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Antike Oberflächenbehandlung
Verfasst: Sa 10. Jun 2006, 14:27
von Barbara
Hallo!
Kennt sich hier jemand mit der Oberflächenbehandlung in der römischen Antike aus?
Wie wurden die Oberflächen behandelt? Mit Öl, Wachs, oder gab es schon Lacke?
Und wie behandelt man (mit Marketerie) verblendete Oberflächen heute?
Ich wäre froh, wenn mir jemand helfen kann, auch Buchtipps wären schon eine große Unterstützung.
Denke schonmal für die Bemühungen,
Barbara
Re: Antike Oberflächenbehandlung
Verfasst: Mo 12. Jun 2006, 08:48
von Michael Formanek
Hallo Barbara,
ich glaube es ist sehr schwer gesicherte Aussagen über die Oberflächenbehandlung der Möbel in der Antike zu geben, werde aber mal schaun, ob ich am Nachmittag näheres in Erfahrung bringen kann. Ich könnte mir eine Behandlung mit Wachs gut vorstellen (die Römer haben sich ja auch mit der Technik der Enkaustik auseinandergesetzt).
Meines Wissens nach, können und werden heute marketierte Objekte in jeder erdenklichen Technik behandeln. Vom einfachen Wachsen oder Ölen über Polituren bis hin zu Kunstharzlacken findet man da alles. Ich glaube nur die Leimlösche ist als Schlussüberzug vernachlässigbar.
Als Quellen könnte man "Intarsien schneiden, Wolf Hönick" bzw. "Intarsien und ihre Techniken, Hans Beblo" nennen. Wenn dich historische Oberflächenbehandlung allgemein interssiert, kann ich dir Texte von Hans Michaelsen empfehlen, da sich dieser ausführlich mit Quellenschriften beschäftigt (hat vor kurzem auch ein Buch über historische Beizen herausgegeben).
Wie gesagt, versuche ich mich Abends noch einmal zu melden (vielleicht kann ich meinem Professor zusätzliche Infos entlocken).
Gruß Michael
ps: Wofür brauchst du die Informationen eigentlich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Infos für die Vollendung eines Objekts benötigt werden, oder irre ich mich? Wäre interessant zu wissen.
Re: Antike Oberflächenbehandlung
Verfasst: Mo 12. Jun 2006, 16:01
von Michael Formanek
Hallo nochmal,
also laut meinem Professor müsste vor allem bei Plinius (Naturalis historia)einiges über die Oberflächenbehandlung bei den Römern stehen. Sie haben im wesentlichen die Techniken der Griechen übernommen. Es dürften unter anderem Leimanstriche üblich gewesen sein, wie sie dann auch ab dem 15.Jahrhundert wieder gebräuchlich waren. Die Römer haben aber auf jeden Fall auch Schellack bereits gekannt.
Es ist aus dieser Zeit leider kaum Mobiliar erhalten, am ehesten noch in Pompeji oder Herculaneum, wobei hier die Oberflächen sicher verloren gegangen sind, sofern nicht die ganzen Möbelstücke verkohlten. Also am erfolgversprechendsten dürfte es sein, in alten Werken über Naturwissenschaft oder Technik zu suchen.
Ich hoffe ein wenig geholfen zu haben.
Gruß Michael
Re: Antike Oberflächenbehandlung
Verfasst: Sa 17. Jun 2006, 15:45
von Barbara Köstner
Erstmal danke, Michael, für deine Bemühungen, ich denke, es wird mir ein wenig weiterhelfen.
Zum einen bin ich prinzipiell an römischem Handwerk interessiert, da ich Provinzialrömische Archäologie in Köln studiere, zum anderen betreibe ich auch Reenactment (1. Jahrhundert - römisch bei der Gruppe "Flavii" und 4./5. Jahrhundert spätantik bei "meinen" "Minervii"). Und da bin ich einfach das sitzen auf Stohballen leid und wollte mich mal an einer Replik eines Hockers aus Herculaneum versuchen. In dem sehr interessanten Buch "Wooden Furniture in Herculaneum" von Stephan Mols habe ich dann auch die Konstruktionszeichnungen gefunden und den endgültigen Beleg, dass es sich um Marketerie handelt und nicht, wie oft fälschlicherweise vermutet, im Intarsien.
Das Buch ist übrigens wirklich sehr empfehlenswert für alle, die sich mit antiken Möbeln und hölzernen Bauteilen beschäftigen.
Nur leider ist, wie du schon vermutet hast, alles gut angekokelt und somit jede Art von Oberflächenbehandlung nicht mehr nachweisbar.
Danke für den Tipp mit Plinius, ich werde dort nochmal nachschaun. Falls es dich interessiert: er hat ein ganzes Kapitel nur über die bei Marketerie verwendeten Hölzer geschrieben (Hist. nat. lib. 16 cap. 84)
Bis demnächst,
Barbara