzeisen/Franz
Verfasst: Do 22. Jun 2006, 00:59
von Ingrid
Hallo Franz,
ich bin Gesellin für Holzbildhauerei (sieh mal unter dem Profil). Was meinst Du, mit "ob ich die Arbeit richtig mache"? Technisch oder optisch? Wobei sich beides zum großen Teil bedingt. Mit sind bei Deiner letzten Arbeit einige Unterschneidungen aufgefallen, die vielleicht nicht optimal sind (möglichst verhindern), aber ich wollte das eigentlich nicht kritisieren, deshalb hab ich auch nichts geschrieben. Im Gegenteil. Es ist beachtlich, wie Du (ich nehme an als Laie) die Schriftrolle umgesetzt hast. Wenn Du möchtest, kann ich Dir auf Deine mail-Adresse einige Gedanken dazu schreiben.
Ich besitze immer noch keine Digikamera, deshalb hab ich mich werder mit Fotos noch mit Hochladen beschäftigt. Es ist nur fraglich, ob mit solchen Fotos nicht eher abgeschreckt wird, als daß Anfänger motiviert werden, zum Schnitzeisen zu greifen. (Mein Gesellenstück war ein Heiliger Georg von Veit Stoß)
Grüße,
Ingrid