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In Antwort auf #111687]
Hallo Thomas,
Bernhard hat mich schon angekündigt,ich bin der Flachwinkelfan hier.
Also, Du willst 2 (relativ kurze) Bretter an ihrer Längsseite sauber und fugenlos verleimen,ich gehe mal davon aus, dass diese Leimfuge wirklich perfekt sein soll. Hölzer sind Fichte (rel. weich) oder Ahorn (unter Umständen sehr hart).
Meine erste Frage: Warum willst Du das mit einer Stoßlade machen? Die ist normalerweise für das Bestoßen (also hirnholzzseitig) gedacht. Sie sorgt einerseits für die Rechtwinkligkeit zwischen Auflagefläche des Brettes und gehobelter Kante (das brauchst Du auch), andererseits für den rechten oder einen sonstigen einzuhaltenden Winkel zwischen Längskante und Hirnholzkante (das brauchst Du nicht).
Um nur eine Brettseite gerade und winklig zur Fläche zu machen, kann man das Brett mit einer Zwischenlage (weil das Hobeleisen schmaler als das Hobel ist) auf eine ebene Fläche spannen, das kann beispielsweise die Fläche einer Hobelbank sein oder ein gerades Stück Multiplex. Der Hobel wird auf die Seite gelegt (wie bei der Stoßlade auch) und die Kante behobelt. Vorteil gegenüber einer Stoßlade: Der Hobel führt sich durch seine eigene Sohle, nicht durch die Kante der Stoßlade. So kann man sicher besser arbeiten, wahrscheinlich auch genauer.
Eigentlich braucht man für diesen Arbeitsgang gar keine Führung für den Hobel, eine Leimfläche an einer Brettseite kann man in jeder geforderten Genauigkeit auch freihändig hobeln, wenn das Brett eine gerade und unverwundene Bezugsfläche hat (die man ja für den Leimvorgang selbst auch haben sollte).
Wenn Du aber geführt hobeln willst, dann muss der Hobel zwischen Sohle und Seitenfläche einen exakten rechten Winkel haben. Bei alten Stanleys habe ich diesen rechten Winkel in der Regel nicht gefunden, und ich vermute, die ähnlich gefertigten Anants sind da nicht anders. Moderner gefertigte Hobel (Lie- Nielsen, Veritas, hoffentlich auch Clifton) sollten exakt rechtwinklig sein, ggf. kann man sich das ja auch vor dem Kauf zusichern lassen.
Zur eigentlichen Eignung der Hobeltypen: Ich bin mal auf Flachwinkel umgestiegen, weil ich sehr hartes Ahornholz mit meinen alten Stanleys (trotz dickerem Eisen) nicht ratterfrei bearbeiten konnte. Auch aus diesem Grunde sollte also ein (ihnen entsprechender) Anant nicht erste Wahl sein.
Generell ist ein mittellanger Hobel sicher eine gute Wahl, wenn Du noch keinen anderen hast. Das wäre also bei hohem Qualitätsanspruch ein 5er Lie- Nielsen oder Clifton oder der Low- Angle- Jack von Veritas.
Ich würde Dir den Veritas empfehlen. Die Flachwinkelbauart macht den umständlichen Spanbrecher grundsätzlich überflüssig, und gegenüber einem Lie- Nielsen ist er sehr viel preisgünstiger (ohne aber ein schlechteres Ergebnis zu liefern). Gegenüber dem preisähnlichen Clifton hat er den Vorteil der Unzerbrechlichkeit (der Clifton ist aus einfachem Grauguss) und ist nicht so massig schwer.
Trotzdem solltest Du auch mal überlegen, ob Du die Leimfugen an den Brettern (wenn ich halbe Geigendecken so bezeichnen darf) nicht freihändig in Form bringst, es ist wirklich nicht sonderlich schwierig und weil die Teile kurz sind geht das auch gut mit den hier besprochenen Hobeln, Du brauchst also nicht unbedingt eine Raubank.
Friedrich