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Konstruktion eines Handhobels

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 08:34
von Georg

Ich muß hier einmal eine, vielleicht blöde, Frage an die Hobelspezialisten richten. Ein gängiger Handhobel hat ja eine durchgehende plane Sohle, aus der das Hobeleisen herausragt. Konstruktionsbedingt kann also niemals die ganze Hobelsohle auf dem Werkstück aufliegen, da ja vom Eisen ein Span, wenn auch von geringer Dicke abgehoben wird. Also müßte theoretisch immer ein leichte Wölbung entstehen, da der Hobel ja nur entweder vorne oder hinten aufliegt.
Ganz anders bei einem elektrischen Handhobel. Dort ist ja der Messerflugkreis auf Höhe der hinteren Hobelsohlenhälfte und mit der vorderen Hälfte wird durch höher- oder tieferstellen die Dicke des abgenommenen Materials eingestellt. Somit liegt die gesamte Hobelsohle sowohl vor als auch nach der Spanabnahme plan auf dem Werkstück auf, was eine absolut plane Fläche ergeben müsste.
Wäre es möglich einen Handhobel so zu konstruieren, daß die Hobelsohle vor dem Eisen verstellt werden kann um die Spandicke zu variieren. Oder gibt es bereits Handhobel dieser Konstruktion?
Ich würde gerne mal die Meinung der Hobelexperten zu diesem Thema hören, bzw. was für oder gegen eine solche Konstruktion spricht. Falls es schon Hobel dieser Bauart gibt oder gab würden mich die Hersteller und auch Bilder dieser Konstruktionen interessieren.




Re: Konstruktion eines Handhobels

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 10:51
von Friedrich Kollenrott

Hallo Georg,

das ist nun wirklich keine blöde Frage, das vorweg.

Es ist ohne Zweifel so, dass ein Handhobel mit planer Sohle eigentlich gar keine richtig plane Fläche erzeugen kann. Er kann es nur deshalb, weil beim Abrichten nur ein ganz dünner Span abgenommen wird (wenns genau werden soll: wenige Hundertstel mm), der prinzipielle Fehler durch das Hervorstehen des Eisens gegenüber einer planen Sohle wird damit sehr, sehr klein. Ganz sicher ist er kleiner als das, was ein ungeschickter Hobler an Fehlern hinzufügt, und ein geschickter Hobler gleicht den prinzipiellen Fehler des Werkzeuges unbewusst aus.

Beim Maschinenhobel hat man den Höhenversatz zwischen vorderer und hinterer Sohle. Ohne das würde es hier nicht funktionieren, weil der Maschinenhobel ja auch einen viel dickeren Span abnimmt.

Das Konstruktionsprinzip mit der versetzten Sohle auf einen Handhobel zu übertragen, stößt auf erhebliche Schwierigkeiten.

Erstens setzt es voraus, das das Eisen so breit ist wie die Sohle. Die gängigen Bankhobel sind aber breiter, hätten also rechts und links vom Eisen eine Stufe aber keine Schneide. Aber immerhin, bei Simshobeln beispielsweise wäre es möglich.

Zweitens wäre die geforderte mechanische Genauigkeit sehr, sehr hoch. Wenn das bei einem Span von wenigen Hundertstel Millimetern noch sauber funktionieren soll, dann müsste die (planparallele) Verstellung der Hobelsohle im Bereich von etwa einem Hundertstel toleriert sein- sowas übersteigt die Möglichkeiten bei einem einfachen Handwerkzeug, oder es würde zu schwer und zu teuer.

Aber das Wichtigste ist, glaube ich: Bei den dünnen Spänen an einem Handhobel ist es einfach nicht erforderlich.

Friedrich